Unterschiedliche "Szenen"
Nahmdt !Was ich zu der Ausgangsfrage und ihrer Beantwortung vielleicht beitragen kann, umfasst die Problematik sicherlich nicht vollständig - es ist nur ein Teilaspekt, den ich aber für nicht unwichtig halte:
Bisexuelle Männer haben wohl sehr häufig die schwule "Szene" kennengelernt, und sind promiskuitiv. An den Baggerseen, auf den Parkplätzen, in Saunen, Kinos und sonstigen Treffpunkten dieser Szene geht es sehr schnell zur Sache. Mann wird sich mit dem oder den anderen Männern in minutenschnelle einig, es miteinander zu probieren, oder auch nicht, und fängt dann einfach an. Wenn mann merkt, daß es mit dem oder den anderen nicht harmoniert, nicht klappt, dann bricht man ab, ohne daß einem deswegen ein Zacken aus der Krone bricht, oder gar seelische Verletzungen entstehen. Zusammen Sex haben ist in dieser promiskuitiven Szene nicht intimer, als zusammen ein Bier an irgendeiner Theke zu trinken, oder bei Aldi hintereinander an der Kasse zu stehen.
Die heterosexuelle Swingerszene ist da völlig anders dominiert. Es gibt natürlich auch Frauen und Paare, die in dieser Art und Weise promiskuitiv aktiv sind - aber meiner Erfahrung nach ist es eher die Minderheit. Die Erwartungshaltung ist eine andere, die Phase des Beschnupperns und Abtastens vor der Aufnahme konkreter sexueller Gemeinsamkeit dauert um ein Vielfaches länger, man ist weitaus wählerischer. Von den körperlichen, geistigen und "sozialen" Attributen seines gewünschten Partners hat man sehr differenzierte Vorstellungen, die verwirklicht sein müssen, bevor man bereit ist, die Hose zu öffnen und den Rock auszuziehen.
Diese beiden "Szenen" prallen nun mitunter aufeinander, nämlich dann, wenn ein Paar, daß sich zuvor allenfalls in der konventionellen heterosexuellen Swingerszene bewegt hat, und keinerlei Erfahrungen in der promiskuitiven Szene - im oben beschriebenen Sinne - hat, auf die Suche nach Bi-Männern begibt, und mit einem der vielen Exemplare konfrontiert wird, die sich inzwischen an die ganz anderen Sitten und Gebräuche dieser promiskuitiven Szene gewöhnt haben. Es gibt da einen gewissen "Mausefallen-Effekt" auf bei den Seiten: das Paar ist mehr oder weniger entrüstet über die Zudringlichkeit des Bi-Mannes, der sofort zur Sache kommen will, der Bi-Mann versteht nicht, wieso auf einmal alles wieder so kompliziert sein muß. Der "Fehler", oder die Ursachen dieses Mißverständnisses liegen wohl auf beiden Seiten: das Paar geht davon aus, die Kontaktaufnahme würde nach den Regeln "seiner" Szene erfolgen, der einzelne Bi-Mann unterstellt seinerseits die Geltung der Regeln "seiner" eigenen Szene, für die zB. ein "Treffen auf neutralem Boden" unsinnige Zeitverschwendung ist. Man will doch nur ein bischen zusammen rumficken - oder ?
Und das ist der Punkt: für die wohl meisten Paare ist "ein bischen rumficken" eine Risikoentscheidung, zu der beide Partner bewußt und nach einer gehörigen Abwägung, einem "Bewegen im Herzen" (Luther) "ja" sagen müssen.
Mir fällt zur Vermeidung dieses Mißverständnisses nur ein, die Vorstellungen über das Kennenlernen und Treffen, das jeweilige Bedürfnis nach Anlaufzeit und dergleichen möglichst genau und offen zu beschreiben - im Profil, der Kontaktanzeige, der ersten mail ... wie auch immer.
Gruß
Nacktzeiger