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(unschöne) schleichende Veränderung

(unschöne) schleichende Veränderung
Vor einer Weile hatte ich den Thread: Ein Geschmäckle, eröffnet.
Das "Geschmäckle" habe ich noch immer und es macht mir zu schaffen.

Damals war es vorallem meine Besorgnis darüber, dass, für mein Empfinden, hier Themen wie Vegetarismus, Zero Waste oder vegan Leben, mit Themen wie, z.B. Esoterik, Lichtnahrung, etc. vermischt, bzw. sogar gleichwertig diskutiert, wurden. Mich hat das gestört. Ich konnte allerdings nicht so richtig "fassen", warum das was mit mir gemacht hat.

Jetzt hatte ich einige Monate, mein Unwohlsein damit näher zu beleuchten und für mich kam folgendes dabei raus:

Ich habe, bereits seit einigen Jahren, mittlerweile zunehmend in der Intensität und auch immer häufiger, das Gefühl dass ich nicht mehr ernst genommen /belächelt werde, sobald ich ( nur auf Nachfrage, selbst spreche ich das Thema nicht mehr an) mitteile, dass ich bei meiner Ernährung auf Tiere verzichte.

Wenn ich vor 25 Jahren zu jemandem gesagt habe :"ich bin VegetarierIn". Dann gab es beispielsweise Reaktionen wie :
• aber Hähnchen isst du doch?
• auch kein Fisch?
• Körnerfresser.
• bist du irgendwie krank/verträgst du kein Fleisch?
• Du isst meinem Futter das Futter weg.
• und Bratensosse?
• das ist doch nicht gesund.
• da haben wir leider nix auf der Karte, sie könnten den Salat ohne die Hähnchenbrust haben.
-......


Wenn ich heute jemandem sage, dass ich Vegi bin, sind die meisten Antworten völlig andere, z.B. :
• hast du auch so Schutzengel?
• glaubst du an Chemtrails?
• warum soll euer Tofu denn wie Fleisch aussehen ?
• pendelst du auch?
• wo ist dein Aluhut?
• noch so ne ImpfgegnerIn.
• heute schon kosmische Energie aufgeladen?

Das ist meine Erfahrung.
Mich stört es.
Auch habe ich, für mich, bisher noch keinen guten Umgang damit gefunden.

Wie erlebt ihr das so?
Wie geht es euch damit?
Wie geht ihr damit um?
*******ist Mann
109 Beiträge
Was mir oft gefragt wird, ob ich Fisch esse. Natürlich nicht, sind auch Lebewesen.

Oder wenn einer versuchen will mir zu erklären das es Blödsinn ist, er versteht es nicht wieso,... antworte ich, "Adolf Hitler war auch Vegetarier." Dann ist das Thema durch.
*******n_HH Frau
5.936 Beiträge
Meine Erfahrung ist eine gänzlich andere. Vegetarisch zu sein ist kaum mehr besonders. Die Frage nach Fisch artet nicht in eine Diskussion aus sondern dient dem reinen Interesse. Vegan... ja da kommt noch der ein oder andere nervige „ Was kann man denn dann noch essen„ -Hinweis. Ansonsten...viel entspannter als vor 20jahren+
Die von Dir/Euch beschriebenen Erfahrungen können wir (zum Glück) nicht teilen aber durchaus nachvollziehen. Gesunde Ernährung ist genauso wie Nachhaltigkeit, politische Bildung, kulturelle Interessen, Weltanschauung etc. nicht nur eine Frage des Geldbeutels, sondern auch des Bildungsstands.
Dass diesbezüglich in diesem Land große Unterschiede herrschen ist ja nichts Neues, leider.
Wir bewegen uns in einem Freundeskreis, der quasi ausnahmslos aus Akademikern besteht, daher begegnen wir den von Euch beschriebenen Reaktionen kaum.

Ich möchte hier ganz klar und deutlich sagen, dass ich NICHT der Meinung bin, alle Non-Veganer oder Non-Vegetarier wären ungebildet.
Was Ihr beschreibt, ist in meinen Augen (Missverständnis möglich) quasi der Wandel von der "Unfähigkeit" mit Vegetarismus/Veganismus umzugehen, hin zur Unbereitschaft selbiges zu tun.
Auf Euren letzten Satz bezogen:

Wenn mir (ich sag's wie ich's denke) auf Mangel an Reflexion und Bildung basierende Ignoranz begegnet, bin ich mit 37 leider inzwischen Zyniker genug um an einem guten Tag die entsprechenden Personen darauf hinzuweisen, dass ich Ihre Essgewohnheiten ja auch nicht kritisiere und an einem schlechten Tag den imaginären Mittelfinger ausfahre *g*

Interessant ist doch, dass "Kritik" in Form von der von Dir/Euch beschriebener Art oft von Leuten kommt, die Eure/UNSERE Seite verurteilen oder zumindest bewerten, ohne selbige mal (wenn auch nur vorübergehend) eingenommen zu haben, oder?

Altes Problem also: Was den eigenen Anschauungen und Meinungen widerspricht, wird erstmal kritisch oder gar negativ gesehen. Das beschränkt sich ja nicht auf Vegetarismus/Veganismus sondern fängt ja schon bei kleineren Dingen wie z.B. Musikgeschmack an. Vielleicht ist die Kunst in solchen Momenten, egal auf welcher Themenbasis sie beruhen, zu lernen, wann man so etwas nicht an sich heran lässt. Ich kann's wesentlich seltener als ich mir wünschte.

Und jetzt eis ich den Rest Tofu mit Jackfruit von heute mittag, lade kosmische Energien ( = Chardonnay) auf und schau noch kurz den Chemtrails im Sonnenuntergang zu, bevor ich die Alufolie wieder über die Fensterscheiben lege......... *zwinker*
****mz Mann
319 Beiträge
Hallo du (weiss nicht ob du die Frau oder Mann bist - sollte aber eigentlich egal sein),

ich kenn das von dir beschrieben nicht bzw. klar kommen auch Kommentare (vorallem weil ich bis vor kurzem d.h. Sep2019 noch überzeugter VielFleischfresser war), aber diese Kommentare gehen mir sowas von am Ar... vorbei.

Ich für mich weiss warum ich es mache und ich für mich habe entschieden das es gut so ist - das reicht für mich. Das die anderen das nicht immer gut finden - ist doch deren Problem.

• hast du auch so Schutzengel? Hoffentlich hast du noch einen Schutzengel wenn du weiterhin so viel Fleisch ist.....
• glaubst du an Chemtrails? Muss erstmal googlen was das ist
• warum soll euer Tofu denn wie Fleisch aussehen? Wieso sieht eurer Fleisch aus wie mein Tofu? Ausserdem sieht mein Tofu nicht aus wie Fleisch. Lediglich das verpackte und hochverarbeitete Essen aus em Supermarkt sieht aus wie Fleisch.
• pendelst du auch? Wenn er länger wäre könnte ich ihn auch pendeln lassen
• wo ist dein Aluhut? Liegt im Kräutergarten neben meiner Wünschelrute
• noch so ne ImpfgegnerIn. Du musst dich ja nicht mehr impfen, hast ja bereits alles schon übers gute Fleisch aufgenommen
• heute schon kosmische Energie aufgeladen? Ja, sonst hätte ich dir schon längst meine Zucchini um die Ohren gehauen

.... ich verstehe es immer noch nicht!

Du musst dir einfach immer Bewusst sein das DU die bessere Ernährung- und Lebenseinstellung gewählt hast und das du eigentlich diese Fragen den "normalen" Fleischfressern stellen solltest.
Kümmert dich die Meinung der andern in diesem Punkt? Nochmal, du hast den besseren Weg gewählt (für dich und die Gesundheit aller - auch von den Fleischessern)

Menschen die sich an sowas aufziehen sind wahrscheinlich zu bequem mal über den Tellerrand zu schauen... lass dich doch von sowas nicht aufziehen. Dreh dich um und lach in dich rein


*sing*
Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin
Die meisten Leute haben ja gar nichts Böses im Sinn
Es ist ihr eintöniges Leben, was sie quält
Und der Tag wird interessanter, wenn man Märchen erzählt
Und wahrscheinlich ist ihnen das nicht mal peinlich
Es fehlt ihnen jede Einsicht
Und wieder mal zeigt sich. Sie sind kleinlich
Unvermeidlich fremdenfeindlich
*sing*
********Sinn Mann
1.515 Beiträge
Ich habe unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
Sage ich das ich Veganer bin, so bekomme ich oft die Fragen wie „Was isst Du denn dann“ etc.

Ist aber entspannter wie früher in Summe.
Bei vielen steht hinter diesen Fragen oft ein Informationsdefizit und wirkliches Interesse.

Bei dem „harten Kern“ ist die Aggressivität in der Diskussion jedoch stärker geworden.
Da geht es nicht um Austausch, sondern einfach nur Recht haben.

Die Themen Chemtrail, Impfgegner, Corona ist von Bill Gates und sonstige Verschwörungsideologien werden nun offensiver vorgetragen.

Dies jedoch mit einer Vehemenz die jede Diskussion erstickt.

Mich erschreckt immer dieser Unwille zur Diskussion, diese Aggressivität zum Recht haben.
****mz Mann
319 Beiträge
Zitat von ******rDE:
,... antworte ich, "Adolf Hitler war auch Vegetarier." Dann ist das Thema durch.

Wirklich, das wusste ich gar nicht - aber das ist ne coole Idee um jegliche Diskussion in diese Richtung zu beenden.
*******n_HH Frau
5.936 Beiträge
Zitat von ****71:

Mich erschreckt immer dieser Unwille zur Diskussion, diese Aggressivität zum Recht haben.
Nicht mehr offen und interessiert diskutieren zu wollen/ können, erschreckt mich gesamtgesellschaftlich und begegnet mir selbst immer häufiger. Aggression erstickt die Philosophie im Keim.
********Sinn Mann
1.515 Beiträge
Zitat von *******n_HH:
... Nicht mehr offen und interessiert diskutieren zu wollen/ können, erschreckt mich gesamtgesellschaftlich und begegnet mir selbst immer häufiger. Aggression erstickt die Philosophie im Keim.

Und dabei immer den anderen vorwerfen Diskussionen zu unterdrücken und die Meinungsfreiheit einzuschränken.
Sehr gut verdeutlicht das gerade Trump.
Mit Twitter min. 80 Millionen Menschen erreichen (Follower), und dann behaupten das Twitter die Meinungsfreiheit einschränkt, weil die offensichtliche Lüge in dem Tweet entsprechend gekennzeichnet wurde.

Dies findet man immer öfteren der Realität und im Alltagsleben.
*****d80 Mann
1.219 Beiträge
Es hängt maßgeblich von dem eigenen sozialen Umfeld ab und welchem sozialen "Milieu" diese angehören bzw.wie diese Menschen selbst sozialisiert wurden.
Im Zweifel hilft nur "aufräumen" sofern das möglich ist, wenn es einem zu stressig und lästig wird.

Der gesellschaftliche Wandel kam erst schleichend nimmt nun aber etwas fahrt auf. Was jetzt noch wie eine Mehrheit aussieht, wird in ein paar Jahrzehnten die Minderheit sein.
"offene, interessierte" Menschen stellen sich diesen Veränderungen interessiert und vorurteilsfrei und lernen mit den Erfahrungen, andere wiederum gehören eher zu der Kategorie "konservative besitzstandswahrer", die wollen, dass alles so bleibt wie es ist bis hin zu wie es früher einmal war und jedwede Veränderung gesellschaftlich wird argwöhnisch beäugt oder bekämpft.
Das tote Tier muss auf den Grill, der 400PS SUV ins Carport und eine Flugreise und eine Kreuzfahrt pro Jahr. Mindestens.
Das ist die Lebenslüge aus dem letzten Jahrtausend, die wir mit Sicherheit, da gebe ich Brief und Siegel, nicht mehr die nächsten 100 Jahre so weiter leben können, geschweige denn 1000 Jahre.
Das Festhalten an dieser Lebenslüge verbinde ich mit der Kopf in den Sand mentalität, ich höre nix, sehe nix usw.

Die Augen geöffnet hat mir mein Zweitstudium, welches ich vor 2 jahren mit Ende 30 angefangen habe. Ich hatte kein Problem guten Kontakt mit diesen anfang 20ern zu bekommen, die Gruppe der Vegetarier und Veganer ist definitv die Mehrheit. Wenn wir uns zum Grillen getroffen haben hat in den seltensten Fällen überhaupt mal eine herkömmliche Wurst den Weg auf den Grill gefunden. Es ist einfach "normal" kein Fleisch zu essen. Es wird auch kaum thematisiert, einfach gemacht. Sie nehmen Leitungswasser in wiederverwendbaren Glasflaschen mit in die Uni, es wird unglaublich viel second hand gekauft bei Kleidung, oder getauscht, Gebrauchsgüter stammen meist vom Sperrmüll oder "FreeYourStuff" Gruppen, sinnloser Shopping-Konsum findet wenig bis gar nicht statt.

Ich hab das ganze sehr wohlwollend aufgenommen und mir selbst so gesagt:" Du bist definitiv 20 Jahre zu früh geboren worden, vom Kopf her."
Was ich damit sagen will? Wir befinden uns inmitten einer Veränderungsphase der Gesellschaft und diese ändert sich immer zuerst, bevor die Politik hinter den neuen "Realitäten" hinterher hechelt. Die Frage ist also nicht ob diese Veränderung stattfindet, sondern wie schnell. Das ist alles. Und Du selbst kannst entscheiden, ob Du dich mit Leuten umgeben willst dauerhaft, die wie kleine Kinder dir blöde Sprüche an den Kopf hauen, oder mit Menschen, die so sind wie Du, oder zumindest einfach nur "tolerant", das würde ja schon reichen, für ein anständiges Miteinander.
********Sinn Mann
1.515 Beiträge
Sehe es etwas anders wir @*****d80 .

Das in der „jungen Generation“ alle sooooo nachhaltig leben kann ich nicht bestätigen aus meinen subjektiven Beobachtungen.

Gebe Dir aber recht bei dem Thema Sozialisation.
Dies hat starken Einfluss auf das Verhalten.

Genauso gebe ich Dir recht, das unsere / die „alte Generation“ einen Lebenswandel geführt hat der nicht mehr zu leben ist.
Da müssen auch wir „Boomer“ uns mit verändern.

Genauso sehe ich wie Du das Thema Veränderung.
Hier kann man sehr gut die Changemanagement Kurve von Kotter nutzen.
Diese verdeutlich sehr gut die einzelnen Phase der Veränderung.
Aus meiner Sicht haben wir die Phase 1 Shock (Klima, Corona) hinter uns.
Aktuell sind wir in Phase 2 Verneinung, bzw. Phase 3 Einsicht.
Einige auch schon in Phase 4 Akzeptanz.

Dies hilft manche Auswüchse besser zu erdulden.
****ha Frau
6.274 Beiträge
Zitat von DaJamz:
Warum soll euer Tofu denn wie Fleisch aussehen? Wieso sieht eurer Fleisch aus wie mein Tofu?

*kuh* 🌳🌳🌳
... und wech...
Ich kann Deine Erfahrung bzgl. einer "schleichenden Veränderung" überhaupt nicht bestätigen. Einzig den Spruch mit der Bratensoße habe ich mal Mitte der 1990er Jahre gehört - von einer 78-jährigen Oma. In meinem weiteren Umfeld thematisiere und diskutiere ich meine Ernährungsweise nicht; Freunde, Bekannte und Kollegen wissen, dass ich mich vegan ernähre. Da käme keiner auf die Idee, mich oder meine Ernährung zu bewerten.
*****_84 Mann
58 Beiträge
Es kommt schon sehr darauf an, wen man mit diesem Thema konfrontiert. Meine Tante meinte zum meiner Ernährung: "Na dann wird er wohl bald verhungert sein!" Aber das kommt vermutlich mehr daher, weil sie nur gefragt hat, was ich alles nicht (mehr) esse. Viele Gleichaltrige aus meinem Freundeskreis machen da keine so große Debatte mehr draus. Man erkennt den Nutzen fürs Klima an, den Streit um die Tierethik kommuniziere ich nach außen nicht mehr.

Vielleicht ist das auch noch nicht so bei mir angekommen, dass man Veganismus auf einer Wellenlänge mit Esoterik und Aluhutträgern sieht. Ich selber muss mich aber auch nicht ständig über das Milieu der Veganer*innen informieren, mir reicht es, wenn ich es selber mache. Und ich brauche auch keine kosmischen Schwingungen empfangen, die mir sagen, dass Tiere nicht gegessen werden wollen.
*****d80 Mann
1.219 Beiträge
Zitat von ****71:
Sehe es etwas anders wir @*****d80 .
Das in der „jungen Generation“ alle sooooo nachhaltig leben kann ich nicht bestätigen aus meinen subjektiven Beobachtungen.
Nein nicht alle natürlich, das ist wie schon weiter oben im Faden angedeutet auch ein Phänomen der eher gebildeten Schicht, aber innerhalb dieser ist es doch eine ganze Menge mitlwerweile und weitaus mehr als bei meinem Erststudium 2001. Damals waren das aufm Campus die Müsli-Randerscheinung. Heute nicht mehr.

Da müssen auch wir „Boomer“ uns mit verändern.
Mit 49 Jahren zählst Du doch gar nicht zu der Boomer-Generation, sondern Generation X bzw. in unseren Breiten eher als Generation-Golf bekannt. Millenials sind die ab anfang der 80er bis 2000 geborenen und dann Generation Y ab anfang der nuller Jahre. Die Boomer gehen noch in Rente, tun es gerade, oder sind es teilweise schon.
*******odot Frau
1.642 Beiträge
Interessant.
Meine Erfahrung ist eher, dass ich beinahe immer auf ein weit verbreitetes, latent vorhandenes schlechtes Gewissen bei Fleischessern stoße. Eigentlich essen sie nur noch Biofleisch. Und nur einmal die Woche. Und so weiter.

Aber vielleicht liegt es daran, dass viele Frauen sich mittlerweile vegan ernähren und wir dann zwar manchmal als Ökotruse verschrien sind, aber ansonsten allgemein akzeptiert wird, dass nicht wir zur aussterbenden Fraktion gehören, sondern die anderen (Fleischesser).

Also ich fühle mich nicht ausgegrenzt. Wenn überhaupt grenze ich aus. *fiesgrins*
****_MS Mann
419 Beiträge
Ich verstehe die/den TE so:
Damals wurden Veggies (von den Kritikern) einfach bloß als die "übersentimentalen Tierliebhaber" belächelt - heute werden sie als "Spinner in Action" angegangen.
Meine ganz eigene Beobachtung deckt sich mit der des/der TE - also natürlich nicht pauschal immer, aber so als genereller Trend.

Meine Antwort auf die nicht gestellte woran-liegt-es-Frage:
1.) die Kritiker sind doof und eskalieren, weil sie "anders-essende" mit den alten Provokationen nicht mehr in einen Konflikt locken können
2.) unter uns "anders-essenden" sind aber auch echt ein paar Spezis dabei, die den nach Eskalation dürstenden Kritikern den idealen Nährboden liefern.

Wie ich damit umgehe: ich hinterfrage mich selbst regelmäßig, wie sehr Spinner oder nicht ich selbst bin - auch wenn (oder gerade weil) ich bisher wahrnehme, dass ich mit meiner Linie oft/meist auf alles Seiten (übrigens nicht beabsichtigt) gut ankomme.
Ich erleb das glücklicherweise nicht so. Klar, blöde Sprüche, Aggressionen, unsachliche Diskussionen, das kenn ich alles. Von früher und teilweise auch noch heute. Aber dass ich in die esoterische oder Verschwörungstheoretiker_ecke gestellt werde, ist mir noch nicht passiert. Wenn ich allerdings (als Gegen-Demonstrantin) sehe, was sich in letzter Zeit samstags in Zusammenhang mit Corona bei uns auf dem Cannstatter Wasen rumtreibt, kann ich mir vorstellen, was Du meinst. Denn diese Leute demonstrieren ja ernsthaft gegen die Corona-Maßnahmen, behaupten, sie lebten in einer Diktatur und gerieren sich als Kämpfer für Demokratie und Freiheitsrechte. Und leider muss ich sagen: ja, da sind auch Veganer und Tierschützer dabei (nicht gar zu viele), die aus der sehr esoterischen Ecke kommen...
*****ong Frau
824 Beiträge
Das kann ich so ehrlich gesagt überhaupt nicht bestätigen. Zum Glück.
Also klar, blöde Sprüche kommen immer mal und an manchen Ecken machts mir meine Ernährungsweise etwas komplizierter als früher, aber im Großen und Ganzen ernte ich sogar überwiegend positive Resonanz und die blöden Sprüche bleiben allmählich aus.
Als Esoterikerin wurde ich deshalb noch nie betitelt bzw. ernähren sich ja auch gar nicht alle Esoteriker Fleischlos, weshalb der Vergleich eh hinken würde. Ich kenne auch niemanden, der Vegetarische oder Vegane Ernährung mit Esoterik gleichsetzt. (Das Thema finde ich generell schwierig. Wo fängt Esoterik an und wo hört sie auf?)

Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich niemand bin, der anfängt zu missionieren, sobald das Thema Ernährung aufkommt. Ich spreche es nicht grundlos an und ich rede niemandem in seine Ernährungsweise rein. Wenn gewünscht spreche ich sachlich und freundlich meine Meinung dazu aus, beziehe alles betont auf mich selber und versuche niemandem durch meine Worte ein schlechtes Gefühl zu geben. Auch bei blöden Sprüchen erkläre ich meine Meinung dazu, denn oftmals steckt wirklich einfach Unwissenheit dahinter. Wenn ich überlege, wie oft ich meiner Vegetarischen Freundin blöde Fragen gestellt habe, als ich selber noch Fleisch gegessen habe, einfach weil ich es nicht besser wusste... Ich finde, viele Vegetarier und Veganer nehmen sowas einfach viel zu ernst und lassen dass viel zu nah an sich heran und vergessen oft, dass sie selber auch erst mal in das Thema hereinkommen mussten. Die wenigsten sind wohl von Anfang an Vegetarisch oder gar Vegan unterwegs, auch wenn es das natürlich auch gibt.
Natürlich gibt es auch Menschen, die absichtlich provozieren wollen, aber das ist meist ein schmaler Grad, den man manchmal einfach nicht erkennt und ich persönlich hatte mit solchen Intelligenzbestien sehr sehr wenig zu tun.

Ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht: "Wie du mir, so ich dir". Wenn ich die Menschen so behandle, wie ich selber gerne behandelt werden möchte und mich nicht als etwas besseres darstelle, wird mir auch der gewünschte Respekt und die nötige Höflichkeit entgegengebracht, um ein positives miteinander zu fördern.
Vielleicht liegt es auch einfach daran, in welchem Umfeld man sich bewegt. Ich bin sehr froh, dass ich bisher sehr wenig belächelt wurde und meistens wirklich Zuspruch - selbst von Omnis - zu meiner Lebensweise erhalte.
Tatsächlich habe ich die meiste Kritik bisher von anderen Veganern erhalten und es waren bisher auch überwiegend Veganer, die mir das Gefühl geben wollten, dass ich etwas schlechteres sei, weil ich nicht genauso lebe, wie sie es mir gerne vorschreiben würden. Das nervt mich tatsächlich deutlich mehr, als unüberlegte Fragen von Omnis oder kleine Sticheleien.

(Falls das falsch rüber kommen sollte, noch mal eine kleine Anmerkung: Ich meine natürlich NICHT, dass die Vegetarier oder Veganer alle am missionieren sind und sich respektlos verhalten, wenn sie unter solch idiotischen Provokationen zu leiden haben. Das kann wie gesagt natürlich auch am Umfeld liegen, ich habe da einfach großes Glück, dass ich überwiegend auf sehr tolerante und entspannte Menschen treffe. Wer sich jetzt dennoch angesprochen oder gar getriggert fühlt... es wird seine Gründe haben, dann vielleicht einfach mal über den eigenen Umgangston nachdenken.)
Ich finde, es wird schnell klar, ob es sich um Interesse, Lästern, oder etwas Ähnliches handelt. Entsprechend antworte ich sachlich oder beginne eine konstruktive Diskussion auf Augenhöhe, oder - wo das keinen Sinn hat oder nicht geht - schließe ich das Thema mit einer witzigen Gegenbemerkung ab oder lasse mein gegenüber damit ins Leere laufen (z.B. weitergehen).

Man muss nicht alles, was einem gesagt wird, annehmen und darauf eingehen.
*******er72 Mann
975 Beiträge
Ich erleb das gar nicht so, aber ich vertrete meine Ideen und Ansichten auch eher offensiv und da kommt schon keiner auf die Idee mich in die spirituelle oder Impfgegner*innen Ecke zu packen. Und wenn es 1 tut, dann gibt es Contra und Ruhe ist. Klare Ansage machen, dann wissen die anderen was Sache ist.

Und wenn mich einer Fragt, warum Tofu wie Wurst aussehen soll und das ist ein Omivore, dann sag ich auch, dass das mal nicht seine/ihre Sorge sein soll. Wenn wir das so wollen, dann wollen wir das so. Dafür braucht es keinen Grund. PUNKT!!! Soll der/die doch wen anders doof anquatschen.

Aber eigentlich sind die Reaktionen bei allen Menschen positiv. Ganz anders als Anfang der 90er.

Und die ganzen spirituellen Veganer gab es doch auch schon immer. Ich erinner mich an etliche, die den Weg zu Bagwahn gefunden haben und damals vom wirklich noch radikalen politischen Veganismus (Anfang der 90er) zur Religion gefunden haben. Meine Erinnerung an die 90er ist, dass es wirklich nur die 2 Strömngen gab. Politischer oder spiritueller Vaganismus. An Gesundheit hat damals keiner gedacht. Aber es hat Dich keine*r drauf angesprochen außerhalb der Szene, denn kein Mensch kannte Veganismus. Ich erinner mich noch, da ware ich zu Besuch im Camp gegen irgend so eine Teststrecke (ich glaub Mercedes) im Emsland und in dem Camp waren nur Veganer*innen. Und ein Bauer fand das toll, dass die diese Teststrecke verhindern wollten und kam mit einem toten Schwein als Geschenk an. Die sind da alle schier ausgerast und der Bauer hat die Welt nicht mehr verstanden und wir 2 Vegetarier durften unseren Kaffee mit Milch nicht am Frühstückstisch trinken... Also ich fand das damals alles etwas krasser als heute.

Und die Bio-Bewegung damals waren doch auch eher Hippies und total spirituell. Und im Bioladen hat kein*e "normale*r" Vrekäufer*in gearbeitet. Wenn ich heute beim Bio-Supermarkt einkaufen gehe, dann sind das alles "Normalos" und keine "Ökos" oder so.

Heute ist vegan und bio sein doch viel normaler geworden. Es gibt tausend Gründe warum 1 auf tierische Produkte verzichtet. Und ob irgendwelche Aluhütlis vegan sind oder nicht, dass ist mir erstmal egal. Die sind ja nicht Teil meines Lebens und nur weil sie genauso wie ich die Möglichkeit haben im reichen Norden die gleiche Konsumvariante wie ich zu wählen, haben wir doch nix gemeinsam. Die tragen doch auch alle dieselbe Jeans wie ich.
Schön ist auch "Warum isst du denn kein Rind? Die fressen doch auch nur Gras"
Nö, ich hatte da noch nie ein nennenswertes Problem mit und die Frage nach Geflügel oder Fisch erfolgt tatsächlich immer noch aus Unverständnis, da viele vom Säugetier ausgehen und manche sogar Wurst nicht als Fleisch anerkennen. Aber das ist mit einer sachlichen Antwort erledigt.
Schwierig war es vor BSE, da war das einzige vegetarische Gericht auf der Karte - neben Salat- der Speckpfannkuchen. Suppe esse ich immer noch nicht im Restaurant, das ist einfach zu heikel. Und dabei bin ich 'nur' Vegetarier.
Es ist eben auch immer die Frage, was für Freunde man hat und ich persönlich habe kein Problem damit, wenn sich jemand neben mir sein Steak 'englisch' bestellt. Toleranz muss immer in beide Richtungen gehen.
******bra Mann
50 Beiträge
Habe einige Jahre vegan auf dem Buckel. Während es früher mehr oder weniger ein subkulturelles Phänomen war ist heute vegan, wenn auch noch nicht 'normal', dann aber doch so bekannt, dass ich es in meinem Umfeld zum Glück keinem mehr erklären muss. Einen Bezug zu Alumützen und Co unterstellte mir noch niemand. Unter Freunden gab es anfangs kleine Sticheleien, aber nie was boshaftes. Oft Anerkennung in der Form eines 'so konsequent könnte ich nicht sein'. Habe aber auch keinen missionarischen Eifer und spreche über meine 'Essbehinderung' nur wenn ich explizit darauf angesprochen. Hier ist aber auch nicht gerade Hipstertown.
@****_MS

Jepp, exakt so wollte ich mich verstanden wissen. *knicks*
Bei mir ist es eher mehr positiv jetzt.

Früher wurde ich verspottet und abgestempelt als Grasfresser. Halt ich eh nicht durch und wieso ich mir den scheiß antun will.
In der Berufsschule gab's damals in der Kantine nichts vegetarisches, deswegen musste ich immer woanders hin zum Essen. Des hat mich ein paar Bekannte gekostet weil die zu faul waren irgendwo hinzugehen.
Die waren es aber dann auch nicht wert als Freunde bezeichnet zu werden.
Der Spot wurde dadurch aber immer mehr.
Dann in der Bundeswehr kam auch eine harte Zeit am Anfang. Gab kaum vegetarisches essen, wenn dann nur sehr ekliges gematsche. Hab mich von Salat und Beilagen ernährt. Natürlich haben meine damaligen Kameraden auch gespottet und Witze drüber gemacht. Bis zum Biwak. Da waren sie froh weil sie meine Würste aus dem Epack bekamen und ich ihre linsen. Von da ab kam eine dicke Kameradschaft zustande. Komisch was kleine Momente in der Kälte ausmachen.
Kein Spott mehr.

Jetzt über zwanzig Jahre später bekomm ich nur noch positives Feedback. Kein Spott mehr, freili a paar witzchen no aber die gehören dazu wie Polen und Blondinen Witze. Da steht man drüber find Ich. Viele versuchen sich Tipps zu holen wie sie sich zumindest ein bisschen fleischloser ernähren können. Einige wollen sogar komplett auf Fleisch verzichten.
Am lustigsten sind immer noch die Reaktionen, wie du bist Vegetarier, seit wann das denn. Ich glaub des hab ich denen schon so oft erzählt. Eigentlich bei jedem treffen mit Essen.
Oder die Frage geht dir nix ab von was lebst du denn dann kommt auch oft noch. Meine Antwort ist dann meistens, sehe ich aus ob mir irgendwas fehlt. Schweigen und Themawechsel.

Positiv ist auch gegenüber früher die Vielfalt an Waren die es jetzt gibt. Auch in lokalen auf der Speisekarte.
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