Ich hatte diesen Fetisch auch. Und es war geil und ok. Bei mir ganz ganz intensiv in der Zeit vor ca. 10 bis 15 Jahren.
Gleichzeitig habe ich mich mit der Psychologie hinter diesem Fetisch zu beschäftigen begonnen. Habe selbst reflektiert ... mich, mein Wesen, meine Mutter-Beziehung, meine Vater-Beziehung und anderes mehr ... habe auch andere Menschen in verschiedenen Foren betrachtet, mit denen geschrieben ... hatte auch einen gute Bekannten, der sich als Cuckold bezeichnete und eine ex-Beziehung so lebte ... bis sie scheiterte ...
Meine Wahrnehmung ist, dass immer dann, wenn wir jemand anderem Macht über uns übergeben, das ein Weg ist, um mit einer aktuellen oder aus der Vergangenheit kommenden emotionalen Belastung besser umgehen zu können.
In diesem Moment braucht und kann dieser Mensch (egal, ob im Rahmen einer D/S-Beziehung die Frau oder der Mann, egal, ob gefesselt oder psych(olog)isch oder durch Taten dominiert) keine eigenmächtigen Entscheidungen mehr treffen. Das führt zum Einen zu einer Entspannung.
Weil das jedoch nicht nur entspannt, sondern emotional "gewollt triggert", ensteht sexuelle Spannung; wäre das ungewollt, würde Aggression/Wut entstehen, weil es jedoch gewollt ist, wird diese innere Kraft/Energie in sexuelle Spannung umgewandelt.
Nach meiner Erkenntnis hängen Handlungsweisen, durch die wir in eine submissive Rolle gehen - und das tut die/der Sub letztlich aktiv, indem sie/er diese Unterwürfigkeit zulässt oder sogar aktiv unterwürfige Handlungen setzt (auch unabhängig vom sexuellen/erotischen Kontext), wodurch letztlich Sub die Macht innehat und nicht, wie vielfach (auch im politischen Außen) angenommen, die/der Herr*in - stets und ständig mit einer negativ beeinflussten Beziehung zu unseren Eltern ab:
Beim Mann eine - vor allem in der Kindheit - sehr intensive emotionale Beziehung zur Mutter (die sich in Teenager-Jahre durchaus hin zu einer konfliktträchtigen Beziehung gewandelt haben mag oder sogar schon in (sehr) jungen/früheren Kindheitsjahren konfliktträchtig war, doch dann deshalb, weil Kind gelernt hat, dann Aufmerksamkeit zu bekommen; und bevor Kind keine Aufmerksamkeit bekommt, ist jene schon besser, die sich dann in Form von "Schimpfen" oder sogar eine Ohrfeige zu bekommen zeigt. Klingt aus der Sicht eines Erwachsenen schräg, sorry, ist aber so. Entwicklungspsycholog*innen wissen das.
Bei der Frau ist es vice-versa.
Es ist letztlich noch der unerlöste Wunsch der Akzeptanz, Liebe der Mutter. Vielleicht denkt jemand, der das liest "aber ich und meine Mutter haben eine super Beziehung zueinander". Achtung dabei: Eine gute Beziehung ist etwas anderes, als eine reife Beziehung. Es kann noch immer sein, dass die Mutter dominant ist, dass ihre Meinung Entscheidungen in einem oder mehreren Lebensteilen beeinflusst, dass sie über Ihre partnerschaftliche(n) Beziehung(en) mit dem Sohn spricht wie mit einem Freund. All das mag zwar nett klingen, ist jedoch aus systemischer Sicht eine Verschiebung der Ebenen. Auch, wenn es häufig ist oder sogar "normal" wurde, ist es trotzdem verschoben und - auf einer ganz tiefen Ebene - für das Kind emotional belastend - auch ungeachtet dessen, wie alt das Kind ist.
Dieses "innere Kind" ist es, das uns als Erwachsene sehr viel mehr in unserem Leben beeinflusst, als wir es üblicherweise oder sogar zumeist mitbekommen. Erst, wenn wir uns - unter anderem auch dahingehend - auf den Weg gemacht haben, hinzusehen, zu ergründen, welche Verhaltensmuster wir vorgelebt bekommen haben, wie mit uns als (Kleinst-/Klein-)Kind die ersten 7 bzw. 14 und dann in der Teenagerzeit in den nächsten 7 Lebensjahren umgegangen wurde, können wir lernen, anzufangen zu verstehen, was uns zu unseren Entscheidungen, zu unserem Verhalten und ganz besonders zu unserem (emotionalen und auch sexuellen) Verhalten in Beziehungen führt.
Immer auch: All das gilt für Männer wie für Frauen gleichermaßen.
Auch Dominanz kann letztlich nur ein Schutzschild sein, den das "inner Kind" einmal begonnen hat zu entwickeln.
Emotionale Reife als Erwachsener jedoch gibt es letztlich dann, wenn Dinge wie Persönlichkeits-Ent-Wicklungs-Prozesse/-Arbeit, Selbst-Erfahrung und ähnliches mehr stattgefunden haben.
Bitte mich richtig zu verstehen:
Das heißt nicht, dass es nicht mal Spaß macht, sich hin zu geben, physisch/emotional zu unterwerfen. Als Spielart.
Etwas Anderes, etwas völlig Anderes, ist es jedoch, wenn das Lustempfinden diese Unterwürfigkeit oder auch Dominanz geradezu erfordert. Wenn dadurch die Bandbreite der Spielarten und Genussfähigkeit eingeschränkt wird, anstatt erweitert zu werden. Wenn der Schwanz eingesperrt oder die Gerte und andere Schlagwerkzeuge (und sei es auch "nur" die Hand) nötig sind, um in die Lust zu kommen, um Sex auch emotional befriedigend und letztlich sogar be-friede-nd zu erfahren, wenn eine wie auch immer geartete Abhängigkeit von der sexuellen Spielart des D/S oder BDSM vorhanden ist; und Keuschheit ist eine dieser Formen.
Vielleicht triggern meine Worte jetzt ... je heftiger die Abwehr-Reaktion, desto klarer ist der Punkt getroffen. Das ist jetzt kein rhetorischer Kniff, um Gegenargumente oder eine Diskussion zu vermeiden, sondern schlicht Erkenntnis aus vielen Jahren dieses Weges.
Und meine heutige und wunderbare Lebensfrau und ich haben einander nur deshalb gefunden, weil wir beide schon ein gutes Stück dieses Weges bei uns selbst gegangen sind, sie zusätzlich untermauert durch Fachausbildung bis hin zur akademischen Sexualberatung.
Zur Klarheit noch:
a) Das ist NULL Bewertung einer sexuellen Spielart. Wir spielen selbst immer wieder mal D/S oder auch BDSM-Spiele. Bewusst. Und eben auch meist auf andere Art und Weise.
Je breiter die Vielfalt, je geringer die Abhängigkeit von einer Spielart ist, um Lust, Geilheit, Orgasmus, Befriedigung und sogar emotionale Be-Fried-Ung beim oder durch Sex ist, umso heiler wurde die Seele, umso besser sind die negativen Erlebnisse, die wir (ebenfalls frei von Beurteilung und frei von Ver-Urteilung !!!) als Kind oder schon beginnend im Mutterleib mitbekommen haben, transformiert ("geheilt" ist ein sooo großes Wort).
b) Viel Freude auch bei D/S und/oder BDSM. Besonders, wenn es bewusst geschieht, was und aus welchem tatsächlichen inneren Antrieb das geschieht. Es geht ganz stark um das Bewusstsein, wenn der TE diese Frage stellt.
Allen, denen es reicht, dass sie geil werden ... es soll so sein ... es hat jeder Mensch die Wahl, in seiner (inneren und auch äußeren) Un-Freiheit zu bleiben, weil es ein innerer Antrieb ist, dem gefolgt wird, doch es hat auch jeder Mensch die Möglichkeit, sich selbst, sein Verhalten, seine Muster, seine Prägungen zu erkenen und daraus bewusst Entscheidungen zu treffen. Anstelle jedoch "aus einem inneren Zwang" haraus, aus der Freiheit und Macht der Selbst-Erkenntnis.
c) Womit wir letztlich sogar beim Christentum angelangt sind: Der Baum der Erkenntnis bringt in die Freiheit. Doch Ja, dadurch auch in die Verantwortung. Und diese Verantwortung ist stets mit dieser Freiheit verbunden. Viele Menschen jedoch bleiben lieber in ihrer - inneren/emotionalen und letztlich auch äußeren - Un-Freiheit, weil das der einfachere Weg ist. In Beziehungen, im Beruf, im Verein ... wo auch immer.
d) Körperliche und/oder emotionale Gewaltakte sind letztlich der explosive Ausdruck/ist die unkontrollierte und unbewusste Form, wie sich dieser innere Druck aus dieser inneren Unfreiheit heraus Raum schafft, in die Transformation/"Heilung" gehen möchte und keinen anderen Weg mehr gefunden hat.
In D/S bzw. BDSM ist das eine (zumeist zumindest) kontrollierte Form. Doch auch da können Grenzen überschritten werden, jedenfalls dann, wenn die/der Sub emotional/körperlich Schmerzen erleidet und die/der Dom/die Cuckoldress die Dominanz ohne Rücksicht und nur mehr auf sich selbst konzentriert auslebt.
Soweit ein paar Gedanken dazu, die vielleicht/hoffentlich weiterhelfen.