Ich denke wie die vielfältigen Möglichkeiten und Varianten, die die unterschiedlichen Spielweisen des BDSM und die persönlichen Verständnisse dessen zu bieten hat, sind auch die Interessen und Antriebe der einzelnen Protagonisten, ihre Neigung auszuleben.
Für mich war und ist BDSM eine besonders intensive Art von Zuneigung, eine sehr intensive Nähe, nur Möglich auf Basis großer Vertrautheit und gegenseitigen Respekts.
Nun bin ich in der Situation, dass ich nicht exklusiv zu haben bin, und es verständlicherweise schwierig ist, eine Partnerin zu finden, die dies mitträgt.
Ich hatte das Glück eine tolle Partnerin gefunden zu haben, die eben dieses passende Puzzleteilchen war, die ebenfalls verheiratet, von ihrem Partner wie ich die Freiheiten eingeräumt bekam, sich das woanders zu holen, wozu die Partner nicht in der Lage waren, mit dem Wissen dass auch sie selbst von dieser Partnerschaft durch unsere Ausgeglichenheit profitierten. Ich gebe zu dies mag für viele sehr unkonventionell und befremdlich klingen.
Aber wir gingen diesen Weg fast drei Jahre gemeinsam, und hatten eine sehr tiefe Beziehungsebene, getragen von Vertrauen und Achtsamkeit, Respekt und Offenheit.
Diese Vertrautheit erlaubte uns in einer unglaublichen Tiefe auf unsere Gefühle, unsere Neigungen einzulassen, Grenzen zu erweitern und uns immer wieder neu zu entdecken, indem wir uns in unserem Spiel leidenschaftlich verlieren konnten.
Ja, es war unser BDSM, in unseren vier Wänden, und wir mussten nichts nach außen tragen, nur wenige gute Freunde und Bekannte aus der Szene wussten davon. Nie war das Verlangen da, dies in der Öffentlichkeit, auf Partys oder Events auszuleben, das war unsere Intimität.
Aufgrund privater Umstände mussten wir diese wundervolle Beziehung beenden, und seitdem suche ich die eine, die sich wieder auf einen solchen Weg einlassen möchte. Keinen Ersatz für die Vergangenheit, sondern jemanden zum gemeinsamen vorwärts schauen, um neue Wege zu gehen, den unseren zu finden.
Was mache ich aber, wenn sich dieser Wunsch nach zweisamer Intimität nicht erfüllt, meine Suche vergebens ist, sich das Verlangen nach dieser menschlich wärmenden und berührenden Nähe nicht erfüllt, aber einfach auch der Wunsch nach dem Ausleben meiner dominanten Ader latent irgendwo in mir ist? Ich wünsche Escher nicht, es wäre nur die Notlösung, aber ich würde es nicht ausschließen dann irgendwann auch auf die Möglichkeit eines Events, einer Party zurück zu greifen.
Ich könnte mir vorstellen dass es viele gibt, die gerade aus Angst vor aufkommenden Gefühlen ihre Neigung eher auf solchen Veranstaltungen ausleben, oder weil sie nicht die Möglichkeit haben sich zu treffen, ihr ein Partner zu wenig ist, oder sie einfach nur „spielen" wollen, auch für den Preis, nie diese, für mich so bedeutungsvolle Tiefe zu erreichen.
Ich denke jedem das seine, solange er weder anderen noch sich schadet.
Ein anderer Thema zur Öffentlichkeit wäre noch, wie wir alle die Neigung in die Öffentlichkeit hineintragen. Viele Menschen gehen sehr sensibel damit um. Ich weiß nicht ob Filme wie Shades of Gray wirklich zu Verständnis für uns beitragen, aber was ich absolut nicht mag ist, wenn die Öffentlichkeit mit der Thematik „zwangskonfrontiert" wird. Ich war einmal auf einem Stammtisch, da musste ich mich die ganze Zeit fremdschämen wie manche gegenüber den Bediensteten aufgetreten sind. Und bei Outdooraktivitäten sollte man auch eher Locations suchen, wo höchstens der Revierförsterei vorbeikommt anstatt Großeltern mit Enkelkind.