Orthografie in Nachrichten / Dateanfragen / Foren / Profilen

Passend zum Thema erhielt ich heute auf meinen Solo Profil eine Nachricht, die ich im Wissen um den Verstoß gegen die Joy Regeln hier vollständig und als exakte Kopie wiedergeben werden. Sie lautete in ihrer Komplexität einfach nur: "Hejy".

Ein Wort, das für den Absender scheinbar völlig ausreichend war, um mich als Adressaten zu beeindrucken und zu einer Antwort zu bewegen. Für mich leider nicht.

Ich glaube, elementarer als die vordergründig mangelhafte Orthographie, der wahl- und sinnlose Gebrauch von Anglizismen oder der schlampig kurz gefasste Text eines Anschreibens oder eines Beitrags, ist das Sender-Empfänger-Problem, das damit bei mir ausgelöst wird. Ich kann oft nicht erkennen, was der Verfasser mir sagen will, verstehe den Sinn hinter seinen Worten nicht, muss auf Raten und Vermutungen zurückgreifen. Wenn mein Text von anderen begriffen werden soll, sollte ich mich so artikulieren, dass ich es ihnen leicht mache (was auch mit Rechtschreibfehlern funktioniert, solange der Sinn erkennbar ist).

Eure Feuer von Feuer_Spiel
(Die auch immer wieder von ihrem Handy bei der Wortwahl überlistet wird.)

Wie? "Hejy" hat bei Dir nicht augenblicklich eine Kaskade hormoneller Schübe und fieberhaftes Verlangen aufgrund freier Assoziation über die schriftstellerische Intention des Verfassers getriggert? Das kann ich irgendwie gar nicht recht verstehen... Dabei gibt doch allein die Schreibweise Anlass zu Mutmassungen: ist der Verfasser Schwede oder arbeitet bei Ikea? Oder doch ein bei Ikea tätiger Mensch aus dem angloamerikanischen Sprachraum? Und was kann er gemeint haben, als er versuchte, Dich mit der epischen Wortgewalt dieses "Hejy", dessen sprachliche Präsenz quasi einem isländischen Gletscher gleichkommt, der langsam die Erde überrollt und zermalmend unter sich begräbt, zu beeindrucken?

Na toll, Alternative. Jetzt bin ich geil.

Ups, mein Fehler.
Das muss an meinen Wechseljahren liegen, hormonelle Schübe kommen bei mir nicht mehr vor.

Eure Feuer von Feuer_Spiel

Wirklich ?

Das würde ja bedeuten, dass alle Legastheniker dumm sind. Das willst du nicht ernsthaft behaupten oder?

Ich behaupte das nicht. Diesen Text fand ich hier bei den Beiträgen.

Dann wäre korrektes Zitieren sehr hilfreich.

aber ja

Aber du hinterfragst die Aussage. Was also willst du mit dem "Wirklich?" sagen?

Anders als die TE leide ich nicht, wenn ich Rechtschreibfehler oder Fehler in der Zeichensetzung bemerke. Ich betrachte diese auch nicht als mangelnde Wertschätzung oder Respektlosigkeit und ich empfinde derartige Fehler auch nicht als unsexy.

Ich habe sehr wohl einen innerlichen Rotstift beim Lesen, der bei Verstößen gegen die im Duden dokumentierte korrekte Schreibung anschlägt, z. B. der Schreibung von daß statt dass. Mir fällt beim Lesen die Bevorzugung alternativer Schreibweisen statt der bevorzugten auf, z. B. das Beharren auf der Schreibung mit "ph" statt "f". Für mich ist der Ersatz des ph durch das f ein gelungenes Ergebnis der inzwischen mehr als 20 Jahre zurückliegenden Reform, da die Schreibung mit "ph" gelernt werden muss, die Schreibung mit "f" die naheliegende Umsetzung des Gesprochenen ins Geschriebene darstellt, z. B. Ortografie, Fotografie, Delfin.

Nehmen die Fehler überhand, stört es meine Aufnahme des Inhalts. Dies ist für mich ein gewichtiges Argument dafür, sich um korrekte Schreibung zu bemühen. Wobei mich selber Fehler im Satzbau in aller Regel mehr stören als formale Fehler wie z. B. die persönliche Macke der TE, ein Leerzeichen vor Frage- und Ausrufezeichen zu setzen. Da fällt es mir leicht, wenn es sich systematisch durch alle Beiträge zieht, dies als Besonderheit der jeweiligen/des jeweiligen Schreibenden zu übergehen.

Hinsichtlich der Groß- und Kleinschreibung bin ich gelassen. Der Andere oder der andere , am Besten oder am besten stört mein Textverständnis in keinster Weise.

Was mir persönlich seit geraumer Zeit in Beiträgen im JC auffällt, ist die Neigung, Verben, insbesondere Infinitivformen von Verben falsch zu schreiben, indem diese falsch in getrennte Wortteile zerlegt werden. Beispiele:
etwas wahr nehmen statt wahrnehmen
zurück halten statt zurückhalten
weg zu fahren, statt wegzufahren
etwas kund zu tun statt kundzutun
Da kommt es tatsächlich vor, dass ich an meinen Ortografiekenntnissen schweifle und im Duden nachschaue, weil es so häufig vorkommt. Will sagen: manche Rechtschreibfehler scheinen sich zumindest hier im JC auch durchs Lesen derselben fortzupflanzen.

Und: kann mir jetzt einer oder eine aus dem Stehgreif die Regel benennen, nach der mein "durchs" im vorangegangenen Satz ggf. korrekt hätte "durch´s" geschrieben werden müssen?

Das nicht. Aber ich weiß, dass das Apostroph mit einer anderen Taste geschrieben wird.
Nicht `, sondern '.
Das ist die Taste mit der Raute. (Habe ich auch erst seit kurzem gelernt.)

Da wir hier gerade beim passenden Thema sind, eine freundlich gemeinte Anmerkung mit einem frechen und verschmitzten Lächeln:

wird korrekt so geschrieben: aus dem Stegreif

und

heißt korrekt: der Apostroph

(Der Antaghar)

@***ta
Nebenbei: Neu ist beim Wordkorrekturprogramm, dass solche Worte wie wahrnehmen als falsch oder als korrekturbedürftig gekennzeichnet werden. Im Vorschlag stehen dann die Worte getrennt zur Auswahl, also wahr nehmen. Kommt bei mir immer wieder vor, und das verunsichert oder leitet dazu an, es dann wirklich falsch zu machen.

Echt? DER Apostroph?
Hammer, so klein und schon ein ganzer Kerl.

Geht auch "das Apoströphchen"? Ist ja nur 'n kleines Dingelchen...

Aber sicher, liebe Coleen, das geht natürlich auch. Ich weiß doch, dass Du es eigentlich nur geschlechtsneutral ausdrücken wolltest, damit sich niemand irgendwie diskriminiert fühlt.


(Der Antaghar)

Ist das dasselbe wie bei "der Dom" und "das Dömchen"?

Ganz Gender-Mainstream: Apostrophierende und das Gedomme
(Ach war das schön, als man noch Männlein, Weiblein sein durfte.)

Oder auch die Apostrophierwut
Zitat aus meinem vorangegangenen Beitrag:
Vermutlich zu versteckt wollte ich auf den nach meiner Wahrnehmung inflationären Gebrauch des Apostrophs anspielen.
Der Duden meint zum Thema Apostroph:
"In vielen Fällen können die Schreibenden selbst entscheiden, ob sie ­einen Apostroph setzen wollen oder nicht"
Aber:
"In den folgenden Fällen wird üblicherweise kein Apostroph gesetzt:"
nämlich unter anderem "bei den allgemein üblichen Verschmelzungen von Präposition (Verhältniswort) und Artikel, zum Beispiel ans, aufs, durchs, fürs" [...]
Quelle: https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/apostroph

Danke an @****en für die Verortung des Apostrophs auf der Tastatur.
Danke auch an @*****har für den Hinweis des überflüssigen "h" im Wort "Stehgreif", der mich Schmunzeln ließ, denn hier liegt in der Tat ein systematischer Fehler meinerseits vor, der in meinem inneren Bild zu diesem Wort gründet.

@******sen
Das ist natürlich fatal, da das Lernen des formal korrekten Schreibens durch das Lesen von Texten dadurch behindert wird. Denn kaum jemand wird wohl die Muße haben, Rechtschreibregeln zu pauken oder bei Unsicherheit jedesmal den Duden zu bemühen.
Dies erwarte ich auch nicht, bin nicht beleidigt, fühle mich nicht persönlich angegriffen durch formale Fehler. Diese stören mich nur dann, wenn sie überhand nehmen und mich vom Inhalt ablenken.

... sind Korrekturhilfen Segen und Fluch zugleich.
Zum Einen helfen sie tatsächlich, die gröbsten Fehler zu vermeiden und einen einigermaßen lesbaren Text zu erzeugen, zum Anderen sind sie aber eben meist nicht perfekt und können vor Allem die eigentliche Intention des Verfassers nicht erkennen.

@***ta

Vor Allem sind solche Menschen tatsächlich nicht in der Lage ein falsch geschriebenes Wort von der richtigen Schreibweise zu unterscheiden und verlassen sich daher mehr als andere auf die vorgeschlagenen Korrekturen.

Einmal angewöhnt, sind solche "falschen" Gewohnheiten dann kaum mehr abtrainierbar. Das perfekte Beispiel liefert @******eSM im EP selbst mit den Leerzeichen am Ende der Sätze.
Genau dieselbe Marotte hat meine Purple auch, die ebenfalls stark unter einer Rechtschreibschwäche leidet.
Auch für sie sieht Vieles genau so wie es eben gerade geschrieben ist richtig aus und sie ist auch beim Lesen wesentlich fehlertoleranter und eher inhaltsbezogener als ich.

Fatal sind dann für solche betroffenen Menschen aber auch oft die Reaktionen von "Ortografiefetischisten", die solche Schwächen explizit thematisieren oder gar auf die persönlich Ebene ziehen und dabei die eigenen Schwächen vollkommen übersehen, die sie mit Sicherheit auf ganz anderen Gebieten ebenfalls haben.
Das führt oft dazu, dass sich Menschen mit Rechtschreibschwäche gar nicht mehr schriftlich äußern und diese Möglichkeit ganz verkümmert. Auf diese Weise werden dann Analphabeten geboren.

LG BoP (m)

Danke @**********urple

Darf ich fragen, ob du vor dem eigenen Erleben und Erfahren, so nah bei dir, auch schon so dachtest?

Oft ist doch das Erfahren im nächsten Umfeld einfach ein Faktor, der toleranzbildend wirkt.

Der langjährige bittere Kampf, das tägliche Versagen in der Rechtschreibung in der Schule, ist eine Katastrophe für die Betroffenen und es braucht einen immens starken Charakter, um trotzdem zu Schreiben, im Wissen, dass man es einfach nicht, oder nicht ganz gebacken kriegt.

Mein Sohn sagte mir, nachdem wir ein Diktat mindestens 20 Mal geübt und stundenlang trainiert haben, weinend.

Die anderen haben das Diktat am Abend vorher 2x gelesen, ich habe es 20x geschrieben und so lange geübt, und ich habe jetzt die schlechteste Note und wieder sooo viele Fehler, ich schaffs einfach nicht! Er war so frustriert.

Gleichzeitig konnte er einen Vortrag halten, ohne wirklich etwas auf dem Papier stehen zu haben. Ich versuchte ihm beizubringen, dass es so nicht gehen würde. Er strafte mich Lügen, denn er kam mit der Bestnote nach Hause. Er hat sich sowas von intensiv mit dem Thema befasst, und hat die ganze Klasse begeistert.

Ja, Rechtschreibung ist wirklich ein schwieriges Thema für Betroffene. Deshalb hege ich mehr Mitgegühl für sie, und verachte sie nicht.

Übrigens, wie etwas ist und sich anfühlt, was man nicht kennt, kann man sich höchstens denken, aber nicht wissen. Deshalb ist verurteilen eine denkbar schlechte Lösung, finde ich.

Seit gestern mache ich mir keine Gedanken mehr, warum die Rechtschreibung manches „Mannes“ hier so bescheiden ist. Die Sache mit dem „Hejy!“ passt auch dazu!

Meine beste Freundin hat angerufen. Sie hat ihren 15 jährigen Sohn völlig geschockt beim Surfen im Joyclub (!) erwischt. Er hatte sich wohl als 25 Jähriger ausgegeben, hatte sogar einen weißen (!) Haken und wollte ein bisschen mit den „geilen MILFS“ schreiben und Bilder schauen. Die Empörung seiner Mutter konnte er nicht nachvollziehen und ihr anschließendes Joyclub-Verbot fand er „echt Sch..., weil alle Jungs aus meiner Klasse im Joyclub sind“. Respekt!!!

Jetzt wird mir klar, woher die vielen unreifen, der Rechtschreibung nicht mächtigen „Männer“ hier eventuell kommen und warum manches Date möglicherweise plötzlich platzt. Der Joyclub als Sich-mal-in-der-Pubertät-ausprobieren-Plattform!

seineS

Sie, ihr Mann und wir sind nur froh, dass ihr und unser Paarprofil keine Gesichtsbilder im Hauptalbum hat und unsere Suche ab rund 40 aufwärts geht!

@******sen

Mei Sohn hatte ähnliche Probleme in der Schule, daher vielleicht die Sensibilität ...

Aber ich habe immer auch schon viel und vor Allem sehr schnell und quer gelesen. Da gewöhnt man sich vermutlich an, solche Feinheiten zugunsten der besseren Inhaltserfassung zu ignorieren.

Der folgende Text ist in vielen Variationen im Internet zu finden:


Er ist trotz der vielen Fehler eigentlich relativ gut lesbar (... wenn man sich nicht bewusst an den falschen Buchstabenreihenfolgen aufhält, sondern einfach liest ).

Der Mensch kann das anscheinend unbewusst "richtigstellen" ... wenn er es denn zulassen will .
Sogar Tante Google kann das meist, wie man leicht testen kann, wenn man in einem Suchbegriff mal bewusst oder unbewusst die "Wechstaben verbuchstelt".

Auch meine Purple kann diesen Text problemlos in normaler Geschwindigkeit lesen und erfassen und sie findet ihn vermutlich weniger fehlerhaft als ich selbst.

Es geht also m.E. meist gar nicht um die Lesbarkeit oder um die Verständlichkeit, sondern vermutlich einfach ums Prinzip und die Ästhetik.


LG BoP (m)

Ich weiß nicht, ob der Begriff Ästhetik in dem Zusammenhang richtig ist, aber es geht definitiv auch um das "Bild", das man sieht/liest. Ein klarer Hinweis darauf ist, dass man auch Texte mit Zahlen gut lesen kann, eben weil diese vom Bild her bestimmten Buchstaben ähnlich sind (z.B. 3=E, 5=S, 4=A, 1=I):

"D1353 M1TT31LUNG Z31GT D1R, ZU W3LCH3N GRO554RT1G3N L315TUNG3N UN53R G3H1RN F43H1G 15T! 4M 4NF4NG W4R 35 51CH3R NOCH 5CHW3R, D45 ZU L353N, 483R M1TTL3W31L3 K4NN5T DU D45 W4HR5CH31NL1ICH 5CHON G4NZ GUT L353N, OHN3 D455 35 D1CH W1RKL1CH 4N5TR3NGT. D45 L315T3T D31N G3H1RN M1T 531N3R 3NORM3N L3RNF43HIGKEIT. 8331NDRUCK3ND, OD3R?"

Sorry fürs Schreien...