Avaana
Wir führen keine 24/7 im klassischen Sinne. Außerdem hat mein Devotismus zunächst einmal nichts mit meinem Geschenk an meinen Dom zu tun. Das sind sehr verschiedenen Dinge und Ebenen. Du entscheidest von Tag zu Tag, ich habe dagegen eine Grundsatzentscheidung getroffen. Dies aber ist die Handlungsebene und baut lediglich vielleicht auf dem Devotismus. Du kannst also naturdevot sein und trotzdem eigenbestimmt durch dein Leben gehen, was ich zum größten Teil auch tue. Ich erkläre noch einmal meine derzeitige und frühere Situation, also die vor und mit BDSM.Also mein Devotismus ist eine Grundeigenschaft meiner Persönlichkeit, die zwar in mein Leben als solche, genauso wie meine soziale Ader, mein analytischer Verstand und vieles mehr. Er ist also nur eine von vielen Eigenschaften, hat aber genauso wie die anderen spezifische Auswirkungen. Das heißt aber nicht, dass ich mich in allen Dingen fremdbestimmen lasse. Ich treffe jeden Tag Entscheidungen, sei es wie ich meinen Tag verbringe, was ich anziehe, auf welche Stelle ich mich bewerbe ... Diese haben mal mehr Tragweite mal weniger. Der Devotismus hindert mich ja nicht daran und heißt auch nicht automatisch, dass ich mich in jedem und allem unterwerfe. Er kann mich nur in manchen Situationen dazu bringen, vielleicht einen Tacken früher nachzugeben. Oder er erzeugt halt die magnetische Wirkung starker Naturdominanzen auf mich. Man lernt damit umgehen und ihn im Alltag ein wenig nach hinten in eine Ecke zu schieben. Das lehrt einen schon das Leben, weil man ansonsten nur ausgenutzt wird. In meinem Fall ist das aber je nach Situation nicht immer leicht für mich. Hängt halt davon ab, worum es geht.
Nun zu dem Dom/Sub-Verhältnis, was nur auf der Basis irgendeiner Form von Devotismus zustande kommt. Mein Mann und ich leben nun seit über 28 Jahren zusammen, wovon wir 25 Jahre verheiratet sind. Fast 27 Jahre haben wir ohne eine DS-Beziehung gelebt. Wir haben auf Augenhöhe gelebt und gehandelt. Hier hat mich mein Devotismus halt nur dazu gebracht, dass ich vielleicht diejenige war, die nach einen Streit den ersten Schritt machte oder schneller nachgab, wenn es nicht ganz so wichtige Dinge waren. Ich habe meine Haare kurz getragen und berufliche das gemacht und auch so gemacht wie ich das für richtig hielt. Natürlich hat man sich in wichtigen Dingen mit seinem Partner abgestimmt, aber das tut man in jeder funktionierenden Beziehung.
Mit unserem Einstieg ins BDSM hat sich viel verändert, aber noch längst nicht alles. Noch immer begegnen wir uns im Alltag weitestgehend auf Augenhöhe und ich bin hier nicht fremd bestimmt. Dies bin ich nur im BDSM und dies sehr gerne. BDSM ist für uns auch deutlich mehr als eine Erweiterung unseres Sexlebens. Ich hatte früher sehr viele Mauern um mich aufgebaut. Mit dem Einstieg ins BDSM wurden diese sehr schnell eingerissen und mein Devotismus mit dem Bedürfnis beherrscht zu werden, brach hervor. Anfangs wollte ich das nur im Sex und alles andere habe ich verweigert, inzwischen jedoch bin ich darüber schon längst hinaus. Es wird bei uns keine 24/7 nach klassisches Vorbild geben, weil wir beide das nicht wollen. Wir haben jedoch eine 24/7 Benutzung in sexueller Hinsicht. Wir mögen unsere Beziehung, so wie sie ist, wobei sich das Hierarchiegefälle hier und da mal einschleicht. Allerdings nicht so, dass ich nun mundtot bin oder man mir nun sagt, wann ich aufs Klo darf, ich IMMER die Spülmaschine ausräume, oder er alle wichtigen Entscheidungen in unserem Leben alleine trifft. Wir sind ein Paar und das hat immer Vorrang vor dem DS. Aber die Folge ist, dass ich mich aus einem Bedürfnis heraus meinem Ehemann und Meister als Eigentum verschenkt habe. Das hätte ich für keinen anderen Mann getan, denn Ich habs nicht so mit dem Vertrauen. Aber bei ihm ist mein Geschenkt in guten Händen, er kennt mich in und auswendig sowie meine Bedürfnisse, einschließlich dem, dass ich Luft zum Atmen brauche und Handlungsfreiraum. Aber ich habe dieses Geschenk auch nicht leichtfertig gemacht, sondern würde im Ernstfall genau das tun, was du nicht tun willst. Ich würde mich ihm mit allem, was ich bin unterordnen und gehorchen, soweit es meine Gesundheit nicht schädigt, meinen Kindern oder meinem Mann nicht schadet. Aber nochmals: NICHT FÜR IRGENDEINEN DOM, sondern NUR FÜR DIESEN!
Wir können also beide naturdevot sein, haben daraus nur unterschiedliche Konsequenzen gezogen. Allerdings würde ich auch für keine Spielpartnerschaft das tun, was ich getan habe, egal wie sehr ich diesen Mann lieben würde. Vorraussetzung hierzu war neben dem Mann auch unser Beziehungsstatus sowie die sehr lange Zeit unseres Zusammenlebens in einer funktionierenden Beziehung.
LG Shania