Die Frage ist doch: Entscheidet man sich für BDSM oder stellt man fest, dass das, was man tut, BDSM ist?
Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Das Akronym BDSM wurde kreiert, um etwas greifbarer zu machen, was viele tun, aber lange tabuisiert wurde. Also einfach ein Name dafür, was von der vermeintlichen Norm abweicht. Dies beinhaltet nicht nur B/D, D/s und SM, sondern auch Fetisch und allgemein einfach den Kink, den man nun mal hat. Es ist ein recht unspezifisches Gefäss, das unter anderem durch die Pornoindustrie übers Internet bekannt wurde.
Aus dieser Betrachtung heraus kann man natürlich sagen: Man macht automatisch BDSM, wenn es sich um eine sexuelle Vorliebe handelt, die von der Norm abweicht.
Nun gibt es aber zwei Probleme dabei. Einerseits kommt mit einer Begriffsbildung und dem Etablieren der damit beschriebenen Sache auch immer eine gewisse neue Norm rein. Es bilden sich Regeln und Konventionen. Aus dem ursprünglich beschreibenden Charakter des Begriffs wird plötzlich eine Anleitung, für manche sogar ein Wertesystem.
Plötzlich wird unklar, ob BDSM nun eine sexuelle Komponente braucht, oder nicht. Auch gibt es verschiedene Meinungen darüber, was zu BDSM gehört und was nicht. Es bilden sich also neue Gruppierungen, die sich abgrenzen und manchmal gerne auch von BDSM distanzieren. Halt das, was mit allen Subkulturen passiert, wenn etwas hypet und zum Lifestyle wird.
Unterwerfung hingegen ist viel spezifischer und bietet viel weniger Interpretierungsspielraum. Es ist ein wissenschaftlich sehr breit beachtetes und gut untersuchtes Verhalten. Und dies speziesübergreifend - also nicht nur beim Menschen, sondern bei allen Tieren.
Es erscheint logisch, dass sich daher manche mit Unterwerfung identifizieren können, von BDSM als Lifestyle, Wertesystem, Anleitung, Regelwerk, usw. aber nichts wissen wollen.
Natürlich kann es sein, dass Unterwerfung aus deiner Definition von BDSM heraus immer automatisch dazu gehört. Aber solange dieser Begriff nicht klar definiert wird, bleibt das nur deine Meinung dazu.
Wobei mir vor allem breit abgestützte Abgrenzungen hier als sinnvoll erscheinen. Die einzige weitgehend unumstrittene Abgrenzung dabei ist die Einvernehmlichkeit als Voraussetzung. Es ist sicher keine hinreichende Bedingung, belegt aber bereits, dass Unterwerfung eben nicht automatisch zu BDSM gehört. Denn Unterdrückung gehört sicher nicht dazu, auch wenn daraus auch Unterwerfung resultieren kann.
Davon abgesehen ist der Begriff BDSM klar aus einem sexuellen Kontext heraus entstanden. Natürlich kann man sagen, dass dies heute keine notwendige Bedingung mehr für BDSM ist. Aber eben: Das steht nirgendwo festgeschrieben. Es ist also legitim zu sagen, dass die persönliche Handhabung von Dominanz und Unterwerfung nichts mit BDSM zu tun hat.