Selbstwert - auch eine Frage der Devotion?
Angeregt durch die Diskussion im BDSM-Forum und der Schilderung hier über die Ehe einer Freundin, bin ich ins Nachdenken gekommen. Ich führte eine VanillaEhe, eine Familie in der ich alles dafür tat um es den anderen Recht zu machen. Mein Mann wollte eine aufgeräumte, regelmäßige jahreszeitlich dekorierte Wohnung. Selbstverständlich sein Wunsch - mein Befehl. Einkaufen, Haushalt, immer das parat haben, was ihm eine Freude bereitet, einer meiner leichtesten Übungen. Die Kinder in der Schule unterstützen, zum Hobby bringen, Mamataxi im schlimmsten Fall 60 km Fahrerei in 3 Stunden, natürlich mache ich das. Beruflich erfolgreich, die Karriereleiter erklimmen, auch mal so nebenbei. Ich habe es immer irgendwie ermöglicht, das Unmögliche gezaubert. Selbst wenn es für mich der größte Stress, ich völlig fertig war, das Glück meiner Lieben stand weit über meinen eigenen Bedürfnissen. Konnte ich meiner Familie alles Möglich machen, war ich zufrieden. Ich lebte ein sehr hohes Niveau an heiler Welt für die Familie.
So ging es Jahre, bis ich merkte, wie sehr mir dieser Stress, alles ohne ein Danke, Wertschätzung, als Selbstverständlichkeit hingenommen (Mama steckt zurück, damit wir...), sogar körperlich schadete.
Noch länger dauerte es, bis ich mich trennte. Denn ich wollte doch meinen Kindern den perfekten Start ins Leben ermöglichen. So ganz im spießig, biederen Familienbild.
Getrennt fiel ich in ein Loch. Die Wohnung dekorieren? Für wen? Es ist doch keiner da, der es möchte. Sonntagsbraten und Torte backen? Die Kinder sind doch auch mit Pommes zufrieden. Einen Ausflug machen? Es ist doch niemand da, der mit mir etwas unternehmen möchte.
Mein Denken einzig und allein: ich tue etwas FÜR jemand anderen. Um jemand anderen zu erfreuen, ihn glücklich zu machen. Das war meine "Lebensaufgabe". Aber alleine? Nichts breitete mir Freude, machte mir Spaß. Mein Denken einzig und allein darauf gerichtet, dass ich doch etwas für einen Partner tue. Aber ich habe doch keinen! Es macht doch alles keinen Sinn mehr.
Wie viele Gespräche ich in dieser Zeit geführt habe, mir anhören musste: Tu doch mal was für dich! Tu dir was Gutes! Ich verstand den Sinn nicht. Schlimmer: ich konnte all dem Eigen-Wellness überhaupt nichts abgewinnen. Es war für mich völlig sinnfrei. Es fühlte sich für mich nicht gut an, denn mir fehlte immer die andere Person, FÜR die ich all das Tat. Nur mit ihr zusammen hatte es Wert. Ein Spaziergang, ein Kaffee, eine Auszeit alleine? Der größte Beweis, wie einsam ich bin und ohne Zweck... es ist ja keiner da.
Die Krux einer Devota? Denn meine Hingabe galt allen? Den Freunden, den Kindern, dem nicht mehr vorhandenen Partner, dem Bild der Perfektion, aber keinesfalls mir.
Ganz langsam lerne ich jetzt, Dinge nur für mich zu tun. Dass ich es selbst wert bin. Dass ich etwas tun darf, nur für mich. Am besten gelingt es mir in der Badewanne. Eine kleine Auszeit nur für mich. Ich habe früher seltenst - vielleicht alle halbe Jahr mal gebadet. Jetzt ist es ein regelmäßiges Ritual geworden. Ich lerne auf mich zu schauen und mich selbst wert zu schätzen, für das, was ich geleistet habe und immer noch leiste. Selbst wenn es gefühlt so viel weniger ist und so weit von der Perfektion entfernt. Aber ich entwickele meinen eigenen Selbstwert, aus mir heraus. Es sind winzige Schritte. Tu dir gut... es fällt mir noch sehr schwer.
Wie ist das bei euch?
Kennt ihr das?
Ist es nur bei mir im Zusammenhang Selbstwert - Hingabe für andere?
Wie habt ihr euer Selbstwertgefühl bekommen?
War es ein grader Weg? Oder vielleicht steinig?
Im Forum wurde geschrieben, wie wichtig es ist, dass es eben nicht durch andere definiert wird, sondern durch sich selbst.
Seht ihr das genauso?
Vielleicht können wir hier etwas in den Austausch kommen...
Es gibt noch so viel, wo ich auch selbst lernen muss, mich wertzuschätzen. Mein eigenes Kröperbild ist da auch eine große Baustelle. Vielleicht können wir uns gegenseitig dabei helfen uns an unseren Selbstwert zu erinnern?