nicht jede Religion ...
hat diesen Machtanspruch. Ursache für diesen Machtanspruch ist in erster Linie wohl der Mono-Theistische Ansatz, der sowohl dem Judentum als auch den daraus sich entwickelten Religionen Christentum und Islam zu finden ist. Allen gemeinsam ist der Anspruch der Alleinstellung Gottes. Und selbst wenn in diesen 3 Religionen eigentlich immer der gleiche Gott gemeint ist, will jede dieser Religionen mit Macht die Alleinstellung durchsetzen. So gesehen ist dieser Machtanspruch ein "Geburtsfehler" aller dieser Religionen, wie auch anderer Ein-Gott-Religionen.
Aber auch in anderen Religionsansätzen (Naturreligionen) sieht es nicht sehr viel anders aus. Wenn wir aus dem Thema die Institution erst einmal herauslassen (also Religion=Macht?), dann kommen wir der Lösung vielleicht eher auf den Grund. Was ist Religion anderes als des Eingestehen des Menschen, sich mit seinem Geist, seinem Wissen, seiner Macht nicht alles erklären zu können. Nicht zuletzt ist das auch wohl ein Grund, warum viele Menschen, die besonders viel Wissen angesammelt haben, mit zunehmendem Alter wieder religiöser werde. Und wenn dann schon diese großen Denker oder Gelehrten nicht mehr weiterwissen und an etwas höheres Glauben, dann doch erst Recht das einfache Volk.
Ich will es jetzt hier bewusst etwas verkürzt darstellen, schließlich will ich hier keine Abhandlung darüber schreiben. Aber dieser Einfachen Ansätze: Religion beginnt da, wo wir Menschen nicht mehr weiterwissen mit unserem Latein. Und die Macht entsteht daraus, dass die ersten, die erkennen, wie klein doch eigentlich unser Wissen ist, die geistig Größten sind, die unsere Vorbilder und unsere Führer sind.
Wenn aber nach dieser Definition die Religion in der Nähe der Mächtigen liegt, ist es von der Religion zur Macht nicht mehr sehr weit. Und um dieses Konstrukt zu manifestieren bedarf es einer gewissen Institutionalisierung. Also Religion=Institution=Macht.
Und wenn es heute zur Rebellion kommt, dann passt auch das in dieses Bild. Denn viele glauben heute, sie könnten da schon mitreden. Ihre Freiheiten, die sie in unserer Gesellschaft heute genießen, läßt sie glauben, sie könnten in der oberen Liga mitreden oder noch besser, sie glauben, sie hätten so viel Wissen, dass sie keinerlei Religion mehr bedürften.
Ich gehöre hier im JC schon zu den etwas älteren Semestern. Und interessanterweise stelle ich fest, dass mit dem Alter die Einsicht siegt, dass man sich wohl doch überschätzt hat. Interessanterweise verzeichnen die Kirchen mit zunehemndem Alter wieder Kircheneintritte. Diese können wegen der Demografischen-Entwicklung die Austritte nicht kompensieren, aber sie bestärkt mich in meiner These.
Diese These ist nicht von mir und sie ist auch nicht neu. Ich hatte einen Religionslehrer, der sehr offen mit dem Thema Religion umging. Ich war damals sehr wissenschaftlich interessiert und hatte sehr früh meine Zweifel. Er hat mir gsagt: "du kannst jetzt gegen die Religion wettern, du kannst Begründungen finden, die gegen eine Religion sprechen. Aber glaube mir, je mehr du meinst mit deinem Wissen noch mehr gegen die Religionen gefunden zu haben, umso mehr wirst du anfangen zu glauben. Also spare dir den Umweg." Anfangs habe ich ihn belächelt. Aber schnell habe ich bei meiner späteren Arbeit gemerkt, dass er Recht hat. Nein, ich bin kein frommer Kirchgänger geworden. Aber ich bin sehr religiös geworden. Ich wurde im Christentum erzogen und stehe ihm nahe. Aber das heißt nicht, dass ich auch nur eine anderer Religion deswegen gering schätze. Ich habe mich mit vielen von ihnen sehr intensiv beschäftigt.
Ja, Religion ist Macht. Und wenn sie diese nicht auch ausübt, dann geht sie unter im Streit der "Religionskämpfer". Wer heute nicht religiös aktiv ist, wird morgen überrannt von Kämpfern im Namen der Religion (Fundamentalisten jeder Colour, aber auch die schon erwähnten Missionierer früherer Zeiten). Darum bin ich bekennend religiös, zeitweilig auch christlich, manchmal sogar konfessionell. Ich möchte, dass wir uns diese Freiheit der Religion(en) bewahren.
Darum sollten wir nicht anti-religiös werden oder die Religion verdammen. Das schafft nur Unfreiheit, wenn nicht morgen, dann übermorgen. Und für diese Art von Religionsfreiheit stehe ich ein. Und ich finde diese Form von Macht überhaupt nicht verwerflich. Die Institutionen nutzen, damit Ordnung in diese Freiheit kommt. Denn ohne diese Ordnung wäre die Freiheit auch schnell am Boden. Und da in den Institutionen auch nur Menschen arbeiten kann ich mit deren Fehlern leben.
Ich kenne schon die Gegenreden. Aber ich träume nicht von Gewaltfreiheit. Die gibt es nicht, auch und gerade nicht in Fragen der Religion. Darum sollten mit den Mitteln der Ordnung und Macht Freiheiten bewahrt werden, damit wir auch morgen noch solche Zeilen schreiben können und uns Kirchenaustritte erlauben können.
Mal wieder ein stacheliger Beitrag vom
IGEL