Ich bin gleich wieder da ..
.. so in etwa klang es, als ich mich am Freitag Mittag bei den Kollegen mit wehenden Fahnen verabschiedete. Ich muss hier einfach mal raus. Die Hitze, die Stadt, alles nervt! Donnerstag Abend schon mal gepackt, damit es auch schnell los gehen kann. 'Aber wohin?' Ins Riesengebirge wolltest du doch schon immer mal und die B96 soll ja die "Route 66" des Ostens sein. Gesagt, getan. Um 16 Uhr komme ich dann tatsächlich los.
'Mmmh'. Die Idee am Freitag Nachmittag aus Berlin raus zu wollen hatten offensichtlich noch andere. In Zossen geht erstmal nix mehr. 'Doch Autobahn? Ne da ist auch nicht besser.' Also brav weiter immer gerade aus durch Brandenburger Kiefernwälder. Irgendwie geht das hier so gar nicht vorwärts. Das Tagesziel Zittau muss ich wohl ändern. Also mal bei einem der Tagebauseen bei Senftenberg einen Campingplatz angesteuert. Ist ganz lauschig hier mit der Marina und den Baumhäusern. Allerdings sind mir 20,- für Minizelt, Person und Motorrad dann doch zu teuer. Also weiterfahren.
Na toll! Ausgerechnet jetzt eine Vollsperrung kurz vor Bautzen und so langsam naht die Dunkelheit, obwohl es doch noch gar nicht so spät ist. Wird wohl doch Herbst. Besser ist ich suche mir mal was zum pennen. Zur Feier des Tages darf es nun auch ein Bett sein. Bei einem Dorfkrug irgendwo in der Niederlausitz, betrieben von einer sorbischen Familie, bin ich dann fündig geworden. Nach Wittichenauer Bier vom Fass und Schwätzchen mit dem Wirt ging es dann früh ins Bett.
So! Neuer Tag, neues Glück. Zack zack um 7 Uhr zum Frühstück und um 8 Uhr ab vom Hof. Heute gibts Kurven In Bautzen gabs einen kurzen Zwischenstop. Diese mittelalterliche Kulisse im Spreetal hatte ich nicht erwartet. Nach Fotosession entschied ich, das gelbe Elend nicht zu besichtigen und dafür lieber einen Schlenker durch das Zittauer Gebirge zu machen.
Da ich diese Gegend mal so gar nicht kenne und ich auch gar nichts geplant habe, fahre ich die Straßen mit den meisten Schlenkern mit grober Peilung Ost. Auf kleinsten Straßen fahre ich frei Schnauze Kurve um Kurve im Gebiet Liberec-Jablonec-Tanvald. Na gut, könntest mal langsam tanken. Aber was ist das, Tanke gesperrt. Na gut, dann zur nächsten. Eigentlich wollte ich die Str10 gar nicht fahren, doch nachdem mich der Dritte Tiefflieger überholt hat, entschied ich mich doch dafür. Schönes Stück Asphalt . Die nächste Tanke war auch wieder geschlosssen, "tecnical problems". So langsam wirds knapp und der Kanister ist noch leer. Puh die nächste Tanke ist in einem Kilometer.
Und nun? Ich peile Harrachov an. Eine kleine Showrunde mit der Krachtüte durchs Skiörtchen muss schon drin sein. Hübsch dort, die Schanzen uns so. Aber der Campingplatz sah von der Straße nicht so dolle aus. Na gut, dann eben nach Spindlers Mühle. Aber nicht ohne Schlenker nach Horny Misecky und die anderen kleinen Straßen drunherum. Also hierher komme ich definitiv nochmal. Was fürn geiles Revier.
Auch der schönste Tag neigt sich dem Ende. Noch vor dem dunkel werden erreiche ich den Campingplatz in Spindlers Mühle und checke ein.
Dieses frühe dunkel werden hat auch einen Vorteil, man ist auch früh im Schlafsack und ebenso früh wieder auf den Beinen. Um 8 Uhr hatte ich bereits gefrühstückt, Zelt abgebaut und alles aufgerödelt. 'Ok, also weiter ostwärts. Heute ist Sonntag und Dienstag früh musst Du wieder zum schaffen. Also nicht den Umkehrpunkt verpassen und nach Wroclaw wolltest du ja auch noch.' Es ging dann weiter in die Gebiete um Trutnov, Nachod, Rychnov. Mal auf tschechischer oder polnischer Seite. Der Pass "Stare Mesto" war dann mein Umkehrpunkt. Und er war dessen würdig.
Am Fuss des Berges wunderte ich mich, weshalb eine Sperrung und ein Zieleinlauf war. Man winkte mich durch und ließ mich bergauf fahren. Auf dem Gipfel kam dann die Erleuchtung. Dort standen Skateborder mit Schutzkleidung und warteten auf das Startsignal. Ich hielt an um das Spaktakel zu sehen. Ein Betreuer sagte, dass bis zu 50 km/h gefahren würden. Ich dachte nur 'was für Freaks'.
Ok. Den Berg Richtung Polen runter. Unten in einer Rechtskurve schitten mich dann 2 BMW GS mit Seitenkoffern. Zum Glück gelang es mir einer Kollision auszuweichen. Puh, war knapp. Na gut. Kurven sind jetzt vorbei. Weiter Richtung Wroclaw. Man ey zieht sich das. Auf der Str8 sind irgendwie alle Polen unterwegs. Habt ihr kein zu Hause oder kommt ihr alle aus der Kirche?
Nach schier endlosem Kolonne fahren habe ich endlich Wroclaw oder Breslau erreicht. Zu meiner Verwunderung musste ich jedoch feststellen, das der avisierte Campingplatz nicht existiert, es dunkel wird und ein Gewitter aufzieht. Ok Navi wo ist der nächste Campingplatz? 30km nördlich? Schaffe ich noch. Zack Schnellstraße und finsterste Landstraße, dann war ich da. Zumindest in dem richtigen Ort. Nur da war auch kein Campingplatz. Da habe ich einfach mal so ne Horde Jugendliche auf Englisch angequatsch, ob diese wüssten wo hier der Campingplatz sei. Einer der Poser fuhr dann mit seinem verpoilerten Subaru Impreza , und ich hinterher, mit mir lautstark durchs Wohngebiet. Zum stehen kamen wir bei einem Rasen mit Zaun und Telefonnummer. 'Dieses sei der Campingplatz'. Na toll. kommt davon wenn man bis in die Dunkelheit fährt. Der Druck einen Schlafplatz zu finden stieg merklich.
Na gut Navi, eine Chance kriegst du noch. Zeige Pensionen. Aber was soll ich sagen, auch da war nix. Also wieder Leute fragen. Einer fuhr dann voran zu einer Pizzeria mit Pokoje. Es war bereits 21:45 Uhr. Tatsächlich gab es noch ein Zimmer/Bett in einem designtechnisch nobel durchgestylten Haus. Schnell noch zwei Bier geordert, denn um 22 Uhr Schloss das Restaurant. Puh, das ist ja gerade nochmal gut gegangen.
Neuer Morgen. Tolles Frühstück ab 7:00 Uhr. In der Nacht gab es Gewitter. Draußen ist Regen. Bäh!!! Jetzt schnell nach Wroclaw rein, um die Kofferschmiede zu finden, wegen der ich überhaupt hier bin und dann ab nach Hause....
Noch eine spontane Tasse Kaffe bei einem Freund, dann gegen 18 Uhr wieder zu Hause.
Abrödeln, Wäsche waschen, Abendbrot, Bier....
.. und diese Zeilen für Euch schreiben
P.S. Morgen werden die Vorräte wieder aufgefüllt, damit es bald wieder losgehen kann.