Umfrage
Darf ich feststellen, dass ich den Eindruck gewinne, dass hier zuletzt in Schemata argumentiert wird, die aus einer sicheren, behüteten ersten Welt stammen?
Weltweit gibt es ganz sicher mehr 13-jährige, die keine Schule besuchen, stattdessen arbeiten oder sogar in irgendeinem Krieg als Soldaten eingesetzt werden.
Aber das führt hier nicht weiter. Das eigentliche Problem ist viel größer.
Es fängt mit der Schule an, in der man die Erstklässler in unserem so freien Europa zum still sitzen und Mund halten erzieht, zum Eingliedern und zum Denken in anerkannten und bewehrten Strukturen, feste Rechenwege und Rechtschreibung. Nichts gegen die Rechtschreibung. Der Punkt ist, dass ich eine ganz andere gelernt habe als meine Kinder und diese damals genauso unumstößlich galt, wie die neue Rechtschreibung heute.
Aber weiter mit Laura und ihren Träumen.
Ich frage mich was lernt jetzt die 13- fast 14-jährige Laura aus der Geschichte?
Bis vor kurzem neugierig auf eine Welt, die es zu entdecken gibt, mit Träumen von Freiheit und Selbstbestimmung, erkennt sie jetzt die bornierte, eingefahrene Beschränktheit. Sie erfährt mehr von der Politik und Reglementierung als irgendeine andere in ihrem Alter. Toll.
Wir haben uns an die Vorschriften größtenteils gewöhnt. Und seien sie noch so unverständlich.
Wir machen unsere Scheine, Befähigungsnachweise (am besten für jeden noch so kleinen See einen anderen), fragen nach Funkzeugnissen, Angelscheinen und Geschäftsfähigkeit, lieben EU-Gurken und denken, dass die Verordnungen uns immer mehr helfen und schützen, als das sie uns in unserer Freiheit einschränken.
Angelscheine!? An dieser Stelle will ich kurz ein Erlebnis aus meinem letzten Urlaub einflechten.
Meine zwei kleinen Kinder, 7 und 10 Jahre, haben Spaß am Angeln. Auf der Müritz hatten sie sogar Erfolg und konnten ein paar kleine Plötze aus dem See ziehen. Schwarz! Von Angelscheinen hat ihnen keiner was erzählt. Jetzt also heiß mit mir an der Ostsee auch große Fische zu angeln, gehen wir auf die Seebrücke in Graal Müritz. Gleich am Beginn der Brücke steht ein riesiges Schild mit ungefähr 10 Richtlinien, wie man sich auf der Brücke verhalten muss! Unter anderem auch: Angeln ist zwischen 21:00 Uhr und 6:00 Uhr gestattet, natürlich nur mit den entsprechenden Scheinen.
Beide Kinder können lesen! Wir fragen an dem Infostand wo man diese Scheine bekommt, obwohl ich jetzt schon weiß, dass ich nach 21:00 Uhr nicht unbedingt mit den Kindern angeln will. Nicht dass man die Genehmigungen am Infostand erwerben könnte, nein, wir mussten ins Rathaus. Dort kann man für 25€ pro Person einen 28 Tage gültigen Fischereischein erwerben. Egal ob die Kinder nun geschäftsfähig sind oder nicht. Damit aber darf man aber noch nicht Angeln.
Eine Gewässerkarte ist noch notwendig! Diese kostet auch noch mal 25€ pro Kind für die Ostsee. Und wollen wir in einem anderen Gewässer angeln, im Bodden oder in der Müritz vielleicht, muss ich die entsprechenden Gewässerkarten dazu kaufen.
Lange Geschichte kurzer Sinn.
Wir waren dann ohne Genehmigung von der Seebrücke angeln. Haben nichts gefangen aber Spaß hat es trotzdem gemacht.
Ich denke, ich muss hier gar nicht mehr schreiben. Die Idiotie der gesamten Bürokratie habe ich wohl gezeigt. Laura hat wie auch meine Kinder, die nur einmal das Erlebnis in der Ostsee Angeln erleben wollten, einen großen Dämpfer erhalten.
Kann man es vergleichen? Angeln und eine Weltumseglung? Ich meine ja.
Lauras Ideen mit der allgemeinen Schulpflicht zu torpedieren, die es in großen Teilen der Welt gar nicht gibt, ist borniert und kleinbürgerlich.
Wenn wir unseren Kindern die Träume und die Möglichkeit sich selbst zu entwickeln verbieten wollen müssen wir nur so weitermachen wie bisher.
Das nenne ich unverantwortlich.
Ich habe jetzt eine Umfrage diesem Thread angehängt. Ahne allerdings schon wie sie ausgehen wird. 20% für Lauras Weltumseglung und 80% dagegen. Na mal sehen. Spannend ist es ohnehin wie es weitergehen wird.