Ich hab 2 Töchter aus erster Ehe, die nicht bei uns wohnen. 23 und 25 Jahre alt. Und eine Stieftochter mit 15.
Meine erste aussereheliche Liebe startete im Juni letzten Jahres. Etwas später kam noch eine zweite Liebe dazu. Meine älteren Töchter habe ich einbezogen als die erste Beziehung ca. ein Vierteljahr alt und recht stabil war.
Bei der 25jährigen war das beim Umzug ihrer Freundin. Ich war bei den beiden in der Wohnung und habe geholfen Schränke aufzubauen. Da habe ich ihnen dann eröffnet, das ich mich neu verliebt habe und das meine Frau und meine Freundin sich auch kennen und mögen.
Besonders herausgestrichen habe ich den Aspekt des liebevollen Umgangs von allen, des gegenseitigen Respekts und habe eben auch auf die Vorteile des vergrößerten Netzwerks hingewiesen.
Dann habe ich auch noch über das "warum" gesprochen. Das ich schon immer so gefühlt habe, es aber immer nur heimlich (fremdgehen) machen konnte und das ich mit meiner jetztigen Ehefrau immer ehrlich sein wollte, weil es sich vorher einfach immer falsch angefühlt hat. Jetzt fühlt sich alles richtig an.
Meine Tochter sagte nach einiger Zeit "Ich glaube, das wäre auch was für mich". Ihre Freundin: "Nur über meine Leiche". Also die beiden haben sicher was zu besprechen...
Meiner 23jährigen wollte ich es 3 Wochen später auch erklären. Aber die 25jährige hatte es ihr bereits erzählt. Ich fragte sie, wie sie darüber denkt. Sie hat nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, das sei für sie nix Neues. sie hat einige im Bekanntenkreis die auch offen oder polyamor leben. Für sie war das also normal. Ich dachte, weil ich ja der Papa bin wird das vielleicht anders gesehen. Wurde es aber nicht. Alles gut.
Die 15jährige haben wir erst letzte Woche über unser Liebesnetzwerk aufgeklärt. Meine neueste Liebe und deren Lebenspartner kannte sie von diversen Besuchen schon. Und sie mochte die auch sehr.
Ich würde mal sagen sie "hat es zur Kenntnis genommen".
Da war ich dann wirklich unsicher, ob es jetzt unter der Oberfläche rumort. Wir wollten es erstmal sacken lassen. Meine Frau, also ihre Mutter, hat sie dann später nochmal alleine darauf angesprochen und der erste Eindruck hat sich bestätigt. Ihr ist das offensichtlich nicht so wichtig. Sie sieht, das unsere Ehe stabil ist und sich lediglich der Freundeskreis vergrößert hat. Ob man sich nun mag oder gar liebt scheint für sie keinen großen Unterschied zu machen. Sie sieht, dass das Leben ganz normal weiterläuft und das ist das Wichtigste.
Für mich das Wichtigste ist, dass sie es jetzt weiß und falls es sonst irgendwie im Bekannten- oder Schulkreis mal hochkommt, dass sie da nicht völlig überrascht wird.
Wir versuchen zu vermeiden damit im Ortsbereich oder der Nachbarschaft etwas hochkommen zu lassen, aber das wird sich vermutlich nicht ewig geheimhalten lassen können.
Wie haben wir es ihr erklärt? Ich habe damit angefangen ihr zu erklären das die Monogamie in Europa ja das Standard-Beziehungsmodell ist, dass es aber auch durchaus noch andere Modelle gibt. Und dann habe ich ihr gesagt, dass wir ein Polyamores Modell leben und damit wirklich glücklich sind.
Ich bin froh, das es jetzt jeder im engen Familienkreis weiß. Auch diverse Freunde im Bekanntenkreis sind eingeweiht. Auch ausgewählte Personen in der Firma wissen darüber Bescheid. Es werden immer mehr...
Die Reaktionen sind vielfältig. Teilweise ist sogar Neid zu verspüren. Am häufigsten kommt sowas wie "Das macht Deine Frau doch nur, um Dich nicht zu verlieren". Also da gibt es viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Aber bei vielen ist der Vorstellungshorizont offensichtlich zu stark auf die Monogamie konditioniert. Die können sich das nicht vorstellen, dass das wirklich funktionieren soll. Es braucht Zeit... Ich will niemanden überzeugen/bekehren.
Ich hoffe aber, das meine Kinder nun offen mit dem Thema umgehen können und sich durch die Aufklärung mit der Zeit selbst ein flexibleres Beziehungsweltbild aufbauen um besser fühlen zu können was sie selbst brauchen und was ihnen gut tut.
Es lebe die Freiheit,
Stefan