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Wie viel Nähe darf sein ?

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****fan
2.305 Beiträge
Themenersteller 
Wie viel Nähe darf sein ?
Vorab, Triggergefahr ! Und es muss nicht jedem gefallen, was ich hier schreibe, nur mir ist es wichtig *g*

Wie viel Nähe darf in diesen Corona Zeiten noch sein? Wo ist die Grenze zwischen den berechtigten Bedürfnissen nach emotionaler und auch körperlicher Berührung und dem, ebenfalls notwendigen, Einhalten der Kontaktbeschränkungen?

Neulich begegnete mir das Wort „Coronafluchtbeziehung“. Eine Verbindung zwischen Frau und Mann, geboren aus dem Streben nach Berührung von Seele und Haut. Eine Verbindung, die auf Sympathie beruht und Beiden einen Halt in diesen unruhigen Zeiten gibt. Eine Verbindung aber, die auch das Einhalten der Kontaktbeschränkungen ermöglicht.

Doch wo bleiben Diejenigen, die eine solche Möglichkeit nicht haben, warum auch immer?

Kuschelparties, wie es sie vor einem Jahr in Berlin noch mehrfach im Monat gab, fallen ersatzlos aus. Auch sensual fighting, eine etwas härtere Variante des Körperkontaktes, ist nicht erlaubt. Und auch Shibari und Kinbaku, japanische Fesselkünste, dürfen nicht öffentlich angeboten und zelebriert werden. Einschlägige Clubs sind geschlossen.

Auch bezahlter Sex, immerhin für nicht Wenige auch eine Möglichkeit für Körperkontakt und auch Gespräche, ist untersagt.

Ja, eine haushaltsfremde Person ist erlaubt. Nur wo sollen Frau und Herr Single diese hernehmen?

So verwundert es nicht, dass die Zahlen, nicht nur älterer, einsamer Menschen deutlich ansteigen.
Singles im dauerhaften Home Office, für die der wöchentliche Einkauf im Supermarkt ein Highlight ist, gibt es mehr als genug. Nur bleiben sie unerkannt, anonym schwimmen sie in der Masse mit.
Und freuen sich, wenn sie ihre betagten Eltern einmal in der Woche am Telefon hören, weil sie diese ältere Generation schützen wollen.

Die Anrufe wegen Einsamkeit bei den kostenlosen Hilfenummern haben in den letzten Wochen deutlich zugenommen. Dies ist die andere Seite der Corona Einschränkungen, eine Zunahme seelischer Nöte. Menschen, die sich an die verordneten Maßnahmen halten und dabei in psychische Schieflagen geraten. Die sich einigeln, um andere Personen zu schützen.

In Gesprächen höre ich immer wieder, ja, wir halten uns ja an das, was gefordert wird, aber, wo bleiben unsere ganz legitimen Bedürfnisse? Darauf geben uns die Politiker keine Antwort! Statt dessen schließen sie alle Kontaktmöglichkeiten wie Fitnessstudios, Schwimmhallen, die Gastronomie.

Also, wie viel Nähe darf sein? Es bleibt auch weiterhin ein schmaler Grat zwischen Selbst-Verantwortung und dem Ausleben legitimer Bedürfnisse.
Parties , auch in privaten Räumen, verbieten sich von selber. Ein Spaziergang zu zweit, im Gespräch vertieft, in der Natur, ist weiter möglich.

Und wo bleiben die körperlichen Berührungen?

So eine „Coronafluchtbeziehung“ ist eine Möglichkeit. Denn wir brauchen auch dieses Feeling auf unserer Haut, um seelisch stabil zu bleiben. Und wer diese Möglichkeit bisher nicht hat, darf darüber auch mal nachdenken, wer dafür für ihn in Frage käme. Denn welche weiteren Alternativen, so sie denn im Rahmen des Erlaubten bleiben, gibt es noch?

Und alles, was den Einschränkungen nicht widerspricht und uns auch psychisch gesund und stabil hält, ist erlaubt.

Und für die seelischen Berührungen dürfen wir uns gerne an die „old school“ erinnern. Ein Gespräch mit der Nachbarin, ein Danke und Lächeln für die Kassiererin im Supermarkt oder die Verkäuferin beim Bäcker.
Und auch das Anlächeln anderer Personen, wenn wir unterwegs sind, ist nicht verboten. Und wir bekommen dann bestimmt auch mal ein Lächeln zurück, das unsere Seele streichelt.
*********Maddy Paar
105 Beiträge
Schon mal dran gedacht, dass das, was du da beschreibst, schon vor Corona für so manchen der übliche Alltag war?
Nur so mal als Randbemerkung.....
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****fan
2.305 Beiträge
Themenersteller 
@*******rry , das stimmt, nur mit der Einschränkung, es hätte mehr als ein Kontakt sein dürfen vor Corona *g*
*********Maddy Paar
105 Beiträge
Was bringt die Erlaubnis, wenn keiner da ist.....?
****ko Frau
831 Beiträge
So ist es... Einsamkeit kann unerträglich sein, dafür braucht es kein Corona. Ich denke, das Grundproblem liegt wo anders.
*********SoGut Mann
336 Beiträge
Stimmt. Meine Situation hat sich durch Corona nicht grundlegend verändert. Früher fand mein Sexleben ausschließlich im teuer bezahlten Club mit meinen Freunden statt, also alle paar Monate. Heute ist es genau so, nur ist der Zeitraum "dazwischen" ungewöhnlich lang.

Ob das ein selbst konstruiertes Gefängnis ist oder nicht ist erst mal egal. Es ist wie es ist. Ich sehe nämlich keinen (einfachen) Ausweg.
****fee Frau
1.709 Beiträge
Ich finde diese Beschränkungen problematisch, wenn auch nötig...
Ich denke, das kann man nur individuell für sich abwägen inwiefern man die Risiken eingeht oder auch nicht.
Ich habe mir ein paar liebe Kontakte gehalten und die pflege ich... natürlich mit etwas Bedacht. Sicher ist im Laufe des Jahres trotzdem ein Defizit entstanden aber ich versuche es in einem halbwegs lebbaren Rahmen zu halten.
Hierbei positiv zu bleiben und sich die Hoffnung auf Normalutät zu wahren ist kein Spaziergang.
Wenn es nicht mehr auszuhalten ist, gehe ich eben ein Risiko ein... bin ja auch trotz Verordnungen ein mündiger, freier Mensch, der sein Handeln verantworten muss.
Also wieder einmal geht es nur mit Kompromissen und irgendwo auf dem Mittelweg.
In einer Zeit der Wegwerfgesellschaft, wo man nach Lust und Laune durch verschiedene Portale wischt, ist meiner Meinung nach, nicht die aktuelle Situation an der Einsamkeit verantwortlich.
Es fällt jetzt einfach mehr auf, da die Möglichkeiten beschränkt sind.
Einsam machen wir uns selbst.
Allein der Absatz
Zitat von ****fan:
Und für die seelischen Berührungen dürfen wir uns gerne an die „old school“ erinnern. Ein Gespräch mit der Nachbarin, ein Danke und Lächeln für die Kassiererin im Supermarkt oder die Verkäuferin beim Bäcker.
Und auch das Anlächeln anderer Personen, wenn wir unterwegs sind, ist nicht verboten. Und wir bekommen dann bestimmt auch mal ein Lächeln zurück, das unsere Seele streichelt.
zeigt für mich das Kernproblem an der ganzen Sache.
Es sollte Normalität sein, nicht "old school" und auch nicht auf die Dauer eines Lockdowns beschränkt.
Leider für viele fremd, wenn jeder nur an sich denkt.

Ich bin der Meinung, die Pandemie ist nicht direkt Schuld an der Situation, sie hält uns einfach den Spiegel vor
**********dchen Frau
234 Beiträge
Hm nun ist mein Beitrag weg den ich verfasst hatte😥

Ich bin auch ift sehr einsam, trotz „Beziehung“ aber nach Vorona geht es weiter.

Ich heule mich seit Jahren oft in den Schlaf aber momentan ist nicht die Zeit für Schwäche.

Mir tun die Kinder, die Alten in den Heimrn und die Kranken leid die einsam sterben.

Ein paar Monate noch zusammenreissen, dann wirds doch eh wieder für die Meisten normal werden.
Zitat von *******rry:
Schon mal dran gedacht, dass das, was du da beschreibst, schon vor Corona für so manchen der übliche Alltag war?
Nur so mal als Randbemerkung.....

Ich war auch vor Corona alleine, konnte mich aber in der City in ein Kaffee setzen und Menschen beobachten, einen halben Tag in einer Buchhandlung stöbern, in der VHS töpfern, in der Saunalandschaft die Seele baumeln lassen und mich mit Gleichgesinnten unterhalten. Auch Umarmung von Bekannten war oft möglich.
......die Liste ließe sich noch lange fortführen.
Das alles ist jetzt nicht möglich.
Also ist es für mich keine vergleichbare Situation.

Ich vereinsame, da ich mich als Risikopatientin und für meine 82jährige Mama im Pflegeheim, an alle Regeln halte.
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****fan
2.305 Beiträge
Themenersteller 
Ich war heute Vormittag mehr als zwei Stunden in Spandau spazieren und habe es wieder mal ausprobiert. Menschen, die mir begegneten, schenkte ich ein Lächeln. Und mehr als die Hälfte von Ihnen schenkte mir ein Lächeln, ein freundliches Kopfnicken, ein "Hallo" zurück. Und dabei kannte ich nicht eine dieser Personen. So einfach funktioniert das Streicheln der Seele.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Ich antworte mal mit einem Gedicht, was ich Januar letzten Jahres geschrieben habe - also kurz vor dem ersten Lockdown:

antwort

ich bin nie einsam,
habe mich selbst,
kann mich besuchen
in meinem seelenhaus.

und ich habe dich,
meinen vogel,
der du sitzt
auf der stange
im bauerhaus.

und ich habe uns.
sind einundieselbe,
nie alleinsam,
immer zu zweit.

© crk, le, 01/2020

Sehnsucht verspüre ich allerdings dennoch. Weniger in Sachen geistiger Nähe und Berührung, die gebe und bekomme ich durch meine Freunde und Familie, eben hautpsächlich grad virtuell (außer meine Familie).

Aber eben hauptsächlich meine ich die körperliche Nähe. Eine Umarmung, ein Streicheln über das Gesicht, ein Anlehnen ...

Ich meine nicht unbedingt Sex, den habe ich schon seit Jahren nicht ...

Dennoch lasse ich mich von dem bösen Virus nicht ins Abseits drängen und versuche das Beste daraus zu machen. Meine wenige freie Zeit fülle ich mit Kreativität. Und im Moment entsteht mein letztes Bild zur inzwischen vergangenen Rauhnacht.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
P.S. Ich sehe es mal so: Ohne Corna wäre ich vermutlich ständig zwischen LE, BS und G unterwegs und vermutlich anderen Orten, wo halt meine Freundinnen leben, und ich würde Kulturveranstaltungen in LE wohl besuchen, ins Kino gehen, im Café sitzen, etc. pp. Galerien z.b. auch besuchen, ...

Aber ich hätte so halt viel weniger Zeit für meien Bilder und Texte.

Ergo münze ich das, was ich am Lockdown als für mich negativ betrachte, ins Positive um. Ich nutze die freigewordene Zeit, um mich kreativ zu betätigen.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Zitat von *********ose_K:


Ergo münze ich das, was ich am Lockdown als für mich negativ betrachte, ins Positive um. Ich nutze die freigewordene Zeit, um mich kreativ zu betätigen.

Das Positive in den gegebenen Bedingungen sehen bzw. sie zu etwas Positiven zu machen.

Ich kann alles Schwarzmalen, und dann wird es auch Schwarz. Selbsterfüllende Prohphezeihung im negativen Sinne. Aber wenn ich meine bunte Brille aufsetze und die Gugglschen aufmache, dann wird die Scheiße plötzlich zu nahrhaftem Humus.

*zwinker*
*********Maddy Paar
105 Beiträge
Hätte nicht gedacht, dass meine Randbemerkung so viele verstehen.....
Dann teile ich mich auch mal mit...
Für mich hat sich nicht viel verändert:

Ich kuschel nach wie vor mit meinen eigenen Kindern und meinen Kindern auf Arbeit, die sich von der Anzahl her situationsabhängig reduzieren oder eben normal die vollen 18 Kinder umfassen.
Da ich durch meine Arbeit mit bis zu 18 Familien und je nach deren Einstellung auch mit deren Familien, Freunden und Bekannten kuschel, halte ich mich allerdings sehr von meiner Mama fern. Wenig persönlichen Kontakt, wenn, dann nur mit dem entsprechenden Abstand, möglichst im Freien und auch nur kurz. Dafür telefonieren wir fast jeden Tag.

Vor Corona hatte ich einige lockere Bekannte, die man mal zur Begrüßung in Arm genommen hat, und wenige Freunde, mit denen man auch mal echte Nähe ausgetauscht hat....auch mal sowas wie "einfach mal anlehnen beim abends Film gucken und bisschen den Akku wieder aufladen", was eben unregelmäßig stattfand....
Seit dem Sommer habe ich mein Pärchen, bei dem ich jedes Kinderfrei-WE verbringe, wo ich wie eine Prinzessin verwöhnt werde und mir auch mein "Anlehnen zum Akku aufladen" nehmen kann. Also statt Bekanntenkreis und Freundeskreis habe ich nun 2 Personen, mit denen ich quasi das gleiche habe, nur mit weniger Kontakten....perfektes Timing, weil coronakonform *ja*

Aber was ist mit der Nähe im Alltag? Der Wärme einer Beziehung? Liebevoller Umgang miteinander mit den Zärtlichkeiten zwischendurch?

Das gab's für mich vor Corona nicht und gibt's auch jetzt nicht....
Und vor Corona wie auch jetzt fehlt mir das, fühle ich mich einsam, bin ich oft im Alltag müde und ausgelaugt und überfordert....
Diese Einsamkeit hat weder seinen Ursprung in den Kontaktbeschränkungen, noch wird sie dadurch verschlimmert....
Iss eben einfach die Einsamkeit, die denke ich, jeder Single kennt....

Mir geht's, was körperliche Nähe angeht, noch vergleichsweise gut mit meinen eigenen Kindern und Arbeits-Kindern, denen ich wenigstens Nähe geben kann.... (auch, wenn man nichts zurückbekommt). Andere müssen jegliche Streicheleinheiten vermissen - geben wie bekommen...
Aber insgesamt hat sich im grunde für mich durch Corona nichts geändert, was Einsamkeit angeht....
****ko Frau
831 Beiträge
Streicheleinheiten hatte ich vorher nicht und habe ich jetzt auch nicht. Die einzigen Berührungen von anderen Menschen, die ich bekomme sind Massagen im Rahmen der Physiotherapie. Mir ist bewusst, dass der Mensch Berührungen braucht und für mich haben diese Massagen nicht nur den körperlichen Effekt, meine Verspannungen zu lindern, sondern auch einen sozialen, indem ich es mir gönne, dass sich ein anderer Mensch um mich kümmert, jemand, der mir Körperkontakt gibt, mit dem ich aber auch reden kann. Für mich gehen diese Therapien über den rein körperlichen Aspekt hinaus und ich bin froh, dass dies nicht auch noch verboten worden ist.
*****ter Mann
5.313 Beiträge
Ja die öffentlichen Kontakte fehlen schon sehr
mit Bekannten im Cafe sitzen
oder sonstwo Treffen haben
in einem Kirmeszelt oder auf einer Feier oder Fest
im Schwimmbad oder der *sauna*

das macht die Einsamkeit schon sehr viel einsamer
weil man ihr nicht entfliehen kann
und keine neuen Kontakte hat
von Berührungen garnicht zu reden
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