Wie kommuniziert ihr vor, während, und nach tantrischer Begegnung? Gibt es unbewusste Muster, bewusstes Verhalten? Orientiert ihr euch an euren eigenen Werten und Bedürfnissen, was Kontakt und Austausch angeht? Wie weit versucht ihr, zu antizipieren, was euer Gegenüber braucht? Wie gleicht ihr das ab?
Sehr spannendes Thema, in dessen Kontext ich gerade sehr viel erlebe:
Mein Massagepartner und ich stehen nicht in einem professionellen Dienstleistungsverhältnis zueinander. Er ist Profi im Sinne von in mehreren Disziplinen ausgebildeter Wellness- und Tantramasseur. Meine Erfahrungen in diesem Kontext beschränkten sich bisher auf sinnliche Massagen im partnerschaftlichen Kontext.
Nun darf ich Massagen erleben, die eine Kombination aus u. a. klassichen Massagetechniken, Lomi Lomi, Tao und Tantra beinhalten. Bereits die erste Session war eine Offenbarung.
Wir haben uns im Vorfeld hierüber ausführlich kennengelernt und auch unmittelbar vor dem ersten Massageaustausch sehr viel miteinander gesprochen. Die Gespräche sind sehr persönlich, intensiv und von starker gegenseitiger Sympathie geprägt. Grenzen wurden vorher abgesteckt, Art und Dauer vereinbart, das Setting gemeinsam erkundet. Konkrete Erwartungen und Unsicherheiten gab es nicht, stattdessen aufgeschlossene Vorfreude und viel gemeinsames Lachen.
Nach der ersten Hälfte der Massage (Körperrückeseite) kniete er sich zu mir und erkundigte sich liebevoll nach meinem Wohl. Ich fühlte mich durch seine Ausdrucksweise, seiner weiter auf meinem Körper ruhenden Hand und seiner Mimik geborgen und wertgeschätzt. Es fühlte sich nicht wie eine Unterbrechung der Massage an.
Nach Ende der zweiten Hälfte (Körpervorderseite) geriet ich in eine Art Redeschwall: Alles was mir aufgefallen war, alles was ich wissen wollte und wie ich mich hier und da gefühlt habe, sprudelte nur so aus mir heraus. Gespannt hörte er mir zu und erklärte er mir alles sehr geduldig. Er blieb währenddessen ebenfalls nahe bei mir und hielt den Körperkontakt mit liebevollen Berührungen aufrecht. Ich fühlte mich unglaublich wohl, sicher und geborgen. Meine gebende Massage gelang mir nicht annähernd so perfekt, doch auch mir war es ein natürliches Bedürfnis, ihm vor dem Lagewechsel als auch nach Abschluss nicht von der Seite zu weichen - denn unmittelbar davor habe ich erfahren dürfen, welch starken Effekt dies für beide hat.
Jeweils wieder Zuhause befindlich setzten wir unseren Austausch nahtlos fort. So auch am nächsten Tag, als sich der ganze Einfluss dieser Session offenbarte: Meine Empfindungen überschlugen sich förmlich in jeder Hinsicht, in Breite wie Tiefe und das über Tage hinweg. In dieser Zeit kommunizieren wir schriftlich und nahezu ununterbrochen miteinander. Ich hatte das überschwängliche Bedürfnis, ihm von jeder Beobachtung, jeder Empfindung, einfach allem, was mich plötzlich so allumfassend beschäftigte, zu berichten. Ich war high.
Unser Austausch tat mit unglaublich gut. Ich wusste kaum wohin mit mir und all den Empfindungen und Prozessen, die am Abend zuvor unerwartet in Gang gesetzt wurden. Alles was ich schilderte verstand er und wir sprachen sehr ausführlich über jedes Detail. Diese Kommunikation war für mich unentbehrlich. Ohne hätte ich vermutlich komplett am Rad gedreht, wenngleich aus ausnahmslos positiven Gründen. Doch so gelang es mir diese volle Wucht an neuer Energie und Glück zu kanalisieren, zu strukturieren und auch zu verarbeiten.
Wenige Tage später trafen wir uns zu einer zweiten Session. Ebenfalls geprägt von viel Kommunikation im Vorfeld als auch unmittelbar vor dem Massageaustausch. Es fühlte sich alles sehr vertraut an, als wären wir längst ein eingespieltes Team. Nachdem ich zuerst den gebenden Part einnahm, was mir diesmal besser gelang und ich sehr genießen konnte, folgte die zweite Offenbarung:
Berührungen gelten für mich als essentielle und universale Form von Kommunikation. Doch nie zuvor wurde mir durch pure Berührkunst eine solch elementare Form von Liebe und Wertschätzung zuteil. Die mehrstündige Interaktion fühlte sich an, wie aus einem Guss. Als würde er genau spüren, was ich brauche. Selbst die allerfeinsten Berührungen hatten so ein Echo! Ich weiß bis heute nicht, wie ihm das gelingt. Und auch diesmal waren die Nachwirkungen enorm.
Mir war, als würde ich auf einer energetischen, seelischen und körperlichen Ebene materialisiert und komplettiert... was eine schier unglaubliche Energie mit sich brachte. Türen, die sich durch die erste Session abzeichneten und öffneten, flogen mir regelrecht um die Ohren. Ich entdeckte die Welt förmlich neu. Ich entdeckte mich neu.
Die ganze Woche glich einem feierlichen Rausch in mir selbst. Ich kannte nur noch Superlative und grinste ununterbrochen vor mich hin. Was mich in diesem Sturm erdete, waren unsere Gespräche. Der Austausch, der Halt, das Verständnis, das sich am Glück des anderen erfreuen, das sich auch über die Session hinaus wertschätzen und gemeinsam lachen. Es fühlte sich an, als wäre ich geschützt und stabilisiert, obgleich rund um mich herum das Chaos florierte.
Es ist anstrengend. Gewiss nicht nur für mich
Doch meine Reise hat gerade erst begonnen und ich möchte so viel wie möglich von ihm lernen, um all diese Liebe und Wertschätzung ebenbürtig zurückgeben zu können. Ich möchte verstehen, wie diese Form von Kommunikation zelebriert werden kann. Ich möchte erleben und erfahren, was das mit meinem Gegenüber macht. Die Hingabe durch Berührung ist der Ursprung. Doch was zwischen den Sessions geschieht, was es bewegt, wohin es führt, wie es Denken und Fühlen verändert... das ist für mich im Moment der spannendste Teil.
Den folgenden Sessions sehe ich mit einer erstaunlich ruhigen Vorfreude entgegen. Ich freue mich darauf, bald so in meinem neuen Leben angekommen zu sein, dass ich bewusster lernen kann. Und dass es mir eines Tages gelingen mag, die Partitur der Berührungen ebenso vollendet zu beherrschen, wie er es vermag.