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BDSM & Polyamorie
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Partner ist polyamor, ich aber nicht

Partner ist polyamor, ich aber nicht
Ich (w) bin in der Situation, dass mein Partner polyamor ist aber ich nicht.
Gibt es jemanden bei dem das auch so ist?

Ich merke, dass ich sehr darunter leide, weil ich das Gefühl habe, dass ich etwas verliere oder weniger wichtig bin, wenn er auch andere trifft.

Hinzu kommt ein Ungleichgewicht der Gefühle. Er ist wohl verliebt für mich, ich sei der wichtigste Mensch in seinem Leben etc. aber ich liebe ihn. Momentan ist die Situatiion für mich sehr schwierig, da wir den Punkt der unterschiedlichen Gefühle erst vor kurzem geklärt haben, aber nahezu parallel eine andere Frau in sein Leben kam, die er sehr mag.

Meine Lage ist also sehr verzwickt, einerseits muss ich mit der Enttäuschung umgehen das meine Gefühle nicht im gleichen Maß erwidert werden und es eine neuen Menschen bei uns gibt. Es macht mich ziemlich fertig und ich habe sehr grosse Angst ihn zu verlieren oder das er mehr Gefühle für die andere Frau entwickelt. Hinzu kommt auch noch, dass wir zusammen seit einigen Monaten beim Sex keinen Spaß mehr haben und er mit ihr richtig tollen Sex hat.
*********marrn Mann
1.397 Beiträge
Gruppen-Mod 
Hallo nach HH,

ich will dein Thema nicht abwürgen, aber einiges findest du sicher auch in diesen beiden Threads, die wir thematisch schon hatten.

Polyamory: Als Mono ein Verhältnis mit einem polyamoren Partner

Polyamory: Monos in Polybeziehung

Viele Grüße
da habe ich auch schon einiges gefunden, aber nicht genau passend.
*****uja Frau
2.469 Beiträge
Kann es sein, dass gerade dieser von dir zuletzt genannte punkt, also die tasache, dass ihr momentan sexuell nicht besonders gut harmoniert, ein wichtiger grund ist für deine angst, nicht "einzigartig und besonders genug" für deinen partner zu sein, wie du es gern sein möchtest?
vielleicht auch die sorge, dass er sich deshalb vielleicht doch irgendwie stärker an die andere frau binden könnte und du an wichitgkeit für ihn verlieren könntest?

gerade wenn eure beziehung noch nicht so sehr lange besteht - kann ich mir vorstellen - dass man noch keine gelegenheit hatte, ein schwer-erschütterbares vertrauen in die stabilität der beziehung zu entwickeln.
Also sind unsicherheiten und ängste beim hinzutreten einer weiteren Liebspartnerin des eigenen partners für mich jedenfalls in dieser phase gut nachvollziehbar.

ich selbst habe die erfahrung noch nicht gemacht, dass mein mann sich richtig in eine andere verliebt. wir sind auch kein "poly-paar" (nur eines mit einer vereinbarten sexuellen offenheit).
aber ich habe mit MIR die erfahrung gemacht, dass ich mich auch in andere (zumindest) verlieben kann, ohne dass sich dadurch meine gefühle für meinen mann vermindert hätten!
Wir kennen uns seit etwas mehr als einem Jahr und seitdem sehr eng. Es ist aber jetzt tatsächlich das erste Mal das wir uns in einer Krise befinden. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass wir das gemeinsam bewältigen können und ich will das auch. Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben und hat mein Leben so sehr bereichert. Einfach ein ganz großes Geschenk und ein besonderer Schatz.

Natürlich macht mir die fehlende bzw. schlechte Sexualität große Angst, da Sex für ihn ein sehr sehr wichtiger Aspekt des Lebens ist und für mich auch. Nicht umsonst sind wir beide Swinger.

Aber ich bin grundsätzlich in Liebesdingen ein unsicherer Mensch, da ich in diesem Bereich in meinem bisherigen Leben wenig positive Erfahrungen sammeln konnte und fast mein ganzes Leben Single war.
...
Gefühl (Angst) <-> Auslöser <-> vermutete Ursache <-> Barriere <-> tatsächliche Ursache

So in etwa sieht grob skizziert der Prozess aus in dem du dich befindet, wie übrigens ein Großteil der Menschen, jedoch mit jeweils anderen Themen mit jeweils individuellen Schattierungen.

Die Barriere kann viele Herkünfte haben, in der Regel ist es eine gepresste Form von Weltbild, was aus unzähligen Erlebnissen, dem Kollektivwissen, der Erziehung, der Gesellschaftsentwicklung, der klerikalen Grundverseuchung und vielem mehr besteht.

Den Gruppenzwang im Denken erkennt man ja Tag täglich. Nehmen wir nur mal das Schönheitsideal, erfunden von der Industrie, gebetsmühlenartig propagandiert von den Medien und der Werbung. Und siehe da, der Großteil fühlt sich selbst schlecht, wenn nicht dem Ideal entsprechend.

Genauso ist es mit vielen Prozessen, in die wir täglich eingebunden sind. Die sinnvolle Bewältigung wird dadurch angegangen, in dem man sich in allen Facetten dieses oben genannten Prozesses wird.

Erst durch erkennen können wir verändern.

Das heißt für dich:

Du hast gerade das Geschenk, mit inneren Ursachen konfrontiert zu werden. Wenn dir nun bewusst wird, dass es das Überwinden dieser Barriere bedarf, um an die tatsächliche Ursache für dein Gefühl zu kommen, dann bist du auf dem besten Wege.

Dann stört dich auch nicht mehr, dass dein Partner anders fühlt oder offener liebt oder oder ...

Dein Partner ist nicht die Ursache für deine Angst, er ist nur der Auslöser. Im Außen kann es nie Ursachen geben, auch wenn wir beharrlich daran glauben. Im Außen existieren nur Auslöser, Ursachen sind stets in uns selbst. Dort kannst du nachhaltig verändern. Im Außen wäre es nur eine Vermeidung und damit ein Verlust an Chance zur Entwicklung und vorallem an Lebensqualität.

Ja, der Weg ist nicht leicht, nicht schmerzfrei und simple, aber erfüllend und ergreifend, während man ihn geht.

Wenn du auf Besitzangst, Verlustangst & Co stößt, bei deiner Reise in dein Innerstes, dann sei dir auch hier bewusst, das sind nur die Farben des Grases, nicht die Pflanze.

Viel Erfolg auf dieser Reise!

herzliche Grüße

danny
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Veränderung im Selbst
Im Außen existieren nur Auslöser, Ursachen sind stets in uns selbst. Dort kannst du nachhaltig verändern.

Zum Beispiel, indem Du Dir Fragen stellst wie z.B.:
• Welche Wünsche sind es, die nicht erfüllt werden, und die Dir in der Folge Angst machen?
• Welchen Wert hat die Beziehung für Dich JETZT? Stell Dir vor, Dein Partner würde sich so wie jetzt verhalten, aber es gäbe die andere Frau nicht. Würdest Du sie leben wollen, so wie sie jetzt ist?
• Welche Befürchtungen hast Du für die Zukunft? Wie realistisch ist es, dass sie eintreten? Wie viel Vertrauen hast Du in Deinen Partner, dass er der Beziehung zu Dir treu bleibt? Wieviel Vertrauen hast Du darin, dass sie in der Zukunft für Dich lebenswert ist?
• Hoffst Du auf lebenslängliche Dauer von Liebe, Vertrauen und Beziehung? Wenn ja: wie realistisch ist diese Hoffnung? Könnte es sein, dass Liebe und Kontakt wie Lebewesen sind, die sterben können und dürfen?
• Was ist Deine/Eure Aufgabe in Eurer Begegnung? Was soll geschehen, wenn die Aufgabe gelebt und erfüllt ist?
• Kannst Du gut alleine mit Dir sein? Welchen Sinn hätte Dein Leben, wenn Du nie wieder einen Partner finden würdest?
• Was tust Du für Dein Wohlgefühl in der aktuellen Situation, und besonders, wenn Dein Partner bei der anderen Frau ist?

Es gibt vielleicht zusätzlich Veränderungsmöglichkeiten im Außen:
• Kennt Dein Partner Deine Sorgen, Deine Ängste?
• In welchem Ton sprecht Ihr darüber? Gibt es Vorwürfe? Wenn ja: haben Sie Euch je weitergebracht?
• Was wünschst Du Dir von Deinem Partner in der aktuellen Situation? Kennt er Deine Wünsche, und kann er so damit umgehen, dass Du Dich von ihm berücksichtigt und geliebt fühlst?

Genug Denk-Stoff für's Erste?

*herz*lich
T*g*M
Ich (w) bin in der Situation, dass mein Partner polyamor ist aber ich nicht.
Gibt es jemanden bei dem das auch so ist?

Hallo.

Bei uns ist es im Grunde die gleiche Konstellation: Ich (m) fühle polyamor, die Frau, mit der ich eine Beziehung führe, nicht.

Als wir uns kennen lernten, war ich bereits in mehrfacher Liebe, aber in keiner Beziehung, so dass sie nun die einzige Liebesbeziehung ist, die ich lebe.

Dass ich dazu auch intensive Gefühle für andere Menschen habe oder mich neu verlieben kann, ist für unsere Beziehung kein so großes Problem. Allerdings steht bei mir auch nicht der Beziehungswunsch in unmittelbarer Folge zu einer Liebe oder einem Verlieben. Ich lebe eben nur die eine Beziehung, und das gern.

So sind wir uns grundsätzlich einig. Sie fänd es als monoamorer Mensch schwierig, wenn ich mehrere Beziehungen führen würde, und ich selbst weiß auch, dass es schon für mich allein viel zu schwierig und kompliziert wäre, mehrere Beziehungen auszuleben. Gute Güte... ich hab ja so schon Schwierigkeiten, meine Lebenszeit, wohltuend auf alle Bereiche meines Lebens zu verteilen - inklusive der echten Freizeit ganz für mich allein. Wie sollte ich da eine zweite echte Beziehung unterbringen, die mehr als einen Affärencharakter bekommen soll.

Ich führe also nur eine einzelne konkrete Liebesbeziehung und bleibe mit den anderen Menschen in Liebe freundschaftlich verbunden, und das funktioniert seit Jahren prima.

Ob dieses Modell auch für andere Menschen geeignet ist, müsste jeder selbst herausfinden. Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit anderen polyamoren Menschen scheint es mir aber, dass das ein eher exotisches Lebens-Liebes-Modell ist.

Obgleich es wunderbar funktioniert.
*g*

Viele Grüße
Chennai
*******arm Frau
1.595 Beiträge
Ich kann dich gut verstehen *g*

Mein eigenes Denken und Empfinden ist zwar auch seit jeher polyamor orientiert, ich weiß aber gut, wie es sich anfühlt, wenn man sich selbst bedürftig fühlt, was Sexualität angeht, sich diese mit dem Partner wünscht, derjenige sie aber gerade eher mit dem anderen Partnern auslebt.
Es ist leicht eifersuchtsfrei zu sein, wenn man selber "satt" ist.
Sei herzlich umarmt *knuddel2* amara
vielen, vielen Dank für eure Nachrichten und Anregungen. Ich werde es ganz in Ruhe lesen und nachdenken. Es sind viele tolle Anregungen dabei.
*******C_he Mann
347 Beiträge
@chennai:
Ob dieses Modell auch für andere Menschen geeignet ist, müsste jeder selbst herausfinden. Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit anderen polyamoren Menschen scheint es mir aber, dass das ein eher exotisches Lebens-Liebes-Modell ist.

Also ich hab mich noch nicht großartig mit anderen Polys auseinander gesetzt, aber was du beschreibst, ist eigentlich ziemlich genau mein eigenes Leben *g*
Hier einmal der männliche Teil: Ich bin froh, dass wir offen und ohne Vorwürfe über unser "Problem" sprechen konnten und können. Seitdem hat sich die Situation auch etwas entspannter ... Daraus ist auch die Idee entstanden, unser "Problem" in diesem Forum vorzustellen.

Ich bin tatsächlich naiverweise immer davon ausgegangen, dass sie ähnlich wie ich denkt, mit anderen nicht "nur" Sex hat (und das hat sie weiterhin, und viel besseren im Moment als mit mir...) sondern auch emotional dabei etwas MEHR abläuft. Ich bin wie sie mit mehreren Casuals in privat und in Swingerclubs unterwegs. Ich hab jede meiner Casuals auf eine gewisse Art und Weise lieb, sonst würde das bei mir gar nichts gehen und es würde bei einmaligen Sex bleiben.

Aus mehreren Casuals sind auch Freunde entstanden, mit denen ich keinen oder nur gelegentlichen Sex habe, auch hier alles im Lot. Aber eine Beziehung kann ich mir mit FAST keiner vorstellen. Aber eben FAST. Und ich glaube das ist das Hauptproblem in unserer Situation: Ich wünsche mir SEHR, sie trotz unserer Probleme als "Freundin Doppelplus" zu behalten, wie wir von Anfang an unsere Konstellation genannt haben, und mit ihr mehr als "nur" Spass zu haben (in vielen Punkten waren wir in einer Art Beziehung, obwohl ich auch zwischendurch immer wieder den Aspekt "Freundschaft Doppelplus" betont habe), und offen zu schauen, was sich bei uns weiterentwickelt (und ich glaube da kann sich auch in Sachen Sex wieder was einrenken...). Für mich steht Sex und Liebe in einem vielleicht etwas ungewöhnlichen Zusammenhang: Sex geht auch ohne Liebe, aber Liebe kann ich mir langfristig ohne guten Sex nicht vorstellen. Das passiert ohnehin automatisch und man kann es nicht erzwingen. Entweder es "passt" da, oder nicht. Dabei schließe ich platonische Liebe natürlich nicht aus...

Sie denkt da etwas anders. Sex hat für sie nicht die Priorität wie es bei mir hat, und sie kann offensichtlich auch jemanden lieben, ohne erstklassigen Sex zu haben (damit es keiner missversteht: Wir wissen beide nicht, warum der Sex im Moment zwischen uns nicht so toll ist und mit anderen besser... wir haben da einige Mutmaßungen, aber die wirklichen Gründe wissen wir nicht. Und es liegt definitiv nicht daran, dass sie oder ich jetzt jemanden anderes lieben).

Trotzdem: Wir haben uns MINDESTENS lieb, und sie mich eben etwas mehr als das ... trotz des "Sex-Problems" ... und ich kann mir durchaus vorstellen sie auch (wieder?) zu lieben ... ohne dabei einzelne Casuals weniger liebzuhaben oder auch zu lieben ...

Ist alles etwas kompliziert, ich hoffe meine Argumentation ist nachvollziehbar *zwinker* Falls nicht, einfach fragen, vielleicht habe ich mich nicht präzise ausgedrückt, Polyamory ist auch für mich noch recht neu und ich muss damit selbst erst einmal klarkommen ...
*******C_he Mann
347 Beiträge
Ich kann ja kurz mal meine Situation schildern: dass ich mehrere Menschen parallel lieben kann, habe ich vor sechs Jahren gemerkt, als ich mit meiner damaligen Partnerin sieben Jahre zusammen war und mich waaaahnsinnig in eine Kommilitonin verliebt habe. Die Freundschaft zu ihr hat mich so glücklich gemacht wie nie zuvor in meinem Leben. Dabei war das wirklich nur das, eine Freundschaft, bei der mir wichtig war, sie so glücklich zu machen wie sie mich. Daher war ich auch nie eifersüchtig auf ihre Partner, schließlich haben diese ja zu ihrem Glück beigetragen. Und so ist es zwischen uns bei einer geistigen Verbindung geblieben und nie zu einer körperlichen Annäherung gekommen. Und das hat bis heute zu meiner Auffassung geführt, dass nicht nur Sex ohne Liebe, sondern auch Liebe ohne Sex funktionieren kann.

Fast forward zu 2012. Seit zwei Jahren in einer neuen Beziehung, in der ich mich sehr wohl fühle. Meine monoamore Partnerin weiß, wie ich denke und fühle und hat mich um Einhaltung folgender Grenzen gebeten: kein Sex mit einer anderen und keine Nebenbeziehungen. Alles andere ist okay. Und falls ich doch mal eine Grenze überschreite, möchte sie darüber informiert werden, damit wir offen und ehrlich über eine Rückwandlung unseres Verhältnisses in eine Freundschaft Plus sprechen können.

Sie weiß auch, dass ich neben ihr noch zwei andere Frauen liebe. Eine davon ist auch Poly und sieht genau wie ich Liebe und Sex voneinander dissoziiert. Und da ich für's Bett nicht ihr Typ bin, sie aber trotzdem viel für mich empfindet, haben wir eine Art Kuschelfreundschaft. Hier also kein Problem. Meine Partnerin ist da eher neidisch als eifersüchtig, weil diese Dame eine verdammt geile Sau ist *smile*

Die dritte im Bunde ist für mich so etwas wie eine kleine Schwester: ich bin für sie da, wann immer und wie auch immer ich kann, zumal wir in unserer Vergangenheit ähnliche Schwierigkeiten durchleben mussten. Und als sie vor einiger Zeit in einer Beziehung war, sah sie so glücklich aus, dass es mich regelrecht zu Tränen rührte. Leider ist sie das nicht mehr. Wir zwei müssen also noch bzw. wieder unsere Grenzen ausloten. Und wenn sie mehr als körperliche Nähe braucht, bekomme ich ein Problem. Denn dann stehen die Bedürfnisse zweier Menschen, die ich liebe, im Gegensatz zueinander. Solange dies aber nicht der Fall ist, kann ich für alle meine Liebsten so da sein, wie sie es brauchen und verdienen.

Der große Unterschied zu eurer Situation ist nun mal, dass ich zwar wie euer männlicher Part liebe, aber wie euer weiblicher Part Sex keinen allzu hohen Stellenwert beimesse. Ich finde es aber klasse, dass ihr trotz unterschiedlicher Auffassungen so offen miteinander darüber redet und bin mir sicher, dass ihr eine Lösung finden werdet *g*
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Schön,
wenn die im zweiten Satz erwähnte Lösung möglich ist.

Denn dann stehen die Bedürfnisse zweier Menschen, die ich liebe, im Gegensatz zueinander. Solange dies aber nicht der Fall ist, kann ich für alle meine Liebsten so da sein, wie sie es brauchen und verdienen

Wenn nicht, stellt sich für mindestens einen Beteiligten im System früher oder später die Frage, ob er nicht lieber aussteigen möchte. So kann es leider, obwohl dem Ideal polyamorer Liebe nicht entsprechend, zu entweder/oder-Entscheidungen kommen.
Mitgefühl, Rücksichtnahme aus Liebe und Selbstliebe/Eigeninteresse können dann bei allen Beteiligten mächtig in Konflikt geraten - eine Situation, die ich niemandem wünsche. Ich habe das wiederholt erlebt und gelernt, dass Polyamorie nicht zwingend bedeutet, dass Liebe frei ist in dem Sinne, dass ich nun jede Frau lieben könnte und sich irgendwann ein harmonischer Zustand einstellt. Mit Gedanken und im Herzen mag die Liebe frei sein, aber nicht unbedingt als in persönlichen Begegnungen gelebte Liebe.

Selbst dann, wenn sich alle Beteiligten nach ihren besten Kräften bemühen, Liebe lebbar zu machen, kann es geschehen, dass kein Konsens, vlt. nicht einmal ein Kompromiss gefunden wird, mit dem sich alle wohl fühlen. Liebe allein reicht eben nicht, um im real life mehrfach lieben zu können. Das Bedürfnis- und Persönlichkeitssystem aller Beteiligten muss es auch ermöglichen.

Die Frage, die ich mir in dem Prozess immer wieder stellte: wann ist es genug an Mühe und Leid? Wann ziehe ich eine Konsequenz?
Eine Frage, die sich vlt. auch die TE oder sonstwer im System irgendwann stellt...

T*nachdenk*M
Ich (w) denke Tom spricht da einen wichtigen Punkt an.
Momentan bedeutet die Polyamorie meines ??? in erster Linie Schmerz, Trauer und Verlustangst. Die Frage ist eben, ob sich das ändert und wenn nicht, wie lange ich das damit verbundene Unglücklichsein aushalten kann und will.
Es ist einfach nicht schön allein zuhause zu sein mit dem Wissen, dass der Liebste gerade schöne Stunden mit einer Frau verbringt.

Ein weiterer Aspekt ist, dass ich eben lange Zeit die tatsächliche Situation verdrängt oder mir schön geredet habe. Ich bin davon ausgegangen, dass ich für ihn die zentrale Person und er eben keine weitergehende Gefühle als "nett finden" für andere Frauen hat.

Schwierig ist halt auch, dass ich eindeutig der schwächere Part bin. Ich habe mehr Gefühle für ihn und es gibt eben keinen weiteren Menschen mit dem mich mehr Gefühle bringen.
Wenn ich mich also entscheide, dass ich das System verlasse, würde es für automatisch wieder gänzlich ohne "romantische" Verbindung zu sein. Was natürlich immer noch besser ist, als dauerhaft in einer Konstellation zu sein, die mich unglücklich macht.
Mal wieder ein kurzer Bericht von mir (w).

Die Situation hat sich weiter verschärft und momentan sieht es danach aus, dass sich unsere Wege trennen werden.
Wir haben miteinander gesprochen und es ist so, dass wir nicht auf eine Einigung kommen werden.
Ich kann nur sehr schlecht damit umgehen, dass er sich mit anderen Frauen und für sie etwas fühlt. Es macht mich wahnsinnig. Dieses WE ist er mit einer anderen verreist und ich würde am liebsten die ganze Zeit nur heulen. Ich seh immer Bilder im Kopf, wie er liebevoll mit ihr umgeht, sie streichelt, küsst, mit ihr schläft, sie küsst, mit ihr eingekuschelt schläft. Es tut unendlich weh.
Er möchte seinen Lebensstil nicht ändern, da er sich nicht verbiegen will, was auch absolut ok ist.
Ich habe nun die Entscheidung friss oder stirb. Entweder bleibe ich bei ihm und muss dauerhaft den Schmerz aushalten bzw. verdrängen, dass er auch mit anderen zusammen ist oder ich muss gehen, was mindestens genauso weh tut.
Es ist ein Teifelskreis, wenn Menschen so unterschiedlich empfinden.
Hinzu kommt zu, dass ich unsere Treffen immer weniger geniessen kann, da ich das Gefühl habe, dass er einfach eine andere treffen würde, wenn ich eben gerade nicht da wäre. Es ist also völlig egal, ob ich gerade bin oder nicht, da ich austauschbar und nur eine von vielen bin.
liebe Sie von STD_HH
danke für Deine/Eure Offenheit und auch Deinen/Euren Eifer und Willen mit der bestehenden Situation und der damit einhergehenden Veränderung klar zu kommen, indem Du Dich/ihr Euch hier beschreibt....

Wir können uns viel damit beschäftigen, was ist Lebenseinstellung, was ist Grundgefühl und was ist Wesensbestandteil in der Sicht auf den oder die Andere(n). Das Einzige, was hilft ist möglichst oft/viel den Blick nach Innen zu richten, um wahrzunehmen, was ist für einen selbst wichtig und richtig, was ist die eigene Wahrheit. Eine Paus machen und in das Nichtstun und Nichtswollen zu gehen, kann helfen.
Wenn Du gefiltert hast, was für Dich wahr ist, dann handele liebevoll danach und beobachte es liebevoll.

Die Menschen haben unterschiedliche Wahrheiten und es ist elementar, dass sie diese leben im liebevollem Sein und Tun mit sich und mit dem/den Anderen.

Gehe das freudig an, denn es geht um etwas ganz GROSSES. Die eigene Wahrheit leben zu können ist das Fundament der Liebe und Selbstliebe.

Ich wünsche Dir/Euch allen Kraft. Klarheit und Liebe. shiva_6
***as Paar
119 Beiträge
Wir können deine Gedanken und Gefühle nachvollziehen, bewundern deine Entschlossenheit und wünschen dir auf deinem Weg alles erdenklich Gute.

Viele Grüße
femas
Es ist unendlich schwer, wenn man von jemand gehen muss, den man so gerne mag.
Wir haben zusammen sehr viel schönes erlebt und ich hatte gehofft, dass noch viel mehr kommen würde. Aber was bringt das, wenn keinen Konsens finden kann.

Danke für eure Worte.
Mal aus der Sicht einer Frau...
... es haben Dir ja, wenn ich sträflicher Weise niemanden überlesen habe, nur Männer geantwortet - schöne Antworten, keine Frage, aber vielleicht magst Du ja, bevor Du die Tür gänzlich zumachst noch etwas auf Dich einwirken lassen.

Mein Freund hat eine weitere Freundin, sie war vor mir da und wußte bis ich dazukam nichts von Polyamorie... Seit ca. einem Dreivierteljahr weiß sie bescheid und kämpft mit sich und ihren Gefühlen. Wie es ausgehen wird? Wer weiß das schon... einerseits tut sie mir unendlich leid, anderseits kann ich mich auch nicht in sie hineinversetzen, sie fühlt mit jeder Faser ihres Körpers, dass sie so nicht leben kann und will, dennoch will sie sich nicht von unserem Freund trennen.

Für mich stellt sich die Sache anders dar ich bin auch mono, aber ich weiß unser Freund ist gerne mit ihr zusammen, auch manchmal (wenn auch ohne Beziehung) mit anderen Frauen. Manchmal hab ich dann auch Angst, manchmal bin ich auch traurig weil ich gerne an dem Abend Zeit mit ihm verbracht hätte, aber solange ich weiß was ich ihm bedeute und ich weiß, er ist dann ja auch wieder für mich da, geht es mir gut! Und er freut sich auf die Abende mit ihr oder auch einer anderen Frau... es tut ihm gut und somit tut es auch mir gut! Das kommt alles wieder zurück. Und ich denke das es seiner anderen Freundin genauso gehen muss, sonst wäre sie nicht geblieben...
Nur weil wir nicht das Alleinstellungsmerkmal haben, die Einzige sind, sind wir trotzdem beide wichtig.
Ich sehe das ja auch bei meinen Kindern, ich liebe sie ja auch beide und so ähnlich muss das wohl auch sein, meinst Du nicht?

Egal wie Du Dich am Ende entscheidest, ich wünsche Euch beiden, dass ihr glücklich werdet!
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Wohltuend,
dass eine "Mono"-Frau das so sehen kann. Ich finde das schon ziemlich "poly"...

T*herz*M
*******C_he Mann
347 Beiträge
Wenn man den Liebesbegriff weit genug dehnt, sind wir eigentlich alle Poly. Die alten Griechen hatten vier Worte für Liebe [1], der Soziologe John Lee definierte sechs "Farben" der Liebe [2]. Beide Unterteilungen sehen z.B. auch die Freundschaft (Philia bei Aristoteles, Storge bei Lee) als eine Form der Liebe.

Beide Unterteilungen sprechen aber auch von Agape, der altruistischen Liebe, die das Wohl des Geliebten, egal ob das jetzt das Kind oder der Partner ist, über das eigene stellt. Eine Liebe, die nur den Anspruch stellt, dasein zu dürfen und die Erfüllung durch das Glück des Geliebten erfährt. Das ist es, was ich bei Madame juko herauslesen kann. Wir lieben alle anders und unsere Liebesbeziehungen zu verschiedenen Menschen bestehen aus verschiedenen Schattierungen und Mischverhältnissen, um bei der Analogie der Farben der Liebe zu bleiben. So ist bei der Liebe zu den Kindern wohl eher selten eine romantische Komponente dabei. Daher lässt sich schlecht sagen, dass die Liebe zum Poly-Partner ähnlich sein muss zu der Liebe zu den Kindern, auch wenn bei Madame juko in beiden Fällen Agape die Hauptkomponente ihrer Liebe zu sein scheint. Bei Madame STD_HH scheint dies allerdings nicht der Fall zu sein. Dennoch würde ich der Threaderstellerin, wie auch jedem anderen, empfehlen, sich auch theoretisch mit der Liebe auseinanderzusetzen. Mir hat das jedenfalls enorm geholfen, meine eigenen Gefühle besser zu verstehen und bewusster zu empfinden.



[1] http://en.wikipedia.org/wiki/Greek_words_for_love
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/Love_styles /// http://www.partnerschaftsberatung.at/liebesstile.html
Theorie und Praxis
Sicherlich ist es gut sich mit der Theorie der Liebe zu befassen, aber es geht ja um viel mehr als eine Definition...

Möglicherweise bin ich eher altruistisch in meinem Fühlen und natürlich sollte die Liebe zu den Kindern nur ein Beispiel dafür sein, das man für mehrere Menschen im selben Zusammenhang gleichviel empfinden kann.
Aber auch wenn das nun poly klingen mag, wäre es für mich nichts mit einem weiteren Partner - ich sehe einfach was für ein Kraftakt das für meinen Liebsten bedeutet alles unter einen Hut zu bringen und allen und auch noch sich selbst gerecht zu werden.
Natürlich ist die Theorie wichtig, um Dinge von einer anderen Seite zu stehen.

Aber letztlich geht es bei Liebe immer um Gefühle und jeder muss selbst darauf achten, dass man selbst aus der Liebe positive Gefühle erhält und nicht darunter leidet.
****nw Frau
33 Beiträge
Ich finde es gut und richtig, dass du dich damit auseinander gesetzt hast, was in dieser Situation das Beste für dich ist. Bei uns sah es ähnlich aus, als wir den polyamoren Beziehungsweg das erste Mal einschlugen.

Ich hatte mich in dem Fall verliebt, während ich in einer sehr glücklichen und (bis auf die kleineren Reibereien hier und da) größtenteils problemfreien Ehe gewesen war. Letztlich kam es dazu, dass ich meine Gefühle nicht mehr ignorierte und beiden Männern erzählte, wie es um mich stand. Sowohl der 'neue' als auch der 'alte' mussten sich damit auseinandersetzen, ob diese Situation und ihre Gefühle in Einklang zu bringen waren. Es hätte sowohl von der einen wie von der anderen Seite ein 'Nein' kommen können, jedoch hat es bei uns gepasst. Sie sind auch mono und ich könnte mir nicht vorstellen, weiter mit einem zusammen zu sein, wenn ich wüsste, dass mein Fühlen und Handeln bei ihnen Schmerz auslösen würde.

Beziehungen verändern sich des Öfteren einmal. Bei jeder Veränderung und jedem neuen Abschnitt sollte man offen und kritisch schauen, ob die Beziehung noch alle Wünsche, Erwartungen und Bedürfnisse zu erfüllen vermag. Das sit oft sehr schwer, weil die Gefühle ja nicht einfach verschwinden, aber auf lange Sicht das Einzige, was einem den eigenen Seelenfrieden erhalten kann.

Ich wünsche euch beiden nur das Beste auf eurem Weg; wenn er getrennt weiterführen sollte, so grämt euch nicht zu sehr, dass es so für alle nun einmal die richtige Entscheidung gewesen ist. Die längste und wichtigste Beziehung führt man nun einmal mit sich selbst. Verbiegt euch also für jemand anderen nicht zu sehr, euer 'ich' wird es euch danken. *g*
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