mein Kung Fu, Dein Kung Fu
es war wohl ziemlich unklar, was ich geschrieben hatte.
Du hast völlig recht darin, dass vieles aussieht wie ein Angriff auf die Würde, was bei BDSM gespielt wird. Aber weil es gespielt ist, nenne ich es gerade nicht Angriff, denn der Sinn der Aktion vermittelt sich nicht darüber. Der "Angriff" ist nicht ernst gemeint, das ganze funktioniert nur deshalb, weil Sub gerade von seiner Würde Gebrauch macht, selbst zu bestimmen, dass er/sie gerade auf diese Weise erzogen wird. Das gilt für die Tierdressur wie für den Aschekübel, um bei diesen Beispielen zu bleiben. Wenn ich also geschrieben habe, darum geht es im BDSM-Kontext nicht, habe ich das gemeint, es kommt nicht auf den äußeren Anschein an, sondern den Sinn, den die Teilnehmer dem geben, also nicht um ein Werturteil, sondern um das Verständnis dessen, was geschieht.
Es tut mir leid, dass ich mich so missverständlich ausgedrückt habe, wodurch Du zu der Annahme kommen musstest, ich wollte das verurteilen. Nein, beides macht offensichtlich Lust, ist also richtig, und das gilt dann für jedes Spiel, das "sane, safe and consensual" gespielt wird. Es sind die Teilnehmer, und nur sie, die über den Inhalt wie über seinen Sinn bestimmen. Auch discipline funktioniert in diesem Sinn verstanden dann als Selbstdisziplin des/der Sub auf sehr verschlungenem Pfad.
Auch in dem letzten Satz von mir, den Du zitiert hast, ging es mir darum, diesen Unterschied zwischen dem Inhalt und seiner Bedeutung herauszufinden. Jemand hatte das Beispiel geschildert, seine Subbie durch die Androhung einer Strafe dazu motiviert zu haben, die eigenen Hemmungen zu überwinden und an der Stange zu tanzen, dabei herausgestellt, dass Subbie am Ende glücklich darüber war, die Fähigkeit zu tanzen ans Licht gebracht zu haben, also die eigene Persönlichkeit entfaltet zu haben. Mir ging es darum festzuhalten, dass auch dieser Katalysator-Effekt zur Persönlichkeitsentfaltung nicht den Sinn des BDSM-Anteils am Ganzen definiert. Die Androhung der Strafe, die diese Persönlichkeitsentwicklung transportiert hat, bezieht ihren Sinn aus der Lust beider Teilnehmer, Lust daran, dieses Disziplin-Spiel zu spielen. Auch hier geht es nicht um das Werturteil, sondern um das Verständnis dessen, was da geschieht.
Als ersten Satz hatte ich schreiben wollen, "mir schwirrt der Kopf", schade dass ich es nicht getan habe. Denn offenbar ist es sehr kompliziert, die verschiedenen Ebenen auseinander zu halten, um die es bei "Erziehung" geht, noch schwieriger, dies klar und verständlich auszudrücken.
Um das nochmal klarzustellen, ich spiel mein Kung FU und lass Dir Deins, wenn ich wissen will, was Du da spielst, möchte ich es verstehen, nicht verurteilen. Vielleicht ist Deins ja geiler.
LG
Charly