Sexspielzeuge gehören für viele heute ganz selbstverständlich zum Liebesleben dazu. Ob zur Selbstbefriedigung oder gegenseitigen Luststeigerung: Dildo, Vibrator und Co. sind schon lange auf dem Vormarsch.
Aber seit wann gibt es eigentlich Sex Toys und Sexmöbel? Welche Hilfsmittel wurden früher verwendet? Hatten die Sexspielzeuge vielleicht sogar noch andere Funktionen? Diesen Fragen ist unsere Gastautorin Maren S. nachgegangen. Im folgenden Beitrag beleuchtet sie die Geschichte und aktuelle Situation der beliebten Toys.
Sexspielzeuge in der Steinzeit und bei Kleopatra
Die Geschichte der Sexspielzeuge sowie deren Entstehung und Anwendung geht weit in die Zeit vor Christus zurück, sogar bis ins Steinzeitalter. Aus dieser Zeit stammt der erste archäologisch dokumentierte Fund eines anthrazitfarbenen männlichen Gliedes aus Siltstein, welcher rund 19 Zentimeter lang, vier Zentimeter breit, drei Zentimeter dick und 287 Gramm schwer war. Mit einem geschätzten Alter von 28.000 Jahren ist er ein wahrer Steinzeit-Dildo. Weitere Funde aus Pakistan, die aus dem 4. Jahrtausend vor Christus stammen, belegen den Erfindungsreichtum und das handwerkliche Geschick unserer Vorfahren.
Als wahre Schöpferin der lustbefriedigenden Methoden galt Kleopatra. Sie war eine der Ersten, die auf höchst erfinderische und manchmal nicht ungefährliche Art und Weise, wie beispielsweise der Herstellung eines mit Bienen gefüllten Vibrators, ihre Lust zu befriedigen wusste. Durch das Kribbeln und Krabbeln nicht nur von Bienen, sondern auch von Fliegen und Ameisen, ließen sich die Frauen im alten Ägypten stimulieren. Anderweitige Materialien, die zur Dildo-Herstellung verwendet wurden, waren vorwiegend Ton und Holz.
Im antiken Griechenland, wo man Dildos ''Olisbos'' nannte, gab es das erste Produktionszentrum von Dildos, welche aus Holz gefertigt und mit Leder überzogen wurden. Doch der Erfindergeist der Griechen war groß: So wurden auch Dildos aus Glas oder Ton hergestellt, welche mit Eselsmilch gefüllt wurden. Dies sollte zu einer besseren und besonderen klitoralen Befriedigung führen.
In Afrika verwendeten die Frauen auch beispielsweise Früchte und Pflanzen, um sich zu befriedigen. Unreife Bananen kamen auf den polynesischen Inseln bei der Lustbefriedigung zum Einsatz.
Im Vorderen Orient und Japan benutzte man elastische Früchte, Pilze und Pflanzen, welche beim Einführen anschwollen. Hingegen stellte man im alten China schon fast kunstobjektähnliche Dildos aus Elfenbein und Jade her.
Lust und Begierde im Mittelalter
Während im Mittelalter die Kirche Zucht und Ordnung propagierte, kam es an vielen Höfen allerdings zu – heute würde man sagen – Sex-Orgien. Dabei wurden auch kleine Hilfsmittel benutzt. So hießen die Dildos im 12. Jahrhundert nach Christus in Frankreich ''Godemichè'' (= künstlicher Penis) und in Italien ''Dilettos'' (= Freude, Vergnügen, geliebt).
Bereits im 18. Jahrhundert entstanden erste Studios, die Sexspielzeuge anboten. Interessant waren dabei beispielsweise Ledersäcke in Form von Hoden und Penissen, die mit heißer Milch gefüllt wurden und ein Loch besaßen, um das Sex-Erlebnis so realitätsnah wie möglich zu gestalten. In den südlichen Ländern gab es zudem Schlafzimmer, in denen ideal geschwungene Bettpfosten das Liebesleben bereicherten. Diese luden regelrecht zum Aufsitzen ein und wurden somit gerne aufgesucht.
Im späten Mittelalter wurde dem Vibrator eine heilende Wirkung zugesprochen. Mediziner beobachteten schon früh, welchen besonderen Effekt der Einsatz von verschiedenen Vibrator-Typen auf Frauen hat. Damals wurden so unter anderem Bauchweh, Blässe, eine rege Fantasie oder Schlaflosigkeit behandelt. Eine weitere Behandlungsmethode insbesondere gegen Hysterie waren Genital-Massagen mit der Hand. Später wurde dann auch eine Hydrotherapie angewendet, wobei ein Wasserstrahl zur Befriedigung bzw. Beruhigung der Frau auf den Genitalbereich gerichtet wurde. Diese Methoden waren jedoch ziemlich zeitaufwendig, so dass im Jahre 1880 ein britischer Arzt den elektrischen Vibrator erfand, welcher die Frauen binnen zehn Minuten beruhigen bzw. befriedigen sollte.
Sexspielzeuge bereichern private Schlafzimmer
Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte verloren Dildos und Vibratoren an medizinischem Sinngehalt, hielten aber langsam Einzug in die privaten Haushalte. Mittlerweile wurde Gummi bzw. Kautschuk für die Herstellung genutzt. Fotos und Filmaufnahmen, die den Einsatz von Dildos und Handvibratoren verdeutlichten, kurbelten den Verkauf in den 1920er Jahren an. Mit der Entwicklung des erotischen Kinos und der Darstellung von Vibratoren in Pornos bekamen diese allerdings eine Art ''Schmuddel-Beigeschmack".
Erst die Erfindung des Silikons verhalf dem mittlerweile strengstens tabuisierten und nur in pornografischen Bereichen gefeierten Gegenstand der Begierde wieder zum Genussmittel der modernen Frau. Die ersten Frauen-Sexshops gründeten sich 1970 in den USA. Ab diesem Zeitpunkt wurden Dildos und Vibratoren in vielen verschiedenen Farben und Formen hergestellt. Schnell entwickelte sich eine regelrechte Sexspielzeug-Industrie.
Sexspielzeuge gibt es inzwischen in vielen verschiedenen Variationen. Neben den weit verbreiteten Dildos und Vibratoren sind auf dem Markt noch viele andere Toys erhältlich, wie z.B. die Liebeskugeln. Das heutige Wissen über Körper und erogene Zonen ermöglichte eine Anpassung an die individuellen Bedürfnisse, so dass mittlerweile für jeden etwas dabei ist. Die Artikel unterscheiden sich dabei in Form, Farbe, Größe und Einsatzmöglichkeiten. Zudem ist Sex kein Tabuthema mehr. Während noch vor einigen Jahren selten offen über Dildos und Co. gesprochen wurde, haben mittlerweile die wenigstens ein Problem damit, zu sagen, dass sie Sexspielzeuge benutzen.
Wenn die Dildo-Fee ins Haus kommt
Ein neuer Trend, der sich in den letzten 15 Jahren entwickelt hat, sind die sogenannten Dildo-Partys. Vielerorts sind sie mitunter schon so normal wie ein Kaffeekränzchen mit Freunden oder die legendären Tupper-Partys. Bei einer Dildo-Party kommt eine Vertreterin ins Haus, um hauptsächlich Frauen die neuesten Sexspielzeuge auf dem Markt vorzuführen und sie zu verkaufen. In lockerer heimischer Atmosphäre verraten die Sextoy-Beraterinnen Tipps und Tricks bei der Anwendung.
Zudem sind Pärchenabende, bei denen auch Männer und Partner willkommen sind, sehr beliebt, Wirtschaftlich gesehen führte die weltweite Verbreitung der Dildo-Partys zu einem enormen Verkaufsanstieg der Produkte. Und immer mehr Frauen laden ihre Freundinnen zu einer solchen Party ein.
Sexmöbel auf dem Vormarsch
Neben den Spielzeugen werden auch Sexmöbel immer beliebter. Mit ihnen lassen sich unterschiedlichste Stellungen noch abwechslungsreicher und lustvoller gestalten.
Die Geschichte der Sexmöbel reicht bis in die Antike zurück. So waren Abbildungen von Liebesstellungen für Römer und die Menschen aus Vorderasien Ideenquellen für die Verwendung von Requisiten, Stühlen und weiteren Möbelstücken. Aber auch dem Erfinderreichtum der Ägypter, Araber, Russen, Griechen und Türken waren bei der Herstellung von kreativen und ausgefallenen erotischen Möbeln keine Grenzen gesetzt. Bereits im 18. Jahrhundert soll die russische Zarin Katharina, die Große, Sexmöbel verwendet haben, um dem Sex mit ihren Liebhabern neue Frische zu verleihen.
Aber die wohl bekannteste Periode in der Erotikmöbel-Geschichte ist die Renaissance . In dieser Zeit hat der französische Möbelhersteller Le Chabanais den sogenannten ''Sessel der Liebe'' entworfen. Viele Adlige und Betuchte konnten diesen in französischen Bordellen vorfinden und auf ihm Sex mit zwei oder mehreren Frauen haben.
Damals wie heute dienen Sexmöbel der Belebung des Liebesspiels von Paaren. Ähnlich der Toys hat sich hier eine große Produkt-Vielfalt herausgebildet. Besonders beliebt ist dabei die Liebesschaukel. Aber auch andere Erotikmöbel sind auf dem Vormarsch, so beispielsweise der gynäkologische Stuhl. Dieser ist meist in Themenzimmern von Swingerclubs oder Bordellen zu finden. Viele Sexmöbel lassen sich auch gut in das Design der eigenen Wohnung integrieren, da man ihnen ihre eigentliche Nutzung nicht ansieht.
Sexspielzeuge und Sexmöbel im Internet
Der Aufwärtstrend bei Sexspielzeugen und Sexmöbeln steht sicherlich auch in engem Zusammenhang mit der Möglichkeit diese im Internet zu erwerben. Hier kann der Kauf schnell und diskret abgewickelt werden. Jeder kann Spielzeuge bestellen, ohne selbst in einen Sexshop gehen zu müssen. Aufgrund dieser Entwicklungen müssen sich die Hersteller von Erotikspielzeugen immer etwas Neues einfallen lassen, um ihren Kunden gerecht zu werden. Auf großen Erotikmessen wie beispielsweise der Venus werden die neuesten Sexspielzeuge vorgestellt und auch verkauft.
Egal für welches Sexspielzeug oder Sexmöbel man sich auch entscheidet oder ob man doch gänzlich darauf verzichtet, wichtig ist, dass der Sex allen Beteiligten Spaß bringt und man nur das macht, was man auch möchte.
Autorin: Maren S., Redakteurin im Bereich Erotik bei Hitmeister
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