Ambivalenzen und Facetten: Beispiel Friedrich Nietzsche

Schöne Musik, die ich auch noch nicht kannte, danke fürs Bereichern
(sah heut grad ein Buch mit Malerei von Ringelnatz - ).
Es ist ja oft so, dasz kreative Geister Talente auf mehreren Ebenen haben, dies jedoch allgemein kaum wahrgenommen wird (oder das auch nicht so sehr gewollt ist von der Person selbst).
Zu Nietzsche fällt mir allerdings nicht grade viel ein, Philosophie war nie so meins.

Nur dieses Gedicht mochte ich immer:


Vereinsamt

Die Krähen schrein
und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein -
Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat.

Nun stehst du starr,
schaust rückwärts, ach, wie lange schon,
was bist du Narr
vor Winters in die Welt entflohn?

Die Welt - ein Tor
zu tausend Wüsten stumm und kalt;
wer das verlor,
was du verlorst, macht nirgends halt.

Nun stehst du bleich,
zur Winter-Wanderschaft verflucht,
dem Rauche gleich,
der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg, Vogel, schnarr
dein Lied im Wüstenvogel-Ton.
Versteck, du Narr,
dein blutend Herz in Eis und Hohn.

Die Krähen schrein
und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein -
Weh dem, der keine Heimat hat.

Friedrich Nietzsche ist für mich vor allem einer der größten Sprachkünstler deutscher Sprache. Gerade "Also sprach Zarathustra" ist für mich ein grandioses dichterisches Werk. Am Anfang - in der Einleitung - sprang der Funke noch nicht über. Aber dann immer mehr, bis ich diesem Buch "verfallen" bin.

Dass bei Nietzsches Philosophie einige kritische Anmerkungen zu machen sind, ist für mich unzweifelhaft. Da gibt es wirklich Schlimmes, was nicht zu beschönigen oder zu relativieren ist. Bei einem Menschen seiner Größe akzeptiere ich auch nicht den Bezug auf den Zeitgeist. Auch wenn seine Schwester ihn teilweise nazi-konform verfälscht hat, bleiben noch genügend problematische Aspekte der originalen Philosophie Nietzsches. Seine Stärke ist da auch eher die Analyse des modernen Menschen, v.a. aber die vielen kleinen messerscharfen Einzelbeobachtungen, weniger seine eigenen philosophischen Lösungsversuche.

Aber - wie gesagt -: Für mich ist er einer der größten Sprachkünstler und Dichter. Und als solchen schätze ich ihn ... gerade sein Werk "Also sprach Zarathustra".

Also sprach Zarathustra: jetzt ist aber zappendusta!

(Sorry für das Rumgespamme, aber das fällt mir bei der Erwähnung jedes mal ein - wahrscheinlich sollte ich das Werk endlich einmal lesen - )

Bestimmt an einem 20. November...
Vor genau 200 Jahren.
Ich lächle gerade.

Versuch es doch mal mit „Und Nietzsche weinte“ von Irving D. Yalom. Damit kannst du dich sozusagen an den Menschen Nietzsche heranpirschen.

Außer diesem geht es um den Wiener Psychoanalytiker Breuer und die Schriftstellerin Lou Andreas Salomé.

Ich fand das Buch spannend und informativ. Es macht Lust, über die Protagonisten Weiteres zu erfahren.

Schau mal, das könnte auch interessant und hilfreich sein …