„Ich verstehe nicht warum und wo man sich outen muss und zu welchem Zweck.
Wenn ich eine Neigung oder ein fetisch habe dann suche ich mir doch meine Partner da wo andere mit identischen Interessen zu finden sind.
Außerhalb dieser blase geht das doch keinem was an.
Und sollte mir der Zufall finden streich spielen und ich lerne jemanden außerhalb dieser Blase kennen dann oute ich mich erstmal spielerisch und schaue ob mein Gegenüber mitgeht.
Wenn nicht dann wars das, fettich.
Tja. Danke zunächst einmal für Deinen Beitrag, der mich endgültig motiviert hat, hier auch mal etwas "zum Besten zu geben".
Wenn das Leben einfach immer einfach wäre.
Nun stelle man sich mal vor, das jemand seit Beginn seiner Pubertät bestimmte "komische Gedanken" mit sexuellen Handlungen verbindet.
Gedanken, die irgendwie nicht so ganz mit "händchenhaltend verliebt über eine Blütenwiese hopsen" zusammenpassen.
Sondern eher in Richtung "so nackt aufs Bett gefesselt wäre die heimliche Angebetete ja auch ganz hübsch anzusehen..."
Und wenn dann noch die Erfahrung dazu kommt, dass solche Gedanken in den "Pubertätsgesprächen" der Freunde und Klassenkameraden garnicht vorkommen, dann hinterfragt man sich schon - und überlegt, was da eventuell "nicht stimmt".
Dann ergibt sich mal eine erste Liebesbeziehung - die man nicht "verschrecken'" will, und die dann endet mit "du warst mir einfach zu lieb" - naja, weil die Dame keine Gedanken lesen konnte...
Irgendwann ergibt sich eine Ehe, und weil man "die Richtige" nicht mit den "weil wegen ist ja böse und pfui und so" innerlich weggesperrten Phantasien nicht verschrecken will, lebt man erst mal fröhlich die "normalen" Bedürfnisse aus, auch wenn es nicht richtig "kickt".
Doch irgendwann fangen die Phantasien an, in dem " Gedankenverlies" an den Gittern zu rütteln.
So lange, bis man es nicht mehr aushält und sich dem langjährigen Ehepartner, am Besten noch mit mittlerweile Kindern und gemeinsamem Haus etc. offenbart.
Wohl dem, dessen Partner im Laufe der Jahre ausreichend Vertrauen und belastbare Zuneigung entwickelt hat (ich habe gottlob das Glück), und der vielleicht nicht alles versteht, was einem so im Kopf herumspukt und warum.
Und umso schöner, wenn das Verständnis so weit geht, dass auch eine außereheliche "Spielbeziehung" toleriert wird, im Wissen, dass es auch um sexuelle Belange geht.
Das Leben in einer Beziehung wird durch so ein "Outing" auf jeden Fall nicht uninteressanter, im Gegenteil.
Problematisch wird es jedoch, wenn man sich irgendwann vor der Frage wiederfindet "kann und will ich so ein - nicht geheimes, aber emotional-sexuelles - Doppelleben führen?"
Aber das führt jetzt über die Frage des TE hinaus.
Also - ob man es nun "Outing", Neigungsbekenntnis oder sonst etwas nennt: Es kommt doch drauf an, dass man sich mit seinen Bedürfnissen ehrlich macht, um inneren Frieden zu finden.
Zumindest meiner Erfahrung nach.
Wenn "die Büchse der Pandora" jedoch erst mal geöffnet ist, sollte man von vornherein mit jedem potentiellen neuen Partner - zumindest dann, wenn es über ein "erstes unverbindliches Date" hinausgeht, zumindest ansatzweise über die "besonderen Bedürfnisse" reden. Details können ja bei weiterem Interesse noch geklärt werden.
Das erspart meines Wissens nach spätere Verständnisprobleme und sorgt im besten Fall - es gibt ja mehrere "von unserer Sorte", die das jedoch nicht unbedingt offen zeigen möchten - für ein besseres Vertrauen und Verständnis füreinander.
Mein Fazit: Wenn ich früher zu meinen " besonderen Bedürfnissen" hätte stehen können und die Kenntnis von heute hätte - ich wäre mit meiner heutigen Angetrauten direkt offen diesbezüglich umgegangen, auch auf die Gefahr hin, dass sie verschämt das Weite sucht.
Jetzt heißt es "irgendwie schaffen wir das" mit Leben im Dauerkompromiss, um allen Beteiligten gerecht zu werden.
Langer Text dies geworden ist - daher umso größer der Dank für die Aufmerksamkeit des geschätzten Lesers.