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24/7 BDSM als Lebensstil
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24/7-TPE oder Sessions?319
Durch andere Forenbeiträge habe ich mich folgendes gefragt: Wollen…
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Augenhöhe - Überbewertet oder vielleicht auch unmöglich?279
Im BDSM liest man immer und immer wieder von der Augenhöhe.
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24/7 und das Ding mit der Augenhöhe

@*******llia:

Auf mein BDSM übertragen, meine Partnerin steht mir jederzeit zur Verfügung z.B. für eine Session und ist nicht im Dauerbetrieb Sub. Die Zeitangabe 24/7 steht also in meinem BDSM weniger für den „Dauerbetrieb“ sondern für die ständige Verfügbarkeit.

Eben das meinte ich mit "Augenwischerei". Wo genau grenzt du dich denn da von einer "normalen" Dom/Sub Beziehung ab. In "meinem Bdsm" bin ich auch jederzeit in der Lage, über Sub zu verfügen. Definiert sich 24/7 nur darauf, dass Dom jederzeit über den Zeitpunkt einer Session verfügen kann, dann dürfte wohl die ganz überwiegende Mehrzahl der "Praktiker" mit festem Spielpartner, diese Beziehungsform für sich beanspruchen dürfen.

"Dauerbetrieb Sub"... das hast du schön beschrieben. "Dauerbetrieb Dom, dauerbetrieb Sub", genau das führt bei vielen zur Ablehnung von 24/7.

Vielleicht ist dies alles aber nur eine Frage der individuellen Definition.
*********lpert:
Wo genau grenzt du dich denn da von einer "normalen" Dom/Sub Beziehung ab.

Das Beziehungskonzept EPE ist in weiten Teilen mit D/s (Dominanz und Unterwerfung) gleichzusetzen, dabei wird der erotisch-sexuelle Aspekt betont, die Partner sind ansonsten gleichberechtigt. Der aktive Partner greift nicht in den Alltag des Partners ein – Augenhöhe. Kein SSC sondern ein VICSS-Konzept, zumal wir uns auch in Grenzbereichen (SM) bewegen.

*********lpert:

Vielleicht ist dies alles aber nur eine Frage der individuellen Definition.


Wir haben überlegt, was für uns am besten passt. Meine Parterin ist mehr maso als devot. TPE war uns zu weitreichend, weil es nicht zu unseren Lebensumständen passt.
****an Mann
1.807 Beiträge
*******teel:
Und für die Theoretiker hier sei angemerkt: Die meisten Subs sind sehr stolze Wesen! Meist sogar oft selbst alltagsdominant oder auch oft in leitenden/führenden Positionen im Job. Sie agieren ihrem "Herrn" gegenüber voller Hingabe und brauchen nicht unterworfen werden. Denn sie haben ihren Lebensstil frei gewählt. Und wollen nichts mehr, als ihren Herrn glücklich und stolz machen. "Dumme" Befehle und Regeln wirken bei solchen Damen eher kontraproduktiv ;)

Ich bin ja einer dieser Theoretiker (und blöderweise auch noch Mathematiker, habs daher gern logisch und nachvollziehbar *zwinker*):
Wie bitteschön funktioniert in der Praxis die 24/7 Verfügbarkeit einer Sub mit einer Führungsposition? Wenn Dom jederzeit Sub springen lassen kann? Und jetzt bitte nicht das Argument "er nimmt auf ihre beruflichen Belange Rücksicht" - das ist nix anderes als Augenwischerei ...
********chaf Mann
7.487 Beiträge
JOY-Angels 
Eben das meinte ich mit "Augenwischerei". Wo genau grenzt du dich denn da von einer "normalen" Dom/Sub Beziehung ab. In "meinem Bdsm" bin ich auch jederzeit in der Lage, über Sub zu verfügen.

Wirklich jederzeit? Auf Arbeit, beim gemeinsamen Treffen mit Freunden?
Die Kunst ist es freilich, in diesen Fällen die "SM-Überfälle" so hinzubekommen, dass das Umfeld nichts davon bemerkt. Wenn man das aber schafft, dann kann eben auch mitten in der Mittagspause von Sub auf Arbeit eine Aufgabe von Dom reingeschneit kommen, oder im Bus (weil Dom beispielsweise einen GPS-Tracker von Sub hat und jederzeit, also wirklich 24/7 weiß, wo sich Sub gerade befindet), oder eben versteckte Regeln für die Geburtstagsparty bei Freunden (und sei es auch nur der Plug, den Sub währenddessen im Hintern trägt).

24/7 ist für mich die ganz klare Abgrenzung zwischen "wir leben unser Machtgefälle nicht nur in Sessions, sondern im Alltag aus, und zwar überall". Nicht, dass dies ständig geschieht, aber es kann ständig passieren und tut es dann auch häufig.

Neben dem permanenten Machtgefälle existiert, siehe GPS-Tracker, im Idealfall (oder soll ich Normalfall schreiben?) dann auch die perfekte Kontrolle. Top weiß, wo Sub ist, idealerweise, was Sub denkt, weil Top Sub ständig an Top erinnert auf die eine oder andere Weise (und sei es das 24/7 Halsband oder eine Fußfessel, die sich Sub jede Nacht anlegen muss, auch wenn Top nicht da ist).

Top ist einfach immer da. Kann jederzeit, überall, Sub in den BDSM-Modus ziehen. Auch dann, wenn es scheinbar gar nicht machbar ist.
Das ist für mich die Reinform von 24/7.
@ Schwarzschaf
Schön zu lesen..
Von einem Theoretiker.

Ich kann theoretisch wissen wie man Auto fährt.
Das heißt aber nicht das ich es auch sicher durch die Großstadt manövrieren kann.
Dazu braucht es die Praxis.

Ich würde mir auch nicht anmaßen über dein Bondage zu fachsimpeln und sagen das müsst so und so sein wenn ich davon keine praktische Erfahrungen habe.
*gruebel*
********chaf Mann
7.487 Beiträge
JOY-Angels 
Schön zu lesen..
Von einem Theoretiker.

Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich habe damit sehr wohl und ziemlich intensive praktische Erfahrung. *zwinker* Meine vorletzte Beziehung war eine waschechte 24/7-Beziehung, in voller Konsequenz (ich auf der submissiven Seite). Ich weiß sehr genau, wovon ich da rede. *ja*
Nun es liest sich aber so.
Zumal aus deinem Profil dem nichts zu entnehmen ist. *g*

Wenn es deine Erfahrung ist , dann war es so passend für euch.

Das heißt aber nicht das andere es auch so leben wollen/ können/ müssen.
****an:

Wie bitteschön funktioniert in der Praxis die 24/7 Verfügbarkeit einer Sub mit einer Führungsposition? Wenn Dom jederzeit Sub springen lassen kann?

Die Abkürzung 24/7 steht im Bereich BDSM für eine besondere Art des Zusammenlebens, der sozialen und/oder sexuellen Beziehung und Lebensgemeinschaft: Dabei vertraut sich ein Partner (der submissive Teil – Sub oder Bottom) seinem dominanten Partner (Dom oder Top) vollständig, also 24/7 an und begibt sich auch im alltäglichen Leben ganz oder überwiegend in dessen Verantwortung.

https://de.wikipedia.org/wiki/24/7
********chaf Mann
7.487 Beiträge
JOY-Angels 
Na, es war gefragt, wo sich 24/7 von einer "normalen" BDSM-Beziehung abgrenzt. Eben genau hier, dass es auch im Alltag jederzeit möglich ist. Wer dann von "Augenwischerei" redet, weil ja im Alltag nicht lebbar, dem kann ich ganz klar sagen, dass es im Alltag lebbar ist, und zwar wirklich 24/7.

Aus dieser Erfahrung heraus hat sich im übrigen auch meine oben dargestellte Meinung gebildet, dass es Augenhöheoasen trotzdem geben muss. Denn es gibt nun einmal bestimmte Situationen, in denen es erforderlich ist, dass Sub doch mal das Zepter übernehmen muss (hauptsächlich, wenn Top gerade schwer krank ist). Nur, wenn dies in geordneten Bahnen verläuft und so, dass Top über diese Zeiten die Kontrolle behält, bleibt es auch dann 24/7, da es immer noch vollumfänglich der Wille Tops ist.

Zumal aus deinem Profil dem nichts zu entnehmen ist. *g*

Womit mal wieder bewiesen wäre, dass Informationen rein aus den Profilen der User seltenst genügen, um sich ein Bild über deren Erfahrungen zu machen. Aber: Fragen (statt möglicherweise das Falsche mutmaßen) hilft. *zwinker*
*****n_N Mann
9.370 Beiträge
Themenersteller 
Da wir uns hier leider vom eigentlichen Thema immer weiter
entfernen...mal meine Antwort zur Ausgangsfrage.

Unter Augenhöhe versteht jeder was anderes...hat hier jemand geschrieben.
Nun, ich bin da recht eigen und nehme die Erklärungen die ich im Duden finde...Sorry, das hat mir meine Mutter so beigebracht und funktioniert super.
auf [gleicher] Augenhöhe (gleichberechtigt, gleichwertig: [mit jemandem] auf Augenhöhe verhandeln, diskutieren, verkehren)

Nach dieser allgemein gültigen Definition kann ich mir keine funktionierende Beziehung (egal welcher Art) mit jemanden vorstellen, den ich nicht als gleichberechtigt, gleichwertig empfinde.
Es gäbe keinen Grund diesen Menschen zu achten oder gar auf ihn Rücksicht zu nehmen, wenn ich ihn eh nicht vollwertig empfinde...es wäre nur ein Opfer und sonst nix.

Jemanden als gleichberechtigt und gleichwertig zu empfinden, schließt ein Machtgefälle nicht aus.
Gerade im BDSM wird ja die "Macht" freiwillig an Dom übertragen...ohne jeden Zwang! Ansonsten wäre es kein BDSM. Einvernehmlichkeit ist das höchste Gebot.

Gerade als Dom finde ich die Aussage kein Stück zutreffend.
Es wird Macht an mich freiwillig und dauerhaft übertragen...mit der Hoffnung und der Erwartung das ICH auch in den schwierigsten Situationen die richtige Entscheidung für SIE, mich und uns treffe.
Und egal wie richtig, logisch und vernünftig jede Entscheidung die ich treffe dann auch ist, entscheide ich dabei stehts gegen den Willen/Wunsch der sub, wird mir das über kurz oder lang um die Ohren fliegen.
Die Aussage "24/7...Es herrscht nie Augenhöhe, nie Gleichberechtigung." mag augenscheinlich so sein, für den Dom muss es aber die Basis für die richtigen Entscheidungen sein, ansonsten würde er nur in seinem Sinne entscheiden und sub wäre schneller weg als man "Amen" sagen kann.
*****n_N Mann
9.370 Beiträge
Themenersteller 
Zu den Rand Themen...weil ich sie doch interessant finde.
Natürlich bist du Vater, Sohn, Bruder whatever. Aber lebst du es jede Sekunde im Leben aus?
Nein und dennoch bin ich es dauerhaft, immer, ständig, permanent, 24/7, oft ein Leben lang.
Kannst du dich in einer Betriebsbesprechung als Dom äußern und die Welt deiner Partnerin in der Sekunde auf den Kopf stellen, - oder ihr eine Aufgabe geben die ebenfalls in einer Besprechung sitzt? Oder ihr gemeinsam in einem Unternehmen arbeitet? Kannst du sie 24/7 dominieren und kontrollieren?
Ja, das kann ich alles...passende Partnerin vorrausgesetzt! Die Frage ist nicht ob man es kann, sondern ob man bereit ist die Konsequenzen zu tragen.

*********lpert:
Wo genau grenzt du dich denn da von einer "normalen" Dom/Sub Beziehung ab. In "meinem Bdsm" bin ich auch jederzeit in der Lage, über Sub zu verfügen. Definiert sich 24/7 nur darauf, dass Dom jederzeit über den Zeitpunkt einer Session verfügen kann, dann dürfte wohl die ganz überwiegende Mehrzahl der "Praktiker" mit festem Spielpartner, diese Beziehungsform für sich beanspruchen dürfen.
Ich finde die Frage sehr gut...wird selten gestellt! Ich hoffe es ist ok wenn ich ungefragt meinen Senf dazu gebe.
Bei der "normalen" Dom/Sub Beziehung, wie du es nanntest, geht es vordergründig um Lust, Spaß, Spielchen die beide bereichern, anheitzen und für Abwechslung sorgen.
Es fällt nicht besonders schwer mal Rücksicht zu nehmen wenn einer mal, warum auch immer, gerade keinen Kopf dafür hat. Das mag nicht schön sein aber Gefühle werden da eher selten ernsthaft verletzt.

Bei 24/7 Beziehungen stehen die individuellen Bedürfnisse, die sie auch außerhalb einer Session gestillt wissen wollen, im Vordergrund.
Kontrolle und/oder Führung gibt den Beteiligten das wohlbefinden und die Sicherheit, die sie sich für ihre Partnerschaft wünschen.
Leider sind die Hoffnungen und Erwartungen, die man in eine 24/7 Beziehung setzt, sehr stark mit Gefühlen verbunden und dadurch auch hoch sensibel. Das hat nichts von einem Spielchen…dafür trifft es einen zu schnell, zu hart, zu persönlich, wenn diese Bedürfnisse bewusst oder unbewusst vom Partner übergangen oder ignoriert werden.
So würde ich die Unterschiede aufzeigen, hoffe es war nachvollziebar.

****an:
Ich bin ja einer dieser Theoretiker (und blöderweise auch noch Mathematiker, habs daher gern logisch und nachvollziehbar *zwinker*):
Wie bitteschön funktioniert in der Praxis die 24/7 Verfügbarkeit einer Sub mit einer Führungsposition? Wenn Dom jederzeit Sub springen lassen kann? Und jetzt bitte nicht das Argument "er nimmt auf ihre beruflichen Belange Rücksicht" - das ist nix anderes als Augenwischerei ...
Die Gleichung würde ich gerne sehen, die das aufdröselt *lol*
Das was du beschreibst ist aber auch nicht das worüber man hier redet.
Du redest von Praxis, der Rest hier über die eigene Gefühle und Bedürfnisse.
Als logischer Mensch sollte dir das doch eigentlich auffallen.
In einem gebe ich dir aber gerne Recht
Und jetzt bitte nicht das Argument "er nimmt auf ihre beruflichen Belange Rücksicht" - das ist nix anderes als Augenwischerei ...
Das Argument finde ich auch blöd und trifft es meiner Meinung nach auch eigentlich nicht.
Oben drüber habe ich schon geschrieben das ich meine Bedürfnisse gerne in einer 24/7 Beziehung gestillt wissen will, weil es mir ein Wohlbefinden und ein Gefühl von Sicherheit gibt....keines meiner Bedürfnisse verleitet mich dazu meine Sub in ihrem Job nackt auf den Tisch tanzen zu lassen.
Warum sollte ich also etwas tun, was mir nix bringt, nix gibt und negative Konsequenzen mit sich bringt?
Das wäre ja völlig unlogisch.
Das manche das als "Rücksicht" bezeichnen (vielleicht ist es das ja auch, wenn es einen Bedarf gäbe) erschließt sich mir nicht, wenn es in der Regel eh keinen Bedarf oder Grund dafür gibt.

Wünsche eine gute Nacht *wink*
********chaf Mann
7.487 Beiträge
JOY-Angels 
Mal zwei ganz praktische Beispiele, die auch bei Menschen, die voll im Berufsleben stehen, 24/7 möglich machen: Einen Plug im Hintern funktioniert auch auf Arbeit, ein Keuschheitsgürtel ebenfalls. Beides erinnert an Top, und zwar wirklich 24/7.

Das Thema aber war ein anderes. Ob es Augenhöhe gibt oder nicht. Da bleibe ich dabei: In letzter Konsequenz gibt es die nicht, es sei denn, bestimmte Umstände machen es temporär notwendig, doch mal auf Augenhöhe zu agieren. Ich meine damit jetzt aber nicht so banale Dinge wie Besuch von Muddi (da sind die zwei o.g. Beispiele ja ebenfalls problemlos machbar), sondern ernsthafte Erkrankungen eines der beiden Beteiligten oder berufliche wie familiäre Umstände (sie hochschwanger z.B.), die Einschränkungen schlicht unvermeidbar machen.

Solange dies aber Ausnahmen bleiben, sehe ich 24/7 auch hier nicht gefährdet.
Man sollte allerdings auch anmerken, dass 24/7 vor allem Top ungemein fordert. Es ist nicht nur so, dass Sub permanent an Top denkt (denken muss), es gilt auch umgekehrt. Wer es leben will, sollte wissen, dass es "nicht mal so eben" umsetzbar ist. Von 0 auf 24/7 würde ich niemandem empfehlen! Lieber allmählich hineinwachsen und sich dabei so gründlich gegenseitig kennen lernen, dass es dann, wenn man es lebt, nicht in Arbeit ausartet. *ja*
Mir geht die Erklärung, dass bei 24/7 Bdsm jederzeit möglich ist, nicht weit genug. Auch ich erlaube mir auf meinen Status hinzuweisen, jederzeit, auch wenn die Dame grade ihren Job nachgeht. Von einem 24/7 Raucher erwarte ich, dass er jederzeit eine Kippe im Mund hat, ein Kettenraucher eben. Wenn er, wie jeder andere Raucher auch, lediglich den ganzen Tag eine Schachtel Zigaretten mit sich herumschleppt und jederzeit rauchen „könnte“, sehe ich da kein 24/7!

Danke Gorden_N. Mit deiner Definition kann ich nun tatsächlich mitgehen. Das wäre auch mein Verständniss von 24/7. Natürlich bleibt auch das ein Spiel, wäre es das nicht, würden wir den Bereich Bdsm verlassen. Geht dieses Spiel aber so weit, dass es auch die Bereiche außerhalb einer aktiven Seasson erfasst (und so verstehe ich dich), DANN beantwortet sich eigentlich auch die Frage nach der Augenhöhe. Sie ist sicher (hoffentlich!!!) vorhanden, wenn in diese Beziehungsform eingewilligt wird, vielleicht schwebt sie auch im Hintergrund mit, da ein Beenden jederzeit beiden Paarts möglich sein sollte, letztlich aber ist es Teil von 24/7, genau diese Augenhöhe dauerhaft zu verlassen.

Wichtig, dies sagt nichts über die Wertschätzung des Anderen aus. Diese erreicht vielleicht sogar ein ganz besonderes Maß.
****llo Mann
31 Beiträge
24/7 ist ein Luftschloss
Ich glaube eine Definition von 24/7 ist zwar auf der einen Seite unerlässlich, allerdings erübrigt sie sich auch, wenn sie "die ganze oder zumindest die grösste Zeit" lautet. Ich halte das nicht kaum möglich, wenn man psychisch gesund ist oder bleiben will.

Ich denke, es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass wir uns nie selber zu 100 Prozent kennen. Selbst wer denkt, ganz genau zu wissen was sie*er will, wird sich ständig in Situationen wiederfinden, in denen er*sie sagen wird: "Oh, das wollte ich so eigentlich nicht." So etwas wie hundertprozentige Kontrolle über sich selber hat niemand. Wie Freud über das Unbewusste sagte: "Das Ich ist nicht Herr im eigenen Haus". Schon vor Freud hatte Hume realisiert: "Reason is, and ought only to be the slave of the passions". Unsere Sinneseindrücke und wie wir sie formulieren ist unsere allererste Realität. Das heisst aber noch lange nicht, dass automatisch alle diese Eindrücke wirklich gut sind, auch wenn wir es in bestimmten Momenten so fühlen.

Obschon sich Menschen, die sich mit BDSM/Fetisch etc. beschäftigen, wohl im Schnitt ihre Sexualität bewusster leben, ist das noch lange kein Ausweg vor den unbewussten Dingen, die in uns vorgehen. Wer sich einredet, es gäbe so etwas wie ein Unbewusstes nicht, wird quasi dessen 24/7-Sklave - sprich man nimmt gar nicht mehr wahr, dass etwas nicht der eigenen Realität übereinstimmen könnte. *zwinker*

Die Frage, ob es in BDSM/Fetisch-Dingen "gute" und "schlechte" Sachen gibt, scheint mir oft sofort unterbunden zu werden mit dem Argument "Wenn es für Person X so stimmt, ist es okay" oder "Du hast einfach zu wenig Erfahrung" oder mit ähnlichen Antworten. Ich glaube, das sin Reflex-Antworten, die gegeben werden, wenn jemand etwas in Frage stellt, das einem persönlich wichtig ist - und das passiert immer und überall, wo Hobbys und Leidenschaften und Lifestyles etc. diskutiert werden. Selbst wenn aber tatsächlich alles okay wäre, müsste man diese Frage doch stellen dürfen, was aber, wie mir scheint, immer im Streit endet. Ich meine, Fetisch wird dann zu einem Problem, wenn man nicht mehr hinter dessen Bühne und Vorhang schauen kann, sondern nur noch der Fetisch existiert.

Gerade wenn es um physische Schmerzen geht, gibt es oft Menschen, die mit BDSM gar nichts am Hut haben und sofort Missbrauch erkennen wollen. Die Antwort ist dann immer: "Nein, es ist BDSM, das ist kein Missbrauch, weil Menschen es einvernehmlich tun". Nur kann man auch tatäsächlich "einvernehmlich" missbraucht werden, was emotional und physisch missbräuchliche Beziehungen schlimm beweisen. Opfer solcher Beziehungen geben sich die Schuld für den Missbrauch ganz oft selber: "Ich verstehe, dass er/sie mich geschlagen hat/mental gefoltert/manipuliert hat, weil ich ja X getan habe und deshalb bin ich selber Schuld." Das - und missbräuchliche Beziehungen - sind leider nicht selten.
Ein weiteres Beispiel für "Genuss", der aber eigentlich negative Konsequenzen für uns hat, ist Selbstmitleid (im Gegensatz zu Selbstmitgefühl!), das sich zwar gut anfühlt, aber das Leiden oft verlängert. Das Geniessen hat darum keinen "Sinn", sondern ist sein eigener Selbstzweck. Ganz kitschig gesagt, sollte man sich immer fragen: Was geniesse ich hier? Das Fallen oder das Aufstehen? Und dann: Muss ich fallen, um das "positive Gefühl" des Aufstehens zu erleben? Die Antwort: Nein, natürlich nicht!

Ganz extreme Beispiele für diese Verdrängung des Negativen: Das Stockholm-Syndrom oder das Überlebensschuld-Syndrom.

Worauf ich hinauswill:

a) wir haben nie die totale Kontrolle (weder über uns selber, noch über andere Menschen, noch über Situationen)
b) Wir verhandeln unser Ich immer wieder, jeden Tag mit uns selber, indem wir Eindrücke verarbeiten und gewisse Dinge zulassen und andere Dinge ablehnen.
c) wir können auch in Situationen Schaden nehmen, die wir eigentlich für positiv halten

Wollen wir eine bewusste und positive Sexualität leben, halte ich diese drei Dinge für überlebenswichtig. Deshalb müssen wir diese Dinge, bezugnehmend auf b), nicht nur mit uns selberaushandeln, sondern immer mit unseren Partner*innen. Einvernehmlichkeit ist etwas, was unbedingt aktiv aktualisierbar bleiben muss.

Der Wunsch, diese Einvernehmlichkeit komplett an eine andere Person abzugeben, scheint mir der Idee der Einvernehmlichkeit klar zu widersprechen. 24/7 - egal ob die ganze oder nur die meiste Zeit - halte ich deshalb in den allermeisten Fällen für entweder schädlich oder bereits als Zeichen eines tieferen Problems. Wer sich 24/7 befehligen lassen will und nicht widersprechen darf/kann/will, ist kein "aktiver Agent" seines Selbst mehr. Wer andere Menschen 24/7 befehligen und kontrollieren will, möchte der anderen Person dieses aktive Selbst absprechen. Beides wirkt auf mich sehr verdächtig.

Wer nicht mehr hinter die Bühne blicken kann (nämlich wenn das Theater resp. das Spiel 24/7 stattfindet und man deshalb nicht eben mal kurz hinter den Vorhang verschwinden kann), setzt sich der Gefahr aus, sich (das eigene Ich!) und die eigenen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren. Nicht selten "wachen" solche Menschen nach Jahren in einer Beziehung "auf" und realisieren, dass das eigentlich die ganze Zeit nichts Gutes mit ihnen/für sie getan hat. Das meine ich auch nicht nur auf BDSM bezogen, sondern generell auf das Leben, das in gewissen Situationen (besonders, wenn diese Situationen oft wiederholt werden) irgendwann in den Autopilot schaltet.

Wenn das passiert, na dann hallo teure Therapie und Lebenskrise. 24/7 ist für mich die Antithese zu dem, was BDSM eigentlich sein sollte: Ein bewusster Entscheid zur Sexualität, der den "Konventionen" nicht aus Prinzip widerspricht, sondern, weil gewisse unkonventionelle Dinge einfach gut sein können.

Bitte versteht das weder als Generalisierung von BDSM an sich noch auf 24/7-Beziehungen im Speziellen (und das alles hat für mich auch nichts mit "Schuld" zu tun). Es kann schon sein, dass es gesunde 24/7-Beziehungen gibt, aber dann wohl, weil es immer irgendwo eine Ebene der Augenhöhe gibt, auf der mindestens implizit verhandelt wird. Ich will auch weder BDSM, noch Subs noch Dom(me)s pathologisieren, aber dennoch muss es - wie in allen Lebensbereichen - einen gesunden Zweifel (sich selber "misstrauen" kann sehr produktiv sein, wenn man beispielsweise lästige Angewohnheiten ablegen will) geben, den man sich selber und auch anderen Menschen entgegenbringen darf und soll, wenn wir gut zusammen leben wollen. Reflexion ist das A und O.

Das Schöne an Sexualität und BDSM ist doch, dass man sich dabei nicht an die "Realität" halten muss, sondern eben spielen darf, spielen mit Rollen, Neigungen. Dieses Spiel geht meiner Meinung nach verloren, wenn man es aufhört, wie ein Spiel zu behandeln.
****llo:
24/7 ist ein Luftschloss
Ich glaube eine Definition von 24/7 ist zwar auf der einen Seite unerlässlich, allerdings erübrigt sie sich auch, wenn sie "die ganze oder zumindest die grösste Zeit" lautet. Ich halte das nicht kaum möglich, wenn man psychisch gesund ist oder bleiben will.

Natürlich wird eine 24/7 Beziehung m.M.n. für viele ein Luftschloss bleiben. Es reicht eben nicht nur das wollen, sondern es benötig auch das Können der Beteiligten.

Sehen wir uns doch mal dein Argument „psychisch gesund“ an, welches nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wie folgt beschrieben wird:

Psychische Gesundheit ist ein „Zustand vollständigen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“

Ein Paar welches seine komplementären Neigungen in einer 24/7 Beziehung ausleben möchte, schafft sich genau ihre Situation des „sozialen Wohlbefindens“ und leben bewusst in diesen Rahmen ihre Neigungen und Sexualität positiv aus.

Das 24/7 kein einfaches Lippenbekenntnis ist, sondern auch schnell zur toxischen Beziehung werden kann sollte jeden beteiligten bewusst sein.

Die Einvernehmlichkeit der Beteiligten und die eigene Selbstverantwortung kann und wird nicht abgegeben. Alle Partner sind mit dem, was geschieht oder geschehen soll, einverstanden und haben die Möglichkeit, frühere Entscheidungen mit aktuellen Gefühlen, Reaktionen oder für sie wichtigen Informationen abzugleichen.

Man kann die Konstellationen und vielfältigen Arrangements von 24/7 im D/s, EPE oder TPE nicht durch die Brille der Normalität betrachten. Da sich die gelebte Dynamik dieser Beziehungsmodelle einen Außenstehenden nicht erschließt.

Beim lesen deines Beitrages frage ich mich, auf welcher Beobachtung bzw. Erkenntnis Du deine Meinung gebildet hast? Es ist für mich wenig Zielführen über Vermutungen zu spekulieren und diese dann unter Generalverdacht oder in die Ecke von Stockholm-Syndrom oder Survivor-Guilt zu stellen.
Zu der Sache mit 24/7 möchte ich ein kleines Erlebnis schildern:
Ich war auf Partnersuche und wurde angeschrieben. Tenor war: Ich suche eine TPE-Sklavin die mir 24/7 zur Verfügung steht.
Meine Antwort: Ja gerne, aber verdienst Du denn auch mindestens 5000 € netto?
Er: Wieso denn das?
Ich: Nun, ich muss meinen Job aufgeben, aber meine Sozialversicherungen müssen ja weiter laufen. Ebenso musst Du mich dann ja zukünftig ernähren und kleiden und ein wenig Taschengeld brauche ich ja auch.
Er: Wieso? Du gehst natürlich weiter arbeiten!
Ich: Nun, das wird keine Stunde gut gehen. Ich denke nicht, dass mein Chef es gut findet, wenn ich Dich alle 5 Minuten anrufe um eine Erlaubnis für den nächsten Arbeitsschritt von Dir zu erhalten. Oder Dich bei Entscheidungen im Job um Deine Anweisung bitte. Und ich glaube auch nicht, dass mein Chef es gut findet, wenn ich plötzlich den Arbeitsplatz verlassen muss um Dir zur Verfügung zu stehen, bloß weil Dir um 111:45 Uhr der Schwanz steht.
Er: Das ist doch Blödsinn!
Ich: Nein! Das ist konsequent gelebtes TPE!

Ich denke diese "Unterhaltung" zeigt deutlich, dass man 24/7 zwar als geistig-emotionales Konstrukt leben kann (man fühlt sich 24/7 seinem Partner zugehörig!), aber real ausleben klappt in dieser Form dann eben nicht oder nur in den allerwenigsten Fällen.
Man sollte es also nicht mathematisch sehen, sondern eher als etwas, das auf der geistig-emotionalen Ebene angesiedelt ist.
Und wenn man sich darüber im Klaren ist, dann wird es vielleicht etwas verständlicher.
Und so, wie ich in einer Vanilla-Beziehung meinen Partner 24/7 liebe, so fühle ich mich im BDSM eben 24/7 als Sub/Sklavin. Und lebe trotzdem mein normales, reales Leben als eigenständiger, eigenverantwortlicher Mensch.
Man sollte nicht immer alles wortwörtlich nehmen, sondern mal den Realismus dazu nehmen und dann sehen, was übrig bleibt, bzw machbar ist.
Und wie man sieht, gibt es eben doch durchaus Beziehungen, die sich aus ein für sie persönlich passendes Konzept von gefühltem 24/7 geeinigt haben und es nicht nur konsequent leben, sondern auch seit Jahren und glücklich *zwinker*

Und um noch etwas anzumerken: In den 50 iger Jahren brauchte eine Ehefrau noch die Erlaubnis ihres Ehemannes um arbeiten zu dürfen. Ebenso hatte er das Recht sie zu züchtigen, das Geld zu verwalten etc.... Das war TPE 24/7 in Reinkultur *haumichwech*
Und da hat niemand behauptet, das sei doch gar nicht möglich *zwinker*
****da Frau
87 Beiträge
Augenhöhe ist, wenn man sich gleichermassen in seiner rolle respektiert und dort gern verbleibt. Ich bin 24/7 ehefrau, dom, Mutter, Frau. Nur weil ich nicht ständig wickle, dominiere oder menstruiere heisst es doch nicht, dass ich die rollen nicht konsequent auslebe. Das würde ich wenn ich zwischendurch immer wieder die kids oder meinen Mann ignoriere, nicht mehr erziehe oder sonstwas mache, was mit der rolle nicht zu vereinbaren ist.

So sehe ich das.
****da Frau
87 Beiträge
Man darf ja auch nicht vergessen, dass der andere auch noch andere rollen hat. Wer hat schon rund um die uhr sex? Ist es wirklich nötig bei der weihnachtsgans im kreise der familie einen plug zu tragen, nur um sich 24/7 zu fühlen??? Das gefühl ist doch trotzdem da
****llo Mann
31 Beiträge
*******llia:
24/7 ist ein Luftschloss
Ich glaube eine Definition von 24/7 ist zwar auf der einen Seite unerlässlich, allerdings erübrigt sie sich auch, wenn sie "die ganze oder zumindest die grösste Zeit" lautet. Ich halte das nicht kaum möglich, wenn man psychisch gesund ist oder bleiben will.

Es reicht eben nicht nur das wollen, sondern es benötig auch das Können der Beteiligten.
Würde ich auch nie bestreiten - ich sage nur, dass das nicht alle können, sondern wahrscheinlich eine kleine Minderheit. Definieren wir aber "24/7" als eine feste Form, implizieren wir damit, dass sie für alle möglich ist. Das könnte zum Beispiel eben dazu führen, dass sich viele Menschen in eine solche Beziehung begeben, weil sie meinen, es zu wollen, ohne sich bewusst zu sein, was es "wirklich" bedeutet. Wie eine Art von Gruppendruck: "Wenn ich BDSM toll finde, dann muss auch 24/7 drin liegen"

Sehen wir uns doch mal dein Argument „psychisch gesund“ an, welches nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wie folgt beschrieben wird:

Psychische Gesundheit ist ein „Zustand vollständigen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“

Ein Paar welches seine komplementären Neigungen in einer 24/7 Beziehung ausleben möchte, schafft sich genau ihre Situation des „sozialen Wohlbefindens“ und leben bewusst in diesen Rahmen ihre Neigungen und Sexualität positiv aus.
Richtig, aber zwei Dinge: 1.) Heisst das, dass ich mir zu jeder Zeit zu 100% sicher sein können müsste, dass dieses Wohlbefinden wirklichein Wohlbefinden ist. Dazu nochmal die Analogie von missbräuchlichen Beziehungen: Menschen bleiben in solchen Beziehungen, weil sie den Missbrauch in ihr Wohlbefinden integrieren: "Es muss so sein, manchmal leidet man halt und ich bin an diesem Leid selbst Schuld". Man darf und soll sein eigenes Wohlbefinden aber genau deshalb immer wieder hinterfragen, einfach nur, um sich sich selber zu versichern. Ein bisschen wie das "Ich liebe dich", das in Beziehungen irgendwann zur Floskel wird und man sie benützt, obwohl man vielleicht schon lange nicht mehr liebt, sich aber selber belügt.

Das 24/7 kein einfaches Lippenbekenntnis ist, sondern auch schnell zur toxischen Beziehung werden kann sollte jeden beteiligten bewusst sein.
Auch hier widerspreche ich dir nicht. Das Entscheidende ist aber das "sollte" - Ja, sollte, aber ist halt nicht immer allen Beteiligten bewusst. Nicht weil sie schlechte Menschen wären, sondern, weil Menschen irren können und sich manchmal wirklich nicht bewusst sind, was sie eigentlich tun.

Die Einvernehmlichkeit der Beteiligten und die eigene Selbstverantwortung kann und wird nicht abgegeben. Alle Partner sind mit dem, was geschieht oder geschehen soll, einverstanden und haben die Möglichkeit, frühere Entscheidungen mit aktuellen Gefühlen, Reaktionen oder für sie wichtigen Informationen abzugleichen.
Wenn du 24/7 in einer BDSM-Beziehung bist und die D-Person sämtliche Kontos alleine kontrolliert, die S-Person das Einkommen abgibt, sämtliche Passwörter für Handy/Mail etc. offengelegt sind (natürlich nur für die D-Person) etc. etc. kann diese Einvernehmlichkeit genau irgendwann verschwinden. Wer schon einmal in einer missbräuchlichen Beziehung war, wusste das nicht von Anfang. Man toleriert dann aus Liebe gewisse Dinge, die man eigentlich nicht tolerieren würde. Und irgendwann wird aus der Toleranz Gewohnheit, bis man eines Tages aufwacht und sich fragt: Moment, wieso lasse ich das mit mir machen? Ich glaube, es ist ein Irrtum zu denken, unsere Erfahrungen mit Menschen hätten keinen Einfluss auf unser eigenes Ich. Wenn es nur noch 24/7 gibt, hat das doch offensichtlich nicht nur einen starken Einfluss auf das Leben an sich, sondern auf das Ich.

Man kann die Konstellationen und vielfältigen Arrangements von 24/7 im D/s, EPE oder TPE nicht durch die Brille der Normalität betrachten. Da sich die gelebte Dynamik dieser Beziehungsmodelle einen Außenstehenden nicht erschließt.
1. Genau deshalb bin ich ja dafür, dass wir davon abkommen, gewisse Dinge als "normal" und andere als "unnormal" zu betrachten. Das ist ja mein Problem mit dem Begriff 24/7. Er beschreibt offenbar eine "Norm" innerhalb des BDSM, die grundsätzlich kein Problem darstellt.
2. Dieselbe Argumentation hört man ständig von Menschen, die in missbräuchlichen Beziehungen leben (ich will dir damit nichts unterstellen!). "Diese Beziehung darf man nicht durch die Brille der Normalität sehen, weil unsere Beziehung speziell ist und dazu gehört halt der emotionale und physische Missbrauch". Interessanterweise hört man das von Opfern und Tätern in solchen Konstellationen.

Beim lesen deines Beitrages frage ich mich, auf welcher Beobachtung bzw. Erkenntnis Du deine Meinung gebildet hast? Es ist für mich wenig Zielführen über Vermutungen zu spekulieren und diese dann unter Generalverdacht oder in die Ecke von Stockholm-Syndrom oder Survivor-Guilt zu stellen.

Dabei steht doch am Ende des Beitrags explizit, dass es mir nicht um einen Generalverdacht geht?

Der einzige sinnvolle Generalverdacht ist der sich selber gegenüber, eben der Zweifel, dass man in jeder Situation - selbst wenn man sich wohlfühlt - auch falsch liegen könnte. Beispiel: Menschen, die sich vornehmen, mit dem Rauchen aufzuhören (passt ja, bald ist Neujahr). Genau solche Vorsätze können Teil einer Selbstlüge sein. Wenn ich mir nämlich etwas vornehme, findet dieses Unternehmen in der Zukunft statt und nicht jetzt. Ich muss also deswegen nicht mit dem Rauchen aufhören, weil ich es mir ja vorgenommen habe und es immer kann. So wird aus der "letzten Zigarette" manchmal 100 "letzte Zigaretten".

Nochmal: Mir geht es nicht um einen "Generalverdacht" gegenüber Menschen in 24/7-Beziehungen, sondern gegenüber Verhaltensweisen, die damit zusammen hängen. Es geht mir darum darum, dass wir offen dafür sein müssen, selbst die wichtigsten Dinge im Leben, selbst unsere Liebe und Leidenschaften immer wieder hinterfragen zu dürfen. Aufrichtige Introspektion. Wenn aber jemand anders immer definiert, wie man zu sein hat und was man tun muss, glaube ich, dass diese Introspektion an diese Person delegiert wird, die dann für einen entscheidet. Dieses "Hinterfragendürfen" verschwindet dann irgendwann einmal. Eine Analogie: Technologische Beschleunigung entwickelt sich exponentiell, bis irgendwann einmal "alles gleichzeitig geschieht". Geschieht "alles gleichzeitig" verschwimmen die Grenzen zwischen den Dingen. Oder eben die Grenze zwischen dem Ich des Subs und des*der Dom(me).

Wir delegieren unseren Genuss und unsere Entscheidungen ständig an Objekte und andere Menschen
("Was essen wir heute?", "Draussen regnet es, darum gehe ich nicht raus" [sprich: der Regen entscheidet] oder, wenn wir jemandem zu Unrecht "die Schuld in die Schuhe schieben")
und vergessen dabei, dass wir auch ein Teil davon sind. Das ist auch völlig "normal", heisst aber nicht, dass man es damit nicht übertreiben (und sich selber gefährden) könnte.

Woher meine Meinung kommt: Ein jahrelanges Interesse an Philosophie und Psychologie (primär Psychoanalyse) und Studien auf diesem Gebiet sowie ein Job, dessen Hauptaufgabe das Beobachten von Menschen und Geschehnissen ist.

Dazu die Beobachtung, wie Menschen in bestimmten "Gruppen" (besser: Diskurse oder Strukturen) miteinander umgehen und, welche Gemeinsamkeiten verschiedene "Gruppen" besitzen. Am Ende sind wir aber alle Individuen, die sich einer Gruppe "anpassen" müssen, um darin zu funktionieren. Deine Reaktion zeigt das ja eigentlich ganz gut: Weil ich Dinge sage, die vielleicht nicht viele in dieser "Gruppe" sagen, empfindest du meine Meinung als Spekulation, die nicht zielführend ist. Nur: Von welchem Ziel sprechen wir denn?

Mein einziges Ziel ist, zu sagen, dass Menschen sich hinterfragen dürfen (und wohl müssen, wenn sie gesund bleiben wollen) und, dass wir starre Begriffe wie von unguten Bezügen lösen sollten, wenn wir Menschen ihr Ich zugestehen wollen. Die BDSM-Szene ist doch genau dafür ein Ausdruck: Weil dieses Ich in der "normalen Gesellschaft" nicht "erlaubt" ist, findet es nur in einer "Szene" statt. Ich bin für mehr Anerkennung für die Tatsache, dass wir alle Individuen sind, die sich nicht der Welt unterwerfen sollen und dafür, dass wir zuerst Individuen sind, deren erste Verantwortung das eigene Leben, das eigene Wohlbefinden, das eigene Glück ist. Anerkennen wir das nicht, laufen wir Gefahr, zum Spielball aller anderen Menschen zu werden.

Zuletzt nochmal: Ich habe mich explizit gegen Generalverdacht gestellt, explizit gesagt, dass das Beispiel mit dem Stockholmsyndrom und Survivor Guilt Extrembeispiele sind für Phänomene, die sich irgendwo ein bisschen ähneln.
****llo Mann
31 Beiträge
****da:
Man darf ja auch nicht vergessen, dass der andere auch noch andere rollen hat. Wer hat schon rund um die uhr sex? Ist es wirklich nötig bei der weihnachtsgans im kreise der familie einen plug zu tragen, nur um sich 24/7 zu fühlen??? Das gefühl ist doch trotzdem da

Sehe ich auch so. Wahre Dominanz und Unterwerfung wäre doch, sich diesen Dingen so sicher zu sein, dass man sie eben nicht 24/7 ausleben und zeigen muss. Weil es ja sowieso da ist und man es dann nützen kann, wenn man es wirklich braucht und will. Peter Bichsel schrieb einmal (sinngemäss) über Polyamorie: "Ich kann meiner Frau deshalb fremdgehen, weil ich sie ja liebe und mir dieser Liebe bewusst bin und auch weiss, dass sie es weiss"
*****n_N Mann
9.370 Beiträge
Themenersteller 
*******teel:
In den 50 iger Jahren brauchte eine Ehefrau noch die Erlaubnis ihres Ehemannes um arbeiten zu dürfen. Ebenso hatte er das Recht sie zu züchtigen, das Geld zu verwalten etc.... Das war TPE 24/7 in Reinkultur *haumichwech*
Und da hat niemand behauptet, das sei doch gar nicht möglich *zwinker*
Iwi schon witzig...die TPEler, die mir bisher begegnet sind, leben es genau so...soweit ich es verstanden und mitbekommen habe.

Was mich nur immer wieder wundert...wie daraus eine Ableitung wird, die du zu beginn beschreibst und als "Das ist konsequent gelebtes TPE!" bezeichnest.

Entweder beides geht als TPE durch, dann wären deine Argumente im ersten Teil hinfällig, da sie nicht gelten müssen. Oder eines von beiden ist kein TPE...sondern vielleicht nur eine bewusst überspitzte Darstellung um etwas blöde dastehen zu lassen...da aber eines davon lebbar ist und war, wird die Auswahl recht eng, oder nicht???
Bin gespannt.
****llo Mann
31 Beiträge
*****n_N:
*******teel:
In den 50 iger Jahren brauchte eine Ehefrau noch die Erlaubnis ihres Ehemannes um arbeiten zu dürfen. Ebenso hatte er das Recht sie zu züchtigen, das Geld zu verwalten etc.... Das war TPE 24/7 in Reinkultur *haumichwech*
Und da hat niemand behauptet, das sei doch gar nicht möglich *zwinker*
Iwi schon witzig...die TPEler, die mir bisher begegnet sind, leben es genau so...soweit ich es verstanden und mitbekommen habe.

Was mich nur immer wieder wundert...wie daraus eine Ableitung wird, die du zu beginn beschreibst und als "Das ist konsequent gelebtes TPE!" bezeichnest.


Naja, TPE als Total Power Exchange bedeutet doch genau das? Der Power Exchange ist total. Absolut.
*****n_N Mann
9.370 Beiträge
Themenersteller 
****llo:
Naja, TPE als Total Power Exchange bedeutet doch genau das? Der Power Exchange ist total. Absolut.
Die Frage war nicht was TPE bedeutet, sondern welche der beiden Beschreibungen nun auf TPE zutrifft oder ob beide Beschreibungen TPE sind...du müsstest also auch die erste Geschichte/Beschreibung von VelvetSteel lesen, um meine Frage überhaupt beantworten zu können.
Lieber Gordon

Natürlich sind beide Beispiele TPE. Nur das erste Beispiel zeigt, wie es aussehen würde, wenn man dieses Konstrukt mathematisch umsetzen würde. Und natürlich wirkt es "lächerlich" denn in dieser mathematischen Form ist es eben nicht mit dem realen Leben vereinbar.
Dann kam im mittleren Teil meines Betrags die Erklärung und Überleitung, die Du anscheinend übersehen hast (ich will Dir jetzt aber bitte keine selektive Wahrnehmung unterstellen *zwinker*).
Und ja, das 50iger Jahre Modell ist dann etwas, was real umsetzbar war und auch heute noch praktikabel ist. *zwinker*

Ebenso ist Dir anscheinend entgangen, dass ich absolut nichts gegen 24/7 habe. Und es selbst lebe, bzw gelebt habe. Ich mache mich eher über die Augenhöhe lustig. Da ich auch damit nie ein Problem hatte. Meine Partner/Doms haben mich immer ernst genommen. Wir diskutierten und diskutieren immer gleichwertig
****llo:
Woher meine Meinung kommt: Ein jahrelanges Interesse an Philosophie und Psychologie (primär Psychoanalyse) und Studien auf diesem Gebiet sowie ein Job, dessen Hauptaufgabe das Beobachten von Menschen und Geschehnissen ist.

Wie viele der Personen, die Du studiert hast, haben davon in einen BDSM 24/7 Beziehungskonzept gelebt und über welchen Zeitraum hast Du diese Personen begleitet? Welche persönlichen Erfahrungen hast du über die Jahre im BDSM gemacht?

Ich habe den Eindruck, dass Du hier einiges in einen Topf wirfst, was nicht unmittelbar zusammenpasst. Da dich das Thema brennend zu interessieren scheint empfehle ich mal ein Buch.

Hörig: Die Lust an der Unterwerfung. Geständnisse einer Sucht
Alina Schumann
ASIN: B07145TMJ3

Hörigkeit übt auf viele Menschen eine eigenartige Faszination aus. Sie kann sich in der Lust an der Unterwerfung, in der Sehnsucht nach Selbstaufgabe und in sexueller Abhängigkeit zeigen. Hörigkeit macht aus normalen Männern und Frauen oft Gefangene dieser bizarren Leidenschaft. Und sie kann bis zur völligen Selbstzerstörung des Betroffenen führen.

Alina Schumann hat in monatelangen Recherchen und Gesprächen mit vielen verzweifelten Menschen gesprochen. Sie hat Männer und Frauen getroffen, die am Rande des Selbstmords waren, die sich schämten von der Sucht nicht los zu kommen und denen sehr oft auch eine Therapie nicht helfen konnte.

Es ist schon viele Jahre her, das ich es gelesen habe. Wenn ich mich richtig erinnere, kann das ein Problem jeder Vanilla-Beziehung sein – völlig losgelöst vom BDSM

Deine Argumentationskette, ist weder BDSM spezifisch noch hat es was mit 24/7 unmittelbar zu tun.
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