Tamara_68, Danke, so meine ich das. Jedenfalls stelle ich mir so eine polyamore, langfristige, emotionale Bindung vor. Ich persönlich glaube nicht so richtig daran, meinen Partner habe ich 2012 kennengelernt und 2015 haben wir uns verliebt, als wir in der Ausbildung für die Prüfungen lernten. 8 Jahre Monoamorie sozusagen. ^^ Zusammen Entscheidungen treffen, Leidsituationen durchstehen, gemeinsam haushalten, reifer werden, Verantwortung übernehmen, zusammen dazulernen, einander jeden Tag ein kleines Bisschen besser kennenlernen, gemeinsames Reflektieren, Lachen, Weinen, Entdecken, Aushandeln, Begeistern... Irgendwie alles, was menschlich ist, verzwischenmenschlichen.
Wenn jetzt ein 3. oder 4. 5... Mensch dazukommen würde, dann würde so eine Ebene gar nicht erst erreicht werden, allein zeitlich schon nicht.
Das klingt jetzt abgedroschen, aber ich möchte mit meinem Partner schon gern zusammen alt werden. Ich finde aber nicht, dass das konservativ oder romantisch ist, sondern ein aufrichtiger Wunsch, und wir sind auf einem guten Weg. Und wenn wir uns tatsächlich mal in eine andere Person verlieben und uns für eine Beziehung zu dritt/viert... entscheiden, dann eben auch nicht kilometerweit auseinander, sondern im besten Fall zusammenwohnen, Interessen pflegen, Gespräche führen, Familienplanung... Dieses Konzept von Haupt- und Nebenpartner, das lehne ich persönlich strikt ab.
Ich denke außerdem, dass es bei Polyamorie eine Grenze gibt. Wie soll man bei sehr vielen Menschen überhaupt die Zeit haben, auf alle Befürfnisse, Trauerfälle, Schwierigkeiten, Krankheiten zu reagieren und einzugehen? Wie soll ich für z. B. 8 Personen da sein - und sie für mich - und Kompromisse machen, sich merken, was die anderen mögen, und Verantwortung übernehmen und die Beziehungen mit der Weite und Tiefe und Enge und Höhe pflegen, wie ich sie pflege mit meinem Partner? Ich würde sozusagen 1/8 von mir geben und niemals ein Ganzes.
Ich lese in der Gruppe hier schon lange mit und wollte 2011 - also mit 18 - unbedingt polyamor sein und leben, als ich erstmals davon las. Aber gut, da war ich ständig immerzu verliebt und hatte noch keine längere Beziehung. Aber ich hatte eine Art Selbsterkenntnis, dass ich "normal" und nicht krank bin und polyamor bin, wie eine ganz einfache Neigung, wie es bei pan/bi/hetero ist, dass ich einfach nicht die Neigung zur Monogamie hatte, sondern mehrere Beziehungen haben wollte, das hatte mich richtig dolle getriggert und überwältigt, ich hatte glaube ich sogar geweint.
Was ich auf jeden Fall aber sagen möchte ist, dass ich großen Respekt vor langfristigen Poly-Beziehungen habe!