Ja, der Artikel ist sehr missverständlich, und es ist kein Wunder deswegen, dass dort auch viel durcheinandergerät. Das an und für sich sehr spannende Thema noch einmal ohne konkreten Bezug zu diesem Artikel zu starten finde ich eine gute Idee.
Zu den Fragen:
Gibt es sowas wie Psychische Dominanz überhaupt?
Wenn ja wie übt man sie aus?
Und vorallem wo zieht man die trennung zwischen Spiel und "Ich mach meine Partnerin von mir Abhängig"
Es gibt sie, ist aber -wie so vieles beim BDSM- sehr unterschiedlich, und für jeden ein bisschen was anderes.
Genau genommen ist jede Dominanz auch gleichzeitig eine psychische. Denn wenn Sub die Dominanz von Top nicht spürt, wird sie ihn auch nicht als Dom anerkennen können oder wollen. Das Machtgefälle muss also insofern eh schon auf psychischer Ebene mehr oder weniger stark vorhanden sein, bevor es zum ersten Schlag kommt.
Psychische Dominanz kann sich rein aufs Spiel beziehen. Beispielsweise Regeln, die Sub für eine Session zu befolgen haben, Sub aber psychisch sehr fordern. Beispielsweise die Ansage "du darfst ab sofort nie ja sagen (wahlweise "jeden Satz mit "bitte" beginnen" etc.), sonst gibt es am Ende eine saftige Strafe (da dann gerne auch angesagt welche, z.B. "1 Schlag pro Rohrstock pro Vergehen)". Das hält Sub unter permanenter Anspannung, weil solche Regeln hohe Konzentration erfordern. Wenn Dom z.B. Codewörter ansagt, nachdem Sub etwas bestimmtes sofort zu tun hat, ist das nicht viel weniger. Je alltäglicher das Wort, desto gemeiner.
Psychische Dominanz kann aber auch bedeuten, dass Sub für den Verlauf der Session Dom siezen muss, während er Sub weiterhin duzt. Das verstärkt nicht nur das Machtgefälle, sondern erniedrigt auch zusätzlich. Kleinigkeiten dieser Art werden auf psychischer Ebene, oft sogar erst nur unbewusst, wahr genommen.
Ohrfeigen können psychische Dominanz bedeuten: Mittendrin aus dem Nichts heraus, sehr wirkungsvoll, aber auch wieder psychisch stark Sub "nach unten treibend".
Eine Dominanz dieser Art macht es leicht, dass Sub NICHT abhängig von Top wird. Weil beide direkt danach wieder auf Augenhöhe sind und so der Respekt voreinander wieder da. Es kann zwar immer noch Abhängigkeit bestehen weil Sub das so sehr kickt, aber die ist immer möglich, wenn jemand dazu neigt, sich schnell von jemandem abhängig zu machen. Gänzlich kannst du es nicht verhindern, wenn sich jemand (bewusst oder unbewusst) auch abhängig machen
will.
Brisanter wird es, wenn psychische Dominanz in den Alltag hineingeht.
Da kann es schon mal sein dass Dom auf Wunsch von Sub eine Ernährungskontrolle zwecks abnehmen wollens einführt (was ich für sehr gefährlich halte, Essstörungen sind kein Spaß ...). Oder Reizsignale gesetzt werden, die während einer Session intensiv geübt wurden (z.B. ein Wort per SMS und Sub wird sofort feucht, weil Top immer genau vor besonders luststeigernden Methoden beim SM dieses Wort sagte). Oder eingeführt wurde, dass Top in einem bestimmten Zeitraum (z.B. 19-19:30 Uhr) jeden Tag eine SMS mit einer Aufgabe schickt, die Sub dann sofort zu befolgen hat - oder eben nicht. Das mutiert dann zur längsten halben Stunde des Tages ...
Das alles kann in nullkommanix zu Abhängigkeit führen. Das Leben wird mehr und mehr nach Top ausgerichtet - teils, ohne es zu merken. Gefährlich! Und Aufgabe des Top es rechtzeitig zu erkennen. Also auch Reflektion einzufordern, sodass man rechtzeitig dagegen steuern kann.
Zu guter Letzt gibt es leider auch die schwarzen Schafe, die ein psychisches Abhängigmachen aufgeilt um dann, wenn sie es geschafft haben, diejenigen fallen zu lassen und das nächste Leben zu zerstören. Manche holen den Deckmantel des Dom heraus weil sie wissen, dass manch Frau allzu geren Sub wäre und anfangs absolut alles tun würde, um endlich einen Herrn haben zu dürfen. Je weniger selbstbewusst die Frau, desto leichter kann sie eingefangen werden (leider).
Das aber ist eine Kiste, die sich nicht nur auf BDSM beschränkt. Im Grunde genommen ist das eine ganz normale Psychopathennummer.
Von der das im anderen hier genannten Thema vorzugsweise erzählt wird.