Es ist nicht so schwarz/ weiß!
Hallo BoP (m)!
**********urple:
Sind das in Wirklichkeit vielleicht sogar die viel diskutierten "Dummdoms"...
?
Aha. Dann habe ich es nicht geschafft, das richtig rüber zu bringen.
Gut, dass Du das ansprichst. Dies gibt mir die Chance, meine Aussagen zu enthärten. Denn das, was ich erlebte, geht in eine andere Richtung.
I. Die Sache mit dem Guru
Im Gegensatz zum Missionar betrachte ich den Guru positiv. Gurus sind für mich Menschen, die eben für etwas eintreten, was ihnen wichtig ist und was vom Mainstream abweicht. Ob nun politischer, philosophischer oder religiöser Natur... Das sind Menschen die für etwas brennen und auch nicht Halt machen, weil es dazu noch keine entsprechende Gemeinschaft in ihrer Nähe gibt. Was heute nicht ist, kann ja morgen sein. Doch dazu muss einer vorgehen. Sagen, was er denkt. Dann besteht auch die Möglichkeit, das sich Gleichgesinnte sammeln.
Mainstream ist momentan doch die "Emanzipation beider Geschlechter". Machtgefälle in der Partnerschaft ist da nicht vorgesehen. Hinter D/s steckt der Glaube an eine vom Mainstream abweichende Lebensform der Partnerschaft. Hinter D/s stecken ein anderes Welt- & Menschenbild. Damit ist es philosophischer Natur. Und dies leben zu können - und zwar nicht bloß in abgeschiedener Zweisamkeit - eine Gemeinschaft aufzubauen, in der es möglich ist D/s offen zu leben ohne anzuecken... Das ist anfürsich doch etwas positives, oder nicht?
Im Gegensatz zum Missionar versucht der Guru andere nicht zu bekehren. Sondern die Menschen scharen sich freiwillig um ihn. Und so ging es mir mit besagten Frischfleischjägern von weit weg. Ich fühlte mich in ihrer Gegenwart wohl. Und teilweise sprachen sie mir aus dem Herzen. Sprachen ungelebte Wünsche an, für die ich im Mainstream wohl eher "Verachtung" kassieren würde.
Nun ist sicherlich nicht jeder Dom ein Guru. Denn zum Guru-Sein bedarf es mehr. Bedarf es dem Willen und der Kraft eine Gemeinschaft ins Leben zu rufen und zu pflegen. Und wenn ich noch Mal so darüber nachdenke: Nein, ich bin nicht sicher, dass es sich bei diesen Männern um Gurus handelte. Sicher ist, dass da etwas war. Wenn er dies auch in einer Gruppe rüber bringt, dann werden ihm auch dort Menschen folgen. Aber viele tun dies bloß im 1:1. Und ich habe diese Menschen bloß im 1:1 erlebt. Am Telefon.
Und nochmal ganz ausdrücklich:
Als Missionierungsversuche habe ich dies nicht erlebt.
Als Verlockung? - Ja.
Aber KEINE MISSIONIERUNG.
II. Wie entstand dann die als Abwertung erlebte Ausgrenzung anderer BDSM-Formen?
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich das beschreiben kann. Das, was da in diesen Gesprächen geschehen ist. Nun, ich werde eine Analogie benutzen. Du darfst auch gerne über mich lachen. Schließlich tue ich es auch.
Die Lamborghini-Analogie
Sagen wir, BDSM ist ein Fortbewegungmittel. Ein Auto.
Und sagen wir, ein attraktiver Mann läd mich dazu ein, mit ihm ein Autohaus zu besuchen. Luxuswagen sind dort. Und er führt mich zu seinem Lieblingsauto, einem Lamborghini. Auf dem Weg dorthin erzählt er mir auch ein wenig von den anderen Luxusschlitten. Die haben auch was, aber seins ist eben der Lamborghini. Erzählt von dem, was ihm daran so gefällt. Und ich, ich bin neugierig auf diesen Lamborghini. Nicht nur auf die Farbe. Ich will ihn begreifen. Mit manchen Erklärungen kann ich auf Anhieb noch nicht viel anfangen, andere Dinge interessieren mich dafür umso mehr. Da hake ich nach. Will mehr über seine Beschleunigung, seine Wendigkeit und sein Bremssystem erfahren... Ja, ich löchere ihn geradezu mit Fragen und er beantwortet sie mir gerne. Ein sehr angenehmes Gespräch entspinnt sich. Wir sind so voller Begeisterung. Wir sprechen auch über mögliche Reiserouten. Steigern uns in unserer Vorstellung ins Fahrgefühl hinein. Und da fällt mir so eine Route in der Eifel ein. Richtig schön hügelig und kurvig. Zwei Mal bin ich die gefahren. Und der Unterschied zwischen dem Klein- und dem Mittelklassewagen war schon gewaltig. Und ich träume & schwärme laut davon, wie toll es sein müsse, mit diesem Lamborghini durch die Eifel zu fahren und er schwärmt mit...
ich: "Du ich hab da Mal eine Frage. Jetzt mal im Vergleich zum Golf..."
er: "Ein Golf ist doch gar kein Auto."
Supi Vollbremsung meinerseits!
So zurückblickend betrachtet.
Jetzt mal ehrlich:
Welcher Lamborghini-Fahrer würde sich nicht vom Golf-Fahrer abgrenzen wollen?
Und in solchen Gesprächssituationen sind dann auch ein Großteil der obigen Aussagen entstanden:
*******ias:
• hätte ich noch viel zu lernen;
• wäre ich im BDSM falsch;
• sei ich nicht devot;
• sei ich keine sub;
• gehöre ich nicht dazu.
Diese Aussagen blieben hängen.
Doch ich setzte seine Antworten in den falschen Zusammenhang.
Woher sollte ich auch wissen, dass ich gerade einen Golf mit einem Lamborghini verglichen hatte?
Also für mich wären Ausflüge oder ein längerer Urlaub mit einem Lamborghini echt geil. Aber als Transportmittel im Alltag? - Weiß nicht. Würde ich mich dabei eher nicht so wohl mit fühlen. Die Ziele, die ich zur Zeit in meinem Alltag anstrebe, erreiche ich anders. Ach, keine Ahnung, ob ich mich jemals damit anfreunden werde...
D/s, 24/7, TPE... sowas gehört in meinen Augen schon eher in die Luxuskategorie. Etwas, was man sich leisten können muss.
Ich meine: Menschen zu führen, braucht gewisse Ressourcen.
Und dies in Vollzeit, verantwortungsvoll...
Das ist in der Tat etwas Besonderes, Herausragendes, Elitäres.
Liebe Grüße!
Galinthias