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Unangemessen?

*******ssia Frau
21 Beiträge
Guten Morgen,

ich finde es interessant wie die Diskussion hier zwischen zwei Extremen pendelt - entweder G. hat sich daneben benommen oder der TE empfindet das Falsche …

Weder die eine noch die andere Haltung scheint mir hilfreich um die Situation zu verstehen.

Der TE hat ja eine sehr klare Frage an das Forum gestellt:

Ich würde jetzt gerne neutrale, unbefangene und emotional unbelastete Stimmen aus der Gruppe hören, wie Ihr das Verhalten von Gerold empfindet.

Das ist insofern schwierig, als das wir ja nicht wissen, wie Gerold sich verhalten hat, sondern nur, wie der TE das erlebt hat.

Bleibt für mich die Frage, ob es vom TE überhaupt gewünscht ist, seine Haltung freundlich kritisch (oder forsch kritisch) zu hinterfragen, oder nicht. Es ist ja ok, wenn man das nicht will, ich glaube nur, dann kann man sich entsprechende Beiträge (egal ob freundlich oder forsch) auch sparen.
*******Mind Frau
479 Beiträge
Zitat von *******ich:

Angstauslösende Situationen sind völlig normal.

Die Frage ist doch, wieviel Bedeutung man ihnen beimisst und auf welche Art man damit umgeht.

Wenn ich Angst vor dem Ungewissen hab und dem mit möglichst viel Wissen, also der angesprochenen Transparenz, begegne - was genau passiert da?
Ich lerne eben nicht, dass ich mit Ungewissheit zurecht komme.
Dadurch wird die akute Symptomatik besänftigt. Die Angst selbst reduziert sich aber nicht, ich lebe sie viel mehr aus.


Jain - Angst wird vor allem durch Vermeidung aufrechterhalten. Transparenz einfordern würde ich nicht dazu zählen, denn das ist für mich das Gegenteil von Vermeidung. Man stellt sich der Angst und fordert Gewissheit ein über die man prüfen kann inwieweit die eigenen Befürchtungen wirklich der Realität entsprechen.

Vermeidung ist hingegen die Scheuklappen aufzusetzen und die eigenen Ängste zu ignorieren. Z.B. weil man sich ihrer schämt oder sich selbst aufgrund der eigenen Ängste abwertet. Oder aber den Partner verantwortlich für die Bewältigung der eigenen Ängste macht (z.B. unter Druck setzt was er*sie zu wollen hat oder tun darf).


Zitat von *******ich:

Achtsamkeit hier wäre mitzubekommen, dass ich persönlich überhaupt nicht betroffen bin, wenn jemand meiner Partnerin ein Geschenk macht.
Es geht nicht um mich. Der Fokus sollte ganz bei ihr liegen. Wie empfindet sie das? Was denkt sie darüber.
Es ist ganz ihre Sache.

Hier geht es ja nicht um ein isoliertes Geschenk sondern um den Aufbau weiterer intimer Verhältnisse (welcher Art auch immer) und hier finde ich die Haltung dass einen selbst das nicht betrifft kurzsichtig. Wenn jemand neu in ein Gefüge eintritt oder sich vorhandene Konstellationen ändern wirkt sich das natürlich auch auf einen selbst bzw. die eigene Beziehung aus. Sicherlich nicht bezüglich der Liebe aber andere Ressourcen wie z.B. Zeit, mentale Kapazität sind durchaus begrenzt. Genauso haben Konflikte die in einer anderen Beziehung sind Auswirkungen auf die eigene Beziehung. Gerade wenn es ein enges Geflecht ist bei dem eventuell mehrere Partner untereinander verpartnert sind (ich glaub jeder der schon mal einen Konflikt zweiter Partner untereinander die selbst verpartnert sind mitbekommen hat weiß wovon ich spreche). Beziehungen existieren nicht im luftleeren Raum und die Ressourcen für Beziehungsarbeit und das Eingehen auf Bedürfnisse der anderen sind durchaus begrenzt.

Bedürfnisse sind übrigens ein gutes Stichwort denn ich habe das Gefühl die kommen hier in der Betrachtung einiger zu kurz. Eifersucht oder andere ungute Gefühle lassen sich häufig darauf zurückführen dass irgendwelche Bedürfnisse zu wenig oder nicht erfüllt sind. Kann man den Partner dafür verantwortlich machen? Sicherlich nicht, man kann lediglich darum bitten dass bestimmte Bedürfnisse Berücksichtigung finden. Aber deshalb die Eifersucht ignorieren oder sich selbst aufgrund dieser Gefühle abwerten halte ich für genauso schädlich. Ich finde hinschauen und verstehen wollen sehr wichtig und das ist in meinen Augen das was der TE hier versucht.
*********ter42 Mann
331 Beiträge
Zitat von *******ssia:

ich finde es interessant wie die Diskussion hier zwischen zwei Extremen pendelt - entweder G. hat sich daneben benommen oder der TE empfindet das Falsche …

Er empfindet nicht „das Falsche“. Gefühle sind Gefühle, und auch in diesem Fall verständlich. Aber für diese Gefühle ist trotzdem nicht Gernot verantwortlich.

Bleibt für mich die Frage, ob es vom TE überhaupt gewünscht ist, seine Haltung freundlich kritisch (oder forsch kritisch) zu hinterfragen, oder nicht.

Na, ich gehe davon aus dass Menschen hier schreiben um Hilfe bei Ihrem aktuellen Dilemma zu erhalten. Da darf man durchaus mal auf Offensichtliches hinweisen.

Aus meiner Sicht bringt die Beantwortung der ursprünglichen Frage („hat Gernot etwas falsch gemacht?“) niemanden so richtig weiter.
*******ata Frau
1.152 Beiträge
Zitat von *******Mind:
Jain - Angst wird vor allem durch Vermeidung aufrechterhalten. Transparenz einfordern würde ich nicht dazu zählen, denn das ist für mich das Gegenteil von Vermeidung. Man stellt sich der Angst und fordert Gewissheit ein über die man prüfen kann inwieweit die eigenen Befürchtungen wirklich der Realität entsprechen.

Vermeidung ist hingegen die Scheuklappen aufzusetzen und die eigenen Ängste zu ignorieren. Z.B. weil man sich ihrer schämt oder sich selbst aufgrund der eigenen Ängste abwertet. Oder aber den Partner verantwortlich für die Bewältigung der eigenen Ängste macht (z.B. unter Druck setzt was er*sie zu wollen hat oder tun darf).

Es gibt auch Menschen, die jedes quersitzende Fürzchen sofort zum Thema machen, ohne dieses selber auszuhalten...
Es wir jedes "Problem" sofort angesprochen, und nach "Lösungen" gesucht...
Entwicklung hat, aus meiner Sicht, auch etwas damit zu tun, Situationen und Dinge zu beobachten, und auch mal auszuhalten, um selber ein Gefühl für die Dynamik im eigenen Körper zu bekommen... Was fühlt sich wie an...? Verändert sich etwas, wenn ich dieses Gefühl zulasse, und gegebenenfalls aushalte...? Was verändert sich...? Wo im Körper entsteht welches Gefühl...? Das dauert meist ein paar Minuten, und nicht Stunden...
Ich finde es schwierig, von erwachsenen Mensche einfach jede "Unpässlichkeit" sofort und ungefiltert mitzubekommen...

Es ist nicht einfach, hier einen stimmigen Weg zu finden... Menschen sind unterschiedlich...
Die einen gehen in die "Vermeidung", weil sie das Aushalten kennen, und Angst vor der Konfrontation haben, die anderen gehen in "Transparenz", weil sie die Konfrontation kennen, und Angst vor dem Aushalten haben...

Ungefilterte Konfrontation führt dazu, dass eigener Müll einfach bei anderen deponiert wird... Dies kann Beziehungen genau so sehr belasten, wie Vermeidung...
*******Mind Frau
479 Beiträge
Zitat von *******ata:


Es gibt auch Menschen, die jedes quersitzende Fürzchen sofort zum Thema machen, ohne dieses selber auszuhalten...
Es wir jedes "Problem" sofort angesprochen, und nach "Lösungen" gesucht...
Entwicklung hat, aus meiner Sicht, auch etwas damit zu tun, Situationen und Dinge zu beobachten, und auch mal auszuhalten, um selber ein Gefühl für die Dynamik im eigenen Körper zu bekommen... Was fühlt sich wie an...? Verändert sich etwas, wenn ich dieses Gefühl zulasse, und gegebenenfalls aushalte...? Was verändert sich...? Wo im Körper entsteht welches Gefühl...? Das dauert meist ein paar Minuten, und nicht Stunden...
Ich finde es schwierig, von erwachsenen Mensche einfach jede "Unpässlichkeit" sofort und ungefiltert mitzubekommen...


Fun Fact - für mich entsteht Nähe und Verbundenheit wenn mein Partner mir die kleinen quersitzenden Fürzchen mitteilt. Weil ich dadurch dafür sensibilisiert werde dass er*sie auch nur ein Mensch ist und ich merke dass ich nicht die einzige Person mit Defiziten und irrationalen Ängsten bin. Und im Umkehrschluss traue ich mich dann auch vermeintlich kleine, lächerliche Ängste und Unsicherheiten mitzuteilen. Manchmal stellen die sich wirklich als klein und lächerlich raus. Manchmal steckt da aber tatsächlich aber was größeres dahinter, was mir gar nicht bewusst war weil ich mich nicht getraut habe alleine hinzuschauen oder mich jemand anderen zu offenbaren.

Ich arbeite natürlich auch an mir selbst und an Selbstannahme und daran alleine mit Dingen einen Umgang zu finden. Aber meine Eltern waren auch nur Menschen und konnten mir diesbezüglich nicht alles mitgeben. Deswegen bin ich dankbar Partner und Freunde zu haben die mir dabei helfen meine Fähigkeiten diesbezüglich zu erweitern und mich mit meinen Unsicherheiten und Ängsten annehmen. Egal wie lächerlich diese erscheinen mögen. Und davon gebe ich gern was zurück. Weil ich weiß wie schwer es manchmal ist wichtiges von Unwichtigen zu trennen wenn man im Rausch der Gefühle ist.

Menschen mit ihren Ängsten anzunehmen heißt übrigens nicht dass ich keine Grenzen habe und mich zur Zielscheibe für krasse Szenen und Wutausbrüche mache und diese über meine Grenzen hinaus aushalte. Hier setze ich Grenzen wenn es über das erträgliche Maß geht. Aber ich maße mir nicht an über die Wichtigkeit oder Unwichtigkeit dieser Gefühle zu urteilen. Denn es sind nicht meine und ich weiß als Außenstehender nicht was dahinter steckt. Ernst nehmen oder den anderen sein lassen heißt nicht alles aushalten oder mitmachen.
****on Mann
16.108 Beiträge
Zitat von *******ata:
Entwicklung hat, aus meiner Sicht, auch etwas damit zu tun, Situationen und Dinge zu beobachten, und auch mal auszuhalten

Natürlich. Dies einfach mal aushalten:

Zitat von *******ata:
Ich finde es schwierig, von erwachsenen Mensche einfach jede "Unpässlichkeit" sofort und ungefiltert mitzubekommen...

Ich finde es gut, all dies mitzubekommen und auszuhalten. Informationen über die Befindlichkeiten meiner Umwelt verhindern größere Dramen.
*******Mind Frau
479 Beiträge
Kleine Ergänzung: Wenn übrigens jemand wiederkehrende Ängste hat, mit denen er*sie nicht allein fertig wird und die auch ich als Partner bzw. Freund auffangen kann ohne dass es an meine Grenzen geht empfehle ich übrigens immer professionelle Hilfe zur Unterstützung. Erfahrungsgemäß sind diese Ängste allerdings selten lächerlich. Meist steckt da was größeres dahinter was es dem Betroffenen schwer macht sie allein zu überwinden.
*******ata Frau
1.152 Beiträge
@*******Mind

Für mich kommt es sehr auf die Menge der "Fürzchen" an...

Wenn egal in welchen Lebensbereichen, mehr "Fürzchen", als "frische Luft" vorhanden sind, dann wird es für mich schwierig...
Dann werde ich mich irgendwann aus dieser Verbindung zurückziehen, weil ich nicht mehr atmen kann...

Ich nehme diese Gefühle durchaus Ernst... Gefühle sind Gefühle... Was wir empfinden, empfinden wir...
Ich kann oft auch gut damit umgehen... Manchmal wird es mir zu viel, weil ich dann zur Auffangstation "negativer" Gefühle werde, die mit mir nichts zu tun haben...
Ich sage hier bewusst "negative" Gefühle, da die "positiven" Gefühle praktisch nicht zum Thema werden...
Das heisst, es entsteht eine Negativspirale innerhalb einer Verbindung, bei der die eine Person darauf besteht, sich mitteilen zu dürfen, weil sie sich sonst nicht Ernst genommen fühlt, und die andere Person dies Auszuhalten hat, ansonsten wird sie in die "Täterrolle" verfrachtet...

Scheitert die Verbindung, fühlen sich beide Seiten unzulänglich...
*******ata Frau
1.152 Beiträge
@****on
Zitat von ****on:
Zitat von *******ata:
Ich finde es schwierig, von erwachsenen Mensche einfach jede "Unpässlichkeit" sofort und ungefiltert mitzubekommen...

Ich finde es gut, all dies mitzubekommen und auszuhalten. Informationen über die Befindlichkeiten meiner Umwelt verhindern größere Dramen.

Das kann ich durchaus nachvollziehen...
Mir geht es vor allem um (gefühltes) Ungleichgewicht...
Wenn einige Personen sich ausschliesslich mitteilen, und andere ausschliesslich aushalten, ist aus meiner Sicht ein ungutes Gefälle in einer Verbindung...
*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *******Mind:


Jain - Angst wird vor allem durch Vermeidung aufrechterhalten. Transparenz einfordern würde ich nicht dazu zählen, denn das ist für mich das Gegenteil von Vermeidung. Man stellt sich der Angst und fordert Gewissheit ein über die man prüfen kann inwieweit die eigenen Befürchtungen wirklich der Realität entsprechen.
In meinen Augen gibt man sich damit der Angst hin. Speziell mit „fordern“. „Gewissheit“.
Gewissheit worüber denn? Man steckt ohnehin nicht drin und bekommt das mit, was der andere erzählt.
Vergleiche „Gewissheit fordern“ und „Neugier, Interesse bekunden“.
„Ich würde gerne erfahren, wie es war, wie du es erlebt hast und was du darüber denkst.“

Dazu gehört für mich die Akzeptanz, dass ich eben nicht alles erfahre und das nicht schlechtes sein muss.

Dankbarkeit dafür, dass mein Gegenüber sein Erleben mit mir teilt.


Oder aber den Partner verantwortlich für die Bewältigung der eigenen Ängste macht (z.B. unter Druck setzt was er*sie zu wollen hat oder tun darf).
In dem Moment, in dem ich Transparenz einfordere, mach ich halt genau das. Ich verlange, dass der andere etwas leistet, weil ich selbst Angst habe.

Ich kann meine Angst annehmen und den anderen einfach nur bitten mir zu erzählen. Damit ich meine Befürchtungen mit der Realität konfrontieren kann.


Hier geht es ja nicht um ein isoliertes Geschenk sondern um den Aufbau weiterer intimer Verhältnisse (welcher Art auch immer) und hier finde ich die Haltung dass einen selbst das nicht betrifft kurzsichtig.
Da ist der Kopf halt aber schon weiter als die Realität *zwinker*
Da wird die mögliche Zukunft gleich an diese eine Geste angehängt.
Und eben das sehr stark auf sich selbst bezogen.

Zu diesem Zeitpunkt weiß man noch gar nicht, was passieren wird, ob überhaupt etwas passiert, das einen (tatsächlich) betrifft.

An das Geschenk gleich alles dranzuhängen - ist Hingabe an die Angst.
Deshalb: Es ist „nur“ Angst. Durchatmen. Schauen, was ist denn eigentlich tatsächlich.
Wo bin ich mit meinen Gedanken?
*******ssia Frau
21 Beiträge
Er empfindet nicht „das Falsche“. Gefühle sind Gefühle, und auch in diesem Fall verständlich. Aber für diese Gefühle ist trotzdem nicht Gernot verantwortlich.

Sehe ich auch so, klingt aber bei einigen anders.

Aus meiner Sicht bringt die Beantwortung der ursprünglichen Frage („hat Gernot etwas falsch gemacht?“) niemanden so richtig weiter.

Aus meiner Sicht auch nicht 😉
*******Mind Frau
479 Beiträge
@*******ata

Das kann ich absolut verstehen und das ist ein Thema (Gleichgewicht was die Emotionsarbeit angeht) an dem ich selbst auch dran bin. Ich denke nur dass in dem Fall Abgrenzung besser ist als Abwertung. Also eben klar zu machen dass man nur ein bestimmtes Maß an Emotionsarbeit leisten kann und möchte und ggf. dafür Regeln vereinbaren (z.B. dafür feste Zeiten vereinbaren). Auch ein Ungleichgewicht kann man als Problem thematisieren.
*********eeker Mann
1.507 Beiträge
Eifersucht ist ein völlig normales Gefühl. Der Wunsch nach Kontrolle, wenn das Vertrauen in die Beteiligten und die Situation fehlt, absolut nachvollziehbar. Aber eben nicht die Folge von Gernods und Veronikas Fehlverhalten.

Gefühle und Befindlichkeiten werden viel zu hoch gehängt. Man fühlt sich manchmal wie in einer Welt voller Kleinkinder ohne jede Impulskontrolle. Wir sind beleidigt, verletzt und nicht ausreichend in unserer Individualität wert geschätzt.

Geduld mit sich selbst und den eigenen Impulsen zu haben, nennt man erwachsen zu werden. Ich muss nicht jedes Bedürfnis erfüllt bekommen, ausdrücken oder auch nur für mich selbst annehmen.
*******Mind Frau
479 Beiträge
Zitat von *******ich:

In meinen Augen gibt man sich damit der Angst hin. Speziell mit „fordern“. „Gewissheit“.
Gewissheit worüber denn? Man steckt ohnehin nicht drin und bekommt das mit, was der andere erzählt.
Vergleiche „Gewissheit fordern“ und „Neugier, Interesse bekunden“.
„Ich würde gerne erfahren, wie es war, wie du es erlebt hast und was du darüber denkst.“

Dazu gehört für mich die Akzeptanz, dass ich eben nicht alles erfahre und das nicht schlechtes sein muss.

Was heißt denn für dich sich der Angst hingeben? Nehmen wir mal folgendes Beispiel: Ich habe die Befürchtung dass jemand den ich treffe und der in einer Beziehung ist seinem anderen Partner gegenüber nicht offen und ehrlich ist was unser Verhältnis angeht - das einfach auszuhalten und keine Transparenz einfordern würde an meinen Bedürfnissen vorbei gehen. Denn ein wichtiger Grundsatz für mich in Beziehungen ist Transparenz allen Partnern gegenüber (was ich im übrigen auch immer von Anfang an klarmache).

Wenn mich diese Angst nicht loslässt würde ich das ansprechen und explizit danach fragen, weil die Tatsache dass sich die Befürchtung als wahr erweist für mich nicht akzeptabel wäre. Wenn mir der andere darauf keine Antwort geben möchte oder kann muss ich das sicherlich akzeptieren. Aber ich kann dann auch basierend auf dieser Erkenntnis Entscheidungen für mich selbst treffen und z.B. ablehnen die Person weiter zu treffen weil das grundlegende Bedürfnis nach Transparenz nicht erfüllt ist.

Genauso kann ich handeln wenn sich die Befürchtung als wahr herausstellt, denn nicht jede Angst ist unbegründet. Wenn hingegen herauskommt dass alles transparent abläuft kann ich beruhigt sein. Ich habe meine Angst überprüft und kann mich jetzt mit gutem Gewissen selbst beruhigen wenn die Angst wieder hoch kommt.

Es mag auch Fälle geben in denen ich Unklarheiten oder fehlende Antworten akzeptieren und aushalten kann. Ich gehöre aber in der Regel nicht zu den Leuten die wegen kleiner Kinkerlitzchen Transparenz einfordern. Wenn dann geht's schon um wichtige Grenzen oder Bedürfnisse.




In dem Moment, in dem ich Transparenz einfordere, mach ich halt genau das. Ich verlange, dass der andere etwas leistet, weil ich selbst Angst habe.

Liebe ist bedingungslos, Beziehungen sind es nicht. Beziehungen basieren in der Regel auf Verhandlungen, Absprachen und Grenzsetzungen die durch die Partner vereinbart und festgelegt werden. Wenn mir Transparenz bezüglich gewisser Dinge wichtig ist bzw. eine Bedingung darstellt damit eine Beziehung für mich funktioniert kann ich das vorab kommunizieren. Der andere kann das ablehnen und ich kann entscheiden ob ich trotzdem etwas eingehen will oder nicht. Wenn der andere mir aber zusagt das erfüllen zu wollen, so werde ich definitiv darauf bestehen und das ggf. auch einfordern. Nicht mit dem Holzhammer, aber schon mit einer Wertlegung darauf dass Vereinbarungen eingehalten werden (oder man muss eben neu verhandeln).


Da ist der Kopf halt aber schon weiter als die Realität *zwinker*
Da wird die mögliche Zukunft gleich an diese eine Geste angehängt.
Und eben das sehr stark auf sich selbst bezogen.

Zu diesem Zeitpunkt weiß man noch gar nicht, was passieren wird, ob überhaupt etwas passiert, das einen (tatsächlich) betrifft.

Das schließt doch nicht aus dass man sich nicht trotzdem mit dem Gedanken auseinandersetzen kann oder? Denn irgendwann wird sicher in so einer Konstellation der Tag kommen an dem der Fall eintritt und sich mehr als eine Bekanntschaft entwickelt. Ganz ehrlich ich erlebe viele Paare die sich zwar öffnen wollen aber vorab viel zu wenig mit diesen Eventualitäten auseinandersetzt haben. Und dann geht das Drama los sobald eine weitere Person hinzukommt, weil die Wucht der verschiedenen, zwiespältigen Gefühle zu viel ist und sie das leider nicht aushalten oder annehmen können.
*******ady Frau
624 Beiträge
Zitat von *******Mind:
Zitat von *******ich:

In dem Moment, in dem ich Transparenz einfordere, mach ich halt genau das. Ich verlange, dass der andere etwas leistet, weil ich selbst Angst habe.

Liebe ist bedingungslos, Beziehungen sind es nicht. Beziehungen basieren in der Regel auf Verhandlungen, Absprachen und Grenzsetzungen die durch die Partner vereinbart und festgelegt werden.

*top* Man kann nicht "einfordern", dass die eigenen Bedürfnisse ernst genommen werden. Wenn die Person nicht auf meine kommunizierten Bedürfnisse eingeht, tut sie es auch nicht, wenn ich das "einfordere". Diese Person ist dann für eine echte langfristige Beziehung mit mir ungeeignet, egal wie liebenswert, charmant und passend diese Person ansonsten sein mag. Es ist egal, ob es in Mono- oder Polybeziehungen passiert.
*********eeker Mann
1.507 Beiträge
Zitat von *******ady:
Wenn die Person nicht auf meine kommunizierten Bedürfnisse eingeht, tut sie es auch nicht, wenn ich das "einfordere". Diese Person ist dann für eine echte langfristige Beziehung mit mir ungeeignet, egal wie liebenswert, charmant und passend diese Person ansonsten sein mag.

Das ist aber sehr egozentrisch. Der Partner muss auf meine Bedürfnisse eingehen? Immer? Sonst ist eine langfristige Beziehung nicht denkbar? Das klingt nach dem monogamen Anspruchsdenken an den Partner.

Wir alle haben Bedürfnisse, die nicht vom Partner erfüllt werden. Auf die der Partner nicht eingehen kann und auch nicht will. Ich und nur ich bin für den Umgang mit meinen Bedürfnissen verantwortlich. Ich hoffe viel mehr, dass meine Partner mir ihre Grenzen mitteilen und von sich aus Nein sagen zu meinen Bedürfnissen.

Bedürfnisbefriedigung ist doch nicht Aufgabe von Partnerschaft und Beziehung. Als Kind ist solch eine Haltung normal und gut. Als Erwachsener ungesund und kindisch.

Wenn ich montags nach einem langen Tag mit unzähligen Meetings nachhause komme, ist mein Bedürfnis Ruhe und Entspannung. Aber die anderen hatten auch einen vollen und harten Tag. Trotzdem muss Essen auf den Tisch. Die Kinder wollen von ihrem Tag berichten, die Vokabeln für den Test am nächsten Tag müssen noch abgehôrt werden Die Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen werden. Mein Bedürfnis hat in der Situation so überhaupt keine Wichtigkeit.
*********rgara Frau
7.230 Beiträge
Jeder hat Bedürfnisse und für sich zu sorgen ist auch ein Teil der Selbstverantwortung.

Beziehung umfasst für mich auch immer gegenseitig Bedürfnisse befriedigen. Ich gehe keine ein, in der ich ausgenutzt werde. Und Selbstschutz ist für mich nicht egozentrisch, sondern gesund.

Es braucht ein Gleichgewicht. Wie überall. Dafür ist es wichtig seine Bedürfnisse und Grenzen zu kennen und sich gegenseitig mitzuteilen und Lösungen zu finden , wenn sie nicht zusammen passen.
*******Mind Frau
479 Beiträge
@*********eeker

Ich denke jedes Bedürfnis hat seine Wichtigkeit. Auch dein Bedürfnis nach Ruhe. Ansonsten entsteht irgendwann ein Ungleichgewicht bzw. Unzufriedenheit. Man kann Bedürfnisse aufschieben wenn es gerade überhaupt nicht passt, aber sie verschwinden nicht einfach so.

Im übrigen ging es in dem Gespräch um grundlegende Bedürfnisse hinsichtlich des bewussten eingehens sozialer Bindungen. Und auch wenn das total unromantisch klingt - soziale Bindungen geht man in der Regel immer aufgrund irgendwelcher Bedürfnisse ein. Allein schon weil für uns als Säugetiere soziale Bindung an sich ein Grundbedürfnis sind.

Und nein niemand muss hier irgendwas erfüllen. Es geht lediglich um Bewusstsein und offene Kommunikation der Bedürfnisse. Und ja diese können manchmal auch eine Bedingung dafür sein dass man in eine soziale Beziehung investiert. Ich finde es immer besser sowas offen zu sagen, denn so habe ich als Gegenüber die Möglichkeit zu entscheiden ob ich auf diese Bedürfnisse eingehen kann und möchte. Schlimmer finde ich wenn hingegen nichts kommuniziert wird und ich mich plötzlich mit Frust und Ärger konfrontiert sehe weil Erwartungen und Bedürfnisse nicht erfüllt wurden. Wenn man um etwas bittet oder danach fragt ist die Chance größer dass man es bekommt. Und ja man hat in Beziehungen jederzeit die Freiheit zu gehen wenn grundlegende Bedürfnisse nicht erfüllt sind. So wie man auch die Freiheit hat die Erfüllung gewisser Bedürfnisse abzulehnen.
******Fox Mann
2.217 Beiträge
Für mich geht es bei "kommunizierten Bedürfnissen" nicht per se umś erfüllt, sondern zuerst mal umś verstanden werden. Wenn ich mich gesehen fühle, dann reicht mir das gewöhnlich, ich muss nichtś mehr "haben" wenn ich gesehen wurde. Das betrifft für mich auch jeden Pfurz der quer sitzt.

So kann ich mich angenommen fühlen ohne das mein Gegenüber irgend was anders machen muss. Und das ist keine Einbahnstraße, das funktioniert zumindest in meiner Wahrnehmung nur wechselseitig.
*******ady Frau
624 Beiträge
Zitat von *********eeker:

Das ist aber sehr egozentrisch. Der Partner muss auf meine Bedürfnisse eingehen? Immer? Sonst ist eine langfristige Beziehung nicht denkbar? Das klingt nach dem monogamen Anspruchsdenken an den Partner.

Ich finde, monogam oder polyamor ist hier zweitrangig. Ich persönlich bin in der Lage, auf grundlegende Bedürfnisse mehrerer Partner einzugehen. Und "immer" habe ich nicht gesagt -- "immer" gibt es nämlich gar nicht.

Allerdings, wenn grundlegende Bedürfnisse (wichtig: grundlegend!) von zwei oder mehr Personen unvereinbar sind, dann kann es keine echte langfristige Beziehung zwischen diesen Personen geben. Dann gibt es ständig nur Streit und Leid, und Achterbahn der Emotionen.

Diese Erkenntnis ist relativ neu für mich. Ich habe früher versucht, durch "aushalten" einige meine Bedürfnisse herunterzuspielen. Ich wusste noch nicht, dass sie grundlegend sind. Jetzt weiß ich das, und achte darauf.
Profilbild. Ausschnitt aus "Schattenriss" von 
https://www.joyclub.de/my/1634705.lightartist.html

Oriiginalbild siehe Album.
****a73 Frau
4.053 Beiträge
Zitat von *******ich:

„bloß Kontrollsucht, nur fehlendes Selbstvertrauen“ - das wertet ja nicht ab. Es drückt aus, dass diese Dinge nicht so wild sind. Dass man sie benennen kann ohne sie auf einen Sockel stellen zu müssen.

Meines erachtens nach zwar grundsätzlich richtig aber zu Beginn einer solchen Konstellation nicht realistisch.

Diese Dinge sind am Anfang eben doch "so wild" für die Beteiligten und das sollte man ernst nehmen und nicht unterdrücken weil es vom Idealbild abweicht.

Das Empfinden von Menschen ist sehr unterschiedlich, ich habe einen Partner der alles was ich mit anderen mache wissen will um sich gut zu fühlen, wobei dem Info danach durch mich reicht und Deine Partnerin hat Dir ja alles erzählt, ich sehe die Pflicht zur Kommunikation hier klar bei ihr nicht bei Gerold, da er im Bezug auf sie ja (noch) keine Verbindung zu Dir hat.
Ein Anderer empfand zu viel Info über die Interaktion mit anderen als belastend, für ihn wäre die Info auf welchem Weg die Kontaktaufnahme stattgefunden hat schon ein Tick zu viel gewesen, die Info "jetzt sind wir auch in direkter Verbindung" von mir wäre für ihn die passende Dosis gewesen.
Einem ist das völlig egal wieviel kommuniziert wird, ich kann bei Redebedaf alles haarklein mitteilen oder auch nur grob die Info "mit xy entwickelt sich was" in den Raum stellen.
Das hat natürlich auch etwas mit Selbstvertrauen zu tun, letzterer hat gewiss das meiste.

Idealerweise klärt man solche Befindlichkeiten vorher ab, bespricht das im Gefüge, aber das ist manchmal schwer, da einem die eigenen Wünsche erst klar werden wenn man merkt was sich ungut anfühlt.

Verabschiede Dich aber vom Gedanken, daß weitere Partner Deiner Frauen sich vor Start direkt mit Dir in Verbindung setzen oder gar um Einverständnis fragen. Direkte Kommunikation der nur über andere verbundenen die nicht miteinander verbunden sind entsteht meiner Erfahrung nach erst nach Stabilisierung der neuen Verbindung.
*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *******Mind:

Was heißt denn für dich sich der Angst hingeben? Nehmen wir mal folgendes Beispiel: Ich habe die Befürchtung dass jemand den ich treffe und der in einer Beziehung ist seinem anderen Partner gegenüber nicht offen und ehrlich ist was unser Verhältnis angeht - das einfach auszuhalten und keine Transparenz einfordern würde an meinen Bedürfnissen vorbei gehen. Denn ein wichtiger Grundsatz für mich in Beziehungen ist Transparenz allen Partnern gegenüber (was ich im übrigen auch immer von Anfang an klarmache).
Hier wäre die grundlegende Frage, ob du Angst empfindest bei dem Gedanken, dass dein Partner nicht offen spielt.
Wenn es sich um einen moralischen Grundsatz handelt, der aber an und für sich nicht angstauslösend ist - ist das kein Hingeben.
Wenn ich zB Angst empfinde, weil mein Geliebter (möglicherweise) mit einer anderen irgendetwas hatte - und ich fordere nun ein darüber XYZ zu erfahren (je nach gewünschter Transparenzstufe), dann agiere ich in dem Moment meine Angst aus.
Meine Angst erzeugt das Bedürfnis „zu wissen“, weil sie nach Sicherheit trachtet.
Das einzufordern wäre Hingeben. Es füttert die Angst, auch wenn sie kurzfristig besänftigt wird.
Hingegen wäre ein mutiger Akt, dieses Bedürfnis wahrzunehmen und bei passender Gelegenheit zurückhaltend und neugierig zu fragen. Mit der Wahrnehmung, dass mir das Angst macht, ich gerne mehr erfahren würde und dennoch respektiere, dass mein Gegenüber evtl nicht viel oder mir unangenehme Dinge preisgeben will.

Schwierig so zu erklären. Für mich ist das in der Empfindung so, als ob ich einem inneren Druck nachgebe und nach etwas dürste, wenn ich die Angst ausagiere. Es fühlt sich in dem Moment befriedigend und „berechtigt“ an.
Andersrum, „mutig“ sein, erfordert ein inneres Eingeständnis und Handlung, die mich Überwindung kostet. Ich nehme meine innere Unruhe wahr, mein Bedürfnis nach „Sicherheit“ und verhalte mich dennoch so, wie es „richtig“ wäre. Es fühlt sich zwar richtig an, nur halt nicht so richtig gut.

Liebe ist bedingungslos, Beziehungen sind es nicht.
Du sagst es selber, „in der Regel“.

Ich lebe eine regelfreie Beziehung, es existiert keine „Bedingung“.
Seit 2 Jahren und 3 Monaten.

Regeln bieten eine Scheinsicherheit. Wir verlassen uns darauf und verdrängen derweil, dass keine Regel der Welt mich oder ein anderes Individuum davon abhält, diese zu brechen.

Das ist auch kein Urteil. Ich habe den Eindruck, dass du oder auch andere das ein wenig „rechtfertigen“.
Dazu besteht keine Notwendigkeit.
Falsch oder Richtig sind sehr relative Bewertungen.

Mir gehts nur darum, die Realität möglichst beim Namen zu nennen (soweit das aus der eigenen Positio heraus halt möglich ist) *nixweiss*
Erst das ermöglicht es einem, evtl. Änderungen anzustreben oder selbst einen Haken dahinter zu setzen oder zu sehen, dass es auch anders sein könnte.

Ich gebe mich auch immer wieder irgendwelchen Ängsten hin *gg*
Ich bin froh, wenn ichs bemerke. Dann kann ich besser entscheiden, wie ich damit umgehe.

Einfach weil ich sonst Dinge tue, die ich im Grunde, aus einer Ruheposition heraus, nicht für richtig halte. Gemessen an meiner Moral, an meinem inneren Kompass.

Der ist bei jedem verschieden.

Jeder hat unterschiedliche Ziele.


Und zum Punkt Bedürfnisse:
Die nehmen wir auf Grund unserer Gefühle wahr.
Und die können sich irren.
Gefühle geben meine Einschätzung wieder und nicht zwingend die Realität.
Ich empfinde (nahezu gleiche) Situationen ganz unterschiedlich.
Und auch wenn ich etwas permanent sehr ähnlich fühle und so ein gewisses Bedürfnis habe, kann ich da einfach „falsch“ liegen. Das Ganze falsch interpretieren. Manchmal merkt man nach vielen Jahren, dass man da mit etwas falsch lag.

Das findet man nur raus, wenn man sich diese Möglichkeit offen lässt. Was passiert, wenn ich die Bedürfnisbefriedigung aufschiebe, was wenn ich sie für weniger wichtig oder gänzlich belanglos erkläre?
Was, wenn ich einfach nicht tue, wonach es mich gerade innerlich drängt?

Das eröffnet einfach Möglichkeiten. Die muss man nicht gehen, nicht sehen, nicht wollen.
Es ist nur gut zu wissen, dass es sie gibt. Falls man mal nicht weiter weiß, immer wieder am (für einen persönlich) „falschen“ Punkt angelangt.
*******enig Mann
8.600 Beiträge
Sorry, aber die ganze Diskussion über Konfrontation und Vermeidung erscheint mir sinnlos, solange der TE, von dem ich übrigens schon länger keine Kommentare gelesen habe (vielleicht, weil es ihn nicht interessiert?) nicht bereit ist, seine Beziehung zu beschreiben, geschweige denn konfrontieren. Was der eine aushält und der andere für notwendig erachtet, wird wohl immer individuell sein, weshalb es wenig Sinn haben dürfte, diesbezüglich Empfehlungen oder gar Vorgaben zu machen.

Da im Eröffnungsbeitrag danach gefragt wurde, ob das Verhalten von Gerold unangemessen sei, hier meine persönliche Meinung dazu: Nein, ist es nicht.
*******Mind Frau
479 Beiträge
Zitat von *******ich:

Hier wäre die grundlegende Frage, ob du Angst empfindest bei dem Gedanken, dass dein Partner nicht offen spielt.

Die Gefahr dass persönliche Grenzen verletzt werden könnten, erzeugt in mir natürlich Angst und Unwohlsein. Mit "einfordern" meine ich auch nicht reaktives Verhalten, sondern die Befürchtung mitteilen und auf das Bedürfnis nach Klarheit verweisen (Schlüsselwort "Ich-Botschaften": ich bleibe natürlich bei mir und meinen Bedürfnissen und mache daraus kein "Du musst") mit einem klaren Hinweis auf die vorab getroffenen Vereinbarungen die für mich eine Bedingung dafür waren, dass ich gewisse Sachen eingegangen bin. Ggf. spreche ich auch die Gründe für meine Befürchtung an. Das neugierig und unbeschwert zu kommunizieren obwohl es für mich ein grundlegendes Bedürfnis ist, käme mir nicht authentisch vor, bzw. in meinen Augen gibt man damit der Angst davor nach seine tatsächlichen Gefühle bzw. die eigene Verletzlichkeit zu zeigen.

Gut fühle ich mich dabei tatsächlich nicht. Mich kostet es wahnsinnig viel Überwindung das zu tun und ich habe das in der Vergangenheit deshalb oft vermieden bzw. mir Situationen schön geredet nach dem Motto: "Wird schon. Ich übertreibe bestimmt.", da es für mich persönlich immer der einfachere Weg war meine Ängste einfach runter zu regulieren statt sie offen mitzuteilen oder zu prüfen (ich habe große Probleme damit Angst und Unsicherheit vor anderen offen zu zeigen). Das ging sogar so weit dass ich wiederholt in der Depression gelandet bin, weil ich meine Bedürfnisse und Gefühle irgendwann gar nicht mehr wahrnehmen konnte.

Seit ich da offener bin ist mein Bezug zu meinen Gefühlen viel besser geworden. Und die Angst vor intimen Beziehungen auch, da ich in besserer Verbindung mit mir selbst und meinen Bedürfnissen bin. Und für mich fühlt es sich tatsächlich genau so an wie du beschreibst. Richtig, aber nicht unbedingt befriedigend oder gut (das gute Gefühl kommt erst wenn ich mir bewusst mache, dass das was ich getan habe gerade sehr mutig war und ich merke dass es meine Beziehungen positiv beeinflusst wenn ich klar kommuniziere).


Regeln bieten eine Scheinsicherheit. Wir verlassen uns darauf und verdrängen derweil, dass keine Regel der Welt mich oder ein anderes Individuum davon abhält, diese zu brechen.

Für mich sind gemeinsame Regeln eine Art Commitment der Beziehungsgestaltung. An dem sich beide Partner oritieren und sich bemühen sie umzusetzen. Natürlich hat man keine Sicherheit dass sie eingehalten werden, aber wenn man nur deswegen keine Regeln aufstellt gibt man ein wichtiges Werkzeug zur bewussten Beziehungsgestaltung auf.

Nehmen wir als ganz basales Beispiel mal die Vereinbarung, dass die Beziehung offen bzw. nicht-monogam ist. Natürlich habe ich keine Sicherheit dass mein Partner mir in der Bezeihungspraxis diese Freiheit wirklich gewährt und sich nicht querstellt. Aber wenn das passiert kann ich auf die Vereinbarung verweisen, die für mich Bedingung war diese Beziehung einzugehen. Wenn sich herausstellt dass er*sie diese nicht einhalten kann und möchte (oder sich zumindest darum bemüht) steht es mir frei Konsequenzen zu ziehen und mich z.B. zu trennen. Oder aber wir verändern diese Vereinbarung, wenn ich dazu bereit bin einen Kompromiss diesbezüglich einzugehen.



Was passiert, wenn ich die Bedürfnisbefriedigung aufschiebe, was wenn ich sie für weniger wichtig oder gänzlich belanglos erkläre?
Was, wenn ich einfach nicht tue, wonach es mich gerade innerlich drängt?

Meiner Erfahrung nach kanalisiert sich dieses Bedürfnis dann auf andere Art und Weise und versucht sich so Gehör zu verschaffen. Z.B. durch Unausgeglichenheit oder Unzufriedenheit.
*****al4 Mann
797 Beiträge
Ich habe Frau Wesentlich so verstanden, das sie das Bedürfnis sehr wohl hört bzw mehr noch sogar bewusst wahrzunehmen versucht. Bei mir allerdings funktioniert kein „Nein“. Im Gegenteil versuche ich dann bewusst, eine Alternative zu leben, dh auszuprobieren, was denn passiert, wenn ich einen anderen Handlungsstrang wähle. Das ist oft faszinierend, weil eben oft nichts passiert — also nichts Schlimmes. Ist spannend, weil es eben so viel mehr Spielraum gibt. In der Geschichte von Gerard wäre das zum Beispiel so, das ich meine Angst, meine Unsicherheit wahrnehmen würde und mein Bedürfnis nach Sicherheit eben auch. Dann aber eben nicht in die für mich übliche Strategie gehen würde, das Verhalten als unangemessen zu bewerten und über die Opferpositionierung mir noch irgendwen suche, der mich bestätigt, das wirklich irgendwer falsch gehandelt hat und ich in meinen Bedürfnissen wieder mal nicht gesehen wurde. Sondern mutig einfach mal ausprobiere, mein Gefühl auszuhalten, mein Bedürfnis wahrzunehmen und zuschaue und dann meine Aufmerksamkeit auf den anderen richte, wie es ihm/ihr so ergeht und was sie gerade so lebt. Vielleicht nehme ich dann wahr, das die beiden garnicht gegen mich, sondern nur für sich gehandelt haben und es null Grund gibt, das ich in meine Unsicherheit eintauche.
Also, ich interpretiere Gerard jetzt nicht, sondern habe sie nur so ausgemalt, wie ich das für mich auch gut kenne; habe also mich beschrieben und nicht Gerard.
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