@**rD
Meine ehrliche Entschuldigung an dich für die Umstände. Du weißt, das einfach die andere Wange hin halten liegt mir gar nicht, auch wenn's manchmal die vernünftigere Lösung wäre.
Darum muss ich auch noch mal an LoneRider64 sagen:
Am Fahren nicht ausschließlich daran Spaß zu haben, was andere gerne hätten, ist kein Grund damit aufzuhören. Und natürlich ist das Video in dem Kontext als Hohn gedacht. Es ist aber das was dran steht, ein großes Dankeschön an den Hersteller des verbauten Tempomat.
Honda kann Tempomat, hat ihn mir aber nicht verkauft. Und Honda kann, das haben sie gezeigt, ein Motorrad ohne Fahrer um Ecken fahren lassen. Aber auch das wollen sie mir (noch) nicht verkaufen, zumindest nicht zu einem Preis, den ich mir leisten kann.
An der Stelle bin auch ich wieder zurück beim Thema, denn:
Welche Fahrlinie würde ich dem Motorrad einprogrammieren?
Ideallinie wäre: Außen-Innen-Außen
Kampflinie wäre: Innen-Innen-Außen
Straßenlinie wie im Video gezeigt wäre: Außen-Außen-Außen
Sicherheitslinie/Hinterschneiden wäre: Außen-Außen-Innen
Mit allen Linien würde ich ankommen, denn Grundbedingung ist ja: Nicht den Verkehrsraum anderer Fahrzeuge einnehmen. Wenn da nix ist, kann ich Zick-Zack-Fahren und komme sicher an, unabhängig davon, ob das ein Fahrlehrer hübsch findet.
• Die Kampflinie wäre was für das von hadi_stdf gewünschte Duell und scheidet für den öffentlichen Straßenverkehr aus. Das von mir programmierte Motorrad würde sie aber trotzdem beherrschen, aus dem simplen Grund, dass vor der Kurve ein Hindernis auftauchen kann, so dass ich sie innen anfahren MUSS. Auch wenn ich tief in die Kurve hinein bremsen muss, aus welchem Grund auch immer, sei es weil ich mich schlicht verschätzt habe oder weil ich plötzlich anhalten muss, ist die Kampflinie die Linie der Wahl. So lange wie irgend möglich aufrecht bleiben um voll verzögern zu können. Im Extremfall kommt man dann zwar nicht mehr um die Ecke, bleibt aber vor der Mittellinie stehen.
• Straßenlinie würde ich als Konstrukteur dem Motorrad wahrscheinlich als erstes und als Standard-Linie einprogrammieren, weil sie technisch am einfachsten zu realisieren ist. Einfach immer einen konstanten Abstand zur Begrenzungslinie halten.
• Ideallinie hat bei gleicher Geschwindigkeit den Vorteil, die Kurve zu verlängern/erweitern und dabei die Schräglage zu verringern. Längere Kurvenfahrt, größere Sicherheitsreserve.
• Hinterschneiden hat den Vorteil, tiefer in die Kurve rein zu bremsen und dadurch langsamer durch den Scheitel zu fahren als auf der Ideallinie. Die Kurve wird dadurch sehr spitz und weniger harmonisch, man ist aber bis zum letzten Moment weit außen mit gutem Blick, mehr als wenn man der Straßenlinie folgt und hat im Fall der Fälle einen kürzeren Bremsweg. Außerdem ist Beschleunigen einfacher als Bremsen. Während man auf der Ideallinie schon ziemlich gut wissen muss, mit welcher Geschwindigkeit man anfährt, kann man grade als weniger skilliger Fahrer oder mit starken Maschinen viel dessen wieder rausholen, was man durch die Kurventechnik an Zeit liegen lässt. Da das Beschleunigen am Kurvenausgang aus niedrigeren Geschwindigkeiten heraus passiert, hat man auch mehr davon.
Zur Verdeutlichung der Sicherheitslinie ein Google-Bild:
http://members.aon.at/varaha … otos/Bilder/Kurvenfahren.jpg
Persönlich würde ich dem autonomen Motorrad ja gern einen Schalter geben, mit dem man wählen kann, dass es statt Straßenlinie auch die Ideallinie oder die Sicherheitslinie bevorzugt, aber das ist den Bedienern leider nicht immer zuzutrauen. In Kehren würde ich automatisch die Sicherheitslinie wählen lassen. Darum mag ich Kehren auch nicht sonderlich. Es ist eine ohnehin sehr unharmonische Kurvenform und auf der Sicherheitslinie verstärkt man das noch.
Der unbestrittene Vorteil aber, wenn wir dann die vollautonomen Motorräder haben:
So wie man sich heute so ein Video ansieht um es mit der eigenen Fahrweise abzugleichen und drüber nachzudenken, ob man etwas ändern will, so kann man dann den Autopiloten einschalten und direkt auf der Straße sehen, wie es sich anfühlt auf der einprogrammierten Linie zu fahren. Man kann sich dran gewöhnen, man kann es er"fahren", das Bewusstsein darauf einstellen und es dann der Maschine nachmachen.
Das beste daran: Wenn es dann so weit ist, und es wird kommen, so viel ist klar, dann kann man sich drauf verlassen, dass es von Leuten mit Ahnung programmiert wurde. Man muss nicht mehr hoffen, nicht den aller schlechtesten Fahrlehrer der Welt erwischt zu haben, man muss sich keine Youtube-Videos von iwem mehr ansehen und hoffen, dass die schon wissen, wovon sie reden, und man muss sich nicht mehr auf das Geschreibsel von iwelchen Foren-Vögeln wie mir verlassen.
Ich für meinen Teil rede gern über solche Themen. Theoretisches Vorwissen ist die Grundlage um sich überhaupt in die Lage zu versetzen, praktisch zu fahren. Welche Linie einem dann am besten gefällt, so dass man sie sich erwählt, das ist jedem selbst überlassen. Legal sind sie alle. Wie gesagt, das ist eines der Dinge, die mir am Motorrad so großen Spaß machen. Wo ich mit dem Auto ziemlich eng an die Straßenlinie gebunden wäre, habe ich mit dem Motorrad die Wahl.
Und das, Wahlfreiheit, das ist für mich die größte Freude im Leben. Beim Motorradfahren und auch überall anders.