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Polyamore Gesellschaft?

****y09 Frau
87 Beiträge
Themenersteller 
Polyamore Gesellschaft?
Eine Frage, die mich in den letzten Wochen beschäftigt:

Was wäre, wenn wir in eine polyamore Gesellschaft hineingeboren werden würden? Das wäre doch dann "normal", mehrere Partner zu haben?
Oder würden wir oder einige trotzdem nach dem/der "Einen" suchen? Haben wir ein entsprechendes Gen?

Warum suchen so viele Menschen nach dem Einen!? Sind wir denn ohne eine andere bestimmte Person nur unvollständig? Schon in der Antike hat sich z.B. schon Platon diese Frage gestellt (Kugelmensch).

Somit stelle ich nun die Frage:
Ist Polyamory nur ein gesellschaftliches Thema?
Warum gibt es keine polyamore Gesellschaft?
Ich denke, weil Eifersucht und Neid zwar menschlich sind, aber somit eine polyamore Gesellschaft unmöglich machen.

Der Mensch strebt nach höherem, nach mehr, nach Macht, das ist in uns allen angelegt. Also auch Besitzstreben. Und was MIR gehört, will ich nicht teilen, weil ich sonst ja verliere, wofür ich so lange gearbeitet oder gekämpft habe.
(das ist NICHT meine Sicht der Dinge, aber doch wohl vieler)

Das sind dann aber Menschen, die mit sich selbst nicht glücklich sind, die sich nur vollkommen durch andere fühlen.

Ergo: wer mit sich selbst klar kommt, braucht weniger Eifersucht, braucht andere Menschen nicht und kann somit polyamores zu lassen bzw. selbst leben.

Aber so weit ist die Gesellschaft nicht und wird sie wohl auch nie sein.
Ich glaube,dass viele polyamor leben,aber es nicht öffentlich ausleben.Ich denke auch,dass man nicht den Einen sucht,sondern das Gefühl und die Verbundenheit.Meine Gefühle möchte ich auch nicht abhängig machen von der Gesellschaftsform.Das Leben ist so vielschichtig.Es sind persönliche Erlebnisse und Begegnungen,die uns berühren und manche Dinge kann man nicht erklären,gerade wenn es um die Seele geht.
Gene?
Ich traue unseren Genen zwar vieles zu und mache sie für manches verantwortlich, aber nicht für alles.

Für mich ist das eindeutig eine Frage dessen, was man allgemein unter Kulturkreis (der christlichen Kirche sei's gedankt bzw. angelastet) versteht. Vor allem deshalb, weil es ja durchaus andere Kulturen gibt, in denen polyamore Strukturen existieren und als "normal" empfunden und gelebt werden.

Menschlichen "Grundbedürfnissen" wie Nähe, Gemeinschaft, Geborgenheit und ähnlichem kann m.E. ebenso wie dem Urtrieb Sexualität ganz sicher auch in nicht-monogamen Strukturen entsprochen werden.

LG Atarax
Aber meistens sind die polyamoren Strukturen nur den Männern gestattet in den anderen Kulturkreisen,,,,
@lovelyluna
Du sagt es selbst, "meistens", also nicht ausschließlich ...

LG Atarax
Deshalb hab ich ja auch meistens geschrieben;-)Lg
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Ich denke, das beides uns genetisch mitgegeben wurde: Die Suche nach dem einen, aber auch das Streben nach den vielen. Auch Gene sind, und ganz beosnders im Bereich Liebe, Partnerschaft, Forpflanzung, Brutpflege, ambivalent und widersprechen sich nur all zu oft in ihren Zielsetzungen.

Was dann die Unterschiede zwischen Kulturkreisen ausmacht ist die moralisch/ethisch/ethnische/religiöse Bevorzugung mal der einen Seite einer solchen Ambivalenz und mal der anderen, und das auch noch in verschiedenen Ausprägungen bis hin zu Mischformen, letztere auch mit situationsbedingter 'Anwendung'

Ich bin mir sicher, innerhalb traditionell polyamorer Gesellschaften gibt es wiederum Individuen, denen danach überhaupt nicht der Kopf steht (so wie bei uns die polyamoren unter den monogamen) und welche unter dieser Gesetzgebung ihrer Kultur wiederum leiden.

Daraus reslutierend wäre lediglich eine Gesellschaft 'ideal', in der alle reinen, gemischten und auch wechselnden Neigungen ihre Freiheit in zugleich jeglicher Ausprägung hätten und in der last but not least ein jeder genau den/die für sich passenden Deckel zum Topf finden würde.

Und seien wir mal ehrlich: dann wären wir in Utopia gelandet. Das Wunschland, dass es einfach nicht geben kann, weil Menschen eben sind wie sie sind: egoistisch.
*****_sz Mann
18 Beiträge
Gab doch polyamore Gesellschaften. Erfährt man, wenn man sich mit einigen Urvölkern beschäftigt, vor allem Hawaiianische. Milton Diamond hat sich zum Beispiel damit beschäftigt.

Eine rein genetische Erklärung ist wohl auszuschliessen, da sich grade im sexuellen Bereich alle Versuche bisher, irgendetwas auf ein Gen festzulegen, misserfolge waren. Selbst das Geschlecht ist nur bedingt mit den Genen festzumachen.

Welche Gewichtung man nun genetischen und/oder den psychosozialen Aspekten gibt, ist auch eher unterzuordnen, da es einfach Ursachen ergründen möchte, viel mehr sollten die Phänomene ergründet werden und da ist es nunmal so, dass polyamoröses Miteinander beim Menschen immer vorhanden war und wohl auch immer sein wird.

Fakt ist: die polyamoröse Lebensweise ist in der westlichen Welt der monoamorösen Lebensweis untergestellt und wird zuweilen sogar diskriminiert.
Gesellschaftlich gibt es viele Dinge aufzuholen, denn aktuell vertreten die westlichen Staaten zumeist eine VOrstellung, dass eine monoamoröse Beziehung über eine längere Zeit die richtige Liebesbeziehungsform darstellt und dies ist abzulehnen, da es andere Lebensweisen gibt, welche gleichgestellt sein sollten.
egoistisch & altruistisch?
Menschen oder Menschhheit gibt es überhaupt nicht, sofern kann es auch nicht in der Natur der Menschen liegen egoistisch zu sein.

6 Milliarden Menschen = 6 Milliarden Unterschiede: Da gibt es rein altruistische, rein egoistische Menschen und beides. Ich wüsste auch nicht was an "egoistisch" nun per se schlecht sein sollte. Wenn die Lebensgemeinschaft das gleiche will, kann doch jeder egoistisch sein, das würde auch dem anderen gefallen. Nur in dieser Gesellschaft ist es doch so das angenommen wird, dass 2 oder mehr Willen sich ausschliessen müssen. Das stimmt doch überhaupt nicht, die Wünsche können auch parallel verlaufen.

Monogamie & Kleinfamilie sind schon sehr systemkonform, das was der Staat sich gesetzlich vorstellt, übernehmen die ihm unterstehenden Individuuen als Moral, man bekommt es von der Umwelt anerzogen und dann hat man den Salat (versubjektiviertes Recht).

Meine Erfahrungen sind die: Meine Exfreundinnen redeten immer pausenlos von Treue, Ehrlichkeit und Nicht-Fremdgehen und praktizierten das Gegenteil. Das ist schädlicher Egoismus... Da triftt Moral auf Natur, denke ich. Würde besser laufen, wenn beide oder alle Seiten zu Ihren Bedürfnissen stehen und danach vereinbart man eine ehrliche Treue.

Ich kann mir eine polyamore Gesellschaft ohne weiteres vorstellen. Es ist eine Utopie nur insofern, weil ihr seht ja was es für Gewalt braucht nur um ein paar mehr Euro Lohn durchzusetzen... was braucht es dann um das ganze Familiengesetzbuch ins Gegenteil zu verkehren?

Ich glaube so gar nicht an Gene. Ich glaube es ist wenn überhaupt eine Entwicklungssache. Als die Menschen noch nicht sesshaft waren, war polygamie wesentlich mehr angesagt als Monogamie, als Ackerbau betrieben wurde, stieg Monogamie wohl wegen Faulheit an, wer weiss. Auf jeden Fall ist es zu jederzeit von Ort zu Ort anders, kommt immer auf den herrschenden Willen, die Entwicklung und den Individuen mit Ihrer Moral an.

Kennt ihr die "neue" Theorie mit den Epigenen? Soweit ich das verstanden habe, haben die Menschen einen festen Genpool, in dem alles drin steckt, auch sich ausschliessende Sachen und die Epigene schalten die Gene an oder aus. Die Epigene werden hormonell etc gesteuert und somit ist der Mensch nicht festgelegt dh nicht determiniert, weil alles möglich ist. Die Natur des Menschen ist es also wohin man sich entwickelt... Klingt doch verlockend!?

Also kurz gesagt: Alles ist immer möglich, man muss es nur wollen und die herrschende Moral beiseite lassen...
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
Ob wir nichtz allzu leichtfertig die Gene für so manches verantwortlich machen, für das sie gar nichts können? Für das eindeutig wir selbst verantwortlich sind?

Wenn ich die neuesten Erkenntnisse ernst nehmen kann, beeinflussen eher wir unsere Gene - als dass sie uns beeinflussen.

(Der Antaghar)
genau...
... so war das ja auch gemeint.

Letzten Endes ignoriert das Gerede um Gene und Natur des Menschen und so fort ja:

wir haben ein Gehirn, wir können denken, wir können reflektieren (wir können ins Forum schauen), wir können uns über alles bewusst werden und es ggf ändern, wir können fühlen und Gefühle deuten, wir können auf Körper, Geist und Seele hören, wie man so schön sagt

Wenn man in die Natur des Menschen was reinpackt ist es merkwürdigerweise immer etwas negatives und man selber ist der einzige der/die frei davon ist: Der Mensch ist egoistisch und neidisch, ich aber nicht und das sagen dann alle *g*
****y09 Frau
87 Beiträge
Themenersteller 
ja die Gene ...
... also das mit den Genen war ja nun nicht bierernst gemeint ...
(das Thema mit Epigenen ist interessant, habe mich bislang aber noch nicht mit beschäftigt).

Ich habe diese Satz mit den Genen einfach mal so formuliert, um da ein paar Meinungen zu hören, die ja auch prompt kommen - vielen Dank!
Es geht ja letztlich um die Frage, die dahinter steht: warum denken Menschen monogam, polygam ...

@ promisc:
ich fürchte, du hast recht - due "ideale" ist Utopia !
Aber soll doch jeder wenigstens für sich versuchen, dorthin zu kommen!
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Genau der Versuch, Nicky, ist es, was den Menschen erst edel macht *g*

@**l: Ich finde es gefährlich, unser genetisches Erbgut zu ignorieren, ebenso wie ich es gefährlich finde, deren nicht nur möglichen sondern tagtäglich gelebten 'override' durch den menschlichen Willen und die Sozialisation abzustreiten.
Gene sind wie bereits gesagt nicht homogen auf eine Zielrichtung ausgelegt, deren Ziele können sich durchaus widersprechen und sie sind auch durch äusserliche Einflüsse veränderbar. Aber deswegen die Macht unseres genetischen Erbgutes abzustreiten ist ein Wunschdenken - und nicht mehr in meinen Augen.

Ich persönlich denke, wir sollten uns selbst erkennen, und dazu gehören sowohl das Erkennen unserer Sozialisation als auch das Wissen um unsere genetisch determinierenden Parameter.

Erst dann können wir werden und sein wer wir sind: Die Summe unterschiedlicher Faktoren, von denen manche unveränderlich sind, aber innerhalb deren Grenzen wir uns selbst frei gestalten können: sofern wir erkennen, was eigentlich innerhalb unserer Möglichkeiten liegt und was wir - auch wenn es ambivalent ist - akzeptieren müssen, um uns nicht selbst zu vergewaltigen.
*****_sz Mann
18 Beiträge
Warum? Genauso warum manche Leute auf Fussball stehen und manche Leute gewisse Dinge vorziehen, dies ist eine Kombination aus Genen und psychosozialen Erlebnissen die sich dann dementsprechend zeigen.
Also wenn da jemand eine 100%ige Antwort weiss, ist dieser Person ein Platz in den höchsten Rängen der Wissenschaft sicher.
Aber wichtig ist, dass keineswegs der Aspekt der Dynamik vergessen wird. Ein polyamorer oder eben auch monoamorer Lebensstil kann sich mit der Zeit verändern – Es ist kein statisch konstrukt a la: Man ist es, oderm an ist es nicht, sondern da spielen noch mehr Faktoren mit. Die Ausprägung ist auch abhängig von der Zeit und genau dieser Fakt wird sehr oft gerne ausgeblendet, bzw. missachtet. Nicht nur auf die polyamoröse oder monoamoröse Lebensweise bezogen.
**********ucher Mann
4.849 Beiträge
Mir gefällt ...
... das Wort von der "Utopie" in diesem Zusammenhang. Sollte man nicht danach streben, dass jedermann und jedefrau nach eigener Überzeugung sein/ihr Glück suchen und finden darf in dieser Welt?

Was brauchen wir Ursachen!? Wir brauchen Wirklichkeiten ... vielleicht in dem Sinne, wie Hermann Hesse es einmal formuliert hat:

"Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen."
*****s42 Mann
11.865 Beiträge
Überzeugt
Also, ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch an sich durchaus in der Lage ist, polyamor zu leben.

Man muss sich nur die Sozialkontakte von Kindern ansehen - also vor der Pubertät. Die sind noch völlig unbelastet durch die gesellschaftlichen Normen und daher der Natur des Menschen wohl am nächsten.

In unserer gesellschaftlichen "Normung" unterliegen wir später aber vielen Einschränkungen/manifestierten Vorurteilen:
• Du kannst nur einen Menschen wirklich lieben
• Du darfst nur mit diesem Menschen Sex haben
• Erfüllten Sex gibt es nur durch Liebe

und sogar auch das hier noch:
• Du kannst nur einen Menschen des anderen Geschlechts lieben (oder du bist "nicht normal" - jedenfalls sehen es immer noch sehr viele so)

Wenn diese normativen Prägungen wegfielen (und in einer polyamoren Gesellschaft wäre das wohl so), würden die Menschen ihre Gefühle viel freier ausleben können:
• Einen 2. oder 3. Menschen zu lieben und vor allem diese Liebe auch öffentlich auszuleben wäre kein Problem.
• Die sexuelle Pflichtübung in vielen Partnerschaften, um sich und dem Partner damit zu "bestätigen", dass man sich noch liebt (was die beiden sicher noch tun, nur das erotische Begehren ist mit den Jahren gegangen - so what ..), wäre überflüssig.
• Man darf offiziell eine Affaire haben wie man heute allein zum Fußballverein oder in den Tanzclub geht.
• Ich könnte einem Mann, der mir in meinem Leben sehr viel bedeutet, ohne umschweife sagen, dass ich ihn liebe, ohne dass er sich (homo-) sexuell belästigt fühlt.

Sicher würde es trotzdem noch monoamore Beziehungen geben, so wie es auch heute überzeugte Singles gibt. In einer polyamoren Gesellschaft wäre ja die Mehrfachbeziehung keine Pflicht. Manch einem ist es auch zu viel, mehrere Liebesbeziehungen zeitgleich zu pflegen. Aber der Umgang miteinander wäre sehr wahrscheinlich in vielerlei Hinsicht entspannter.

Ich glaube sogar, dass es weniger Eifersucht gäbe, denn das Verheimlichen, wenn man eine neue, weitere Liebe gefunden hat, ist überflüssig. Heimlichkeiten in einer Beziehung wären wesentlich seltener und damit eine Grundlage der Eifersucht minimiert: mangelndes Vertrauen. *ja*

Ich wünsche mir so eine Gesellschaft - naja, mal sehen, wie wir es weiter entwickeln *zwinker*
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
sorbas42, gut gesprochen, aber Deine Argumentation begründet sich auf einem fundamentalen Denkfehler:

Kinder sind mitnichten das Naturmodell für Erwachsene. Denn auf dem Weg dorthin unterliegen sie einem Prozess, der sie nicht nur physisch sondern auch psychisch verändert, die Pubertät, und das auf der Grundlage ihrer genetischen Determination. Wie Dir jedes Elternteil bestätigen kann aber es auch die Wissenschaft tut, verändert sich dabei auch das soziale/moralische/normative Wertegefüge und Verhalten.

Du jedoch schreibst diese veränderten Verhaltensweisen und Normen allein der Sozialisation zu. Und ziehst Deine Schlüsse daraus?
******001 Mann
263 Beiträge
Ich denke das es ein gesellschaftliches Phänomen ist, dass monoamore Beziehungsmuster vorherrschen.
Ohnehin glaube ich das wir der Summe aller inneren und äüßeren, bewusst und unterbewusst wahrgenommenen Einflüsse sind.
Das bedeutet, das wir nicht existieren und nur ein Abdruck der Bedingungen, die wir bisher vorfanden, sind.
Im Zusammenhang monoamorer und polyamorer Beziehungsformen kann man daraus schließen, dass unser bisheriges Umfeld stark monoamor geprägt war. Das wiederum führt ebenfalls zu monoamoren Syntheseprodukten, die weiterhin vorherrschen werden.
Durch die Liberalisierung und durch die Globalisierung werden jedoch zunehmend andere Kulturen und Liebensformen näher in unseren Fokus rücken.
Insgesamt führt das womöglich zu einer Art sexuellen Revolution, die das Thema Sexualität transparenter und wertfreier machen wird.
Die Medien stellen diesbezüglich ohnehin die Weichen, denn wenn man mal läppige 25 Jahre zurück denkt, dann kann man die rasende und exponentielle Entwicklung in der wir uns befinden durchaus erspüren.
Menschen unserer Zeit können sich auch leichter miteinander vernetzen und sich bspw. problemlos gruppieren. Diese neugewonnenen Informationsquellen fließen alle in unser direktes Umfeld ein und sorgen somit auch für Veränderungen an uns selbst, da auch sie uns prägen und unser Persönlichkeit einen Stempel aufdrücken.
Als Syntheseprodukte vorherrschender Bedingungen und im permanenten Wandel globaler Liberalisierung werden wir miterleben dürfen, welchen großen Einfluss mediale Vernetzung und dessen dadurch geschaffene Transparenz, auf unserer Gesellschaft nimmt.
Früher waren Informationen viel schwieriger zu beschaffen. Heute haben sie eine sehr hohe Durchdringungstiefe und besitzen somit höheren Einfluss auf unser Gesamtsystem (welches uns ja zu dem macht, was wir sind).
Mit "Utopie" im Sinne von Vision, Wunschvorstellung und Konzept kann ich mich anfreunden. Hauptsache, niemand setzt Utopie mit Illusion gleich.

Unser von der Allgemeinheit als "normal" tituliertes, bestehendes monogames Weltbild wird solange nicht ins Wanken geraten, wie keine Alternativen sichtbar gelebt werden. Erst wenn polyamore Beziehungen wenigstens der Stellenwert und die gesellschaftliche Akzeptanz erfahren, wie sie heute Schwulen und Lesben - jedenfalls verglichen mit deren Situation noch vor 40 Jahren - zuteil wird, weil sie wahrgenommen werden, besteht m.E. eine Chance, dass Polyamorie sich zu einer für größere Teile der Bevölkerung real lebbare Option entwickelt, ohne - natürlich fälschlicherweise - mit Polygamie, Promiskuität (in einem negativen Sinn), Triebhaftigkeit und/oder Sexsucht in einem Atemzug genannt zu werden.

Die "herrschende" Moral ist immer die Summe der akzeptierten Verhaltensnormen von gestern. Die Möglichkeit des Wandels sollte doch jeden von uns optimistisch stimmen und wir sollten uns freuen, an diesem Wandel mitarbeiten zu können, auch wenn unser Verhalten in diesem Leben vermutlich nicht irgendwann den Status der "Normalität" erlangen wird.

Aber mal ganz ehrlich, wer von uns will denn tatsächlich "normal" sein?

LG Atarax
*****s42 Mann
11.865 Beiträge
@promisc
Kinder sind mitnichten das Naturmodell für Erwachsene. Denn auf dem Weg dorthin unterliegen sie einem Prozess, der sie nicht nur physisch sondern auch psychisch verändert, die Pubertät, und das auf der Grundlage ihrer genetischen Determination. Wie Dir jedes Elternteil bestätigen kann aber es auch die Wissenschaft tut, verändert sich dabei auch das soziale/moralische/normative Wertegefüge und Verhalten.
Das ist wahr, dass sich durch die Pubertät bestimmte psychische Strukturen neu ordnen und damit Kinder keine kleinen Erwachsenen sind.
Dennoch bin ich überzeugt, dass auch dieser pubertäre Wandel sehr stark von den gesellschaftlichen Normen beeinflusst wird. Auch wenn sich die Jugendlichen in dieser Phase gegen die Normen äußerlich auflehnen, übernehmen doch die meisten sie letztlich fast vollständig.

Und die Einstellung zum romantisch verklärten Liebesmodell der einen großen Liebe fürs Leben ist definitiv eine gesellschaftlich determinierte Auffassung. Denn in früheren Gesellschaften war es durchaus normal, zumindest sexuell auch außerhalb der Ehe aktiv zu sein - und das nicht nur für die Männer. Und nicht selten entwickelte sich zur Mätresse, Konkubine oder auch zum Rittmeister *gg* auch eine tiefe Liebe. Natürlich musste man sie diese weitere Beziehung auch finanziell leisten können, aber unnormal oder gar geächtet waren diese Beziehungen damals nicht - eher im Gegenteil.
****bi Frau
291 Beiträge
@ chosy:
bitte ersetze
"polyamoröse oder monoamoröse Lebensweise" durch:
"polyamore oder monoamore Lebensweise".
"...mröse" klingt sehr eigenartig... *g*


@ sorbas42:

"Heimlichkeiten in einer Beziehung wären wesentlich seltener, und damit wäre eine Grundlage der Eifersucht minimiert: mangelndes Vertrauen."

Eine weitere Ursache für Eifersucht wäre: mangelndes SELBST-Vertrauen.
Denn dann, wenn Du nicht auf Deinem eigenen Boden stehst, schwimmen Dir schon mal leicht die Felle davon, und es tut weh...
**********erbar Mann
122 Beiträge
Ich bin zuversichtlich, dass in der näheren Zukunft polyamore Lebensformen sich aus ihrem Nischendasein zum Standard entwickeln werden. Wir haben eine Phase durchlebt, in der die Hinwendung zu einem Partner das Maß aller Dinge war, exklusiv, bis das der Tod uns scheidet. Dann kam die Zeit des Aufbegehrens. Heute ist Scheidung die Norm, nicht die Ausnahme. Damit begleitet die serielle Monogamie, das Beenden einer Beziehung, um frei zu sein für eine neue. Schaut euch die Lebensweise der jungen Generationen an! "Offene Beziehung" ist ein Schlagwort, mit dem bereits 16, 17jährige hantieren. Die Veränderung findet im Kopf statt. Die jungen Generationen haben zu einem größer werdenden Teil erkannt, dass eine Liebe nicht enden muss, weil etwas Neues ins Leben eingetreten ist. Die gesellschaftlichen Regeln werden in diesem Moment neu geschrieben.
****imu Mann
1.296 Beiträge
Mythen
Zwei Dinge geistern hier immer wieder herum, die nach meiner Ansicht Mythen und Illusionen sind

1. Polyamorie ist ein praktisch gelebtes Gesellschaftsmodell

Tatsache ist, dass wir in unseren westlichen Gesellschaften davon noch meilenweit entfernt sind. Polyamorie im Sinne von freien und offen gelebten Mehhrfachbeziehungen ist ein Experimentierfeld, auf das sich nur ein winziger Bruchteil der Bevölkerung wagt.

Irgendwelche Urvölker heranzuziehen ist völlig absurd. Auch wenn es da vielleicht Poly-Strukturen gibt oder gab, ist auch das eine Minderheit, diese Strukturen sind in der Regel einseitig männlich orientiert und sie auf unsere Gesellschaft zu übertragen ist mehr als problematisch.

Ich bin kein Ethnologe, aber ich habe lange genug in Afrika gelebt, um zu erkennen: In solchen Gesellschaften gibt es keine individuelle Freiheit (für mich eine Grundvoraussetzung für Polyamorie), sondern alles ist streng geregelt und Regelverstöße werden gnadenlos geahndet.


2. Im Grunde sind wir alle poly und nur die böse Moral hindert uns daran, dies auch zu leben.

Das stimmt leider nur zur Hälfte. Vermutlich haben die meisten Menschen (oft insgeheim oder unbewußt) den Wunsch nach mehreren Partnern gleichzeitig, mit denen sie völlig frei zusammensein können und natürlich auch den Wunsch, dass der oder die Partner dies tolerieren. Aber gleichzeitig haben wir fast alle Probleme damit, wenn der Partner genauso freizügig mit anderen verkehrt.

Das ist ganz normal. Das Erste liegt wohl in den Genen und es stärkt auch das Selbstwertgefühl, während das Zweite für das Selbstwertgefühl eine harte Probe ist. Ob das nun die Gene sind, die Erziehung oder die Moral, Tatsache ist:

Die meisten Menschen wünschen sich Verbindlichkeit und Beständigkeit, einen Partner, der für mich da ist, wenn ich ihn brauche. So leben viele mit dem Kompromiss (der auch ganz in Ordnung ist): Was ich dem Partner nicht zugestehe, das will ich selbst auch nicht in Anspruvh nehmen.

In diesem Sinne ist Polyamorie wirklich eine Utopie, auf die man zwar hinstreben kann, die man aber nicht mit der Realität verwechseln darf.
******001 Mann
263 Beiträge
Es ist die Kultur, denn wie man leicht erkennen kann gibt es in unterschiedlichen Kulturen auch unterschiedliche Liebes- und Lebensformen.
Da wir ein Abbild aus allen inneren und äußeren, bewusst und unterbewusst wahrgenommenen Einflüssen sind, muss es unsere Kultur sein (Die kleinste Form von Kultur ist übrigens die der Familie).
Ohne unser Umfeld wären wir nicht existent und könnten somit auch keine Persönlichkeit (aus)bilden. Wir sind reine Stempel und somit den allgegenwärtigen Strömungen (mediale Einflüsse, gesellschaftliche Veränderungen, Globalisierung, etc.) ausgesetzt.
Durch neues Input verändert sich die Gesellschaft und somit unser Umfeld. Da uns unser Umfeld prägt, verändern wir uns logischerweise mit.
Da die Liberalisierung der Sexualität, auch durch Strömungen transparenter Art (Internet, Medien etc.) immer weiter fortschreitet und auch zunehmend der Sicherheitsaspekt einer monoamoren Beziehungsform (2er Beziehung) schwindet (niemand ist mehr materiell und existenziell aufeinander angewiesen), wird sich meiner Meinung nach auch unsere westliche Gesellschaft allmählich hin zu polyamoren Beziehungsstrukturen wandeln.
Natürlich ist das rein hypothetisch aber eine Entwicklung zu mehr Toleranz bzgl. Sexualität und Veränderung lässt sich schon klar erkennen (Homo-Ehe, etc.).
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