Die Fensterputzerhypothese

Ich denke die Positionierung von jemandem ist sicher wichtig. Aber wenn das Gesehene/Gehörte/Wahrgenommene nicht interpretiert werden kann oder gar von Interesse ist nützt dir deine vorteilhafte Position wenig. Unsere Persönlichkeit macht uns erst neugierig auf Dinge die sich nicht in unserem direkten Wirkungskreis (in deinem Fall das Fensterputzen) abspielen. Warum sollte er sich dafür interessieren was da unten abgeht wenn es für ihn persönlich nicht wichtig ist. Er könnte einfach seine Kopfhörer aufsetzen und seine seine Fenster putzen. Erst seine Neugierde und interpretationsfähigkeit macht seine bessere Position hilfreich.
Aber ja, die Leute dort unten können sich für den Verkehr interessieren so viel sie wollen. Aber er geht im allgemeinen Chaos um sie herum unter bzw. sie könne nicht sehen was 2 Straßen weiter passiert.
Optimal ist eben beides zu haben….die Position und das Interesse etwas zu tun was nicht unbedingt notwendig ist (und das hat sehr viel mit der Persönlichkeit zu tun).
Und wenn du nicht die Position hast, dich aber dafür interessierst, dann such dir deine besseres Position (in deinem Beispiel auf dem Dach) und verschaff dir deinen Übeblick … aber das ist wiederum ein Teil deiner Persönlichkeit das zu tun 😆

Um bei Deinem Fensterputzerbild zu bleiben.
Auch er hat nicht den besten Ueberblick, sondern nur seinen Ausschnitt von der Welt.
Von da oben kann er nicht sehen, dass sich am Boden gerade Mäuse sein Sicherheitsseil anknabbern, und er wahrscheinlich bald abstuerzen wird.
Ausserdem ist die Realität immer nur eine Interpraetation der Persoenlichkeit. Und diese faellt mit unterschiedlichen Erfahrungen und Wissen ganz anders aus.
Da die Position immer eine Interpretation der Persönlichkeit ist, würde ich sagen, die Position ist zweitrangig.

Es hängt von der eigenen Person / Persönlichkeit ab, ob jemand in der Lage ist, von seiner typischen Position abzurücken und sich in eine andere Position zu versetzen, den eigenen Blickwinkel zu ändern.

Leider sind sehr viele Menschen dazu nicht in der Lage oder (vermutlich eher) zu bequem, das zu tun.

Sie sehen von dem Platz, auf den sie gesetzt wurden, in die Richtung, die ihnen gewiesen wird und haben so ihre "Weltanschauung". Darüber bilden sie sich dann ihre Meinung (wohl eher eine "Seinung") - und da sich diese mit dem Wahrgenommenen immer wieder deckt (da sich Position und Blickwinkel nicht ändern), festigt sich diese immer mehr. Ähnlich ist es mit dem Blickwinkel (streng fokussiert oder sehr weit gefasst, um auch Randbedingungen mit zu erfassen).

Kurz:
Es hängt sicherlich von der Position, dem Standpunkt ab, was man wahrnehmen kann. Viel wichtiger aber ist die (geistige) Flexibilität, seinen Standpunkt und auch seinen Blickwinkel ändern zu können.
Und dann natürlich die Möglichkeit, die Wahrnehmungen auch verarbeiten zu können - aber das entwickelt sich in dem Umfang, wie man es auch bewusst macht.

Position ersetzt niemals kognitive Fähigkeiten. Stellˋ dir nur vor, der Fensterputzer steht auf seiner Leiter im reißenden Fluss. Da nützt ihm die Position nur bedingt, wenn er nicht weiß, wie er am klügsten in der Situation agiert.

Helikoptereltern sind auch nicht immer das Beste fürs Kind.

Was für ein Euphemismus

Ist doch Sonntag....