Mal unsere zwei Cent zum Thema:
Blind Date klingt nach einem tollen Event. Es gibt ja auch blind Dinner, bei dem viele sagen, das Geschmackserlebnis wäre ein völlig anderes, als bei einem normalen Restaurantbesuch.
Also wären wir - neugierig, wie wir sind auch so einem Erlebnis gegenüber erst einmal nicht abgeneigt. Auch wenn wir so grundsätzlich sagen: Wir lieben es, uns gegenseitig beim Sex zu sehen. Vielleicht ist auch das Hören und Fühlen ein Genuss? So etwas muss man ausprobieren.
Allerdings habe ich da trotzdem einige Überlegungen und Bedenken:
Ich selbst habe noch Fotograf in der analogen Ära gelernt und in meinem Leben schon sehr viele Tage in absolut dunklen Räumen gearbeitet, sodass ich sagen kann: Ich bin in der Lage mich einigermaßen sicher im Dunklen zu bewegen. Können andere das auch? Oder muss ich damit rechnen, im Dunkeln einen Ellenbogen ins Gesicht zu bekommen? Vermutlich ein Luxusproblem
Der nächste Punkt ist die Augenbinde: Wenn ich nichts sehe, heißt das auch, dass andere nichts sehen? Eine Augenbinde kann schnell verrutschen und plötzlich habe ich das Gefühl: Ich selbst bin im Dunkeln, aber vielleicht kann mein Gegenüber nicht sehen? Und schon ist es für mich vorbei mit dem entspannten Fühlen. Das Schlimme: es ist nur ein Gefühl und kann somit schwer entkräftet werden.
Lösung: Gar keine Augenbinden, sondern den Raum komplett abdunkeln. Schon ist diese Unsicherheit weg. Niemand kann sich mehr beobachtet fühlen, denn nun haben alle die gleiche Menge Licht zur Verfügung: keines. Gleich viel entspannter.
Zum Thema Gästeliste: Wir würden bei keiner Veranstaltung erscheinen, auf der man die Gästeliste nicht einsehen kann. Unsere Erfahrung mit Profilen: Wenn ein Wert nicht ausgefüllt ist, darf man getrost das Schlimmste annehmen. Besonders beim Gewicht. Wenn nun eine komplett anonyme Anmeldung erfolgt, fühlen sich eventuell nicht unbedingt diejenigen angesprochen, die viel Arbeit und Disziplin in ihr Asussehen gesteckt haben.
Im Club haben solche Abende mit versteckter Gästeliste ein wenig den Flair eines Seniorentanzabend in der Geisterbahn versprüht.
Bei einer privaten Party kommt jetzt natürlich noch der Gastgeber als Filter dazu, der die Gäste vor der Zulassung noch mal kontrolliert. Das bedeutet aber immer noch, dass unser Geschmack mit dem des Gastgebers übereinstimmen müsste. Was, aber wenn die Party dann übervoll ist mit Gästen von unserer Igno_liste (die gar nicht so lang ist) und solchen, die unsere No-Gos als unbedingtes Muss voraussetzen?
Wir würden wir das machen?
(Abgesehen davon, dass unsere Räume für so ein Konzept denkbar ungeeignet sind).
Der Partyraum ist nur mit künstlichem Licht beleuchtet, dass über Smart Home kontrolliert wird. Im Verlauf einer Stunde dimmen alle Lampen von angenehm kuschlig auf null herunter. Sobald die letzte Lampe erlischt, ist das dann der Startschuss für einen Abend im Dunklen.