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Wo ist das Mojo hin?

****ot Mann
12 Beiträge
Liebe Eva,

ich bin sonst eher ein stiller Beobachter, und suche mir sehr genau aus, worauf ich meine wertvollen Resourcen wie Zeit und Energie verwende.
Dies ist einer der wenigen Fälle, in denen mein System wirklich in Resonanz geht und sich aktiv beteiligen möchte.

Danke für deine Offenheit und Ehrlichkeit, die mich und so viele andere hier ganz offensichtlich tief bewegt haben.

Es gibt ja bereits viele wunderbare Beiträge und Ideen. Ich werde also versuchen, so wenig redundant wie möglich zu sein, auch wenn es sich vermutlich stellenweise nicht ganz vermeiden lassen wird.

Du schilderst uns hier eine sehr komplexe Situation, in der viele Themenkomplexe verwoben sind. Die hängen natürlich alle irgendwie zusammen, aber trotzdem entsteht vielleicht schon etwas mehr Klarheit und Entwirrung, wenn man sie so gut wie möglich als Einzelthemen benennt und betrachtet.
Auch wenn du deine Situation mit einer wunderbaren Eloquenz und Leichtigkeit beschrieben hast, bleiben natürlich im Detail noch viele Fragen offen.
Beides zusammen macht es im Prinzip unmöglich, das alles in einem einzigen Text vollständig zu beantworten.
Aber ich werde mein möglichstes tun, um zumindest auf die Punkte einzugehen, die mir am wichtigsten erscheinen bzw. mich in deinem Text am meisten beschäftigen - und anfangen werde ich mit den Punkten, die direkt in Bezug zu dir stehen, nicht zu deinem Freund oder eurer Beziehung.

Dazu möchte ich noch vorausschicken: Alle meine Beobachtungen und Anregungen beruhen logischer- und notwendigerweise auf dem Filter meiner eigenen Erfahrungen, und sind deswegen natürlich völlig subjektiv.
Ich lade dich somit herzlich ein, dir einfach diejenigen Impulse herauszupicken, die für dich Relevanz haben und stimmig erscheinen, und die anderen einfach getrost beiseite zu legen.
Und erlaube dir idealerweise, selbst diejenigen nochmal zu hinterfragen, die du dabei im ersten Anlauf hilfreich findest. Ein unreflektiertes Übernehmen fremder Meinungen und Ideen führt oft nur wieder zu weiteren Verstrickungen, wenn sie nicht wirklich im Einklang mit unserer inneren Wahrheit und Weisheit sind.

Lass uns gleich mal mit einer Herausforderung beginnen:
Egal, was deine nächsten Schritte sind, du wirst Geduld brauchen - also genau das, was einem Feuerzeichen oft nicht so nahe liegt... *zwinker*
Eine Situation, die über einen so langen Zeitraum gewachsen und entstanden ist, lässt sich einfach nicht über Nacht mit einem magischen Geheimtrick auflösen.
Hab also Verständnis und Mitgefühl mit dir selber, und versuche dich möglichst wenig unter noch mehr Druck und Stress zu setzen, als du es sowieso schon bist.
Sei wohlwollend und verzeihend mit dir selber. Das macht vieles ein kleines Stückchen einfacher.

Du befindest dich in einer sehr spannenden und interessanten Phase deines Lebens, ich würde fast sagen, eine Art Pubertätsphase des Bewusstseins.
Genau wie die körperliche Pubertät ist das eine Phase der Veränderung und des Umbruchs, in der Vieles unklar und verwirrend erscheint, und man irgendwo zwischendrin ist.
Und darauf solltest du absolut stolz sein - denn leider ist das eine Phase, die sehr viele Menschen in unserer Gesellschaft überhaupt nie beginnen oder erreichen.
Soviel des Chaos in unserer Welt wurzelt in kleinem, verletztem, kindlichem Bewusstsein. Der Schritt in Richtung Reifung, Wachstum, Heilung (und somit eben in gewisser Weise des "Erwachsenwerdens") des Bewusstseins ist ein großer Schritt, der oft viel Mut und Kraft erfordert - die viele aus unterschiedlichsten Gründen nicht aufbringen oder als wichtig erachten.
Du hast dich aufgemacht und befindest dich nun auf dieser Reise - die vielleicht lohnendste Reise, die wir überhaupt unternehmen können, auch wenn der Weg viele unerwartete Kurven und Wendungen und Hochs und Tiefs nehmen mag.
Aber das wichtigste dabei ist: die Richtung stimmt!

Im Titel deines Beitrag fragst du: wo ist das Mojo hin?
Ich habe den Eindruck, dass vielleicht die Frage schon garnicht ganz korrekt gestellt ist.
Das was du als Mojo bezeichnest, würde man im Tantra Shakti nennen - Energie. Die fundamentale Kraft und Energie des Lebens, die sich auf Millionen verschiedener Arten in der gesamten Schöpfung ausdrückt.
Wenn sich diese Kraft äußert, erleben wir das oft mit Faszination, Begeisterung, Staunen und Bewunderung. Es ist die Kraft, die alles motiviert und in Bewegung bringt und hält.
Ein gutes Beispiel dafür ist zum Beispiel, wenn man ein ganzes Forum in Bewegung versetzt und jede Menge wildfremder Menschen erreicht, sie wirklich berührt und mit einer Leichtigkeit und Mühelosigkeit dazu motiviert, sich selbst in eine Diskussion einzubringen... *zwinker*
Ich behaupte also mal, du hast jede Menge Mojo, und jeder, der sich hier angesprochen fühlt, nimmt das wahr.

Die Frage könnte also z.B. viel eher sein, warum drückt sich dein Mojo im Moment nicht auch in Form deiner Sexualität aus, sondern sucht sich offenbar andere Wege und Kanäle?
Eine mögliche Antwort, die Tantra darauf geben könnte, wären die Polaritätenpaare Yin und Yang, Shakti und Shiva, "weiblich" und "männlich". Warum in Anführungszeichen? Weil es dabei eben überhaupt garnicht nicht um Männer und Frauen oder sonstige Geschlechtszuordnungen geht, wie das oft missverstanden wird.
Es geht um bestimmte Qualitäten innerhalb dieser Polaritätenpaare, die sich in jedem von uns äußern, völlig unabhängig vom Geschlecht. Alle dieser Qualitäten sind als Möglichkeit in jedem von uns vorhanden, und äußern sich einfach in unterschiedlichsten Zusammensetzungen und Größenordnungen, was jeden von uns so einzigartig macht. Und sie sind wandelbar, veränderbar, und keinesfalls in Stein gemeißelt - sonst wäre jede Entwicklung völlig unmöglich.
In diesem Verständnis stehen sich nun also "Shakti" und "Shiva" gegenüber, einander ergänzend und bedingend. Dem "weiblichen" Prinzip, Shakti, ist jedwede Äußerung von Energie zugeordnet, dem "männlichen" Prinzip Shiva jede Äußerung von Bewusstsein.
Bewusstsein ohne Energie ist völlig kraftlos, bewegungslos, in gewisser Weise also völliger ewiger Stillstand.
Energie ohne Bewusstsein hat absolut keine Richtung und ist somit völliges Chaos bis hin zur Destruktion.
Erst im (möglichst harmonischen) Miteinander der beiden entsteht Bewegung, Schöpfung, Leben.
In diesem Weltbild ist eine der Aufgaben des Bewusstseins, einen sicheren Raum zu erschaffen und zu halten, in dem sich die Energie in all ihrer unbändigen Kraft, Schönheit und Wildheit zeigen und entfalten kann.
Wenn es diesen sicheren Raum nicht gibt, wird sich die Energie dort entweder überhaupt nicht entfalten - oder auf eine chaotische, zerstörerische Art und Weise.

Und damit sind wir nun auch wieder bei dir und deinem Mojo.
Ganz offensichtlich gibt es im Moment in deinem Leben keinen derartigen Raum, in dem sich deine Energie auch sicher, frei und lebendig in Form deiner Sexualität ausdrücken und entfalten könnte - und sucht sich deswegen andere kreative Kanäle und Ventile, wie dem Schreiben. Es steckt soviel Feuer, Leidenschaft und Mojo in deinem Beitrag - die können sich nämlich in allen Aspekten unseres Lebens äußern, nicht nur in der Sexualität.

Anscheinend hast du diesen sicheren Raum mit deinem ersten Freund erlebt und ausgelebt - ohne zu wissen oder zu verstehen, warum es so eine intensive Begegnung war, und dass das eben leider oft nicht der Regelfall ist.
Somit hast du einerseits großes Glück gehabt, das in dieser Form erleben zu dürfen, gleichzeitig aber auch Pech, nachdem sich diese Situation bei dir dann quasi als zu erwartender Standard eingebrannt hat.
Und das ist das schlimme mit Erwartungen, in den allermeisten Fällen führen die fast zwangsläufig zu Enttäuschungen.
Und Enttäuschungen können dann irgendwann bis zur Verzweiflung führen, aus der heraus wir dann immer noch verrücktere Dinge machen in der Hoffnung, so unsere Erwartungen vielleicht doch noch erfüllen zu können.
Wie z.B. das völlige Überschreiten unserer eigentlich guten und gesunden Grenzen, an die uns unser Körper als einer unserer besten Freunde ständig versucht zu erinnern - wenn wir doch nur zuhören würden.
So entsteht nur eine sich immer schneller drehende Negativspirale aus Druck und Erwartungen.

So hast du also viele Jahre verbracht auf der Suche nach diesem Idealbild, das du kennengelernt, aber auch wieder vorloren hast - und dabei vermutlich regelmäßig die Signale und Grenzen deines Körpers überschritten, wenn deine Yoni z.B. kein grünes Licht gibt. Stark vereinfacht ausgedrückt lässt du damit deinem Körper, oder genauer gesagt deinem Nervensystem, nur eine sehr begrenzte Möglichkeit an Reaktionen (die berühmten "fight flight or freeze", Kampf, Flucht oder Starre). Je öfter das stattfindet, desto mehr verhärten sich die entsprechenden Reiz-Reaktions-Muster - bis hin zum entstehen von Traumata in Situationen, die dein System als besonders gravierend erlebt.

Wenn du also schnell überreizt oder taub bist, wie du schreibst, dann ist das ganz und gar kein Mist, der da in deinem Körper abgeht. Es ist die Aktivierung eines Schutzsystems deines Nervensystems, das sich anders nicht mehr zu helfen weiß. Oder nochmal anders ausgedrückt: Es ist die Weisheit deines Körpers, die wieder und wieder versucht, mit dir in Kontakt zu treten und dir den Weg zu weisen. Denn unser Körper ist einer unserer weisesten, besten und liebevollsten Freunde, die wir in unserem ganzen Leben haben können. Aber wie jede andere gute Freundschaft auch, muss diese Beziehung gepflegt werden.

Auf der emotionalen Ebene schlagen z.B. Scham oder Verletzungen in die gleiche Kerbe, wie du es z.B. beim Einnehmen deiner Opferrolle beschreibst.
Verletzungen, Angst, Scham und alle ihre "Freunde" machen uns innerlich immer klein, eng und unfähig.
Manchmal kann eine Reaktion nach außen hin dann trotzdem groß und stark oder sogar gewaltsam daherkommen - aber letzten Endes immer nur zum Kompensieren des Gefühls des inneren Klein- und Kraftlos-seins.

Genau das ist dir dann auch passiert, als du aus Portugal zurückgekommen bist und letzten Endes nur auf Unverständnis und Ablehnung gestoßen bist.
Anstatt neugierig zu erforschen, was vielleicht an neuen Möglichkeiten dadurch entstehen könnte, wurdest du in deine Schranken gewiesen und musstest dich wieder klein machen und das leuchtende Licht der Lebendigkeit wieder herunterdimmen auf ein Maß, mit dem dein Umfeld umgehen konnte.
Noch mehr Wunden, noch mehr Verletzungen, noch mehr Zweifel.
Wie soll dein Körper da bitte positiv darauf reagieren?

Was könnten hier konkrete Schritte zur Erleichterung sein?
Es gibt z.B. wunderbare Somatic Experiencing Therapeuten, die im Prinzip genau mit dieser Körperweisheit und Traumastrukturen im System arbeiten.
Ein anderer möglicher Ansatz könnte "Körperentpanzerung", das Dearmouring sein. Das gibt es sowohl für den gesamten Körper als auch als "internes" Dearmouring, dass dann auch an Strukturen und Blockaden an und innerhalb der Yoni arbeitet.
Ähnliche Ansätze findest du auch bei Methoden des Sexological Bodyworks, z.B. das Yoni-Mapping, wo es ebenfalls um das Finden und Auflösen solcher Blockaden geht, die im Gewebe abgespeichert sind und somit die (Lebens)-Energie (oder eben das Mojo) am freien Fließen hindern.
Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten wie z.B. "normale" Tantramassagen bzw. tantrische Körperarbeit, die ich mir in diesem Fall eventuell eher als ergänzende Unterstützung vorstellen kann, da sie bisweilen wenig trauma-sensitiv ausgerichtet sind. (Ja liebe Tantramassierenden, steinigt mich jetzt.)

Ein Gedanke, den ich persönlich sehr hilfreich und unterstützend finde, und der auch sehr gut zu dem Sex passt, dem du zustimmst, obwohl dein Körper bzw. deine Yoni (noch) nicht dafür bereit ist:
"Dein Ja ist immer nur so stark wie dein Nein."
Wenn wir uns kein Nein erlauben, wird unser Ja mehr und mehr kraft- und wertlos.
Und ein "Vielleicht" ist im Grunde genommen eigentlich auch immer ein Nein.
Alles, was kein klares und lautes und deutliches Ja ist, ist ein Nein.
Und wo es kein Nein geben kann oder darf, gibt es auch kein echtes Ja mehr.

Und besonders wenn es um Sexualität geht, finde ich auch diesen Gedanken noch sehr ermächtigend:
Ja, es ist deine Verantwortung - aber nein, es ist nicht deine Schuld!
Die Frage nach Schuld ist in so einem Kontext immer kontraproduktiv und verhindert, den Blick auf Lösungen zu richten.

Und wenn man wirklich einen "Schuldigen" braucht, ist es am ehesten unsere Kultur oder Gesellschaft.
Weil es bei uns absolut keine gesunde, hilfreiche, erwachsene Form der Unterweisung oder gar Kultivierung der Sexualität gibt.
Wir werden damit in den meisten Fällen doch völlig alleine gelassen - vor allem dann, wenn wir es am Nötigsten bräuchten, als Jugendliche oder junge Erwachsene.
Wir "lernen" dann so ein bisschen wie die Steinzeitmenschen, wahlloses Ausprobieren oder Nachahmen. Manches funktioniert dann eben halbwegs, und vieles andere eben garnicht.
Und wer zufällig einen Feuerstein findet uns dann sogar noch rausfindet, wie man ihn zum feuermachen benutzt, ist schon der Chef. Der Einäugige ist der König unter den Blinden.
Solange irgendwo draufhauen, bis sich irgendwas rührt.
Wie soll man denn eine gesunde, schöne, lebendige Form der Sexualität lernen, wenn das "Lehrprogramm" aus verschämten, peinlichen Bienchen und Blümchen, Dr. Sommer und Pornos besteht?
Da soll sich einer wundern, wenn man dann später als Erwachsener jede Menge Therapie, Tantra und/oder andere Möglichkeiten braucht, um den ganzen kindischen Murks wieder zu ver-lernen und stattdessen einen (emotional und bewusst) erwachsenen Umgang mit Sexualität lernen zu können.
Das ist die Tragödie, da liegt die "Schuld".

Ein anderer Punkt, an dem ich beim Lesen hängen geblieben bin, ist der Wunsch nach gesehen und verstanden werden.
Ein zutiefst menschlicher Wunsch, der die meisten von uns verbindet. Und doch scheitern wir so oft daran - entweder, weil wir so sehr mit uns selbst und unserem Wunsch nach gesehen-werden beschäftigt sind, dass wir darüber vergessen, die anderen wirklich zu sehen. Oder auch, weil wir zwar gesehen werden wollen - und uns dann doch oft garnicht wirklich zeigen und sichtbar machen.
Du hast im Zusammenhang mit deinem Exfreund geschrieben, "Authentizität ist sexy". Genau darum geht es!
Wenn wir uns wirklich sichtbar machen, also authentisch sind, wird das vermutlich einigen oder sogar vielen Menschen nicht gefallen. Aber die richtigen Menschen werden das absolut sexy und anziehend finden.
Und da kommen wir nochmal zurück zur Frage, warum sich dein Mojo gerade nicht so sehr auf der sexuellen Ebene äußert.
Lebst du denn im Moment tatsächlich deine Wahrheit, deine Authentizität? Es klingt nämlich so, als hättest du in Portugal genau das gemacht.
Und daheim dann wieder damit aufgehört. Dafür hattest du gute, nachvollziehbare Gründe - aber trotzdem ändert das nicht die Situation.
Wenn du also Authentizität sexy findest, und dir gleichzeitig aber auch klar ist, dass du eigentlich momentan deine innere Wahrheit nicht wirklich zum Ausdruck bringen oder leben kannst - findest du dich dann selber sexy damit?
Und wenn du dich selber nicht sexy findest - wie soll sich denn dann deine Energie so ausdrücken?

Das ist im Prinzip der erste Punkt, wo es auch teilweise Überschneidungen bzw. Berührungspunkte mit deiner derzeitigen Beziehung gibt.
Sich wahrhaftig zu zeigen, macht einen nämlich zunächst einmal sehr verletzlich und angreifbar - bis man irgendwann wirklich sehr in seiner Authentizität verankert ist.
Aber zunächst einmal braucht es entweder Mut und einen gewissen Vertrauenvorschuß in der Hoffnung, auf Akzeptanz zu treffen. So wie du es hier gemacht hast. In einem neuen Umfeld ist das oft deutlich einfacher.
Aber in einem bestehenden Umfeld oder System bedarf das viel mehr einer Offenheit und Akzeptanz des Gegenübers, oder zumindest unseren Glauben daran, dass diese möglich und wahrscheinlich sind.
Je weniger wir auf Akzeptanz und Offenheit hoffen dürfen, desto schwerer wird es, uns wirklich zu öffnen und zu zeigen.
Je öfter wir mit unserer Wahrheit abgelehnt oder zurückgewiesen werden, je öfter wir also in diesem Moment der Verletzlichkeit nicht wohlwollend unterstützt, sondern eben verletzt werden, desto schwerer wird ein weiterer Versuch sich zu öffnen.

Und hier scheint es bei euch festgefahren zu sein. Eure Gespräche eskalieren, es scheint an guter Kommunikation und Streitkultur zu fehlen.
Hier haben ja einige andere schon wunderbare Vorschläge gemacht, wo ihr da vielleicht ansetzen könntet.

Es ist übrigens relativ normal, dass Partner kaum verstehen können, was evtl. in einem Tantraseminar vor sich geht, solange sie das selber nicht erlebt haben und somit einfach keinen Referenzrahmen oder Anhaltspunkt haben.
Da vermischen sich alle mögliche Vorstellungen rund um Themen wie Sexualität, Körperlichkeit, Berührung, Nähe, Zärtlichkeit, Sinnlichkeit, Verbundenheit. Für die meisten Menschen ohne Tantra- (oder ähnliche) Erfahrungen ist es schlichtweg nicht vorstellbar, dass diese Themen entkoppelt werden können und auch losgelöst von einem Beziehungsrahmen erforscht werden können, ohne die Beziehung zu schwächen oder gar zu zerstören. Hier gilt das ähnliche wie im Kapitel "Schuld" im Kontext mit dem Erlernen von Sexualität. Es gibt einfach kaum positive Vorbilder oder Beispiele in unserem normalen kulturellen Rahmen. Sowas darf einfach nicht existieren. Und wenn dann jemand sagt: "tut es aber doch", wanken da ganze Weltbilder und drohen in sich zusammenzustürzen. Was nicht sein kann, darf nicht sein.

Hier führt meiner Meinung nach der einzige nachhaltige Weg tatsächlich nur über die eigenen Erfahrungen des Partners in ähnlichen Seminaren oder Workshops. Ob man solche Erfahrungen dann zunächst gemeinsam oder separat sammelt, ist Geschmackssache.

Ansonsten wurden ja auch schon viele andere gute Vorschläge gemacht, wie z.B. das Nachdenken über ein (temporäres) Öffnen der Beziehung, um zumindest mal den größten Druck und Stress rauszunehmen.
Eine andere Idee, die ich noch nicht hier gesehen habe, wäre z.B. sich mal gemeinsam das "Wheel of Consent" anzuschauen. Hierbei geht es nicht nur darum, wer in einer Begegnung oder Aktion aktiv bzw. passiv ist, sondern vor allem auch um die spannende Frage, für wen von beiden das gerade stattfindet. Das kann ein wunderbares gemeinsames Experimentierfeld sein, um sich spielerisch dem Thema "Grenzen wahrnehmen und wahren" anzunähern und zu erleben, was alles durch klare Absprachen und Konsens möglich werden kann.

Dann könntet ihr natürlich auch einfach mal gemeinsam Elemente der tantrischen Körperarbeit ausprobieren - ohne sie notwendigerweise so nennen zu müssen.
Also zum Beispiel ein ganz langsames, behutsames, achtsames, liebevolles Erforschen deines Körpers und seiner Reaktionen jenseits von sexuellen Absichten - um wieder so einen sicheren Raum entstehen zu lassen, von dem ich am Anfang gesprochen habe, in dem dein Körper Aufatmen, Entspannen und wieder Aufblühen darf, ohne Druck, irgendetwas zu müssen. Da ist natürlich die Frage, ob sich dein Freund dann so sehr zurück nehmen kann in seinen Bedürfnissen, und einfach etwas nur für dich machen kann. Aber da kann eben das Wheel of Consent sehr helfen.

Und der letzte Punkt, der mir noch in den Sinn kommt, als sehr schnelle und konkrete Möglichkeit, wieder im Körper anzukommen, diesen zu beleben und zu energetisieren, und ggf. auch schnell Spannung, Druck und Stress rauszulassen: Schütteln!
Ein paar Minuten lang den Körper zu schütteln kann manchmal wahre Wunder vollbringen.
Falls du das nicht kennst und mehr darüber lesen möchtest, kannst du z.B. mal nach "Shaking Meditation" oder auch "Osho Kundalini Meditation" schauen.

Jetzt geht es mir ähnlich wie dir - auch dieser Text ist etwas länger geraten als ursprünglich gedacht oder geplant.
Ich hoffe und wünsche Dir auf jeden Fall alles erdenklich Gute auf deinem weiteren Weg - und auch wenn es sich im Moment vielleicht nicht so anfühlt, du machst das großartig!
********srot Frau
5 Beiträge
Themenersteller 
Sooooooo...
Ich antworte jetzt einfach mal in einem großen Post auf die mir wichtigsten Aspekte, dann stapelt es sich nicht so vor lauter Antwort-Posts. Würde eure Antworten gerne genauso würdigen wie ihr meine Geschichte *herz2*

Erstmal ein paar zusätzliche Informationen zu meiner Beziehung:

Mein Freund und ich sind beide aufbrausende und sture Hitzköpfe. Trotz der brennenden Liebe von Anfang an merkten wir schnell, dass unsere Streits ziemlich heftig knallen. Unsere, zu dieser Zeit, noch schlechte Kommunikation fiel uns schnell auf die Füße, daran musste sich definitiv etwas ändern, sonst funktionierte die Beziehung nicht. Und von Anfang an, bis jetzt, und eigentlich sogar in der kurzen Trennungsphase, haben wir immer Ja zu Uns gesagt. Darin liegt ein unglaubliches Potential unserer Liebe und auch eine super transformative Kraft! Also haben wir ständig intensiv an unserer Beziehung und vor allem der Kommunikation gearbeitet. Da muss sich zwar noch einiges tun, aber wir sind dran. Gemeinsam sind wir durch viele Höhen, Tiefen und Schicksale gegangen und haben dabei nie auch nur ein bisschen unserer Liebe füreinander verloren. Wir verstehen und kennen uns auf so einem tiefgründigen Level, dass es sich fast lächerlich anfühlt, dass wir beim Sex solche Probleme haben. Wir berühren einanander viel und sind uns oft nah.
Natürlich habe ich auch schon darüber nachgedacht, ob es halt einfach sexuell nicht passen könnte. Diese Gedanken habe ich auch häufiger von Freunden gehört, wenn ich mich doch mal anvertraut habe. Aber nein, das glaub ich bei uns einfach nicht, das resoniert einfach nicht in mir. Ich sehe das Problem eher darin, dass am Anfang falsche Vorstellungen geherrscht haben, weil zu viel rumgelabert wurde, dadurch Unsicherheiten eingetreten sind, die sich bei mir verfestigt haben und ja, jetzt sind wir hier. Ich glaube da haben manche Aspekte in Kettenreaktion und Wechselwirkung miteinander reagiert.
Mein Partner und ich finden einander super anziehend, auch geruchstechnisch passen wir meines Empfindens nach perfekt zusammen, unsere Pheromone grooven wirklich ausgezeichnet *smile* daher denke ich, dass wir eigentlich alles haben was wir bräuchten. Wir müssten mal auf null zurück kommen, neu anfangen oder so. Mein sexuelles Selbstbewusstsein ist inzwischen total klein, ich traue mich nicht mal so richtig ihn zu verführen, weil ich Angst habe mich zum Depp zu machen. Tatsächlich habe ich diese Unsicherheiten schon immer. Ich weiß gar nicht, wie ich sowas auf eine für mich authentische Art machen könnte.
Dieses Band der Bindungsliebe, von dem @******ina geschrieben hat, hat mich in diesem Zusammenhang auch nochmal sehr ins Grübeln gebracht. Ich wurde sehr früh aufgeklärt und meine Eltern waren Sex gegenüber sehr positiv eingestellt, auch wenn mein Vater da sehr zurückhaltend war, aber das ist für Papas mit Töchtern bestimmt nicht ungewöhnlich. Als sexuelle Menschen habe ich meine Eltern jedoch nie erlebt und auch Sexualität war jetzt keines unserer zahlreichen Familienthemen. Insgesamt hatten wir alle eine sehr enge Bindung und meine Schwester und ich wurden zugeballert mit Liebe. Kommuniziert wurde immer offen, vielleicht manchmal etwas zu sehr und viel.
Was mich sexuell geprägt hat weiß ich gar nicht so richtig, glaube ich. Ich fühle mich nicht sinnlich, sexy oder weiblich, obwohl ich weiß, dass ich ganz gut aussehe und definitiv eine Frau bin. Ich verstehe mich da irgendwie selbst noch nicht so richrig, glaube aber, es hängt ein bisschen mit dem Verhältnis zwischen meinem inneren Mann und meiner inneren Frau zusammen. Denn ich glaube, die meiste Zeit bin ich im Mann unterwegs und das war ich auch schon immer. Das alles zeigts mir so deutlich:
Der Weg geht mit mir weiter, ihr habt so recht. Ich habe mir einen Stapel Tantra Bücher bestellt und widme mich jetzt wieder der Reise zu mir selbst. Vielleicht hat ja noch jemand einen guten Hinweiß wie ich mehr in meine innere Frau und die Sinnlichkeit kommen könnte?

Und jetzt antworte ich hier mal noch auf ein paar einzelne Beiträge, einiges hat sich vielleicht schon im oberen Teil geklärt.

@*******rrel Vielen Dank für deine Gedanken, die haben mir gute Denkansätze gebracht. Ich habe auch schon darüber nachgedacht wie es wäre die Beziehung zu öffnen. In der Theorie könnte ich mir das grunsätzlich vorstellen und es leuchtet mir auch irgendwie voll ein, allerdings bin ich da glaube ich (noch) nicht bereit zu. Ich glaube auch tatsächlich, dass mein Partner das nicht wollen würde.
Ich hoffe sehr mit ihm in Zukunft ein paar tantrische Erfahrungen machen zu können, aber ich glaube, dass er da aktuell noch ein bisschen Berührungsängste hat, obwohl er selbst sehr spirituell ist. Die Tür steht offen und das weiß er.

@****ow Danke für deine offenen Worte!
Zitat von ****ow:
Warum müsstest du das haben? Müsste ist Konjunktiv und zeigt mir, das etwas nicht so ist. Viele Probleme entstehen in unserem Kopf weil wir etwas nicht so haben wollen, wie es nunmal ist.

Wenn dein Feuer nicht brennt, dann ist die erste Lösung nicht so zu tun als ob, denn damit verletzt Mensch sich oft auf eine so mega subtile Art, das mensch es hinterher nicht mal mehr erinnert.
Ich verstehe natürlich deinen Punkt und gebe dir recht, aber "müsste", weil ich dieses Feuer ja eben schon mal gespürt habe, auch wenns nicht lang in meinem Leben war. Ich weiß, dass das irgendwo ist! In vielen anderen Bereichen meines Lebens habe ich auch Zugriff auf dieses Feuer. Was blockiert mich da so?
Ich werde mich auf jeden Fall wieder mehr auf mich konzentrieren und aufhören das alles so panisch zu zerdenken. Das sorgt auf jeden Fall nicht dafür, dass ich das alles anerkenne.

@*********che66 Vielen Dank für deinen Beitrag, bei dem habe ich mich auch sehr gesehen gefühlt. Und da mir so deutliche Worte von Männern gut gefallen, weil ich mit denen oft direkt in die Umsetzung gehen kann, nehme ich mir einiges davon zu Herzen. Ich versuch das mal mehr mit dem Egoismus, sobald ich selbst mal etwas genauer weiß, was ich überhaupt mag.

@*******icaR Noch eine wertvolle männliche Perspektive! Danke, damit kann ich echt viel anfangen. Ich habe meinen Freund letzte Woche so massiert, wie ich es beim Retreat gelernt hatte und er war ganz angetan davon. Vielleicht macht ihn das etwas offener. Ich sehe ihn allerdings aktuell eher auf keinem Seminar. Ich glaube, er würde sich bei vielen Übungen schämen oder lächerlich fühlen. Deswegen haben wir uns auch schonmal gezofft, aber ich akzeptiere inzwischen unsere Verschiedenheit, was so die freie Interaktion mit anderen angeht *traenenlach* Vielleicht passiert es aber auch irgendwann, wer weiß! Bei allem, was sich nur zwischen uns beiden abspielt, ist er jedoch super offen, ich glaube er wäre schon einfach nur froh, wenn ich ihm mal klar sagen könnte was ich mag und worauf ich Lust habe.

@*******or81 Vielen Dank für deinen Beitrag! Das sind echt interessante Themen von denen ich noch nie etwas gehört habe, dem gehe ich nach.

@******082 Einfach nur Liebe für diesen Beitrag, vielen vielen Dank. Ich werde ihn tatsächlich einfach (erstmal) so stehen lassen, weil er so voller wertvoller Impulse ist, dass ich vielem davon noch genauer nachgehen möchte.
Ebenso der Beitrag von @*********lberg Danke!! Ich wäre vielleicht tatsächlich interessiert an einem Coaching o.Ä., wenn du sogar hier aus der Nähe kommst! *love5*
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