In Zeiten der Gleichberechtigung, der Emanzipation und der offenen Meinungsaussage..
Frauen möchten im realen Leben oftmals respektiert, aktzeptiert und geliebt werden.. Wie kommt es dann, oftmals benutzt, dominiert und autoritär behandelt werden zu wollen... Ich dachte nie, das so viele Frauen im Geheimen solche Fantasien haben, ob hier oder im Realleben
Die Frage nach dem "Warum" finde ich auch interessant.
Warum wollen Menschen (tatsächlich gefühlt mehr Frauen als Männer) heute Verantwortung in diesem Kontext (BDSM) abgeben, wenn es doch in unserer Gesellschaft als absolutes Vorbild gilt, das jeder für sich selbst Verantwortung trägt?
Ich für mich glaube, das es ein innerer Kampf ist, den manche Frauen (aber auch einige Männer) heute mit sich ausfechten. Selbstverantwortung wird gesellschaftlich als sehr hohes Gut betrachtet und jemand der dies nicht immer erfüllt/erfüllen will, wird als hilfsbedürftiger Schwächling angesehen oder als ausnutzbares Objekt.
Für mich steht dahinter aber eine Sehnsucht. Die Sehnsucht nach "schwach sein dürfen", Mensch sein mit Fehlern und Ängsten und gerade für Frauen endlich mal wieder sämtliche Emanzipationsgedanken zu vergessen, zu vergessen das Emanzipation zwar einiges gebracht hat, was gut und richtig war, aber andererseits für nicht wenige auch Nachteile mit sich brachte. Einschliesslich des Nachteils, oft genug erklären zu "dürfen", warum sie es lieben sich einem Mann zu unterwerfen.
Sich teils auch dem Gespött derjenigen auszusetzen, die darin die Frau/sub immer noch nur als kriechendes, willfähriges Objekt des übermächtigen Mannes sehen wollen. Gerade wenn es um das Thema D/s geht ist das auch hier in den Foren zwischen den Zeilen lesbar.
Der Nachteil, dass das eigene innere Fühlen manchmal diametral zum wertvollen, neuen Ideal der keinesfalls anzweifelbaren Selbstverantwortung steht.
Damit habe ich selbst lange gekämpft.
Für mich ist kein Mensch immer nur stark oder immer nur schwach. Kein Mensch in der Lage immer nur Selbstverantwortung zu tragen. Manchmal sind wir sogar gezwungen, diese Selbstverantwortung in andere Hände zu legen, ob wir das wollen, wie im BDSM-Kontext oder nicht..
In einer bdsmigen Zweierkonstellation ist das auch nicht mal ein Thema. Erst in der Interaktion mit anderen wird es dazu. Es wird mehr oder weniger subtil herübergebracht das gerade Frauen sich doch glücklich zu schätzen haben, was die Emanzipation alles für sie geleistet hat. Wie kann sie das nur mit Füssen treten, indem sie sich einem Mann unterwirft? Daher wundert mich dieser Zwiespalt nicht. Sind doch oft die eigenen Geschlechtsgenossinen diejenigen, die nur allzu schnell mit Werturteilen zur Hand sind ohne auch hier zu beachten, das jedes Ding seine zwei Seiten hat. Nichts in Stein gemeisselt, nichts wirklich sicher ist im Leben. Das anzunehmen und zu akzeptieren finde ich wichtig.
Wen wundert also bei alldem dann, das noch immer soviele Frauen betonen, das sie nicht nur schwach sind, sondern aus mehr als dieser einen Seite bestehen?
Wirklich verstanden wird es selten.
Umso wichtiger war es für mich irgendwann dann all diese fremden, von aussen bestimmten Ideale über Bord zu werfen. Tatsächlich in dem Bereich, der mir möglich ist, selbstbestimmt zu bestimmen, was mich persönlich glücklich macht.
Für mich ist es ein warmes, inniges, zugehöriges Gefühl, manchmal die Verantwortung abgeben zu
dürfen. Es ist schön, manchmal nicht zu bestimmen und meine Gedanken, meine Ängste, meine Freude, mein Sein ihm zu überantworten. Nicht mehr zu denken,
DU MUSST jetzt dies und das..Ich muss dann gar nichts mehr, als nur das, was er sagt, ohne das ich das Gefühl habe zum willenlosen Zombie zu mutieren.
Das geht bei mir nur, wenn ich spüre, das der andere es seinerseits ebenfalls wünscht, all das annehmen zu wollen. Wenn er es nicht nur will, weil es zu einem undefinierbaren "Wort" namens BDSM gehört, sondern weil es in seinem Innern genauso verankert ist, wie in meinem.
Das dies nicht durchgehend 24 Stunden am Tag möglich ist zu leben, ist für mich nur logisch. Sind da doch soviele äussere Umstände, die es ebenfalls zu beachten gilt. Umso wertvoller sind dann die Momente, in denen es lebbar ist. Und das Gefühl der Zugehörigkeit im Herzen, das ich spüre.. egal was ich tue, wie ich handle im Aussen.
Ist, wie gehabt, lediglich meine Sicht auf die Dinge, die keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erhebt, sondern nur meine Ansicht aus dem Erlebten, Beobachteten und Erfahrenen aufzeigt.
Einen schönen Abend noch.
Arion