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Achtsamkeit - eine Klarstellung

*****urt Mann
345 Beiträge
Themenersteller 
Achtsamkeit - eine Klarstellung
Mir fällt auf, dass Achtsamkeit in einer gewissen Szene zu einem Fetisch geworden ist. Einfach, um mal ein paar Punkte aus meiner Sicht klarzustellen.

Punkt 1: Achtsamkeit selbst macht einen Menschen weder nett, noch fromm, noch freundlich. Es veredelt den Charakter nicht. Tatsächlich bilden die US-Armee Scharfschützen in Achtsamkeitstraining aus, damit sie ihren Job - Menschen zu erschiessen - besser durchführen können.

Punkt 2: Folglich verwechseln viele Menschen einen achtsamen Umgang mit einem besonders freundlichen. Und den beide gemeinsam wiederum mit einem liebevollen. Ein liebevoller Umgang muss nicht freundlich sein. (Der Bodhisattva Manjushri hält nicht umsonst ein Schwert in seiner Hand.) Und er kann entweder achtsam oder unachtsam sein.

Punkt 3: Achtsamkeit ist lediglich der siebte von insgesamt acht (!) Gliedern auf der traditionellen Liste der Buddhisten, mittels welcher zur Erleuchung zu gelangen sei. Aus unerfindlichen Gründen haben die Westler heute diesen einzelnen Punkt aus der Liste ausgegliedert und ihm aus unerfindlichen Gründen ganz, ganz grosse Wichtigkeit beigemessen. Dabei ist er noch nicht einmal der letzte (achte) Punkt auf der Liste, sondern bloss der vorletzte. Wenn es überhaupt einen gibt, der am wichtigsten ist, dann ist es rechte Konzentration/Sammlung, also der letzte und achte Punkt, sicher nicht der vorletzte. Oder von mir aus auch der allererste Punkt auf der Liste, weil damit alles beginnt. Warum nun ausgerechnet dem vorletzten so viel Aufmerksamkeit beigemessen wird, dafür gibt es keinen ersichtlichen oder logischen Grund.

Punkt 4: Achtsamkeit führt alleine nirgendwohin. Es gibt ansatzweise Forschung über Menschen mit psychischen Problemen, welche zwar mit Achtsamkeitstraining ihrer Probleme äusserst achtsam geworden sind, aber diese Problem trotzdem weiterhin mit sich herumtragen. Das Achtsamkeitstraining hilft ihnen zwar dabei, WENN sie Versuche unternehmen, diese Probleme irgendwie zu beseitigen, indem es ihnen ein Instrument gibt, erstmal ohne Reaktivität diese Probleme anzuschauen. Aber es beseitigt die Probleme nicht.

Punkt 5: Ganz im Gegenteil kann Achtsamkeitstraining latente psychische Problem in Menschen zum Vorschein bringen - OHNE dass die Person automatisch in der Lage ist, die Probleme dann auch zu lösen. Insofern kann man sagen, dass Achtsamkeitstraining teilweise gefährlich ist.

Punkt 6: Wer korrekt Vipassana- (übersetzt als "Einsichtsmeditation") betreibt, der durchläuft bei völlig korrektem Training irgendwann bestimmte Stufen, welche als "leidhaft" bezeichnet werden. Diese sind selbst mit dem allerbesten Training schwierig auszuhalten. Die Fähigkeit zur Achtsamkeit ist zu diesem Zeitpunkt bereits sehr weit fortgeschritten.

Punkt 7: Die Fetischisierung von Achtsamkeitstraining ist zu einem grossen Teil Jon Kabat-Zinn zu verdanken, welcher schlicht und ergreifend buddhistische Inhalte sehr selektiv aufgegriffen hat, quasi um die unbequemen religiösen Inhalte des Buddhismus für Westler mehr attraktiv zu machen. Dadurch ist zwar etwas entstanden, was für uns Westler heute viel konsumfreundlicher ist, aber auch massiv eingeflacht wurde. Man begnügt sich dann mit Achtsamkeit, wo die ursprünglichen Ziele der Praxis viel radikaler waren.

Punkt 8: Achtsamkeitstraining, wie man das heute bei uns sogar in Firmen findet, ist ein perfektes Komplement zum Kapitalismus. Weil der Kapitalismus uns dann als "Wissensarbeiter" zu noch besserem Ausbeuten unseres eigenen Geistes ausbildet. Was könnten sich Kapitalisten denn mehr wünschen, als sogar daran zu verdienen, dass Menschen Geld dafür bezahlen, insgesamt achtsamer und somit noch produktiver zu werden? Achtsamkeitstraining ist auch eine Top-Burnout-Prevention-Massnahme. Statt an der Organisation zu leiden, geht man ins Training, findet wieder ins Lot, und macht weiter wie zuvor. So reichen sich Quietismus und Achtsamkeitstraiing gegenseitig die Hand.

Vielleicht fällt mir ja noch mehr ein, aber soviel mal erst dazu.
******ina Frau
153 Beiträge
Jetzt nimmt es mich wunder, was dich dazu bewegt hat, diese 'Klarstellung' zu verfassen.
Es fällt dir auf. Aber es scheint, als regt dich auch irgendwas daran auf.
Worum geht's dir?
******s22 Mann
52 Beiträge
Vielen, vielen Dank @*****urt für diese, wie ich (emp)finde, sehr wichtigen Zeilen und Worte. Und wenn das passiert ("Vielleicht fällt mir ja noch mehr ein ..."), dann würde ich mich sehr freuen, hier weiterlesen zu können.

Nochmals vielen Dank ! 🙏

Higgins22
******Moi Mann
521 Beiträge
Ein guter Einstieg in das Thema.
Und genau so ähnlich ist die Sache mit dem letzten Thema Maithuna zu sehen.
Westliche Totalverflachung des Aspektes.

Neotantra und Neobuddhismus - beides sind Ideen, mit nix Aufwand die Dinge zu bekommen, für die es eigentlich Jahre und Jahrzehnte bedarf, um sie zu erhalten.

Grüße und bitte bitte eine Fortsetzung (Teil 2) Deiner Analyse zu Achtsamkeit.

Achtsame Grüße
CCM
@*****urt Herzlichen Dank für dieses Thema *top*

Mir fiel beim Lesen ebenfalls sofort Jon Kabat-Zinn ein, der sein Training ja unter anderem zur Heilung von gestressten und herzkranken Menschen initiiert hat.

Empfehlenswert ist dazu überigens auch die Buchreihe von Karsten Dusse: "Achtsam morden" *lol*
*********blues Frau
2.974 Beiträge
Zu Punkt 8,
Das sehe ich anders. Wer gewahr wird, wird sich selbst gewahr und dem was er/sie ist und tatsächlich möchte.
Könnte blöd ausgehen für viele Firmen.

Zu 7,
Achtsamkeit hat unter anderen Namen in ähnlicher Form in vielen Kulturen Ursprung.
Indigene Völker zB.
Natürlich wird eine Ursprungslehre angepasst und verändert.
Weshalb sollte das nur negativ sein?
Daraus kann sich Neues entwickeln.
Alte Dogmen sind nicht richtiger, nur weil sie alt sind - siehe jath Kirche.

Zu 6,
Diese Phasen durchlaufe ich auch unter Umständen bei anderen Meditationen, egal ob korrekt oder nicht.
Hier greift Eigenverantwortung.
Wenn Du das als schwer aushaltbar empfindest, kannst Du einen Mentor hinzuziehen?

Zu 5,
Ja, ohne Skills kann das durchaus passieren.
Ich möchte hier ebenfalls ein Stück weit auf die Eigenverantwortung verweisen.
Ich hab mal eine Atemsitzung abgebrochen (holotropes Atmen) weil sie nicht gut begleitet war und ich selbst mich nicht stützen konnte in dem Moment.
Dann verlasse ich die Situation.

Sicherheit ist Illusion - mit diesem Gefühl/Wissen im Hintergrund fühle ich mich heute sicher 😉

Zu 4,
Achtsamkeitstraining ist dazu da, achtsam zu werden.
Mehr ist da nicht.
Was sich entwickelt, wenn man achtsam ist - geschieht dann.
Eine Erwartungshaltung kann das zerstören.

Zu 3,
Ich bin Westlerin.
Das ist meine Kultur, mein background.
Trotzdem wage ich es, diese Praktik herausgelöst von den anderen, für mich zu nutzen.
Warum?
Um achtsam zu sein.
Mich wahrzunehmen.
Die Welt wahrzunehmen.
Es kehrt Stille ein.
Die Uhr hört auf zu ticken und die Amsel die ihr Abendlied singt, kann ich plötzlich hören.
Ich höre was mein Körper spricht, ob er lacht oder verspannt ist.
Ich nehme das nervöse Vibrieren des Menschen neben mir wahr.
.
.
Das sind für mich ausreichend logische Gründe.

Zu 2,
Unachtsam wäre nicht wahr zu nehmen.
Nicht hier zu sein, sondern dort.
Achtsamkeit bedeutet Sein.
Weder so noch so und sowohl als auch.

Zu 1,
Das ist was der menschliche Geist mit allen Religionen tut.
Im Bemühen verstehen und greifen zu müssen geschieht das.
Es ist menschlich.

Zu Dir,
Für mich klingt das dogmatisch und endgültig, allgemeingültig was Du schreibst.
Es mag für Dich so richtig sein, für mich ist es anders.
*********blues Frau
2.974 Beiträge
Ich frage mich ebenfalls, was genau treibt Dich da an, auf diese Weise klarzustellen?

Diese Dinge müssen nicht statisch sein, nur weil irgendwer sie mal aufgeschrieben hat.
Erleuchtung bleibt auch nicht, sie bewegt sich, wie alles andere auch.

Das erinnert mich an mich, als ich aus diesem engen Spirituellengedöns ausgebrochen bin.
Denn auch hier finden sich (wie gesagt Mensch + Religion) diese irren Begrenzungen.
Finde Deinen Umgang mit Achtsamkeit, wenn andere das anders leben oder verstehen, ist das ihr Ding..?
Mische Deins mit der Lehre oder lebe streng danach.
*******st67 Mann
66 Beiträge
@*****urt Deine Worte treffen wie Pfeile. Wunderbar deine Kritik und sicher berechtigt. Hm, wie mache ich jetzt weiter? Ich unterrichte an meiner Schule die Fünftklässer in Achtsamkeit und ich glaube, dass dies ein sinnvoller Weg ist. Mir hat Meditation in meinem Leben sehr viel weiter geholfen, mich zu einem sensiblen Menschen gemacht, sensibel auch zumerken, was für mich gut ist. Ich wäre in vielen "Gefängnissen" geblieben, wenn ich nicht durch die Achtsamkeit besser hin geschaut hätte. Insofern hat es mein Leben bereichert. Muss ich deshalb Buddhist werden? Wenn ich mir den achtfachen Pfad anschaue, so ist die Achtsamkeit wohl vielleicht einer der Schlüssel zu den anderen Tugenden. Nicht jeder schafft es sich hinzusetzen und sich in sich zu versenken. Aber vielleicht schafft es der laute, unstete und unruhige Westler zumindest dem Wind zu lauschen oder den Vögeln oder dem Atem zu folgen. Das macht keinen besseren Menschen aus ihm, aber vielleicht bringt es ihn auf den besseren Weg, zeigt ihm die Abzweigung, gehen muss er ihn dann immer noch selbst.
Deine Kritik ist bedenkenswert, hat ihre Berechtigung. Danke dafür.
Mal ernsthaft:

Jedes Dogma ist eine Sackgasse, weil Dogmen sich gegen Veränderung stemmen. Jede Lehre stimmte vielleicht zu dem Zeitpunkt ihrer Entstehung mir der aktuellen Wirk-lichkeit überein. Doch alles fließt, alles verändert sich.

Jeder Eifer kann zur Sucht werden. Dies steht dem Werden entgegen. Wie auch jeder Eifer, der gegen den Eifer wirken will. Dieser Eifer hat die gleiche Quelle; die des Recht haben wollens.

These und Anti-These werden bestenfalls zur Syn-These. DAS ist Ent-Wicklung. Das gebiert ein sowohl-als-auch. Im Werden; nicht im festmauern wollen.

Das einzig konstante ist und bleibt die Veränderung. Denn das Leben - und damit Gott / Alles-was-ist - strebt weiter, und bleibt niemals stehen.

Folgt Achtsamkeit nicht daher dem, was JETZT ist? Und muss Achtsamkeit durch Definition beschränkt werden? Ist Achtsamkeit ein Aspekt des sich ent-grenzenden Gewahrseins, das sich soweit erstreckt, wie ich selbst mich be-grenze? Achtung - These *zwinker*
****e69 Mann
957 Beiträge
...und ich werde gerade jetzt achtsamer denn je (in meinem ureigenen Verständniss) mein Leben weiterleben! Danke für all' die feinen Worte aller Beteiligten!
Aho *hutab*
*******ias Frau
4.126 Beiträge
Achtsamkeit ist kein Allheilmittel. - Da gebe ich @*****urt vollkommen Recht.

Und ich habe den Eindruck, dass gerade zwei Zeitgeister gegeneinander antreten...

auf der einen Seite diejenigen, die Achtsamkeit quasi als Allheilmittel anpreisen und gar nicht wahrhaben wollen, dass es bei anderen Menschen gerade um ganz andere Themen geht und "mehr Achtsamkeit" für diese Menschen gerade kontraproduktiv wäre.

auf der anderen Seite diejenigen, die irgendwie mit Scheuklappen in den Kontakt gehen oder sich bei jedem klitzekleinen Anflug von Unwohlsein, in andere Welten flüchten. Bei letztgenannten besonders beliebt: Der Blick aufs Smartphone... nur mal schnell was nachschauen. Weg von diesem Moment einer unangenehmen oder unerwünschten Selbstoffenbarung des Gegenübers. Das sich-aufeinander-einspielen und einstellen geht dabei verloren. Beim nächsten Mal wird der Unachtsame sich nicht mehr daran erinnern, dass er mit Verhalten XY bei seinem Gegenüber Schmerz verursacht hat. Und eben genau jenes Verhalten wieder an der Tag legen. Aus Unachtsamkeit.

Und ich?
Ich bin darum bestrebt immer wieder in die Mitte zurück zu finden.
In den Bereich, wo man beide Seiten sieht.
Aber ich mag mich nicht dazu zwingen, die Mitte zu halten.
Zum Leben gehört die gesamte Achse von ... bis... jeder Punkt auf dieser Achse kann in einem Augenblick stimmig sein.

Manchmal - aber nur manchmal - schenkte ich meinem Gegenüber meine volle Aufmerksamkeit und es brach unter all der Aufmerksamkeit zusammen. Endlich mal gesehen zu werden, war der Herzenswunsch dieses Menschen, doch dann war es zu viel des Guten auf einmal.

Manchmal - aber nur manchmal - schenkte ich meinem Gegenüber im vollen Bewusstsein, dass er geradezu danach lechzt, überhaupt keine Aufmerksamkeit. Ich entzog sie diesem Menschen für einen kurzen Zeitraum, damit er aus seiner Abhängigkeit von mir heraus und wieder zu sich selbst finden kann. Für den Fall, dass dieser Mensch unbedingt jemanden bräuchte, nannte ich ihm andere Stellen, an denen er Hilfe bekommen kann, wenn er danach frage. Doch der Mensch brach in der Zwischenzeit zusammen und machte mir später die übelsten Vorwürfe.

Manchmal - aber nur manchmal - gehe ich selbst in eines der beiden Extreme und verschaffe meiner Wut Ausdruck, indem ich dafür nach den passenden Worten suche. Oder ich suchte nach der passenden Melodie auf dem Klavier. Oder ich suchte nach den passenden Farben für ein Bild. Oder ich suchte nach den passenden Bewegungen in einem Tanz.

Eindruck braucht Ausdruck.

Der Mensch, den es betraf, brauchte davon nichts mitbekommen.
Es ging um die Verarbeitung des Eindrucks, den die Welt auf mir hinterlassen hatte.

Und wenn ich zu einem Thema einen Text geschrieben hatte, der weitab von der Mitte war, fanden sich Menschen, die mir die Rückmeldung gaben: "Du sprichst mir aus dem Herzen. Du hast Worte für etwas gefunden, für das ich keine Worte fand. Danke."

@*****urt Ich erkenne in deinem Text so einen Text. Danke fürs Worte finden. *g*

Und ich schrieb weiter. Mal sofort, mal Stunden, mal Tage, mal Wochen, mal Monate später.
Ich schrieb abermals zu diesem Thema.
Und der nächste Text befand sich an einem anderen Punkt auf dieser Achse. Abermals fanden sich Menschen, die mir die Rückmeldung gaben: "Du sprichst mir aus dem Herzen. Du hast Worte für etwas gefunden, für das ich keine Worte fand. Danke."
******RGA Mann
933 Beiträge
Zitat von *****urt:
Achtsamkeit - eine KlarstellungMir fällt auf, dass Achtsamkeit in einer gewissen Szene zu einem Fetisch geworden ist. Einfach, um mal ein paar Punkte aus meiner Sicht klarzustellen.

In "gewissen Szenen" wird "so manches" (u.E. so ziemlich alles) völlig sinnbefreit zu einem inhaltsleeren Worthülsen-Fetisch.

Wie so ziemlich alles, was der/die sehr oft anstengungsscheue (auf Empirie beruhende Feststellung) "Friede-Freude-Eierkuchen-ausnahmslos alles glaubende-Eso-Westler*in" (Einfachste Klassifizierungs-Schublade (daher ungenau), die "Ostler" schließen da zunehmend auf) indentitätsstiftend als Worthülse und einfache Wunschprojektion übernimmt, weil es es in einem infantilen Büchlein gelesen hat, oder in für ein breites zahlendes Klientel (ohne jede Grundvoraussetzungen) zugeschnittenen Seminaren "achtsam" eingeübt wurde.

Achtsamkeit ist lediglich der siebte von insgesamt acht (!) Gliedern auf der traditionellen Liste der Buddhisten, mittels welcher zur Erleuchung zu gelangen sei. Aus unerfindlichen Gründen haben die Westler heute diesen einzelnen Punkt aus der Liste ausgegliedert und ihm aus unerfindlichen Gründen ganz, ganz grosse Wichtigkeit beigemessen. D

Die "Gründe" sind nicht so "unerfindlich".
Worthülsen sinnbefreit aufblasen und verkaufen ist ein lukratives Geschäft.

Punkt 4: Achtsamkeit führt alleine nirgendwohin.

Alle weitestgehend konzeptionslos öffentlich vermittelten "Fast-Food-Westler-Schubladen" führen u.E. objektivierbar nirgendwohin als in die bestenfalls eigene Projektions-Wunsch-Wirk-Lichkeit.
Die weit verbreiteten "Ost-Varianten" auch nicht.

Punkt 6: Wer korrekt Vipassana- (übersetzt als "Einsichtsmeditation") betreibt, der durchläuft bei völlig korrektem Training irgendwann bestimmte Stufen, welche als "leidhaft" bezeichnet werden. Diese sind selbst mit dem allerbesten Training schwierig auszuhalten. Die Fähigkeit zur Achtsamkeit ist zu diesem Zeitpunkt bereits sehr weit fortgeschritten.

Jede Weiterentwicklung ist zielführende Arbeit und loslassen von schließlich ALLEM.
Oft inclusive physischem und psychischem Schmerz.
Vipassana विपश्यना "kann" dafür lediglich ein Anfang sein...

Punkt 7: Die Fetischisierung von Achtsamkeitstraining ist zu einem grossen Teil Jon Kabat-Zinn zu verdanken, welcher schlicht und ergreifend buddhistische Inhalte sehr selektiv aufgegriffen hat, quasi um die unbequemen religiösen Inhalte des Buddhismus für Westler mehr attraktiv zu machen. Dadurch ist zwar etwas entstanden, was für uns Westler heute viel konsumfreundlicher ist, aber auch massiv eingeflacht wurde. Man begnügt sich dann mit Achtsamkeit, wo die ursprünglichen Ziele der Praxis viel radikaler waren.

All dem ist gemein, alles nicht nur für Westler massiv einzuflachen oder genauer gesagt, von flachen Protagonisten, die selbst wenig bis keinen Einblick in echte Praxis hatten, oberflächliches bis völlig banales leicht konsumierbar zu verkaufen.
Da gab und gibt es noch unbegrenzt flachere Protagonisten die ihre einfachsten Flatrate-Projektionen vergolden.

In vielen Fällen handelt es sich um verselbständigte Banalitäten die dazu in Folge weiter verflachend abgekupfert werden.

Echte Inhalte sind da bestenfalls in "homöopathischen" Dosierungen vorhanden (ein paar Worthülsen), die ja dann auch in "gewissen Szenen" besonders "wirksam" wären *zwinker*

Dies tut keiner Illusion irgendeinen Abbruch.

Weiterentwicklung kann man nirgends kaufen.

Illusionen überall.

Es bleibt meist lediglich die "Qual der Wahl" oder das "Vergnügen", welche wie neu verpackte inhaltsbefreite lauwarme bis exotische Luft man kauft und mit welcher man sich dann ggf. identifiziert.

Menschen die in ihren "Hamsterrädern", Lebens-wirk-lichkeiten und Blasen gefangen sind, wären darüber hinaus auch selten zu mehr in der Lage, als nur so zu tun als ob.
Das oft übliche Spiritualitäts-, Religions-, Sekten-, Guru-, Banal-Eso- oder jedes andere Glaubensgeschäft mit unterschiedlichen Projektionsbegriffen und unterschiedlicher Deko.

Diese werden, wenn auch ggf. teilweise "etwas" anspruchsvoller in mancher Teil-Praxis innerhalb des Buddhismus "bedient"...

Punkt 8: Achtsamkeitstraining, wie man das heute bei uns sogar in Firmen findet, ist ein perfektes Komplement zum Kapitalismus. Weil der Kapitalismus uns dann als "Wissensarbeiter" zu noch besserem Ausbeuten unseres eigenen Geistes ausbildet. Was könnten sich Kapitalisten denn mehr wünschen, als sogar daran zu verdienen, dass Menschen Geld dafür bezahlen,


(Was angebliches Neo-"Tantra" in neuesten Entwicklungen angeht, gibt es weltweit zunehmend knallharte Hardcore-Bordellbetreiber (manche auch angeblich mit "Menschenhandel"), die "gutgläubige" Frauen für angebliche "Tantra-Ausbildung" zahlen lassen (diese dann ungeschützt Maithuna und Gangbang mit für diesen Service gut zahlender Freier-Laufkundschaft praktizieren lassen) mit ein wenig Namasté und Räucherstäbchen. "Winwin" und doppelt abkassiert für den Neo-"Tantra"-"Kapitalismus"-Betreiber. Das "Achtsamkeitstraining" da, angeblich alle Geschlechtskrankheiten augenscheinlich vorab erkennen zu können.
Die jeweiligen Prostitutionsgesetze etc. versucht man gleichzeitig als angebliche "Spirituelle Gemeinschaft" zu umgehen.)

Jede verifizierbare Weiterentwicklung setzt zumindest voraus, sich mit ein wenig Hirn von offensichtlich infantilen bis idiotischen Hilfskonstrukten weitergehend mit geeigneten Mitteln analysierend und echt hinterfragend zu distanzieren.

Namasté नमस्ते & Tashi Delek བཀྲ་ཤིས་བདེ་ལེགས། !
***as Mann
497 Beiträge
Achtsamkeits-Eiertanz
Ich erlebe vorgeschobene, vermeintliche Achtsamkeit sehr oft als Eiertanz um sich den Juicyfacts nicht stellen zu müssen.

Etwas mehr Mut aus der Komfortzone zu kommen, täte vielen ach so Achtsamen gut. Es gäb noch viel mehr Lebendigkeit zu entdecken!
****omm Mann
1.794 Beiträge
Sorry, aber für mich ist der Eingangspost keine "Klarstellung".
Der Themenersteller teilt uns nur seine Sicht der Dinge mit.
Nicht mehr ... aber auch nicht weniger.
Namasté und einen guten Start in die neue Woche ... ohne Streit und ohne Stress!
**********light Frau
4.184 Beiträge
Achtsamkeit hat für mich zu tun mit:

• hinspüren, was ist
• wahrnehmen, was es mit mir macht
• bewusst meine Entscheidungen zu treffen
• meine Umwelt und Mitmenschen mit ihrem Sein wahrzunehmen
• vorurteilsfrei zu kommunizieren
• Klarheit
• Ehrlichkeit zu mir und anderen

Achtsamkeit hat für mich nichts zu tun mit:
• ich muss immer freundlich lächelnd durch die Welt laufen
• andere schonen
• mir alles gefallen lassen
• andere in Watte zu packen
• Hirn ausschalten und einfach nur machen, was andere wollen
• ich darf anderen nicht meine Meinung sagen
• ich muss Rücksicht nehmen

Nicht alle meine Punkte sind für mich leicht umzusetzen, doch ich versuche es immer wieder. *g*

Ich glaube, dass "Achtsamkeit" gerne dazu Missbraucht wird, von den eigenen Triggerpunkten abzulenken:

"Das was du sagst ist unachtsam - es greift mich an und verletzt mich"

Wäre es nicht interessant zu schauen, warum etwas gesagtes, geschriebenes triggert?

Achtsamkeit ist für mich auch ein hinschauen, was ich, was ein anderer braucht. Und manchmal braucht es Reibungspunkte, um weiterzukommen.
******Fox Mann
2.204 Beiträge
Wer keine Probleme hat, findet sie bei anderen. Das Thema ist in meiner Wahrnehmung so eines.

Das Achtsamkeit in Erlebnisräumen zwischen teils fremden Menschen propagiert bis gefordert wird, finde ich sogar notwendig.

Ich habe andererseits auch schon die Augen verdreht wenn ich diese Propagierung hörte, weil das eigentlich schon überall dran steht.

Für mich nützt die Idee nur halt wenig, weil um bewusst achtsam sein zu können, das geht halt nur wenn ich ganz im hier und jetzt, präsent und weit weg von meinen regressiven Anteilen bin.

Auch wenn wir denken schon groß und so erwachsen zu sein, zu wissen was wir wollen und können, beträgt der Täuschungsgrad uns selbst gegenüber hier in meinen privaten Forschungen 50-75%.

Ein Mensch der momentan mit teils regressiven Anteilen beschäftigt ist, kann teils einfach überhaupt nicht achtsam nach aussen sein. Weil dieses Achtsam schon nach innen verbraucht ist.
In einem sehr regressiven Moment ist für Achtsamkeit überhaupt kein Kapital mehr vorhanden.

Schließlich wird sie ja propagiert und hervor gehoben, weil es halt immer wieder an ihr mangelt.

In meinen Augen ist nach diesem Vordenken die Propagierung von Achtsamkeit einerseits eine Erinnerung, allerdings nur mit einer eher kurzen Wirksamkeit.

Und andererseits so, als würde mensch einem hustenden Kind sagen, "sei gesund!"

Trotzdem:
Wenn wir mit diesem Aufruf einen kleinen unbewussten, z.b. verbalen Miniübergriff durch Bewusstmachung verhindern, war er das wert!

Und wenn mir andere auf den Zeiger gehen mit ihrem Achtsamkeitsfimmel, in Wirklichkeit ist dann der Blick nach Innen der angebrachtetste (das ist auch eine Erinnerung an mich).
perfectly imperfect tantra yogini
*****eyi
46 Beiträge
Spannend, deine Ausführungen. Was die Verknüpfung wie Achtsamkeit im Kapitalismus be- und genutzt wird, bin ich bei dir, wenn ich es dennoch mit der Milde und dem Nichtwissen wozu etwas dienen wird, betrachte. Mann kann tatsächlich alles zerrupfen, hinterfragen und eine gewisse gelebte Verdrehung in allem feststellen. Das Gewahrsam dafür zu haben und dennoch nicht in die Ablenkung zu gehen ist ebenfalls eine hohe Kunst, die mir durch deinen Beitrag wieder bewusst wird. Danke dir dafür und den Einblick einer weiteren Betrachtungsweise. ✨🙏
******una Paar
7 Beiträge
Danke für deine Gedanken, die ich als sehr inspirierend empfunden habe. Bei aller berechtigten Kritik im Außen bleibt die Frage, was Du (oder Ich) aus Lehren gewinnbringend in dein/mein eigenes Leben integrieren können? Alles und jeder ist ab einer gewissen Stufe nicht mehr frei von Widersprüchen. Und auch wenn ich z.B. ein paar Sachen von Alice Miller, Maria Montesorri, dem Buddhismus, Osho, Erich Fromm, Tantra, Yoga uvw. nicht bis in letzter Konsequenz teile, empfinde ich deren Impulse trotzdem als für mich sehr gewinnbringend.

Mag zum Beispiel sein dass Neo-Tantra im Westen teilweise völlig verdreht wird und nichts mehr mit ursprünglichem Tantra zu tun hat (Hatte Osho's Sicht jemals diesen Anspruch?). Trotzdem gibt es nicht wenige Menschen, für deren Lebensweg diese spezielle Ausrichtung sehr viel gebracht hat. Mich schließt das mit ein. Ich habe eine sehr liebevolle Beziehung zu mir selbst und meiner Partnerin aufbauen dürfen, die mein Leben seit vielen Jahren sehr bereichert - obwohl ich vielleicht nicht historisch korrektes Tantra praktiziert habe.

Wenn Firmen oder staatliche Institutionen nun plötzlich beschließen, eine "eigene Sichtweise" auf "was auch immer" einzuführen, oder andere wollen damit ihr Geld verdienen, dann dürfen sie das von mir aus gerne tun. So what? Wenn die Form total grotesk wirkt, sagt meine Reaktion darauf eher etwas über mich als über das Außen. Ich muss das ja in meinem Inneren nicht teilen - brauche aber vielleicht gleichzeitig auch nicht in den inneren Widerstand gehen, sondern finde für mich persönlich bessere Wege?
*******_for Paar
20 Beiträge
@*****urt
Offensichtlich bewegt dich gerade etwas ziemlich. kannst du mir vielleicht erklären was? denn irgendwie habe ich diese mischung aus verschieden themen nicht so ganz verstanden. mal bist du bei achtsamkeit, im buddhistischen kontext angewendet, mal bei säkulärer achtsamkeit im stressmanagement bzw management emotionaler belastungen, dann wieder bei der verwässerung des achtsamkeitskonzepts. ich verstehe offen gesagt nicht so ganz was deine argumente und besorgnisse sind. Kannst du mir da vielleicht mal etwas knapper gefasst auf die sprünge helfen?
******una Frau
6.988 Beiträge
Achtsamkeit als " Selbstzweck" vielleicht?
*******_for Paar
20 Beiträge
@*****urt und wie begründest du eigentlich inhaltlich deinen verriss von jon kabat-zinns mindfulness-based stress reduction programme, eines der am besten untersuchten programme zur stressbewältigung, welches in hunderten von studien bei einer vielzahl von erkrankungen deutliche bis sehr gute wirksamkeiten gezeigt hat? jon kabat-zinn ist ein musterbeispiel dafür wie man durch zertifizierung der trainer und echt hohe ansprüche an die qualifikation der lehrer dafür sorgt, dass eine verwässerung überhaupt nicht möglich ist. ähnliches gilt auch für andere achtsamkeitsprogramme wie die mbct (mindfulness based cognitive therapy von teasdale et al.) oder das breathworks-programm der britin vidyamala burch, welche hervorragede wirksamkeite bei schmerzpatienten hat.
******RGA Mann
933 Beiträge
Zitat von *******_for:
@*****urt und wie begründest du eigentlich inhaltlich deinen verriss von jon kabat-zinns mindfulness-based stress reduction programme, eines der am besten untersuchten programme zur stressbewältigung, welches in hunderten von studien bei einer vielzahl von erkrankungen deutliche bis sehr gute wirksamkeiten gezeigt hat? jon kabat-zinn ist ein musterbeispiel dafür wie man durch zertifizierung der trainer und echt hohe ansprüche an die qualifikation der lehrer dafür sorgt, dass eine verwässerung überhaupt nicht möglich ist. ähnliches gilt auch für andere achtsamkeitsprogramme wie die mbct (mindfulness based cognitive therapy von teasdale et al.) oder das breathworks-programm der britin vidyamala burch, welche hervorragede wirksamkeite bei schmerzpatienten hat.

Auch wenn ich nicht angesprochen war:

Das hat einfach schlichtweg mit den Zielen der reinen Buddhistischen Praxis (die ich weder vertrete noch verteidige, aber die immerhin ein klein wenig etwas an "Werkzeugen" besitzt) nichts zu tun.

Es mag sein, dass Patienten von "Therapiekonzepten" profitieren.
Viele "Therapiekonzepte" sind sehr verwässerte Aneignungen aus "spirituellen" oder Weiterentwicklungs-Praktiken.
Viel "Therapiebedürftigkeit" resultiert u.a. auch aus einem sich weltweit verselbständigten primär konsumorientierten inhaltsarmen "Lebensstil", der ggf. "Stress" (was per se bei entsprechend dafür passenden Verhaltensmöglichkeiten kein Problem sein müsste) verursachen kann.

Das häufige "Problem" durch "Stressoren" hervorgerufene psychische und physische Fehlanpassungs-Reaktionen, die manche einerseits erst zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigen, und zum anderen die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung nicht (weiter-)entwicklungsfördernd verarbeiten zu können.

Anstatt die tatsächlichen Ursachen und Ziele zu verändern, haben "Therapien" meist das Ziel wiederhergestellter Funktionsfähigkeit, Anpassung, Wiedereingliederung und weiter wirtschaftlich ausbeutbarer Arbeitsfähigkeit.

Dies alles (inclusive "Therapien") sind u.a. Bestandteile von Samsara संसार , die in Teilen als "leidvoll" erfahren werden können.

Durch Loslassen von ALLEN (primär zuerst konditionierten) Bindungen, Begierden und Wunschvorstellungen sowie durch echte Erkenntnis, kann dieser ständige Kreislauf unterbrochen werden.

Um sich dessen erst einmal ggf. "bewusster" zu werden, kann als eher einfache Praxis z.b. Vipassana genutzt werden.

Das Zwischenziel jeder ECHTEN funktionierenden Weiterentwicklung ist absolute Freiheit zu Lebzeiten (die etwas völlig anderes ist und beinhaltet, was konditionierte Wunschprojektionen dafür halten).

Alle in Teilen funktionierenden buddhistischen und hinduistischen "Werkzeuge" sind selbst dafür allein nicht wirkungsvoll genug, aber ggf. ein erster Anfang...
sofern man die jeweiligen nur Glaubensprojektionen außenvor lässt, und sich nachdem alle dort funktionierenden Methoden ausgeschöpft wurden sich weiterführendes sucht oder "gefunden" wird...

Namasté नमस्ते & Tashi Delek བཀྲ་ཤིས་བདེ་ལེགས། !
*******_for Paar
20 Beiträge
Warum muss Achtsamkeit im säkulären Kontext angewandt werden eigentlich was mit buddhistischer Lehre zu tun haben? Das MBSR-Programm ist beispielsweise aus der Zusammenarbeit von einem Hatha-Yoga-Lehrer mit starkem buddhistischen Hintergrund (Jon-Kabat-Zinn war Schüler von Zen-Mönch Philippe Kapleau, bekannt durch das Buch "Die 3 Pfeiler des Zen") und einem buddhistischen Lehrer (Larry Rosenberg, Gründer des Insight Meditation Centres in Cambridge, Massachussets) der sehr seine Wurzeln in der Zen- und Vipassana-Tradition hat und als buddhistischer Lehrer eine der wichtigen Figuren der US-amerikanischen buddhistischen Szene war.

Genauso beim breathworks Programm (mindfulness-based pain reduction, MBPR): Vidyamala Burch ist ordinierte Buddhistin und hat seit ihrer Jugend massive Probleme mit chronischen Schmerzen und hat aus dem was ihr selbst wirklich geholfen hat mit ihren chronischen Schmerzen umzugehen mit anderen Buddhisten und Physiotherapeuten zusammen ein achtsamkeitsbasiertes Programm für chronische Schmerzpatienten entwickelt. Für ihre Arbeit wurde sie von der British Pain Society geehrt und hat 2014 für eins ihrer Bücher einen Preis der British Medical Society erhalten.

Alle oben genannten Peronen, welche zentral in der Übertragung des Achtsamkeitskonzepts waren in den medizinischen Kontext waren, sind in der Wolle gefärbte Buddhisten und Yog(in)is. Und eins haben sie gemeinsam: Sie haben aus Mitgefühl gehandelt. Sie wollten das Leid in der Welt lindern. Das ist höchst ehrenwert und eine zentrale Säule buddhistischer Praxis oder eines jeden Menschen, der eine gewisse Stufe der Einsicht erreicht hat.

Genauso die Menschen aus dem Umfeld vom Dalai Lama. Da wurde das "Mind and Life Institute" gegründet, zum Austausch zwischen Buddhismus und Wissenschaft. Da werden Bücher über die Gespräche des Dalai Lamas mit den Emotionsforschern Daniel Goleman oder Robert Ekman reihenweise publiziert. Goleman war auch wissenschaftlicher Koordinator der 8. Konferenz des Mind and Life Institutes wo folgende Teilnehmer dabei waren. Tendzin Gyatsho (Dalai Lama), Richard J. Davidson, Paul Ekman, Owen Flanagan, Mark Greenberg, Geshe Thupten Jinpa, Matthieu Ricard, Jeanne L. Tsai, Francisco J. Varela und B. Alan Wallace. Davidson macht Hirnforschung mit Meditierenden. Ricard war 12 Jahre persönlicher Assistent bei Dilgo Khyentse Rinpoche (einer der Lehrer des Dalai Lamas) und später Übersetzer des Dalai Lamas.

Hochrangige Buddhisten haben seit Jahren aktiv den Austausch mit der Wissenschaft angestrebt und dadurch einen positiven Einfluß auf Gesundheit und Wohlbefinden von einer nicht mehr zählbaren Menge an Menschen gehabt. Sie haben niemals Sorge gehabt, dass ihnen Konzepte geklaut werden. Sie haben sie verschenkt. Aus Mitgefühl.

Aber wenn Konzepte erfolgreich sind, dann passiert das was immer passiert wenn Menschen am Werke sind. Viele wollen einen Teil des Kuchens abhaben und springen auf den Zug. Andere meinen weil sie selbst einen Nutzen aus der Methode gezogen haben ohne irgendwelche tieferen Kenntnisse der Methodik (werde der Ursprünge, noch der klinischen oder präventiven Anwendungen) als Lehre auftreten zu müssen. Manchmal weil sie sehr viel Sendungsbewusstsein haben (quasi aus Dankbarkeit) oder weil sie aus ihren früheren Jobs rauswollen und weil ihnen nix besseres einfällt als die Kurskonzepte zu klauen, die ihnen so geholfen haben. Und dann gibts noch die neuen Anbieter und Fortbilder die sich dann schonmal gerne darin unterbieten wer den kürzesten und billigsten Kurs anbiete um sich auf dem Markt zu etablieren. Und plötzlich ist man nach einem FoBi-Wochenende Achtsamkeitstrainer *g* Und dann ist da noh der Buchmarkt. Neben den wohl fundierten Fachbüchern gibts dann die Massen an Büchern wo alles Mögliche als Achtsamkeit verkauft wird. Ich warte noch auf das Buch: "Voll im hier und jetzt: Achtsam pinkeln." *g* Die McMindfulness-Welle war geboren.

Aber über diese Prozesse braucht man sich nicht aufzuregen. Menschen sind so. Und leiden drunter, oft ohne es zu merken. Sie eignen sich Dinge an, versuchen irgendwie einen Lebenserwerb zu bekommen, der halbwegs leidfrei ist. Und merken oft nicht wie wenig Fundament die Dinge haben die sie tun. Ich habe da Leute kennen gelernt, denen die Kurse im eigenen Leben enorm geholfen haben und die dann als Überzeugungstäter losgerannt sind um anderen ihre Botschaft im Rahmen bezahlter Coachings mitzuteilen. Und das obwohl sie weder über die pädagogische noch fachliche Kompetenz verfügten. Einige sind an dem Prozess gewachsen und wirkliche Coaches / Therapeuten geworden. Andere sind auf dem völligen Egotrip gelandet. Für den Einzenen der Kurse sucht bleibt da nix anderes übrig als sich seine Lehrer gut auszusuchen.

Über all diese Dinge waren sich die Initiatoren der Achtsamkeitswelle bewusst. Das ist halt der Lauf der Dinge, überall auf der Welt. Und trotzdem ist vielen Menschen geholfen worden. An allen anderen Begleiterscheinungen kann man Einsicht in das Wesen meschlicher Existenz üben. Und Mitgefühl und Geduld.
******Fox Mann
2.204 Beiträge
Zitat von *******_for:
Ich warte noch auf das Buch: "Voll im hier und jetzt: Achtsam pinkeln." *g* .
Echt treffende Idee, mein Schmunzeln war gerade mega breit *top*

Zitat von *******_for:

An allen anderen Begleiterscheinungen kann man Einsicht in das Wesen meschlicher Existenz üben. Und Mitgefühl und Geduld.
Danke.
Ja.

Auch für deinen Gesamteinblick in das Thema, davon wusste ich gar nichts. In meiner Wahrnehmung kam Achtsamkeit als neuer warmer Slogan auf, der Anfangs ganz schön oft mehr gehaucht als gemeint war. Die Botschaft dahinter ist wertvoll und großartig, auch ein so komplexes Themennetz in ein Schlagwort zu packen, das es sogar schafft um die Welt zu gehen. Halelulia!

Danke für deine Sichtweise
*******_for Paar
20 Beiträge
@****ow Dieser "gesäuselte Hauch" der ist sicherlich eine der Nebenwirkung des breitenwirksamen Flach- und Weichspülens des Begriffs. Mein Lieblingsspruch zur verwirten Antizipation der Achtsamkeit ist: "Achtsamkeit, die kurze Auszeit für mehr Power", gefunden auf der Titelseite eines Gesundheitsmagazins.

Das ist so wie der Umweltschutzbegriff in den 80er Jahre. Da gabs die Umweltschutzbewegung, die bekannter und plötzlich auch in der Politik wahrgenommen wurde. Und kurz danach traf ich auf einen LKW der groß "Umweltbrummi" auf der Seite stehen hatte. Anhand der Sicherheitskennzeichnung war leicht rauszufinden dass es sich um einen Giftmülltransporte handelte *g* Da merkte ich, dass gerade irgendwas gewaltig schief ging.

Aber was nützt es über diese Auswüchse zu jammern? Sobald irgendwas Wertvolles passiert werden andere sich in diesem Glanze sonnen wollen oder nutzen die Idee oder den Begriff zum Geldverdienen (Gier). Oder sie glauben wertvolles leisten zu können und vergraben sich tiefer und tiefer in ihren geistigen Fallstricken, anstand tiefer durchzublicken (Verwirrung / Verblendung). Und die anderen verdunkeln ihre Geistesverfassung durch aggressive Aversion (traditionell mit dem Oberbegriff Hass belegt) und neigen dazu ihre Erkenntnisse über andere zu stellen, obwohl sie gerade selbst in denselben Fallstricken hängen (Verblendung). Ich finde das ganze eher ziemlich tragisch, weil es zeigt wie weit wir von tieferer Erkenntnis weg sind. Und wie schwer es ist nach seinen Erkenntnissen zu leben. Unsere Impulse sind einfach sehr mächtig und oft viel zu spät - wenn überhaut - erkannt.

Und da sitzen wir alle im selben Boot: Diejenigen die aus irgendwelchen Eigeninteressen verwässern genauso wie diejenigen die sich darüber aufregen. Beides führt nicht gerade zu heilsamen Geisteszuständen und zu positiver Entwicklung. Das beste was jeder dabei bei sich tun kann ist darauf zu achten welche Impulse uns bewegen, wohin sie führen und was das Ganze in Bezug auf unsere höchsten Werte und Ideale bedeutet. Der letzte Satz ist dabei eine kurze Zusammenfassung dessen was Achtsamkeit im buddhistischen Sinne bedeutet (sati-sampajanna).
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