Geduld

„Zu den Stammtischen/Offline-Events: Mir fällt da immer wieder auf, dass Menschen, deren Profile ich vorher toll fand, im Realen so gar nicht meins wären. Eben auch aufgrund des Marketings.

„Also einerseits finde ich es immer fragwürdig, Menschen in Kategorien, Level, Schubladen, wie auch immer man es nenne mag, gemäß einer subjektiv empfundenen Attraktivität einzugliedern. Um bei dem erwähnten Beispiel zu bleiben: es gibt sogar haufenweise sportliche Männer, die auf dicke Frauen stehen. Zugegebenermaßen häufiger Männer, die Sport aus Leidenschaft machen als solche, um den eigenen “Marktwert” zu fördern. Solche Beziehungen können auch prima funktionieren. Paare müssen nicht alle Hobbies (Sport) teilen und vieles was hier indirekt unterstellt wird, sind Vorurteile in den Köpfen von Menschen, die das brauchen um sich über andere zu erheben. Das nur nebenbei.

Ich persönlich sehe es ohnehin so, dass ich lieber gar nicht date, als jemand, der komplett andere Ansprüche in Sachen Verbindlichkeit und Ehrlichkeit oder unpassende Vorlieben hat. Ich denke, ich bin mir selber mehr wert, als mich für Fremdzwecke benutzen zu lassen, die mir im Gegenzug aber nicht das bieten, was ich suche.

„Die Auswahl hier ist wie in der Losetrommel auf dem Jahrmarkt. Wenige Hauptgewinne, einige Trostpreise. Viele Nieten im Sinne von es passt nicht.

Es täuscht also, dass mehr Optionen als Frau auch heißt bessere zu haben.

Ich habe bisher meistens erlebt, dass ein schriftliches auf einer Wellenlänge liegen auch real gepasst hat. In wenigen Fällen war der Mensch ein völlig anderer als es schriftlich schien. In beide Richtungen.

Hilfreich ist tatsächlich der Humor. Wenn der nicht passt, passt die Wellenlänge meist auch nicht oder nur teilweise.

In manchen Fällen entwickelte sich ein Kontakt schnell. In anderen über Monate. Das ist sehr unterschiedlich und das langsame Wachsen war immer sehr schön. Aber auch die Faszination, die zu schnellem Kennenlernen führte.

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ich bestreite nicht, dass es sportliche Männer gibt, die auf dicke Frauen stehen.

ich sehe nur nicht ein, als Notnagel herzuhalten bei Männern, bei denen die Damen, die ihren Ansprüchen genügen, kein Interesse haben.
und da gibt es so einige, die das genau so praktizieren.

„Inwieweit verändert das (Über)Angebot an Datinggesuchen die Geduld, sich einzulassen? Wenn viel, aber nicht gleich alles* stimmt? An Attraktivität, Neigung, Verbindlichkeit, Gefühl. "Zappt" ihr weiter oder geht ihr entspannt in ein erstes Treffen, man kann ja mal weiter schauen?

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Ich bin jemand, der viel Geduld mitbringt, wenn ich etwas haben will. Und manchmal bricht dann ein Austausch ab, vorzeitig, wie mir scheint.
Das würde ich gerne mal grösser einnorden.

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Die Frage ist nicht relevant. Wichtiger ist die Frage: Welchen Anspruch habe ich? Und inwieweit ist der realistisch?
Und zwar auf beiden Seiten. Jeder für sich.

Nur mal als Beispiel: Ich erlebe immer wieder Menschen, die eigentlich eine (monogame) Beziehung suchen, sich dann aber auf eine wie auch immer gebundene Person einlassen. Sie drücken ihren eigenen Anspruch nach unten und reden sich dann raus mit "aber alles andere passt schon". Oder eben auch: "Sonst habe ich gar nichts."

Und andersherum halt auch schon das, was du selbst über dich sagtest: Hättest du deinen Partner online kennengelernt, hättet ihr nie ein Date gehabt. Weil du deine eigenen (vermeintlichen) Ansprüche an Dingen aufgehängt hast, die für dich tatsächlich gar nicht relevant waren. Aber das Internet gibt da halt auch den Takt vor.

Mal ein böses Beispiel:
Die schwer adipöse und hochgradig unsportliche Frau, die einzig Bodybuilder mit Sixpack und mind. 20cm sucht.
Mag ja sein, dass ihr das optisch zusagt. Aber ist das auch realistisch? Langfristig? Immerhin ist schon allein optisch zu erkennen, dass die Lebensmodelle nicht vereinbar sind. Und schon landet man in einer Schieflage, das Frustlevel steigt und aus dem Date-Karussell wird ein Meat Market.
Der "Normalo", dessen Lebensmodell vermutlich erheblich besser zu ihr passen würde, geht unter, weil er ihre optischen Ansprüche nicht bedienen kann. Sie hinterfragt die Relevanz ihrer optischen Ansprüche jedoch nicht und ist frustriert, weil die von ihr angestrebten Herren sie einzig zum Ficken benutzen. Am Ende sind Männer Schweine und sie dreht den Spieß um und sucht nur noch wen zum Ficken. Das war zwar ursprünglich nicht ihr Anspruch, aber der Meat Market gibt eben nichts anderes her. Und schon stecken alle Beteiligten in einem Teufelskreis ihrer eigenen unreflektierten Ansprüche und die eingangs zitierte Ungeduld (wie auch Beliebigkeit) wächst.