Luxus!
Kann es nicht sein, dass uns der Luxus des Ortes („Im Hier“…in Europa) und der Zeit („und Jetzt“) umschmeichelt.
Sicher gab es auch zu Zeiten von Thomas von Aquin Leute die, die frei im Geiste waren. Nur wer hatte zu der Zeit den Freiraum an Wissen und Materieller Sicherheit, wie wir es hier in Zentraleuropa heute haben (wenige und diese eher von geburtswegen) – ganz abzusehen von dem Wissen um Natur(-wissenschaft) versus (Aber-)Glaube.
Auch heute gibt es außerhalb von Zentraleuropa viele Orte, an denen das hier so liberal diskutierte Gedankengut als falsch, verwerflich und sogar sträflich und unnatürlich angesehen wird – und wir müssen dazu nicht erst in den arabischen Raum schauen.
Was ich sagen möchte ist, dass dieser Luxus ein Geschenk ist, den wir, wie wir uns hier treffen und reden, annehmen und wahren sollten; wohl wissend, dass unsere Kinder nicht in jedem Menschen, der ihnen gegenüber tritt einen JC-Mitglied (also Freigeist) sichtet. Erziehung zur Freiheit, ja, vor allem zur geistigen und dann auch zur sexuellen. Nur bitte auch Erziehung zur Vorsicht, nicht jeden gleich und unmittelbar mit unseren Vorlieben zu konfrontieren. Respekt gegenüber der Würde des anders Denkenden, die soziale Kompetenz des Abwarten wie der andere tickt.
Ich rede mit Frauen (und wenn ich so recht überlege eigentlich nur mit ihnen) gerne über Sex, so wie old51ie es schrieb, aber eben nur mit Frauen die ich aufgrund einer bestimmten Vorgeschichte treffe. Sei es hier im JC oder bei einem Date oder einer anderen, ehr privaten Situation … allerdings auch da behutsam vortastend, ob der Reaktion wartend.
Die Spannung ist immer wieder groß neue Menschen kennen zu lernen und pö-a-pö zu erfahren, wie sie das (sexuelle) Leben sieht. Allerdings, zumindest stelle ich das an mir fest, kann ich das am besten mit Menschen ähnlichen Alters und ähnlicher Sozialisation (nicht weiter verwunderlich, denke ich) – schon bei meinen Kinder bin ich da zurückhaltender.
Anfangs, vor der Pubertät haben wir immer offen über Sexualität gesprochen (Altersentsprechend, aber direkt und unverblümt). Komischerweise fanden die das dann hin zur Pubertät und danach, alles nur noch peinlich und mieden dieses Thema – wo ich Ihnen doch so gerne, genau in dieser Aufbruchsstimmung und dem Beginn der Entdeckungsreise von der Freiheit erzählt hätte, die mir die Erfahrungen in einer neuen Sexualität a la JC für mich gebracht hat. Und wie ich heute sagen muss: 25 Jahre zu spät!).
Umso mehr freut es mich außerordentlich, dass mit wachsendem Alter das Thema Sex für sie wichtig wird (ist ja klar), sondern, dass sie mich nun auch mit meiner Sexualität wahrnehmen und reflektieren (und damit ist nicht gemeint im Bett erwischt zu werden, sondern z.B. sich zu fragen, warum ich Aktfotos mag und diese in meiner neue Wohnung aufhänge, oder warum ich einen Kurs zum Erlernen von Aktzeichnen belegt habe).
Diese von uns hier praktizierte Freiheit wird vielleicht auch ein Stück unserer (zu tradierenden) Kultur werden – nur da bin ich mit dem Denken und Erfahren erst am Anfang, aber die Beobachtungen der Jugend verheißen recht Gutes.
Immer mal wieder eine kleine Grenze (sei es eine persönliche oder eine in meinem direkten Umfeld) bewusst zu überschreiten, offen dazu zu stehen, wo es einem sinnvoll und gut erscheint, sind die Keime mit denen wir vielleicht unseren Kindern zeigen und somit ermöglichen, nicht ganz so spät wie der ein oder andere hier (ich erst mit Ende 30), diese Art von Freiheit erfahren zu dürfen .
Michael