Zitat von *********eeker:
„Na endlich.
Was "na endlich". Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich deinen Ansatz als zu kurz gedacht empfinde, weil das menschliche Sprachempfinden nicht nur formellen Regeln folgt. Sondern (auch) Emotional beeinflusst wird - neben vielen anderen formell nicht ordentlich definierbaren und wenig objektiven Regeln folgenden Faktoren. Derjenige, der das wehement in seiner Argumentation ignoriert hat, das warst du. Also nichts "na endlich".
Zitat von *********eeker:
„Und ich klammere ihn aus, da es bei emotionaler Begründung einer Forderung zu emotionaler Gegenhaltung kommt. Wie findet man einen Kompromiss? In dem man die Emotionen heraus nimmt und guckt, was eigentlich übrig bleibt.
Oder in dem man überlegt, wer mit wie viel Aufwand wem entgegen kommen kann. Wir wägen hier ja nicht eine sprachliche Diskriminierung gegen eine andere ab. Sondern wir wägen das Bedürfnis nach sprachlicher Inklusion (und die ist stets ein Emotionales Thema, denn in einer Gesellschaft inkludiert FÜHLT man sich eben, oder eben nicht) gegen das Bedürfnis ab... ja, welches eigentlich? An alle, die GEGEN eine Änderung der Sprache sind, damit sich mehr Menschen adäquat adressiert fühlen - was, außer "fehlender Notwendigkeit" (die Abwesenheit eines Arguments darstellt, aber kein Gegenargument ist), was spricht denn dagegen? Ich möchte euch nicht absprechen, Gründe zu haben, ich möchte sie nur verstehen, damit ich nachvollziehen kann, wieso hier ein Kompromiss zwischen zwei Bedürfnissen gefunden werden muss. Denn für mich stellt sich das hier eigentlich wie etwas da, bei dem ein Bedürfnis einfach nur ignoriert wird, weil nichts dafür spricht, das Bedürfnis ernst zu nehmen - und nicht, weil etwas dagegen spricht.
Zitat von *********eeker:
„ Anders stachelt man sich nur immer weiter hoch. Und genau das schadet der Akzeptanz von alternativen Beziehungsmodellen weit mehr als es ihm nützt.
Das ist ein immer wieder gebrachtes Argument, dass sich dennoch faktisch nicht prüfen lässt. Lustigerweise hört man das oft von den Leuten, die ihre eigenen Wünsche dann sehr, sehr lautstark kund tun.
Zitat von *********eeker:
„ Die Schwulenbewegung in den 90er Jahren hat nie die Opferkarte gespielt. Obwohl dort einige ihr Leben verloren haben und noch viel mehr ihre körperliche Unversehrtheit eingebüßt haben.
Ach nein? Das kommt jetzt auf Definition von "Opferkarte" an. Teils lautstark und sehr sichtbar für gesellschaftliche Akzeptanz und Inklusion Demonstriert haben sie aber definitiv. Und es ist sicher nicht deshalb sehr erfolgreich (inzwischen) daran gearbeitet worden, weil sie ganz still waren und sich der Diskriminierung einfach gefügt haben und darauf vertraut haben, dass schon jemand ihre Rechte umsetzt.
Zitat von *********eeker:
„ Hier geht es verdammt noch mal darum, dass der TE auswählen muss, wen er mitnimmt).
Nein, gerade darum geht es NICHT. Sondern darum, dass in unserer Alltagssprache manche Individuen oder gar Bevölkerungsgruppen systematisch nicht präsent sind.
Zitat von *********eeker:
„ Wir werden alle sterben.
Hat niemand behauptet. Und wenn Emotional geladene Forderungen für dich schon kontraproduktiv sind, bin ich mir sicher, dass sarkastische Übertreibungen um die Bedürfnisse anderer ins Lächerliche zu ziehen das definitiv auch nicht sind.
Zitat von *********eeker:
„ Ich kann nicht Änderungen in grammatikalischer Anwendung fordern, wenn ich die formale Grundlage aussen vor lasse.
Das hat auch niemand verlangt. Niemand verlangt, die Grammatik in irgendeiner Art und weiße überhaupt zu ändern. Die nötige Sprache, die in diesem Fall abhilfe schaffen soll, existiert bereits und kann jederzeit, alle grammatikalischen Regeln beachtend, verwendet werden. TUN muss man es halt.
Zitat von *********eeker:
„ Sprache entwickelt sich sowieso nicht top-down.
Mitunter tut sie das natürlich. Beispielsweise im Dritten Reich - und das sehr erfolgreich. Nicht, dass ich für gut heiße, wie das durchgesetzt wurde. Aber es zeigt dennoch, dass du nicht Recht hast.
Zitat von *********eeker:
„ Und glaubst du, dass du mit Emotionen jemanden überzeugen kannst? Nenn mir bitte ein Beispiel in der Menschheitsgeschichte, bei dem das geklappt hat.
* Werbung
• Social Engineering / "Trickbetrug"
• Propaganda
• Spendenaufrufe
• Kinder die etwas von ihren Eltern möchten
Willst du noch mehr Beispiele?
Zitat von *********eeker:
„Nicht mal die Haltung dieses einen Menschen.
Ok. Wie viele "Trend-Veganer" gibt es heutzutage? Wie viel Hass aus der Bevölkerung gegen Juden gab es im Dritten Reich? Wie viele Verschwörungstheoretiker gibt es, gerade in letzter Zeit?
Es gab kürzlich sogar eine Studie darüber, dass die Impfbereitschaft von Menschen steigt, wenn sie Memes sehen, die sich gegen Impfgegner richten (kann ich dir gerne raussuchen). Und dass das effizienter ist, als sachliche Aufklärung.
Also doch. Emotionen funktionieren, um Veränderung herbeizuführen. Belegt.
Zitat von *********eeker:
„ Für jeden Menschen, der Mitleid hatte, wird es jemanden geben, der davon abgestoßen ist. Das ist dann aber genauso valide. Es ist ja seine Emotion.
Dem widerspreche ich nicht. Eine funktionierende Gesellschaft kann das ab. Und die kann das auch regeln.
Dennoch:
Zitat von *********eeker:
„ Wenn diese Emotionen sich dann immer weiter hochschaukeln, wo endet das dann? In Gewalt. Immer.
Zum Glück nicht immer. Aber manchmal, leider, ja. Kann man nicht abstreiten. Menschen sind so. Aber deshalb bei gesellschaftlichen Überlegungen Emotionen weg zu lassen ist dennoch nicht zielführend. Denn die Menschen HABEN die Emotionen trotzdem. Das einzige, was passiert, wenn man diese in Argumentationen weg lässt, sind falsche Vorhersagen aufgrund eines falschen Modells.
Da wären wir dann wieder bei der Relativitätstheorie. Zu sagen "das verkompliziert die Lösungsfindung, wir ignorieren sie" klappt halt in den Fällen, wo sie dann aber in echt zum Tragen kommt leider trotzdem nicht - auch wenn die Lösungsfindung viel einfacher ist.
Zitat von *********eeker:
„ Und wie kommt man da raus?
Gar nicht. Das wäre der Versuch die eigene Menschlichkeit abzuschaffen.
Genau deshalb stelle ich ja immer wieder in unserer Diskussion heraus, dass Menschen eben keinen formellen Regeln folgen - auch dann nicht, wenn es welche gibt. Die Verwendung von Sprache ist da keine Ausnahme.
Zitat von *********eeker:
„Das ist das Dümmste, das du bisher von dir gegeben hast. Du vergleichst ernsthaft newtonische Physik und Relativitätstheorie mit emotionaler Begründung von irgendwas?
Ja. Siehe auch oben. Denn ich sage: vernachlässigt man bei einem Problem relevante Aspekte und trifft dann Aussagen anhand des vereinfachten Modells, sind diese außerhalb des Modells nicht mehr gültig.
Zitat von *********eeker:
„Das heißt, wenn ein Feld-Wald-Wiesen-Nazi sich von dir und deiner Geschlechtidentität emotional herausgefordert fühlt und dich daher attackiert, hat er dazu zwar das falsche Mittel gewählt, aber seine emotionale Ausnahmesituation ist als Argument valide? Genau das sagst du, wenn du Emotionen als Argument irgend eine Gültigkeit zusprichst.
Nein, das sage ich nicht. Ich sagte, dass eine Argumentation am falschen Modell nichts bringt. Das hat rein gar nichts damit zu tun, wer wie wann handeln sollte.
Dennoch SIND Emotionen ein Argument in sehr vielen Situationen, in denen Menschen handeln. Das ist nicht nur in unserer Gesellschaft verankert ("Mir geht's echt scheiße, ich wollte dich vorhin nicht anschreien, tut mir Leid" ist für die meisten Menschen sicher eine sehr valide Entschuldigung), als auch in unserem Rechtssystem ("mildernde Umstände").
Besagter Nazi stünde sicher besser da, wenn er nachweisen kann, dass er einfach total sauer war deswegen, als wenn er mich einfach aus Spaß verprügelt hätte.
Ich sage ja nicht, dass Emotionen als Argument alles andere entkräften (das unterstellt dein Beispiel). Aber doch, ja, man muss sie in Überlegungen einbeziehen, die menschliche Handlungen betreffen.
Zitat von *********eeker:
„Das ist absoluter Humbug. Meine Emotionen sind MEIN Problem. Damit ist auch die Emotion MEIN Problem, die bei der Interpretation von dieser Einladung entstehen.
Und genau da unterscheiden wir beide uns. Ich behaupte vielmehr, es gibt eine Gesellschaftliche Verantwortung für jedes Individuum, dass einer solchen angehört, wenn es mit vertretbarem Aufwand und ohne eigene Nachteile machbar ist auf die Gefühle anderer Menschen (auch die potentiellen) Rücksicht zu nehmen.
Unser Strafrecht sieht das im Übrigen genauso. Sonst wäre "Beleidigung" ein absolut überflüssiger Straftatbestand. Ist schließlich dein Problem, wenn du dich angegriffen fühlst, weil ich dich "Arschloch" nenne. Oder? Denn rein faktisch habe ich ja nur eine falsche Aussage getroffen. "Arschloch" ist ein Synonym für "Anus". Du bist eindeutig kein selbiger. Also ist die Aussage faktisch falsch - der Rest ist emotionales Empfinden, dass wir ignorieren.
So, warum steht's dann im StGB?
Zitat von *********eeker:
„ Damit ich Diskriminierung schreien kann, muss ich sachlich eine Diskriminierung begründen können. Das geht hier nicht.
Doch. Aber halt nur, wenn "sachlich" auch wirklich an reellen Sachen orientiert ist, und nicht nur anhand theoretischer Konstrukte, die die Wirklichkeit mit Absicht vereinfachen. In der Sache KANN (nicht muss) die Formulierung, die verwendet wurde, als Ausschluss mancher Individuen gesehen werden. In der Sache KANN (nicht muss), dass dazu führen, dass Menschen besagte Individuen weniger als Teil der Gesellschaft wahrnehmen. In der Sache KANN (nicht muss) das zu Alltagsdiskriminierung fühlen. Alle diese Wirkungsweisen sind belegbar. In der Sache also ist die Formulierung zu vermeiden und durch eine adäquatere zu ersetzen, wenn man Diskriminierung auf jeden Fall vermeiden möchte. Und genau das tut Aufklärung (und schon im Titel steht, dass es darum geht): sie weißt darauf wenn, wenn etwas problematisch ist. Nicht nur dann, wenn es definitiv FALSCH ist. Aufklärung ist (mitunter auch) proaktiv, nicht nur reaktiv.
Zitat von *********eeker:
„ Nur weil ich es so fühle, muss sich niemand anders verhalten.
Doch. Als Mitglieder einer Gesellschaft (außer du siehst dich nicht als solches, aber dann sind Debatten, in denen es um das Miteinander in einer Gesellschaft geht auch für dich nicht relevant, da du an diesem Miteinander ohnehin nicht berechtigt bist teilzunehmen) haben wir eine gewisse Sorgfaltspflicht Anderen gegenüber. So funktioniert Gesellschaft - zumindest alle Gesellschaften, die tatsächlich funktionieren tun das. Darum sagte ich auch schon: hier ist nicht nur Linguistik, sondern auch Kommunikationswissenschaft und Soziologie von Belang.
Zitat von *********eeker:
„ Wenn ich aber eine Benachteiligung, die nicht durch die Umstände, sondern einzig aufgrund meiner Person und ihrer Zugehörigkeit zu einer Ethnie, Nationalität, Geschlechteridentität, sexuellen Orientierung, Religion, Klasse oder einer Behinderung zu erklären ist, bin ich diskriminiert.
Und "ich fühle mich ausgeschlossen" ist keine Benachteiligung - selbst dann nicht, wenn erklärbar ist, wieso das so ist, und das vorhersehbar und vermeidbar ist?
Ok. Und wie ist es mit "mein Wunsch nach Veränderung wird nur aufgrund der Tatsache, dass er für andere nicht Nachvollziehbar ist ignoriert"? Auch nicht?
Na gut. Und "die Nachweisbare mögliche Folge von umfassender Alltagsdiskriminierung aufgrund von Sprachgestaltung rid in Kauf genommen, obwohl sie erkannt wurde"? Ist das dann Diskriminierung?
Du ziehst deine Grenze, wer "benachteiligt" ist, sehr, sehr willkürlich.
Zitat von *********eeker:
„Kann ich mich darüber ärgern, dass ich auswählen muss, wen ich zu dem Empfang mitnehme? Ja. Klar.
Erwächst daraus ein Anspruch? Nein.
Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: die Forderung war NIE, dass man gefälligst mehrere Partner mitnehmen dürfen muss.