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Jessy Wellmer: Die Sichtweise von Ost und West

****imu Mann
1.296 Beiträge
Meiner Meinung nach gibt es einen Aspekt im unterschiedlichen Verhalten von Ossis und Wessis, der bis jetzt kaum zur Sprache kam.
In Ostdeutschland sozialisierte Menschen haben - bei aller Liebe zur DDR und zum großen Bruder im Osten - ein größeres Misstrauen gegenüber dem was ihnen an Information vorgesetzt wurde entwickelt, sowohl von der Politik als auch von den Medien, weil diese in der DDR Propagandainstrumente waren.
Dieses Misstrauen ist heute noch da. Leider profitieren die Rechten am meisten davon.

Wir im Westen hingegen sind mit einem breiteren Meinungspluralismus und einer freieren Presse aufgewachsen und bringen den Informationen in Politik und (Leit-)Medien mehr Vertrauen entgegen.

Ich selbst habe bis vor wenigen Jahren unsere Medien gegenüber Verschwörungstheoretikern immer verteidigt und die Meinungsvielfalt und Pressefreiheit bei uns sehr hoch eingeschätzt. Einen Knacks hat diese Haltung bei der Krim-Krise bekommen und beim Thema Corona war es bei mir mit dem Vertrauen in die Medien komplett dahin. Auch jetzt sehe ich eine sehr einseitige Betrachtungsweise. Differenzierte Betrachtungen wie die von Frau Krone-Schmalz sind eher selten und sie weist ja auch darauf hin, dass unsere Debattenkultur schmaler geworden ist.
Im Gegensatz zu autoritären Staaten wo die Meinungsäußerung mit roher Gewalt kontrolliert wird, ist bei uns die Manipulation viel subtiler. Ich nehme es Frau Wellmer schon ab, dass sie sich in ihrer Berichterstattung nicht von außen drängen lässt und sich völlig frei fühlt. Bei uns machen die Medien freiwillig Regierungspropaganda.
Ein Beispiel: Frau Wellmer echauffiert sich darüber, das in manchen Ossi-Köpfen immer noch das "Guter Russe - Böser Ami-Schema" herumspukt. Dass sich im Westen das Bild vom bösen Russen - verkörpert jetzt nicht mehr durch Stalin und Chruschtschow sondern durch Putin - ebenfalls erhalten hat, ist für sie offensichtlich kein Thema.

Ein weiteres Beispiel: Es gab und gibt überall auf der Welt irgendwelche kriegerische Auseinandersetzungen, Vietnam-Krieg, Nahost-Kriege, Irak-Krieg usw. Überall gab es die "Angreifer" (sehr oft die USA), aber dass sämtliche Medien und sämtliche Politiker (offensichtlich freiwillig) den einheitlichen Terminus "russischer Angriffskrieg" benutzen, ist schon etwas Neues, Einmaliges. Warum sagt man nicht einfach "Ukraine-Krieg"? Man stelle sich vor, sämtliche Medien hätten damals 1967 den Sechstagekrieg als "israelischen Angriffskrieg" bezeichnet ......
****54 Mann
3.575 Beiträge
Zitat von ****imu:
Meiner Meinung nach gibt es einen Aspekt im unterschiedlichen Verhalten von Ossis und Wessis, der bis jetzt kaum zur Sprache kam.

Dem Misstrauen gegenüber medialen und offiziellen Verlautbarungen im Osten steht im Westen die Erfahrung gegenüber, dass die freie Rede und die Vielfalt der Meinungen nicht unbedingt von Reife zeugt, sondern zugelassen wird, weil es einfach egal ist, was man sagt und denkt, weil keine Selbstwirksamkeit erlebt wird. Auch 'ne Sorte Freiheit der Rede.

In beiden Fällen resultiert aus unterschiedlichen Erwägungen die Ansicht, dass 'die da oben doch tun was sie wollen' und dass 'Wahlen längst verboten wären, wenn sie was verändern würden'. Wenn da doch nur nix dran wäre!

Parteien wirken an der Willensbildung mit. Wenn keine 2% der Bevölkerung in Parteien organisiert sind, muss man sich nicht wundern, dass die Lobby die Parteiarbeit übernimmt und die Politiker Angst haben, eigene Positionen zu entwickeln sondern den Meinungsumfragen hinterher laufen. Überraschender Weise liefern die aber keine Lösungen sondern spiegeln nur die Stimmung im schlecht informierten Volk.

An entscheidenden Punkten sind die Unterschiede zwischen Ost und West dann doch nicht so entscheidend.
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