lieber Mike
ja es war nicht alles schlimm, was da lief. ein ehemaliger DDR - Bürger sagte es mir, als ich sagte, mein Blick auf die DDR sei getrübt durch die Grenz-und Transitstreckenerfahrungen, die ich machte.
Ich studierte damals in Berlin und musste allzuoft durch die verbarrikadierten Bahnhofe oder besuchte in Westdeutschland meine Verwandschaft, wurde verhaftet, weil..., fühlte mich beobachtet und und und...Dass ein zufriedenen Leben ausserhalb dieser Erfahrungen stattfinden konnte, wusste ich nicht. Nichtsdestotrotz holte ich meine Bücher von Marx und Engels im Osten, las " Das Kapital " und ihre Thesen waren für mich von ungeheurer Bedeutung und bergen viel Wahrheit. natürlich ist der Kommunismus gescheitert, musste er, weil er die Individualität des Menschen zu wenig berücksichtigte.
Nichtsdetsotrotz wird der Kapitaslismus in seiner heutigenForm auch scheitern, wenn alle Länder dieser Welt sich langfristig vom Kapital und deren Inhaber regieren lassen wollen. Unsere Demokratien verkommen zu Diktaturen des Geldes und wer daran vorbeischaut, der hat eine Augenbinde auf.
Erst viel später habe ich erfahren, daß ein zufriednes Leben im Osten möglich war. Ich war erst im letzten Jahr an der Mecklenburgischen Seenplatte und habe die schönen Dörfer dort besucht, in denen die Welt sich nur langsam dreht. Es scheint alles beim alten dort zu sein, aber im Gespräch mit den Menschen dort, schildern sie die Veränderungen. Eine Wahnsinnarbeitslosigkeit in diesen Landstrichen, Flucht in die Städte, leere Häuser, Immobilen, die vorher teilweise aufwendig saniert wurden haben keinen Wert mehr, weil es viel zu wenig Menschen gibt, die dort wohnen wollen. Mehrfamilienhäuser sind für 19000 euro zu haben und werden selbst nach Sanierung keine Mieter finden.Die Menschen, die dort blieben haben den Vorteil, daß sie erfinderisch sind, weil sie das sein mussten zu DDR zeiten, weil sie nicht gewohnt waren, alles auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, weil Arbeit kein Fremdwort ist und der Erhalt von alten Werten auch nicht. Erst nach und nach verstand ich, daß diese Menschen mit den Problemen des Kapitalismuses komplett überfordert sind. Daß es zwar erstmal ein tolles Angebot war, alles zu haben, aber daß alles längst nicht alles ist, sondern zur Last werden kann, weil es eben auch Kapital braucht, sich alles leisten zu können.
Was passierte denn, nachdem die Grenzen offen waren. Wie die Berserker stürzte sich jeder auf den Osten, der seine Chance sah, dort schnelles Geld zu machen ohne Überlegung und ohne Verstand wurde Geld reingepumpt mit dem Ergebnis, daß nicht wirklich Mehrwert erschaffen wurde, sondern Arbeitslosigkeit und Verrohung die Folgen waren.
Und zu guter Letzt schimpften die Wessis noch über die dummen Ossis und lassen sie bis heute spüren, daß sie eigentlich Menschen zweiter Klasse sind. Worauf sollen wir eigentlich stolz sein? Daß wir alle die Möglichkeit haben, zu kämpfen mit Ellebogen um die Verteilung des Kapitals und dass es dabei völlig egal ist, was um uns herum passiert?
Wir stehen vor einer neuen Herausforderung, nämlich der, der Globalisierung und da reicht es nicht, in Billiglohnländer zu gehen, um dort billiger zu produzieren. Jeder Schritt, den wir heute tun, hat Auswirkungen auf unsere eigene Marktwirtschaft, nur verstanden hat das anscheinend noch niemand wirklich. Es geht noch zuvielen leuten gut, wir müssen erst über die Armut fallen, die noch erfolgreich hinter irgendwelchen Fassaden versteckt ist.Ich war lange in Afrika und habe hungernde Menschen gesehen, während imHotel nebenan sich die Leute guten Gewissens die Bäuche vollschlugen.Ja das funktioniert alles. Die Reichen können nebenan wohnen und lassen es sich schmecken. Das nenne ich Verrohung übelster Art
Ich weiss nicht mit welcher Arroganz ihr geschlagen seid, zu behaupten, uns ginge es ja so gut....jeder der das sagt, sieht nicht wievielen Menschen es schlecht geht und will es nicht sehen oder es reicht ihm ganz persönlich, daß es einem selbst gut geht.
Es macht mich wütend, wenn Wirtschaftsbosse eine Weltressions aus Machtlust und Geldsucht veranstalten und ich bin mir sicher, keinem von ihnen geht es schelcht dabei. Es macht mich wütend,w enn immer weniger die Welt regieren und dabei der Gradmesser das kapital ist, egal wie die Umweltzerstörung voranschreitet, egal ob die Schere von Arm und reich immer weiter auseinander klafft und es macht mich wütend, wenn jemand behauptet, wir würden noch in irgendeinem Rechtsstaat leben. Wenn geltendes Recht heute verantwortliche Manager schützt, die keine Verantwortung übernehmen müssen, sondern obendrein noch horrende Abfindungen verlangen können lt. Gesetz, dann frage ich mich, was ist mit unserem Rechtsstaat los?
Ich kann sehr gut verstehen, daß es Menschen gibt, die sich Strukturen zurückwünschen, wo jeder für jeden und alle für einen einstehen (ohne zu vergessen, daß es in der DDR auch üble Machenschaften gegeben hat, die auch das Volk erreichten)
Verstehen kann ich es allemal, nur nutzen tut es uns nichts, uns darüber Gedanken zu machen, es sei denn wir verstehen, daß unsere Welt mit den Gestzen des Kapitalsimuses nicht mehr funktionsfähig ist, auf jeden Fall nicht mehr lange, denn das Gesetz Angebot und Nachfrage, der diesen regeln soll, funktioniert nicht mehr. Sonst hätten wir nicht so viele Insolvenzen und Firmenpleiten, sonst würde die Armut auf dieser Welt nicht immer schlimmer werden auch in unserem Land, sonst würde die Welt und ihre Regierenden nicht immer korrupter und die Kriminalität ständig steigen.
Dies waren kritische Gedanken, über die man sich lange noch unterhalten kann.
Hier dürften sie spätestens den Satz von Marx verstanden haben, der sagt:
Es ist nicht das Bewusstsein des Menschen, das ihr Sein bestimmt
sondern umgekehrt, ihr gesellschaftliches Sein ist es, was ihr Bewusstsein bestimmt.