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Neid und Eifersucht

***ng Mann
398 Beiträge
Themenersteller 
Neid und Eifersucht
Ich habe gerade eine Radiosendung zum Thema Neid gehört.

Zum Begriff Neid gehört auch der Begriff Eifersucht. Über Eifersucht wurde hier im Poly-Form schon viel geschrieben. Für mich hat Eifersucht etwas damit zu tun einem Menschen (meist einen, den man liebt) etwas zu verbieten und ihn als "Besitz" zu betrachten. Nun, Eifersucht liegt mir ziemlich fern.

Interessant ist, dass Eifersucht außerhalb der Poly-Welt sogar oft positiv bewertet wird - beispielsweise als Liebesbeweis. Während Neid sehr schlecht weg kommt und von 100 schlechten Eigenschaften auf Platz 97 landet.

Ich bin aber des öfteren neidisch. Nicht auf Geld oder Status oder ... , ich bin neidisch, wenn ich eine Frau, die ich attraktiv finde oder die ich sehr sympathisch finde, mit ihrem Liebespartner sehe. Ich missgönne diesem Liebespartner das überhaupt nicht, ich wäre nur sehr gerne an seiner Stelle. Das kann sogar passieren, wenn ich beide überhaupt nicht kenne, also wenn ich irgendwo beim Spazierengehen einem Liebespaar begegne und selbst wenn überhaupt kein Kontakt zustande kommt, wenn ich die Frau sehr attraktiv finde, wäre ich gerne an der Stelle ihres Liebespartners - jedenfalls in diesem Moment, das ist dann auch schnell wieder vergessen.

Nun derzeit geht es mir mit meiner Poly-Freundin sehr gut - schon seit 5 1/2 Jahren ist diese Beziehung ein Gefühl von schönstem Glück und dennoch werde ich manchmal neidisch, so wie oben beschrieben. Ja es geht sogar noch weiter, manchmal sage ich zu meiner Freundin: Mir geht es gerade so gut mit dir, da bin ich verdammt neidisch auf mich selbst *huch*.

Was meint ihr dazu?


PS:
Obwohl mir Eifersucht fern liegt. "Jealous Guy" von John Lennon und auch in der Version von Bryan Ferry, ist ein verdammt schönes Lied.
**********liste Mann
5.073 Beiträge
>ich bin neidisch, wenn ich eine Frau, die ich attraktiv finde oder die ich sehr sympathisch finde, mit ihrem Liebespartner sehe. Ich missgönne diesem Liebespartner das überhaupt nicht, ich wäre nur sehr gerne an seiner Stelle.<
Das ist in meinen Augen kein Neid.
Auch ich halte mich für nahezu Eifersuchtsfrei, kenne aber sehr wohl die Verlustängste.
Und so wie ich dabei sehr genau unterscheiden, mache ich es auch bei Thema Neid.
Ich neide niemanden irgendetwas, aber beneide manch einen Menschen.
Für mich ist:
NEID - jemanden etwas missgönnen, so in dem Motto: Ich will nicht, dass er das hat, sondern ich will, dass das MEINS ist! (Gollum = MEIN SCHATZZZZZ)
BENEIDEN - Ich gönne ihm das von Herzen... aber ich will AUCH!
Sowohl Neid als auch Eifersucht ist aus meiner Sicht erst mal nichts schlechtes. Weil es nicht automatisch heißt, dass ich das anderen nicht gönne. Ich nur vielleicht in dem Augenblick auch gerne das hätte, was jemand anderes hat. Schlecht wird es, wenn Missgunst dazu kommt. Missgunst empfinde ich persönlich aber ausschließlich Menschen gegenüber, die ich nicht leiden kann.

Für Eifersucht in einer polyamoren Beziehung gibt es eine ganz einfache Lösung: reden. Wenn ich eifersüchtig bin, weil die andere Partnerin die ganzen Ausflüge bekommt und ich nur den Alltag, dann spreche ich das an. Dann hat mein Gegenüber die Möglichkeit zu reagieren und wenn das ausbleibt, weiß ich auch, woran ich bin.
****e69 Mann
1.182 Beiträge
@**********liste Das ist eine wunderbare Differenzierung und schön erklärt da bin ich total dabei. *top2* Ich kenne da noch den Fressneid (komme aus einer Kinderreichenfamilie) ich werde ihn vermutlich nicht mehr wirklich ablegen in diesem Leben doch ich kann mich mitlerweile selbst belächeln wenn ich mich dabei ertappe... oh und ich teile gerne...

*hutab*
*****olf Mann
1.924 Beiträge
Es gibt Euneid und Disneid.
Der Unterschied ist ja schon geschildert worden.
****on Mann
16.195 Beiträge
Für mich sind Neid und Eifersucht fast synonym. Eifersucht ist die Sonderform des Neides an persönlicher Teilhabe. Ich sehe zwei Menschen, die miteinander Portugiesisch sprechen (ich verstehe diese Sprache nicht), zack, fühle ich mich ausgeschlossen, fühle Teilhabe vorenthalten, und ich bin eifersüchtig.

Sachen, die mit Besitz zu tun haben, ob Besitz von Menschen oder Häusern oder Autos oder sonstwas, können mich nicht neidisch bzw. eifersüchtig machen. Das Beispiel mit der Sprache ist für mich die stärkste Form meiner Eifersucht, die ich persönlich an mir kenne.
**********liste Mann
5.073 Beiträge
@*****olf
Wie äußert sich Euneid genau, bzw. wie lautet die sachliche Definition?
Ich frage deshalb, weil diese Formulierungen bisher nur vom Stress kenne.
Denn ich kann auch meinem BE-neiden nicht wirklich etwas positives abgewinnen.
Positiver Stress (Eustress) z.B. Freudige Erregung auf den/ Liebtsen
Negativer Stress (Distress) - z.B. Zeitdruck, Prüfungsstress etc.
Es gibt hier im Magazin einen m.E. erschöpfenden Artikel zum Thema Eifersucht

Wohin mit der Eifersucht?

von @****a81
@***ng btw auch innerhalb von Poly wird Eifersucht positiv bewertet.
****on Mann
16.195 Beiträge
Zitat von **********clair:
@***ng btw auch innerhalb von Poly wird Eifersucht positiv bewertet.

Warum eigentlich?

Zitat von **********liste:
Denn ich kann auch meinem BE-neiden nicht wirklich etwas positives abgewinnen.
Positiver Stress (Eustress) z.B. Freudige Erregung auf den/ Liebtsen
Negativer Stress (Distress) - z.B. Zeitdruck, Prüfungsstress etc.

Ich finde, Euneid ist das schöne, wohlwollende Beneiden: "Dir steht Gelb so gut, darum beneide ich Dich, und ich freue mich für Dich."

Disneid wäre etwa: "Mein hinterhältiger Nachbar hat schon zum dritten Mal ein Vermögen geerbt, das gönne ich ihm nicht, könnte es selbst besser gebrauchen."
@****on ob Eifersucht positiv oder negativ konnotiert ist ist m.E. keine Eigenschaft von Poly-Beziehungen sondern grundsätzlich eine Frage in Beziehungen. Ich lese hier durchaus auch von negativer Aufnahme der Eifersucht. Grundsätzlich glaube ich aber, dass eine Poly-Beziehung besser funktioniert, wenn man die Eifersucht annimmt und sich mit ihr konstruktiv auseinander setzt. Was natürlich anstrengend ist.
****on Mann
16.195 Beiträge
Zitat von **********clair:
Grundsätzlich glaube ich aber, dass eine Poly-Beziehung besser funktioniert, wenn man die Eifersucht annimmt und sich mit ihr konstruktiv auseinander setzt. Was natürlich anstrengend ist.

Ja, das ist auch mein Erleben. Eifersucht ist normal (nicht gemeint ist zwanghafte Eifersucht) und darf sein. Sie zeigt eine Schieflage, die alle im Polykül ernstnehmen sollten, um Abhilfe schaffen zu können. Noch anstrengender wäre das Ignorieren von Eifersucht - Gift im Unterbewusstsein.
*******er66 Mann
3.000 Beiträge
Was wäre denn eurer Meinung nach eine "positive" Eifersucht 🤔
****on Mann
16.195 Beiträge
Zitat von *******er66:
Was wäre denn eurer Meinung nach eine "positive" Eifersucht 🤔

Negative Eifersucht liegt auf der Hand: Ich bin eifersüchtig auf meinen Metamour und wünsche mir, er möge sich in Luft auflösen, auch wenn ich weiß, dass meine Liebste dann trauern würde.

Positive Eifersucht könnte solche sein, die in der gefühlten Schieflage eine Chance sieht. Etwas so: Ich schaue zu, wie meine Liebste leidenschaftlichen Sex mit meinem Metamour hat. Ich äußere mich: "Ich fühle mich ausgeschlossen, kann ich mitmachen?" Daraus folgt die Chance, dass wir zu Dritt glücklich in Leidenschaft verfallen.

Vielleicht ist positive Eifersucht auch: Ich fühle, ich bin ausgeschlossen, freue mich aber mit meiner Liebsten mit und freue mich darauf, dass ja früher oder später auch wir in Leidenschaft die Laken durchwühlen werden.
*******er66 Mann
3.000 Beiträge
Zitat von ****on:
Zitat von *******er66:
Was wäre denn eurer Meinung nach eine "positive" Eifersucht 🤔

Negative Eifersucht liegt auf der Hand: Ich bin eifersüchtig auf meinen Metamour und wünsche mir, er möge sich in Luft auflösen, auch wenn ich weiß, dass meine Liebste dann trauern würde.

Positive Eifersucht könnte solche sein, die in der gefühlten Schieflage eine Chance sieht. Etwas so: Ich schaue zu, wie meine Liebste leidenschaftlichen Sex mit meinem Metamour hat. Ich äußere mich: "Ich fühle mich ausgeschlossen, kann ich mitmachen?" Daraus folgt die Chance, dass wir zu Dritt glücklich in Leidenschaft verfallen.

Vielleicht ist positive Eifersucht auch: Ich fühle, ich bin ausgeschlossen, freue mich aber mit meiner Liebsten mit und freue mich darauf, dass ja früher oder später auch wir in Leidenschaft die Laken durchwühlen werden.

Danke. Trotzdem finde ich die "positive Eifersucht" recht konstruiert. Für mich ist es eher eine "negative Eifersucht" die ich dann in etwas positives wandel. Das ginge aber genau so gut auch ohne vorher die negative Eifersucht zu haben.
Profilbild
*********hmidt
1.650 Beiträge
Ich bin da ganz bei dir, @***ng...

In meinen AUgen ist Neid eine zwar unbequeme, aber sehr wirksame Antriebskraft... Die viele von uns halt unachtsamerweise mit der Missgunst verwechseln...

Auch bei der "Eifersucht" handelt es sich meiner Auffassung nach nicht zuletzt um ein Vokabel-Problem... Wenn wir beginnen, diesen Begriff zu ersetzen durch "Bindungsunsicherheit" wird urplötzlich vieles, vieles klarer - und im Anschluss außerdem handhabbarer...

💜💙💚💛🧡*herz*
******Fox Mann
2.295 Beiträge
Trotzdem finde ich die "positive Eifersucht" recht konstruiert. Für mich ist es eher eine "negative Eifersucht" die ich dann in etwas positives wandel. Das ginge aber genau so gut auch ohne vorher die negative Eifersucht zu haben.
Ohne Negativerlebnis fehlt eigentlich die Motivation etwas verändern zu wollen, ich wüsste ja auch garn nicht in welche Richtung überhaupt?

Und ja, zuerst kommt wahrscheinlich so ne eher negative Eifersucht hoch wenn jemand sich mit Poly konfrontiert. Mit der Zeit wird das leichter. Hoffentlich (für Alle!) Wenn die Eifersucht nicht mehr so bedrohlich erlebt wird, ist es leichter.

Positive Eifersucht ist es vielleicht schon dadurch, das sie einfach angenommen wird, da sein darf ohne Augenverdrehen, weil es kein Drama mehr ist. Wir werden ja auch alle erwachsener, und die Brisanz wird immer weniger. Mitgefühl (ohne das ich was tun muss) hilft oft mehr, das warś dann schon.

So gesehen empfinde ich Eifersucht positiv.
Weil da nichtś auf mich einwirkt (so das ich anders entscheiden sollte/müsste)
Für mich ist Eifersucht nicht das gleiche wie Bindungsunsicherheit. Wenn ich eifersüchtig bin, stelle ich nicht meine Bindung in Frage. Viel mehr spüre ich sehr deutlich, was ich mir in dem Moment in meiner Beziehung mehr wünsche und das kann ich positiv nutzen indem ich kommuniziere. Erst, wenn meine Bedürfnisse im Gespräch nicht anerkannt werden und ich das Gefühl habe, immer zu kurz zu kommen, entsteht daraus Bindungsunsicherheit.
**********liste Mann
5.073 Beiträge
Zitat von *********hmidt:
Ich bin da ganz bei dir, @***ng...

In meinen AUgen ist Neid eine zwar unbequeme, aber sehr wirksame Antriebskraft... Die viele von uns halt unachtsamerweise mit der Missgunst verwechseln...

Auch bei der "Eifersucht" handelt es sich meiner Auffassung nach nicht zuletzt um ein Vokabel-Problem... Wenn wir beginnen, diesen Begriff zu ersetzen durch "Bindungsunsicherheit" wird urplötzlich vieles, vieles klarer - und im Anschluss außerdem handhabbarer...

💜💙💚💛🧡*herz*

wenn wir das über die Vokabeln definieren,
kommt da etwas noch unbequemeres bei heraus:
Denn dann ist da wer,
der mit Eifer sucht
was Leiden schafft
*******s66 Mann
103 Beiträge
Ist nicht Bryan Ferry sondern Roxy Music. Nein, das ist nicht das Gleiche, nur der gleiche Sänger.
Dem Schöpfer eines Stückes gebührt mehr Ehre... aber da John Lennon davon reichlich hat, müssen wir eingestehen: Die Version von Royy Music ist besser... gigantisch.
Und klingt auch nicht wie mal eben in der Garage aufgenommen.
Am Thema vorbei? Na gut:
Sowohl Eifersucht als auch Neid sind destruktiv und negativ. Und beweisen, dass das Wohl des Partners nicht an erster Stelle steht, sondern das Eigene. Als alter Romantiker muss ich das ablehnen.
****on Mann
16.195 Beiträge
Zitat von *********tten:
Für mich ist Eifersucht nicht das gleiche wie Bindungsunsicherheit. Wenn ich eifersüchtig bin, stelle ich nicht meine Bindung in Frage. Viel mehr spüre ich sehr deutlich, was ich mir in dem Moment in meiner Beziehung mehr wünsche

Die Frage ist, was hinter meinen Wünschen, meinen Bedürfnissen steht. Mit Bindungsunsicherheit ist nicht gemeint, dass ich meine Verbindung in Frage stelle, sondern, dass ich Angst um sie bekomme.

Warum wünsche ich mir mehr Exklusivität? Weil ich Angst habe, dass andernfalls meine Bindung nicht mehr zu hundert Prozent sicher ist. Als kleine Kinder spüren wir, dass Bindung überlebenswichtig ist. Sind wir in dieser frühen Phase schon in gefühlte Gefahr gekommen, kann sich ein Entwicklungstrauma bilden. Dieses kann eine Bindungswunde sein, die bei leisester Berührung schmerzt.

Zitat von *******s66:
Sowohl Eifersucht als auch Neid sind destruktiv und negativ. Und beweisen, dass das Wohl des Partners nicht an erster Stelle steht, sondern das Eigene. Als alter Romantiker muss ich das ablehnen.

Der Gedanke unterstellt Egoismus. Doch ist der Eifersüchtige in echten Nöten, und Menschen in Not Egoismus zu unterstellen, verkennt, dass der Betreffende Hilfe braucht, jetzt und sofort. Ich mag jemanden, der gerade eifersüchtig ist, nicht verurteilen oder bewerten, sondern ihm die Sicherheit geben, die er genau jetzt braucht.
Zitat von ****on:

Warum wünsche ich mir mehr Exklusivität? Weil ich Angst habe, dass andernfalls meine Bindung nicht mehr zu hundert Prozent sicher ist. Als kleine Kinder spüren wir, dass Bindung überlebenswichtig ist. Sind wir in dieser frühen Phase schon in gefühlte Gefahr gekommen, kann sich ein Entwicklungstrauma bilden. Dieses kann eine Bindungswunde sein, die bei leisester Berührung schmerzt.

Heißt Eifersucht denn automatisch, dass es um Exklusivität geht? Wenn ich mir wieder mehr gemeinsame Freizeitgestaltung, Unternehmungen, Ausflüge wünsche, weil ich durch eine andere Partnerin merke, dass das in letzter Zeit zu kurz gekommen ist, nichtmal durch sie, sondern einfach durch den Alltag, dann ist das doch kein Exklusivitätsgedanke. Und wenn ich Angst um eine Beziehung bekomme, stelle ich mir schon die Frage, wie stabil eine Beziehung noch ist. Passiert aber zumindest für mich in diesem Fall so nicht, sondern erst, wenn mein Partner tatsächlich sagen würde “du, mir dir habe ich da keinen Bock drauf”. Aber dann steckt da ja auch irgendein anderes Problem dahinter als eine andere Partnerin.
****on Mann
16.195 Beiträge
Zitat von *********tten:
Heißt Eifersucht denn automatisch, dass es um Exklusivität geht?

War nur ein Beispiel. Eifersucht ist so vielfältig. Der Satz geht auch so:

Zitat von *********tten:
Wenn ich mir wieder mehr gemeinsame Freizeitgestaltung, Unternehmungen, Ausflüge wünsche

Also:

Warum wünsche ich mir mehr gemeinsame Freizeit? Weil sie die Bindung spürbarer fühlen lässt. Wenn ich das Gefühl von Bindung nicht mehr so richtig greifen kann, bin ich mir nicht mehr zu hundert Prozent sicher, dass sie noch in gleicher Weise besteht. Als kleine Kinder spüren wir, dass Bindung überlebenswichtig ist. Sind wir in dieser frühen Phase schon in gefühlte Gefahr gekommen, kann sich ein Entwicklungstrauma bilden. Dieses kann eine Bindungswunde sein, die bei leisester Berührung schmerzt.
Ich will keine gemeinsame Freizeit um mir der Bindung wieder sicher zu sein, sondern weil es eine schöne Zeit ist, während Alltag eben Alltag ist.
Ich finde das ganz interessant hier zu lesen. Parallel lese ich ein Buch zu Kindererziehung. In dem Buch geht es um die Beziehung zu sich selbst und ergo auch wie man Beziehungen zu seinem Umfeld, und somit seinen Kindern aufbaut. Die Erkenntnisse sind aber global übertragbar. Letztendlich ist Familie ja auch "nur" ein Beziehungsgeflecht.

In dem Buch werden sehr viele Aspekte von Beziehung zu Kindern besprochen. Außer Eifersucht und Neid. Nun könnte man sagen, bei der Beziehung zu unseren Kindern spielt Eifersucht keine Rolle, weil sie ja "unsere" Kinder sind. Das ist aber nicht so, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Der Punkt ist, dass diese Gefühle von Neid und Eifersucht eigentlich wenig Platz haben, wenn man als Eltern ein Kind annimmt und ihm so viel Zeit und Raum gibt, wie es braucht. Und dies auch verbalisiert. Das gleiche geschieht m.E. bei Erwachsenen. Ich bin kein Psychologe und leite mir das Ganze nur her.

Es ist, wenn ein neuer Partner (Metamour) ins Leben tritt, wie bei einem neuen Geschwisterkind. Die Eltern kümmern sich erstmal nur um das neue Kind aka, wir sind mit unserem neuen Partner verliebt und schweben auf Wolke 7. Das erste Kind hat dann letztendlich mehrere Möglichkeiten zu reagieren. Im besten Falle ist es sich der Bindung zu seinen Eltern so bewusst, dass es sich nicht verunsichern lässt. Es wird mit einbezogen und ihm dadurch versichert: "Du bist da und weiterhin gleich wert für mich".

Und so sehe ich es auch in Beziehungen bei Erwachsenen untereinander. Die Umsetzung, dieses Zeigen, wie wichtig Du für mich bist, ist da aber m.E. ungleich schwieriger. Weil man ersteinmal herausfinden muß, was das Gegenüber braucht. Bei einem neuen Kind ist das anders. Da kann man sich gedanklich immer darauf zurück ziehen, dass die Intensität der Beachtung ja letztendlich für ein Neugeborenes lebensnotwendig ist. Das ist bei einer neuen Beziehung natürlich nicht so. Mein Metamour wird nicht sterben, wenn ich sie/ihn nicht füttere und eine Zeitlang nicht beachte. Aber ich selbst werde leiden. Sich dann auf den eifersüchtigen Partner zu konzentrieren und heraus zu finden, was sie/er benötigt ist also um so schwieriger. Vielleicht auch, weil einen das gerade nicht interessiert.

Darum ist Reden so wichtig.
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