Was authentisch ist und was nicht muss letztlich jeder für sich selbst beurteilen. Für mich ist eine authentische (D/S-)Beziehung in der beide Beteiligte in sich selbst angekommen sind, das leben was sie auch fühlen und diesen (Teil)Bereich ihres Lebens nicht als gespielte "Rolle" empfinden sondern eben als Teil ihrer Persönlichkeit.
Man kann das nun als "wertend" betiteln und dafür den von mir nicht gebrauchten Begriff "Wahre Devotion" dazuinterpretieren, man kann es aber auch völlig neutral betrachten und tatsächlich als Möglichkeit sehen, bei der gar keine Rituale notwendig sind um vom Alltag in eine Session zu kommen und umgekehrt.
Ich bin in meinem Leben so einiges. Ich bin Lebenspartner, Staatsbürger, Autofahrer, Vater, Nachbar, Vorgesetzter, Kunde, JoyClubmitglied, Verkäufer, Konsument, Sohn, Kundenberater, Angestellter und vieles mehr ...
Ich könnte hier jetzt noch einige Seiten so weiterschreiben und komme dann irgendwann auch auf Dom, Sadist, Mann oder auch Herr in unserer D/S-Beziehung.
All das bin ich mehr oder weniger authentisch.
Natürlich muss ich mich für manche Dinge sicher auch in Rollen begeben, die mir nicht so liegen, mit denen ich mich nicht wirklich identifizieren kann. Solche Dinge versuche ich aber vor allem in meinem Privatleben und insbesondere in meiner Beziehung zu vermeiden.
Vielleicht bin ich da eine Ausnahme, aber wenn ich mich ins Auto setze, bin ich in diesem Moment Autofahrer und Verkehrsteilnehmer und brauche nicht erst eine Stunde um mich zu akklimatisieren. Dasselbe passiert wenn ich in meiner Firma angekommen bin, dann bin ich ohne Verzögerung in meinem Beruf angekommen. Telefoniere ich mit meiner Frau, bin ich in diesem Moment wieder Lebenspartner und Dom, reden wir über Kinder, bin ich Vater.
Komme ich nach Hause und will meine Frau und Sub benutzen, ist genau in diesem Moment das Machtgefälle präsent. Reden wir danach oder davor über ihren Arbeitstag, sind wir auf Augenhöhe.
Das sind alles verschiedene Bereiche unseres "Ich" die simultan existieren können.
Das geht uns beiden so und wir fühlen uns authentisch in all diesen Situationen.
Das Problem an sich verstehe ich durchaus, wir haben beide auch Kinder und die waren auch mal klein und aktuell wohnt mein Beutekind auch wieder bei uns, weil es hier zufällig in Ravensburg studiert.
Was ich aber nicht wirklich verstehe, dass man nicht Ehefrau, Mutter und Sub und sexuelles Wesen simultan sein kann. Das heisst ja nicht, dass man das simultan ausleben muss, das heisst für mich lediglich, dass man es simultan so empfindet und im Bewusstsein hat oder zumindest verzögerungsfrei im Unterbewusstsein parat hat.
Das kann man m.E. lernen, so wie man auch verzögerungsfrei zwischen Fussgänger und Autofahrer umschalten kann.
Da helfen sicherlich Rituale, aber letztlich sind das auch nichts anderes als Trigger, auf die man Sub (und Dom) konditioniert, die bei diesem "Umschalten" helfen können.
Ich sehe dieses bewusste mutiple "Sein" einfach als eine Möglichkeit, sich das Leben etwas einfacher zu gestalten wenn den Alltag als Vielfalt der Möglichkeiten ansieht und nicht als lästige Begrenzung und durchaus als eine von vielen möglichen Antworten auf das Problem des TE.
LG BoP (m)