Tal werte Herrschaften und Tal in die Gemeinde.
Ich lese nun schon eine Weile mit und möchte nun endlich auch etwas zu schreiben.
Ich bedanke mich sehr herzlich für die freundliche Aufnahme in die Runde und werde mich bemühen, hier etwas hoffentlich sinnvolles oder zumindest unterhaltsames beizutragen und mich und mein Denken zum Thema zuerst einmal hier ein wenig vorzustellen.
Schon vor vielen Jahren wurde die Basis für mein Interesse an Gor gelegt, als ich einen der Sklavinenromane las. Schon vorher hatten mich die Geschichte der O oder L'immage von Jan de Berg welche ich in den Büchern meines Vaters entdeckte fasziniert. Auch -Blanche epiphanie- Comix auf französisch oder Gwendoline hatten schon vorher mein Herz etwas höher schlagen lassen. Damals fühlte ich mich sehr schuldig, dass ich so etwas las und es verunsicherte mich extrem, wie sehr es mich in seinen Bann zog. Als ich später dann meinen ersten Gor Roman in der gekürzten Ausgabe von Heine las, wusste ich, dass ich davon mehr erfahren musste. So war ich sehr glücklich, als mir jemand einige englische ungekürzte Ausgaben schenkte.
Diese vielen dann nach dem Lesen der Angst vor Entdeckung zum Opfer und wurden leider entsorgt…
So wie ich die Bücher entsorgte, versuchte ich auch diesen Teil meiner Persönlichkeit, welchen ich in den Büchern entdeckt hatte lange zu verdrängen, zu negieren zu vergessen.
Aber… wie es mit verdrängten wünschen, Prägungen oder gar Identitäten so ist- sie bleiben bestehen und melden sich irgend wann sehr stark zurück.
Ich brauchte lange - viel zu lange mich all dem zu stellen.
Dies hing natürlich in meinem Falle auch damit zusammen, dass ich mich nicht nur zu meiner Devotheit bekennen musste, sondern überhaupt meine wahre Identität zulassen musste. Auch meine Transidentität (hierzu und zu meiner Person mehr in meinem Profil) habe ich viel zu lange verdrängt, da es mir so, wie ich es von meinem Umfeld gelernt hatte, als eine falsche ja kranke Absonderlichkeit erschien was da in mir schlummerte und immer stärker an die Oberfläche drängte.
So wie viele mit ihrer Selbsterkenntnis devot zu sein und dies zulassen zu können lange hadern, hatte ich diesen Kampf gleich auf mehreren Ebenen mit mir und meinen Prägungen und meinem Umfeld auszufechten…
Im Grunde ist dies im übertragenen Sinne genau das, was Norman in den Romanen wie Sklavin auf Gor oder der Tänzerin beschreibt. Der Lange Kampf um die wahre Identität. Der Kampf sich wirklich als weiblich, und als Devot oder schwach oder weich… zu bekennen.
Nur das dies in meinem speziellen Fall natürlich noch eine größere Tragweite hatte.
Genau das war es natürlich, was diese Texte für mich im doppelten Sinne so faszinierend machte. Mir ist sehr bewusst, dass das was ich hier beschreibe für Menschen die es nicht erlebt haben sehr schwer nachvollziehbar ist. Aber vielleicht ist es gerade deshalb wichtig, das es jemand der es erlebte einmal aufschreibt.
Soweit also zu meinem speziellen Erleben-
Mir ist klar dass nicht jeder etwas damit anfangen kann und ich möchte mich damit auch nicht aufdrängen. Es gehört jedoch aus meiner Sicht zu einer offenen und ehrlichen Vorstellung meinerseits in dieser Runde dazu.
Nachdem ich nun schon manches weitere zum Thema gelesen habe- auch wenn es nicht wirklich immer im literarischen Sinne gute Bücher waren und sogar in Second life manches ausprobierte und auch schon einige Bekanntschaften und Erfahrungen im BDSM Bereich gemacht habe, möchte ich nun versuchen, auch real ein wenig Gor oder ähnliches zu erleben.
Was ich über Gor auf der Erde denke:
Was in den Romanen in einer nicht nur räumlich fernen Welt geschieht, ist wie vieeele Diskussionen oder auch Streitereien zeigen, im hier und jetzt nicht ganz leicht umzusetzen. Vor allem dann, wenn dogmatisch an die Sache herangegangen wird. Daher denke ich, dass vielleicht jeder Einzelne, jedes Paar oder jede Gruppe ihren eigenen Weg finden muss und das ist vielleicht auch gut so.
Ebenfalls auf eine weise fasziniert haben mich die Romane eines „zufällig?“ ähnlich heißenden Autors namens Jack Norman. Hier wird in „The Gorean club“ und weiteren Texten eine Adaption der goreanischen Prinzipien in einem Club in London beschrieben.
Vielleicht ist vieles in diesen Texten nicht ganz neu entwickelt😉… und eher der Schmuddelecke der Literatur zuzuordnen…. Aber oh schreck… auch das habe ich irgendwie fasziniert gelesen. Gerade weil es eben einmal hier auf diesem Planeten spielt und eine kleine geschlossene Gesellschaft zeigt, die freiwillige Sklaverei im Sinne von Gor lebt. Hier werden auch die Grenzen von Konsens und Zwang berührt und gerade auch die Ausbildung der Sklavinnen und prägende Rituale zur Festigung des Statuses der Sklavinnen trainiert und gelebt.
Mein Interesse an diesem Thema gilt immer auch dieser Ambivalenz zwischen Stolz und Demut und Macht und Ohnmacht und dem sich Fallen lassen dürfen und dem Aufgefangen werden. Ich glaube, dass man beides in sich tragen kann. Und Ich glaube anders als es manche aus den Büchern ableiten, das Frauen auch sehr stark und stolz durchs leben gehen können.
Auch glaube ich, dass es durchaus möglich ist, einerseits gegenüber denen die dies ebenfalls leben eine Sklavin zu sein und andererseits gegenüber der „normalen Gesellschaft“ unerkannt eine emanzipierte Frau zu sein.
Dies ist vielleicht DER wichtigste Unterschied zu den Gor Romanen, der zum Leben auf der Erde besteht und welcher sicher einige Herausforderungen für beide Seiten bereit hält.
Nun.. jetzt habe ich einen deutlich längeren Sermon abgesondert als ich es eigentlich vor hatte. Aber zumindest kann man so vielleicht erahnen, warum ich sehr froh bin hier aufgenommen worden zu sein und mitlesen und denken zu dürfen.
Viele Grüße
und sichere Wege
Tina