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Anspruch an eine Polybeziehung

****jut Mann
339 Beiträge
@****ce

Kaiserschmarrn:
Für mich birgt der Gedankengang von Venice79 folgendes Problem: wenn ich jemand aussuche im Hinblick auf eine Ergänzung bestehender Strukturen und das auch so vermittle, dann wird dieser Hinzukommende (meiner Meinung nach völlig zu Recht) auch das Gefühl haben, die Nr. 2 zu sein. Wenn nicht mehr die Bereitschaft besteht, bestehende Strukturen in Frage zu stellen, einfach weil jemand neues jetzt dazugehört, dann nimmt man dieser (neuen) Beziehung meiner Meinung nach Chancen und Perspektiven.


?
Von welchen Strukturen sprichst Du da? Die einzige nicht diskutable Struktur ist, daß mein Mann dabei ist und bleibt und ich mit ihm Alltag teilen möchte und werde, wenn irgend möglich. Wenn sich jemand deswegen zweitrangig fühlt, dann bin ich dabei ganz entspannt - DAS steht einfach nicht zur Debatte. *g*

tja, dem will ich mal jetzt nichts hinzufügen . . . *kopfklatsch*

eigentlich müsste ich noch mehr von den beiträgen hier reinkopieren und dann verbindungen zu anderen themen herstellen mit den entsprechenden beiträgen, die hier klasse reinpassen . . .

ich erinnere mal an : Ungleichgewicht in Poly- Beziehungen . . .

inzwischen geht ja dieser thread wieder in eine andere richtung . . .


ich beteilige mich ja eher selten an den threads und lese diese nur und muss meistens nur mit dem kopf schütteln . . .
da ich nicht verstehen kann, wie es so viele menschen gibt, die sich etwas selbst vormachen, daran auch noch glauben und sich selbst belügen . . .

nur ganz vereinzelt gibt es hier mitglieder die wissen was sie schreiben und sich selbst und anderen nichts vormachen . . .

vor diesen thread hab ich mir den thread, Diskussion AngelKid um Aufnahme, durchgelesen . . .
da kann ich auch nur aua sagen und vielen nur sagen, schämt euch . . . insbesondere die mods . . .
und ihr wollt tatsächlich polys sein . . .

und das wars auch schon . . .
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
Themenersteller 
nach den erfahrungen, die ich mit meinen bisherigen beziehungen gemacht habe, bin ich anspruchsvoller geworden. anspruchsvoller was ihre lebenshaltungen und unsere gemeinsamkeiten angeht. insbesondere in der frage ob es eine monogame person sein kann mit der ich eine beziehung eingehe hat sich für mich zunehmend mit einem nein beantwortet. nach einige heftigen erlebnissen habe ich für mich entschieden, dass ein potenzieller partner aus sich heraus poly sein sollte oder zumindest eine sehr offene und reflektierte haltung haben sollte (was sich mit monogam sein nicht immer zwingend ausschließt, aber leider oft).

Nochmal dazu, weil das in mir arbeitet. Den Anspruch, daß jemand poly sein soll oder entsprechend offen/reflektiert sehe ich als einzigen dazugekommenen Anspruch. Oder eigentlich ... ersetzten Anspruch? Früher wäre es Treue im herkömmlichen Sinne gewesen, heute ist es polyamores Denken/Fühlen (eigentlich ... PLUS die Selbstreflektiertheit, aber ja, das eine kommt wohl meist mit dem anderen, sonst funktioniert es eben nicht). Aber es verdutzt mich schon, wenn ich jetzt in der Rückschau mir das so ansehe, daß ich mich nie bei einem Menschen, in den ich mich seit der Öffnung unserer Ehe verliebt habe, gefragt habe "Wenn es keinen Mann sonst mehr auf der Welt gäbe, wäre ich erfüllt mit diesem Menschen, glücklich?". Es gab jemanden, den ich liebe, wirklich liebe, mit dem ich mir Alltag gewünscht hätte - auch wenn es wohl nicht geklappt hätte, wir können beide sehr störrisch sein *lach* - und die Zeit, die wir sowohl getrennt als Freunde aber auch gemeinsam als Beziehung/Affäre (von seiner Seite) verbrachten, hat mich geistig und emotional sehr bereichert und geprägt, sexuell auch vieles eröffnet. Und ich glaube, das kam dem am Nächsten, dem "DER" Mann. Es gab jemanden, mit dem ich so gottverdammt biologisch reagiert habe, daß ich es selbst nicht fassen konnte - und einfach Kinder wollte. Mit uns das hätte vermutlich nie dauerhaft funktioniert, auch nicht, wenn ich monogam gewesen wäre und in Berlin geblieben, obwohl meine Gefühle sehr tief waren, es noch immer sind. Es gab die kurze Beziehung mit hausjut, in der ich erlebte, wie ich mir auch mit einem Mann ohne weitere Beziehung die Situation als center wünsche: friedliches miteinander, statt aneinander zerren. Auch das war eine wichtige und wertvolle Erfahrung.
Und dazwischen viele bereichernde, wertvolle, liebevolle und auch schmerzhafte Kontakte.

ich habe nach meiner entdeckerphase für mich erkannt, dass er mir und meinen partnern gegenüber verantwortungsvoller ist, wenn ich genauer auswähle und nicht jeder nähe oder verliebtheit nachgehe. das sorgt für mehr ruhe und gelassenheit... und weniger drama!

*ja* Das ist soetwas, das steht für mich jetzt im Raum. Weniger Entdeckungen und weniger Drama in Zukunft? Was will ich und wie steuere ich selber vielleicht unbewußt, was eigentlich passiert?
Venice79, dein Thema hat mich jetzt doch schon nachdenklich gemacht...;) Wenn ich mir überlege, wie es damals war, unter welchen Bedingungen die früheren (mono) Beziehungen liefen, mit welchem Aufwand man sich einander anpassen musste, um als Beziehung zu funktionieren, so kann ich auch nur sagen: Meine jetzige Partnerin ist jene, mit der ich den Alltag leben möchte.

Jetzt frage ich mich, warum eigentlich? Was macht diesen Menschen so besonders, dass ich dieser Beziehung diese Alleinstellung zuteile? Halte ich es für so undenkbar, mit jemand anderen den Alltag leben zu können? Hmmm...

Rückblickend kann ich sagen, dass meine Beziehungen immer dann bemerkenswert kurzlebig waren, wenn ich einen zu großen Adaptionsaufwand betreiben musste. Mein höchst intimes Bedürfnis ist es offenbar, möglichst ich selbst zu bleiben, denn irgendwann in meiner Jugend habe ich bemerkt, dass es mir ausgesprochen schlecht tut, wenn ich mich andauernd entgegen meiner Neigungen verhalten muss. Ergo scheint es bei mir so etwas wie einen "Basistypen" eines Partners zu geben, eben jenen, bei dem ich möglichst wenig aufgebe, möglichst viel Inspiration erfahre und ich mich denjenigen ohne großen Federlesens zur Seite stellen kann. Und wenn dann noch die Genetik schön komplementär ist, dann ist der gemeinsame Nachwuchs nicht nur eine Option, sondern erfreuliche Realität.

Ich stelle mir jetzt die Frage, wie sieht meine Blaupause für den idealen Polypartner aus...und komme zu keinem Ergebnis, zumindest kein klar umrissenes. Verschiedene Konstellationen führen für mich nur zu verschiedenen Konsequenzen. Argh. Ich versuche es mal möglichst reduziert darzulegen: Wenn ich jemanden finde, der ähnlich wenig Anpassung von mir abverlangt, sehe ich eher die Chance, dass es sich nicht nur um meine alleinige "Zusatzbeziehung" handelt, sondern es sich zu einem komplizierteren Mehrfachgefüge entwickelt, da meine - ok, ich sags jetzt einfach mal *schluck*- Hauptpartnerin die geringste Veränderung wahrnehmen würde, bzw. wahrscheinlich die positiven Auswirkungen überwiegen würden, und so das ganze nicht nur akzeptieren, sondern auch begrüßen und vielleicht sogar genießen würde.

Der gegensätzliche Typus, also wenig Alltagstauglichkeit, weil man sich komplett umdrehen müsste, ist für mich auch als Polle außerhalb des Alltags angesiedelt, nur mit dem Unterschied, dass ich mich unter der Prämisse (m)einer existierenden Beziehung durchaus gerade wegen dieser "Andersartigkeit" herrlich davon angezogen fühlen kann. Tja, und interessanterweise entstand hier bereits echter Stress zwischen meiner Partnerin und mir. Obwohl nicht mal der Anflug einer "regelungsbedürftigen Destabilisierung" vorlag...;)

Hurra, ich kann jetzt Resümieren:) Für mich scheint es bisher ein notwendiges Kriterium gewesen zu sein, mit eher alltagstauglichen Menschen langfristig angelegte Beziehungen zu leben. Ohne Alternativen, da ich vor der jetzigen Partnerin niemanden mit dem "offenen etwas" gefunden hatte, ich also nur diese Erfahrung gemacht habe.

In einer geöffneten Beziehung scheint es mir egal zu sein, da ich irgendwie alles als Bereicherung sehe, meiner Primärpartnerin ist es nicht so ganz egal...und auf eben dieses "nicht ganz egal" nehme ich ein bisschen Rücksicht, beziehungsweise nehme ich mir viel mehr Zeit, diesen neuen Menschen einzuführen.

Vielleicht könnte man mir das als Anspruchsarmut auslegen ;), ich persönlich halte mich aber schlicht für sehr neugierig, da ich nie vorher wissen kann, welche Aspekte eines anderen Menschen mich triggern.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit übrigens...:D
Anspruch an eine Polybeziehung
@ Ronner..
zuerst möchte ich mal mein Kompliment Dir aussprechen für deinen Beitrag...*top*

und oh wie wahr wenn ich mein sehr bewegtes Leben..mal reflektiere
so kann ich das nur bestätigen..welch einen Aufwand hat man nur betrieben..um in einer mono -Beziehung..das funktionieren..zu gewährleisten..

da ich auch HSP bin und eigentlich schon sehr lange..Polyamore..Gedanken und Gefühle hege...aber in meiner Jugend
erzkonservativ..Bayern...und auch im Rückblick auf mein Alter.. hat solch eine Lebensform nur Missbiligung..Verachtung...und sprichwörtliches Pervers...denn Menschen die solche Gefühle hegen...und es auch noch gewagt haben so etwas kund zu tun!!!!.... und somit auch mir entgegengeschlagen... *gr2*

Sex..verbunden mit Liebe...
ist durchaus eine wunderbare Sache ...und ich auch dazu stehe...
aber die Dogmatik....und der Zwang dieses nur in einer monogamen Beziehung auszuleben...bleibt mir verschlossen und auch ein Rätsel.

Also ging ich auch vor 26 Jahren diesen Weg....einer monogamen Beziehung..EHE...und fügte mich was die sogenannte Ordnung..und die ach so spiesige konservative Gesellschaft..gefordert hat
zeugte zwei Kinder...und lebte eigentlich nur mehr angepasst..und bis auf ein paar Ausnahmen.....die erste Zeit des verliebt sein denn nicht alles ist ja nur schlecht..
und nach der Zeit der Gewohnheit aber bestimmt nicht glücklich..und
konnte meiner Partnerin niemals mein Gedankengut vermitteln..denn das wahr schlicht und einfach Unmoralisch.

Da ich ja nicht ein Einzelwesen bin..und ich Sorge tragen mußte für meine Kinder...lebte ich also dann...wie so viele Beziehungen heute noch laufen und bestehen....mit dem Ergebnis das nach 17 Jahren Ehe...das Ende....und Scheidung...nur mehr die logische Konsequenz sein konnte.

Heute in meinem Singledasein...kann ich Ronner mit seiner Ausage nur recht geben...

Rückblickend kann ich sagen, dass meine Beziehungen immer dann bemerkenswert kurzlebig waren, wenn ich einen zu großen Adaptionsaufwand betreiben musste. Mein höchst intimes Bedürfnis ist es offenbar, möglichst ich selbst zu bleiben, denn irgendwann in meiner Jugend habe ich bemerkt, dass es mir ausgesprochen schlecht tut, wenn ich mich andauernd entgegen meiner Neigungen verhalten muss.

und trotzdem...oder gerade deswegen...als HSP und polyamor frei denkend und liebendender Mann..versuche ich nun meinen Weg zu gehen....!!!!!!

LG...
da Erwin
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
Themenersteller 
Ergo scheint es bei mir so etwas wie einen "Basistypen" eines Partners zu geben, eben jenen, bei dem ich möglichst wenig aufgebe, möglichst viel Inspiration erfahre und ich mich denjenigen ohne großen Federlesens zur Seite stellen kann.
[..]
Der gegensätzliche Typus, also wenig Alltagstauglichkeit, weil man sich komplett umdrehen müsste, ist für mich auch als Polle außerhalb des Alltags angesiedelt, nur mit dem Unterschied, dass ich mich unter der Prämisse (m)einer existierenden Beziehung durchaus gerade wegen dieser "Andersartigkeit" herrlich davon angezogen fühlen kann.
[..]
In einer geöffneten Beziehung scheint es mir egal zu sein, da ich irgendwie alles als Bereicherung sehe

Das kann ich als Zusammenfassung für mich stehen lassen, genau diese Mischung eben auch. Meine langanhaltenden Beziehungen (mehr als 6-7 Monate) waren immer Menschen, die bestimmte grundlegenden Eigenschaften hatten - kurz gesagt, mir so ähnlich waren auch von der persöhnlichen Geschichte (naturwissenschaftlich oder technisches Fach studiert, Vielleser, intensive Beschäftigung mit Psychologie, Kommunikationsstrategien und den ganzen Theorien dahinter, viel gereist und beruflicher Kontakt zu vielen Kulturen) und Charakter (eher rational, durchschnittlich extrovertiert, sehr selbstironisch und reflektiert, sarkastischer bis subtiler oder "harmloser" Humor, ausgesprochen konfliktfähig = sachlicher Umgang mit Konflikten und Gefühlen, eher Rückzug zur Reflektion und dann später nüchternes Gespräch darüber), daß wir uns über viele grundlegende Dinge nicht austauschen MUßTEN, auch wenn wir da vielleicht verschiedene Gründe hatten für unsere Schlüsse, die Schlüsse waren gleich oder sehr ähnlich. Und wir konnten uns dann auf "wichtige" Themen konzentrieren, wenn es um Gespräche und das gegenseite Kennenlernen ging.
Das war immer mein Wurzeln/Ankern in einer Beziehung und mit einem Menschen und für mich sehr wichtig und grundlegend.

Als poly lasse ich mich auf Menschen ein, die völlig gegensätzlich sein können (Bauchmenschen, impulsiv, wenig kopfbetont, kreativ und unbeständig). Insofern schon fast logisch, daß das Drama da vorherbestimmt sein kann? Oder kann ich mein "DER" Partner auch in dieser Welt finden? Wie "weit/breit/lang" bin ich in meiner eigenen Vielfalt, um umfangreiche/tiefgehende Beantwortung/Verbindung in einem anderen Typus finden zu können? Und trotzdem eine stabile Beziehung zu erreichen.

Ich bin im Vergleich zu meinen Partnern ja durchaus manchmal sehr viel emotionaler/impulsiver - auch wenn ich die Impulse einzuschließen neige, Selbstdisziplin. Wut, Trauer oder Ähnliches scheinen meine dauerhaften Partner in der Intensität nicht zu kennen oder zu fühlen, geschweige denn so plötzlich, lassen mich aber ... sehr schweigsam werden und mich zurückziehen, statt sie herausplatzen zu lassen. So daß ein rationaler/ruhiger Umgang damit möglich ist (wenn man mich nicht bedrängt, sondern den Rückzug zum Sortieren respektiert). Und ich bin auch ausgesprochen kreativ, mit meinen Zeichnungen/Entwürfen oder auch Geschriebenem habe ich schon Geld verdient, so ist das nicht. Und die Seite, da fehlt mir eine gewisse Beantwortung, Stimulation, die ich sehr gern auch in einer Beziehung hätte. Läßt sich da gleichwertige Tiefe wie mit meinem Mann finden/aufbauen - oder geht genau das nicht, weil ich unwillkürlich versuche, etwas zu erreichen, was eben nur durch den Typ meines Mannes und mir entsteht und außerhalb SO jedenfalls nicht möglich ist?
@ Venice
Zu Deinem letzten Satz,

vielleicht ist Dein Inneres in der Beziehung ja schon satt, und nur Dein Kopf sagt was anderes, möglich wär´s ja.

Mit "anderen" Partnern suchen wir insgeheim nach etwas, daß unser (bestehender) Partner eher nicht hat, einen Ausgleich, auch wenn der nicht unbedingt ausgleichend im eigentlichen Sinne wirkt.

Scrat
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
Themenersteller 
vielleicht ist Dein Inneres in der Beziehung ja schon satt, und nur Dein Kopf sagt was anderes, möglich wär´s ja.

*freu2* Wenn Du das meinst, was ich vermute, ist es auf den Punkt gebracht, was mein Mann und ich vorgestern intensiv nochmal besprochen haben!
Wenn ich bereits eine Art von "Erfüllung" gefunden habe mit meinem Mann, kann eine weitere Beziehung dann noch überlappend ähnlich erfüllen, also gleichrangig sein in erreichbarer Tiefe? Die gelebte Tiefe zu finden, braucht ja Zeit und die hatte ich in diesen vielen kürzeren Beziehungen nicht und die Gefühlsintensität ist für mich nochmal etwas Anderes.
D.h. was mich beschäftigt (das ist erstaunlich schwer in Worte zu fassen, so komplex, wie es ist):

1. Was ist möglich, wenn man bereits hat, was ich habe, selbst bei langandauernder Beziehung? Gibt es doch so eine Art "Absättigung" und ein weiterer Mensch kann da bestimmte Bereiche garnicht mehr erreichen? Weil in mir nichts mehr auf dieses Angebot reagiert?

2. Oder gehe ich aufgrund meiner bestehenden Beziehungstiefe zu meinem Mann und der entstehenden ungerichteten Neugierde/wegfallenden Notwendigkeit zu bestimmten Erfüllungen Beziehungen zu grundlegend "falschen" Partnern ein, um das erreichen zu können?

3. Oder waren die Beziehungen dafür einfach bisher nicht langwierig genug, um das zu erreichen? Was durchaus mit 2. in Verbindung stehen kann.

4. Bin ich durch die nun fast zehnjährige Beziehung zu meinem Mann irgendwie "gepolt" auf bestimmte Beziehungsführungsweise und verbaue mir mit anderen Partner"typen" selbst ähnliche Tiefe? Zielführend/zielgerichtet ... und am Ziel daher vorbei?

5. BIN ich einfach so und kann andere Beziehungsführungen garnicht leben, ohne mich zu verbiegen? Versuche ich dann die Quadratur des Kreises und merke es garnicht - bzw. erst jetzt?

Vermutlich kann nur die Praxis diese Fragen beantworten, in mir finde ich dafür bisher jedenfalls nichts, weder als Bauchgefühl noch als kopfseitiges Ding. Aber "nur Dein Kopf sagt was" - das ist es nicht, ich bin auf jeden Fall "bauchseitig offen und sehnsüchtig nach Erfüllung", die ich mit anderen Partnern schon gefunden habe und als nach Trennung bestehender Freundschaft nicht funktioniert.

Wenn Du etwas Anderes meinst, erklär es mir bitte. *ja*
@ Venice
Ich versuche es mal, aber es wird nicht leicht, Du schreibst extrem komplex.

Die Dauer einer Beziehung sagt nichts über die Intensität etc, entscheidend ist, wieviel Raum die Beziehung in Dir und Deiner Umwelt zur Verfügung hatte. Zeit ist virtuell und wird oft falsch gewertet.

Das, was ich meine, hast Du auf jeden Fall getroffen in Punkt 1)

"Absättigung" ist vielleicht etwas unangenehm belastet, aber "Erfüllt" hast Du ja auch selbst gesagt. An irgendwelchen Punkten ist Mensch satt, und an anderen hungrig, der Wandel lässt Beides wandeln.

Jeder Mensch hat Defizite (Hunger), Das, wohin es ihn führt, wenn er es lässt (im Fluss ist). Einen Partner suchen wir unbewust wegen der Resonanz zu unserem sein. Sind Bereiche wirklich satt/erfüllt, dann ist es schwer, dort eine erneute Resonanz zu spüren. Ist die Batterie voll, ist da kein Platz (Bedürfnis) mehr. Da nützt auch Wünschen nichts, dann ist grad etwas anderes dran.

zu 2)
Hier komm ich leider nicht ganz rein. "Falsche" Partner sind die, die den Vorstellungen "was gut für uns ist" entsprechen. Allerdings bringen sie auch was in Resonanz, ich weiß nur grad nicht, wohin das führt. Vielleicht zu der Erkenntnis, mal in sich zu kehren? -ich weiß es nicht...

zu 3)
Das ist wieder das Zeitthema. Sicherlich lassen drei Monate gerade mal ein "wieder bei sich landen" zu, und ein "von den Wolken steigen". Aber bei 6 Monaten passiert schon was, da kommen auch die Resonanzen in´s Spiel, vor denen es definitiv leichter ist, weg laufen.

zu 4)
Du bist bestimmt am meisten dadurch gepolt, daß Du Deine Lebenserfahrung gemacht hast, und lebst dementsprechend diese auch mit Deinem Mann (also andersherum als Du es gemeint hast). Trotzdem wird es Gewohnheiten geben, die sich gut anfühlen, und Dich leiten.
"Zielführend/zielgerichtet ... und am Ziel daher vorbei" ist immer möglich, vermutlich spielt es auch immer eine Rolle. Also hier ein AUCH.

zu 5)
Ich denke, Du verbiegst Dich eher, in dem Du das Gleiche wiederholst. Ich glaube nicht, daß Du einfach so bist, dazu sind wir Menschen zu bunt. Etwas in Dir hält an etwas fest, eventuell kontrolliert da das Unterbewustsein. Wenn es denn so wäre, dann hieße es von irgendetwas in der Tiefe los zu lassen.

Jeder nimmt irgendwelche Rollen im Leben ein, möchte sein, wovon er denkt, daß es gut für ihn ist/ihm an anderen gefällt/Gesellschaftliches. Was aber das Wesen eines Menschen ausmacht, ist fast immer was ganz anderes. Es ist schwer, dem nahe zu kommen, sich zu finden, dem Wandel zu folgen. Da fällt mir auch grad selbst garnichts weiter zu ein "-wie geht das", weil ich selbst stagniere, hab halt sehr viel Energie "rausgehauen" die letzte Zeit.

Hat das was geholfen???

Ich hoffe, ich hab mich hier nicht zu weit aus dem Fenster gehangen, und habe nicht wunde Punkte unangenehm berührt. Auch wenn manches so klar rüber kommt, es bleiben Ideen... *zwinker*


Scrat
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
Themenersteller 
Hat das was geholfen???
*lach*
Berührt hat es, wie schon gesagt, grade brummt es, im Kopf und im Herzen und ja, das ist sehr komplex und "helfen" kann ich mir nur selber - indem ich einen Weg durch diese ganzen Gedanken und Fragen für mich finde. Aber inspiriert/angeregt zum Nachdenken hat es auf jeden Fall, daher danke! Muß ich erstmal drüber brüten, im Moment bekomme ich soviel Anstöße und Stoff zum Nachdenken, selbst das ist schon eine glückliche Phase und weniger Stagnation für mich.

zu 2)
Hier komm ich leider nicht ganz rein. "Falsche" Partner sind die, die den Vorstellungen "was gut für uns ist" entsprechen. Allerdings bringen sie auch was in Resonanz, ich weiß nur grad nicht, wohin das führt. Vielleicht zu der Erkenntnis, mal in sich zu kehren? -ich weiß es nicht...

Fehlt da ein "nicht" vor entsprechen? Der Satz so verwirrt mich im Moment.

Die Dauer einer Beziehung sagt nichts über die Intensität etc, entscheidend ist, wieviel Raum die Beziehung in Dir und Deiner Umwelt zur Verfügung hatte. Zeit ist virtuell und wird oft falsch gewertet.

Was meinst Du mit "Raum"? Und ich glaube schon, daß es schlichtweg auch ein zeitliches Ding ist. Für mich hat Tiefe (nicht gefühlte Intensität, das sind zwei Dinge!) etwas mit gelebter/erfahrener Tragfähigkeit unter verschiedenen Bedingungen, in verschiedenen Situationen in Verbindung mit dem bei mir empfundenen "Grad an Erfüllung" zu tun. Und es braucht Zeit, um von den Hormonen runterzukommen und die andere Person realistisch(er) sehen zu können. Und sich und die Beziehung an vielen verschiedenen Situationen testen zu können. Das ist damit auch ein Zeitfaktor. Natürlich wird eine Beziehung ohne einen großen Erfüllungs/Verbundenheitsgrad nicht plötzlich nur tiefer, weil man das schon jahrelang lebt. *ja*

Einen Partner suchen wir unbewust wegen der Resonanz zu unserem sein. Sind Bereiche wirklich satt/erfüllt, dann ist es schwer, dort eine erneute Resonanz zu spüren.

Das ist eben die Frage, die mich momentan beschäftigt. Liebe ist nicht endlich, absolut gesehen quantitativ - ist es Erfüllung durch einen Partner in bestimmten Bereichen? Gibt es ein "voll" und "halb" und vor allem ein "zuviel" oder doch auch ein "gleich UND voll"?

"Falsche" Partner sind die, die den Vorstellungen "was gut für uns ist" entsprechen. Allerdings bringen sie auch was in Resonanz, ich weiß nur grad nicht, wohin das führt.

Wenn da ein "nicht" fehlt, dann ist das letztendlich das Selbe, wie bei mir im Job (Forschung): was nicht klappt, hakt, erfordert Arbeit und Aufmerksamkeit - und damit lerne ich aus dieser Situation beim Versuch des "Troubleshootings" viel mehr (über mich) als in einer harmonisch verlaufenden Beziehung mit wenigen Konflikten. Ob ich das über mich lernen WILL, ist nochmal eine andere Frage - von wegen Selbstbild und so. *zwinker*
Wachstum in mir selbst entsteht meist vor allem durch Beziehungssituationen, die schiefgehen. Und ich finde die Ansicht von Jürg Willie in seinem letzten Buch dazu faszinierend: wir führen Beziehungskrisen teil-bewußt durch unser Verhalten herbei, weil es etwas gibt, was in uns Beantwortung braucht - entweder durch erfolgreiche Veränderung in unserer aktuellen Beziehung oder Scheitern am erzwungenen Konfliktausbruch. Nicht so sehr, daß die Krise uns wachsen läßt und fordert, sondern daß vorher bereits der Bedarf nach Wachstum oder die Veränderung in der Person da war, sie aber im Beziehungsleben/Bild noch keinen Ausdruck fand.
Mit der Theorie im Hinterkopf könnte das heißen ... Die Beziehung zu meinem Mann ist vielleicht zu harmonisch, um mich wachsen zu lassen/zu fordern, wie ich das bräuchte oder mir wünsche? Und deswegen suche ich mir "gezielt" die "Falschen", um Konflikte dort durchstehen zu müssen, die unausweichlich sind, weil es eben die "Falschen" sind?
Nicht schön, aber möglicherweise plausibel, ein Luxusproblem? Was nicht bedeutet, daß ich das für den einzigen Grund halte für mein polyamores Fühlen, das gab es schon immer, lange vor meinem Mann und harmonischer Beziehung. Nur habe ich inzwischen einen Punkt erreicht, wo ich mich ganz bewußt frage "Was mache ich hier eigentlich? Was suche ich wirklich? Wovon träume ich wirklich? Wieviel von dem Ganzen ist nötig und was ist selbst verursacht durch z.B. die Partnerwahl oder meine - unerfüllbaren - oder tatsächlich unbewußt erfüllten (Konflikt) Wünsche an weitere Partnerschaften?".

Ich denke, Du verbiegst Dich eher, in dem Du das Gleiche wiederholst.

ICH verbiege mich, indem ich mit jemand anderem das Gleiche wiederhole? Wie meinst Du das? Das Gleiche zu wiederholen suche? Wieso verbiegt das mich, wenn ich mit einem anderen Menschen versuche, eine Beziehung auf die Art zu führen, wie ich es mit meinem Mann tue (was tatsächlich absolut gesehen wohl nicht machbar ist, weil ich in dieser anderen Beziehung ja andere Verbindungen suche und ein anderer Mensch beteiligt ist)?
Ui, da sind ja noch einige Fragen zusammen gekommen.

Ich möchte morgen antworten, durchgelesen hab ich schon, aber jetzt ruft das Draussen, und etwas strunzelig bin ich auch schon.

Bis denne
Scrat
Diesmal nicht alles gelesen....
... aber ich möchte von keinem weitern Menschen als "spielzeug" gesehen werden.
Mir ist es wichtig die Menschen bei mir, und nicht irgendwo zwischen mir zu wissen.
Ich habe so viel "liebespotential" in mir, daß ich bereit bin zu geben, zu warten, wenn mal einer nicht "nachkommt", und unter schmerz auch los zu lassen, wenn einer der Herzbewohner dies meint tun zu müssen.
Ich habe an mich einen hohen Anspruch, und ich möchte wie Venice, daß sich auch die von mir Geliebten ergänzen können, und sei es nur in einem gemeinsamen Hobby.
WÜnsche habe ich viele an eine Polybeziehung, aber ich kann sie nicht als Anspruch auf diese Erwarten, und auch das geht meines Erachtens auch nicht in einer Monobeziehung.

Tür und Herz sollen beiden offen sein, wann immer einer "Anklopft"

Meine *my2cents* LG YOYO
****lla Frau
26 Beiträge
An Polybeziehungen
habe ich dieselben Ansprüche wie früher an Monobeziehungen. In meinem Sprachgebrauch würde ich es sonst nicht Beziehung, sondern Liebschaft oder Affäre nennen. Auch ich wünsche mir mehr als einen DER Mann.

Die Vorstellung, "nur" eine einzige Primary-Beziehung zu leben, macht mir jede Menge Angst.

Denn eines Tages werden der einzige DER Mann und ich uns trennen müssen. Wie in einer Monobeziehung auch. Und dann als Witwe auf der Parkbank mit einem Secondary die Tauben füttern?

Ich bin nicht nur eine Nummer eins. Ich bin auch eine Nummer zwei. Denn manchmal lassen die Umstände (Wohnort, Job) keine quantitative Gleichverteilung zu. Manchmal läßt die andere nur eine weitere Nummer zwei zu. Manchmal kennt er die andere schon 20 Jahre länger als mich. Manchmal wohnt er mit der anderen zusammen. Diese Intimität läßt sich auch in Jahren nicht aufholen.

Und meistens reichen die Gemeinsamkeiten nicht aus für eine Beziehung, sondern es ist ein Abstand notwendig, um sich nicht auf die Nerven zu gehen und sich immer wieder neu aufeinander zu freuen. Ich fand es auch unter monogamen Umständen schwer, jemanden zu finden, der zu mir passt. Und qualitativ ist - sattsam bekannt - jede Beziehung und jede Freundschaft ja anders als die andere.

Ich finde es legitim, von jemandem aus egoistischen Motiven heraus benutzt zu werden. Z.B. für eine erotische Spielerei. Oder zum Trost, um über eine Trennung hinweg zu kommen. Oder zum Austoben in einer monogamen Beziehungslücke. Denn wenn da eine gegenseitige Anziehung stattfindet, beruhen die egoistischen Motive auf Gegenseitigkeit. Die Balance der Verhältnisse scheint wichtig zu sein. Auch ich gehöre nicht zu den Altruisten. Allein von einer solchen Geschichte könnte ich allerdings emotional nicht leben.

Doch, trocken formuliert suche ich für „verschiedene Funktionsbereiche durchaus einen Angestellen“. Die Firma heißt "Keiner-kann-dem-anderen-alles-sein GmbH".

So suche ich beispielsweise für den Funktionsbereich Reisen einen Angestellten. Ich suche einen Angestellten für den Funktionsbereich Sport. Die Abteilung Liebe ist zwar doppelt besetzt, aber leider sind zwei zu vergebende Vollzeitstellen derzeit nur mit zwei halben Stellen besetzt, haha. Gutes Personal ist noch immer willkommen.

Anders formuliert meine ich trotzdem exakt dasselbe: Ich sehne mich nach einem Mann, um mit ihm auf gemeinsames Reisen die Welt und andere Kulturen zu erkunden, ein Stück des Weg gemeinsam zu gehen, am liebsten ein langes Stück. Um uns zu entdecken, zu bereichern, voneinander zu lernen und um uns immer mehr zu repektieren, zu vertrauen und zu lieben.

Es ist immer dann am schönsten, wenn so viele „Abteilungen“ wie möglich in einem Gegenüber vereinbar sind.

Beziehungen oder Freundschaften gehe ich überhaupt nur aus Defiziten ein. Und es sind viele Defizite. Ich kann nicht mit mir kuscheln. Ich habe auch keinen Schwanz. Und Selbstgespräche sind eher einseitig. Ich bin ein soziales Tier und brauche Gemeinschaft. Und so könnte ich noch zahlreiche weitere aufzählen.

Und ich gehe grundsätzlich davon aus, daß auch mein Gegenüber von egoistischen Motive angetrieben ist. Ich bin immer neugierig, welche es sind :-).

In diesem Thread werden viele wichtige Fragen gestellt. Ich habe für mich kaum Antworten.

Meinen Verstand habe ich im Verdacht, mir um den heißen Brei herum zu antworten (Rationalisierungen). Alles aufzusplittern und zu analysieren um es hinterher nicht wieder zusammen zu bekommen.
An ein Gefühlsthema mit dem Kopf heranzugehen, während der Verstand anders funktioniert als die Emotion. Und wenn sich zwei Bereiche gegenüberstehen wie Kopf und Gefühl macht sich in mir das mulmige Gefühl breit, daß das eine schwarz/weiß-Diskussion ist und ich beides weder trennen kann noch trennen sollte. Und tue es trotzdem immer wieder.

Egoistische Grüße

Babsie
*******Jule Paar
394 Beiträge
Versuch einer weniger komplexen Antwort
Ich lese in diesem Forum ja viel und schreibe wenig, und das hat einen Grund: Bis auf einen Beitrag (das Kino-Beispiel) bewegt sich die Diskussion auf einer sehr abstrakten, komplizierten Ebene. Worte wie "Anspruch", "Erfüllung", "Gemeinsamkeiten", "Gleichheit" usw. bilden letztendlich Begriffe, die hinsichtlich der Gefühle und vor allem hinsichtlich ihres Potentials, bei konkret erlebten Enttäuschungen projektiv auf einen Partner geworfen zu werden, kontraproduktiv sein können - weil sie den perfekten Einstieg in nächtelange Diskussionen darstellen können. In Diskussionen, die letztendlich vordergründig befreiend wirken können und gleichzeitig die Gefahr bergen, dass sie die Partner sich danach trügerisch befreit wirken lassen und letztendlich dann zu oft dazu geführt haben, dass beide aneinander vorbeigeredet haben und ein wirkliches Problem wortklingelnd verschoben haben.

Letztendlich taugen zukunftsgerichtete Verabredungen, mit anderen Menschen ebenso wie mit sich selbst am meisten, wenn im Nachhinein allen klar ist: Wer macht wann was, und wie kann man feststellen, ob die Verabredung eingehalten wurde? Zum Kinobeispiel: Wie verhalten sich alle Beteiligten, wenn ER ins Kino möchte und SIE nicht? So etwas kann man ganz konkret besprechen.

Und damit kommt man letztendlich beim Selbstbild an, oder der "Verabredung mit sich selbst": Wer bin ich, und wie trete ich mir selbst gegenüber? Auch hier bringt es nichts, allzu abstrakte Formeln zu formulieren. "Ich bin tolerant" bringt zum Beispiel wenig, weil bei wohl jedem Menschen die Toleranz - zumeist für andere auch völlig nachvollziehbar - ihre Grenzen findet. In meinem Wohnzimmer toleriere ich etwa keine saufenden Asis, die mir die Einrichtung zertrümmern, um ein lapidares Beispiel zu geben.

Hier wie auch in anderen Threads meine ich manchmal ein merkwürdiges Elite- oder Sendungsbewusstsein herauszuerkennen. Dies ist auch kein Zufall. Die meisten von uns haben aus Angst erzeugte Gefühle wie Eifersucht oder sozialisierte Schemata wie das Einpartnerschema, teils in harter Arbeit, überwunden und fühlen sich nun befreit. Einige Polys, die ich kenne, haben im Grunde hoffnungsvolle Beziehungen beenden müssen, die an überwindbaren Ängsten und Schemata zerbrachen, fühlten sich zum Beispiel "betrogen", wo sie nüchtern betrachtet gar nicht hintergangen wurden.

Nach langen Jahren reflektiere ich nicht mehr auf einer solch abstrakten Ebene. Kurze Sätze, was konkret passt und was nicht, genügen. Ich hatte bereits lange "Poly"-Phasen in meinem Leben, als ich noch nicht wusste, dass das so heißt, und dass es dazu "Philosophien" gibt. Irgendwie empfand ich das als sehr unproblematisch, während "Mono"-Phasen bei mir einen Anpassungsdruck erzeugte, der mich wohl auf Dauer als unauthentisch und - völlig zutreffend - auch als unehrlich wirken ließ.

Ich muss es akzeptieren, dass ich mehrere Menschen lieben kann, und das sind eben nicht nur Familie und Kinder, sondern auch verschiedene Frauen. Und ebenso, wie ich nicht sagen könnte, dass ich das eine Kind mehr liebe als das andere, vermag ich es bei Frauen auch nicht zu sagen. Liebe wird so zum Gefühl von Vertrautheit und Bindung, das zugleich mit der Gewissheit verknüpft ist, dass ich nicht von einer Partnerin verlassen werde, weil auch andere Männer attraktiv sind - ebenso wie ich eine Partnerin verlasse, weil andere Frauen attraktiv sind.

Um nach diesem Vorspruch auf die Ausgangsfrage zu antworten: Selbstverständlich bin ich mit der Zeit anspruchsvoller geworden, und zwar in einer konkreten Hinsicht. Der erhöhte Anspruch bezieht sich nicht etwa auf "Klassiker" wie Aussehen, Intelligenz, Gefühlsintensität usw., da kann ich eigentlich keine großartigen Veränderungen feststellen, und keinesfalls könnte ich sagen, weshalb ich nun diese Frau lieben kann und jene nicht, das weiß ich selbst nicht. Nein, der Anspruch bezieht sich auf die Haltung meiner Partnerin gegenüber sich selbst und Partnern. Wir müssen beide die Gewissheit haben, dass wir uns nicht wegen anderer im Regen stehen lassen. Das erfordert eine halbwegs ausgeglichene, reife Persönlichkeit. Inzwischen werde ich eher skeptisch, wenn eine Partnerin gegenüber anderen Partnern nicht Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit zeigt.

Das war nun hoffentlich wirklich weniger komplex.
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
Themenersteller 
Ich bin nicht nur eine Nummer eins. Ich bin auch eine Nummer zwei. Denn manchmal lassen die Umstände (Wohnort, Job) keine quantitative Gleichverteilung zu. Manchmal läßt die andere nur eine weitere Nummer zwei zu. Manchmal kennt er die andere schon 20 Jahre länger als mich. Manchmal wohnt er mit der anderen zusammen. Diese Intimität läßt sich auch in Jahren nicht aufholen.

Hmmm ...
Ich hatte dazu gestern eine interessante Diskussion mit einem amerikanischen Poly. Der meinte: wenn ein Mensch nicht ersetzbar ist, dann gibt es sowieso eine Hierarchie für jeden Neuankömmling. Also wäre der Anspruch an den Neuankömmling anders, als in einer monogamen Beziehung, der Neuankömmling muß akzeptieren können, daß er niemanden für sich alleine hat und es bereits eine gewachsene Intimität gibt, der er "hinterher läuft".
Mich hatte der Gedanke verblüfft, auch wenn ich ihn rational nachvollziehen kann, emotional nämlich nicht. Ich vergleiche garnicht, was eine andere Beziehung hat, selbst wenn sie schon viele Jahre länger besteht als die, die ich zu jemandem eingehe. Habe ich nie, war für mich nie ein Gefühl der Hierarchie/Zweitrangigkeit.
Als ich ihn (den US-Poly) darauf ansprach, meinte er: naja, ich sehe das ja auch nicht als funktionale Hierarchie, sondern als ... hm, was genau das Wort war, weiß ich nicht mehr, ich hab das Chatlog nicht hier, um es exakt übersetzen zu können, aber er sprach von soetwas wie "abstrakter" Hierarchie.
Ich fühle mich nicht zweit-, dritt- oder sonstwie wertig, habe ich nie. Aber ich kann mich unbeantwortet fühlen, meine Bedürfnisse oder Gefühle nicht gehört. Da ist es mir erstmal vollkommen egal, ob jemand anderes das selbe Problem hat oder nicht.
Für mich stellt sich beim Eingehen von Beziehungen eigentlich immer nur die Frage: kann mein Gegenüber mir geben, was ich vermisse oder zu brauchen scheine, um mich in Beziehung zu fühlen (gehört, geachtet, liebevoll behandelt - das gehört essentiell dazu und kann ich umgekehrt das selbe geben oder reicht das, was ich geben kann, nicht aus)? Wieviele da sonst dranhängen, ist vollkommen egal, wie lange da sonst noch welche sein mögen genauso.
Ich habe nur den Eindruck, daß ich seit der Öffnung unserer Ehe für die Polyamory (mein Mann meint übrigens, da es bisher nicht dauerhaft eng geklappt hat mit anderen, wären wir auch noch nicht polyamor, sondern in der Testphase *lach*) eben mit viel weniger Beantwortung zufrieden war, um mich in Beziehung zu fühlen, als vorher und frage mich, ob da einfach etwas "besetzt" ist oder ich entspannter bin oder ich die Reibung suche, um mich neu definieren zu müssen/dürfen - oder vielleicht alles zusammen.
Deswegen ist kein Partner ein Spielzeug, die Intensität der Gefühle nicht verschieden, die Hoffnungen und Träume nicht kleiner, der Schmerz bei Trennung nicht kleiner. Die Lebbarkeit ist allerdings bisher eine andere ...
Der meinte: wenn ein Mensch nicht ersetzbar ist, dann gibt es sowieso eine Hierarchie für jeden Neuankömmling. Also wäre der Anspruch an den Neuankömmling anders, als in einer monogamen Beziehung, der Neuankömmling muß akzeptieren können, daß er niemanden für sich alleine hat und es bereits eine gewachsene Intimität gibt, der er "hinterher läuft"...

: naja, ich sehe das ja auch nicht als funktionale Hierarchie, sondern als ... hm, was genau das Wort war, weiß ich nicht mehr, ich hab das Chatlog nicht hier, um es exakt übersetzen zu können, aber er sprach von soetwas wie "abstrakter" Hierarchie...

Deswegen ist kein Partner ein Spielzeug, die Intensität der Gefühle nicht verschieden, die Hoffnungen und Träume nicht kleiner, der Schmerz bei Trennung nicht kleiner. Die Lebbarkeit ist allerdings bisher eine andere ...

Diese Sätze beinhalten für mich zwei Kerngedanken, liebe @*****e79, "wie mache ich es als Poly richtig?" und "Ein klaren Jain zur Wertigkeit der Partner."

Man kann kein Omlett machen ohne Eier zu zerschlagen und deshalb gibt es denke ich kein "Jain" zur Frage der Wertigkeit der Partner.
Entweder es gibt eine Wertigkeit, die klar macht wer geht und wer bleibt bei einer Trennung, oder es gibt keine. Eine nicht wertende, abstrakte Wertigkeit, stellt in meinen Augen nur einen versuch dar, die Wertung (für wen auch immer) erträglicher zu machen.

Was es jedoch nicht gibt, ist eine klare Richtliene wie Poly erfolgreich gelebt wird. Schon alleine die Kultur zwischen Amerika und Europa sind schon zu unterschiedlich, dass Polyregeln 1zu1 übertragbar wären. Wenn wir auch noch dazu die absolut verschiedenen Persönlichkeiten in jeder Beziehung miteinbeziehen wird es noch seltsamer, einen abstrakten Kontext definieren zu wollen.
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
Themenersteller 
nickt Guter Einwand Brian. Auch das ist ein Thema - die starke zweiseitige Auslegung, die wir bei Polyamory immernoch zu einem Neuen zu definieren versuchen (für uns) zwischen dem üblichen Konzept im deutschsprachigen Raum und dem eher im amerikanischen Raum verbreiteten.
Wir stehen da in jedem Fall mittlerweile mit unserem gefühlten und gewünschten System zwischen den Welten - die häufige strikte Hierarchie zwischen Primary und Secondary lehnen wir ab, wir betonen aber gleichzeitig, daß eine neue Person die bestehenden Beziehungen in ihrer Stabilität herausfordern aber nicht schädigen darf.
Im Idealfall eben "best of both worlds".

Was das Zerschlagen der Eier angeht ... ich habe mich auch bis vor kurzem noch soweit ausgerichtet, daß ich gesagt habe "wenn jemand nicht poly ist, trenne ich mich" oder "wenn jemand mit meinem Mann nicht klarkommt, trenne ich mich" oder "wenn jemand einfach mit uns kein WIR ergeben kann, in einem solchen WIR der gegenseitigen Verantwortung nicht denken und fühlen kann, trenne ich mich".
Inzwischen bin ich da (denke ich *zwinker*) einen Schritt weiter: ich weigere mich generell erstmal, mich (als Alleinentscheider) zu trennen.
Wenn es dem anderen mit dem, was ich ihm geben kann, nicht gut geht, muß er diesen Schritt gehen. Wenn ich damit nicht klarkomme, wie sich jemand verbiegt, um mit mir zusammen zu sein, kann ich das ihm offen sagen. Aber entscheiden, was er damit macht, muß immernoch er. Ich kann mich innerlich oder räumlich zurückziehen, um dieses "nicht klarkommen" für mich zu lösen - und das kommunizieren. Dann kann mein Gegenüber immernoch entscheiden, wie er damit umgeht.
Aber ich gebe die Verantwortung über den Menschen und das Fortbestehen der Beziehung halb ab und mache für mich alleine den Cut nicht.
Ist mir vorher nie aufgefallen, aber es gibt Situationen, da haben WIR uns getrennt in einer Beziehung (die beiden Beteiligten gemeinsam haben die Entscheidung getroffen). Und es gab Beziehungen, da habe ICH mich getrennt oder ER, eine Einzelentscheidung, etwas abzubrechen. Ersteres finde ich eine gute Sache, egal wie schmerzhaft, weil man den weiteren Weg wohin auch immer weiter auf Augenhöhe und im gegenseitigen Verständnis gehen kann. Letzteres ist es eigentlich nicht. Beantwortet das Deine Frage zur Trennung als Wertigkeits-Kriterium?
Noch ein Beispiel: wenn mein Mann z.B. irgendwo hin umziehen muß. Dann wird er das tun, ist einfach so, in unserer Branche sowieso üblich und viele Paar sind teilweise über Jahre über den halben Erdball getrennt. Räumlich getrennt, als Paar sehen sie sich weiterhin (ohne jetzt eine Debatte über die Realität von Entfernungsbeziehungen lostreten zu wollen!).
Meine Entscheidung ist dann, ob ich mit gehe. Oder bleibe. Und die muß ich für mich treffen, nicht für jemand anderen (Kinder sind dann noch was anderes). Und jeder weitere Partner muß die für sich treffen und für niemanden sonst. Ich glaube an den Satz "Wo ein Wille ist, ist ein Weg, wo kein Wille, sind Gründe". Da muß jeder für sich Prioritäten setzen. Und die hat jeder, sei es Stadt, Familie, weitere Partner, Kinder, Haus - völlig egal. Und was tief und wichtig ist, wird nicht durch ein paar Jahre räumliche Trennung verschwinden, man kann auch in 1-2 Jahren noch sich wieder begegnen oder aufeinander warten.
Aber zu sagen "egal was passiert, ich werde immer bei xyz bleiben, gewöhn dich dran" und "ich muß in dieser Situation entscheiden, was ich möchte, leiden werde ich immer", sind zwei Dinge und letzteres hat keine feste Wertigkeit oder bezieht nur die Beziehung mit ein.

Ps: Ich sehe die Wertigkeit bei uns übrigens nicht, das hast Du möglicherweise falsch verstanden. R., der US-Poly hat mir so versucht zu erklären, wie er unser System sieht - schon mit abstrakter Wertigkeit, weil einer nicht einfach ersetzt werden kann. Aber funktional eben nicht, weil die neue Beziehung (solange da kein Exklusivitätsanspruch ensteht) gefälligst selber entwickelt werden soll, wohin auch immer sie gehen wird.
Ich hab seine Erläuterung im Chat jetzt hier und darf es kopieren, also zur Veranschaulichung, pack ich es mal rein:

[16:20] R: He fails to see the measure of deference that would be of avail to him at need.
[16:22] Venice: have to fit in so it is not damaging my existing
nods but we spent equal time with each partner (if he wants to), can do holiday, life all together if it works out and I commute between partners for sleeping anyway
[16:23] Venice: it would be nonsense to have poly where a new relationship is allowed to destroy the old one
[16:23] Venice: or vice versa
[16:23] R: Yes - That's the part what someone feeling second fails to adequately appreciate - and refuses to listen to. To focus on the implicit hierarchy and no on how it actually plays out.
[16:23] Venice: equal right, but no superior rights
[16:23] R: <nod>
[16:24] Venice: I see no implicit hierarchy, explain this please
[16:25] R: hmmmmmmmmmmmmmmmm
[16:27] R: Okay, I see the absense of replaceability as hierarchical. I mean it isn't bad and is really a blessing in the confidence he has in your loyalty. However, at this point? It doesn't much matter. If I or anyone else were getting into a relationship with you and FUCKING PAID ATTENTION TO WHAT YOU WERE SAYING, we would have ample cause to expect about as much graciousness as we could want. *g*
[16:29] Venice: absense of replaceability as hierarchal - that is weird to me, how would poly ever exist/work without this? and why is that hierarchical?
[16:30] Venice: and the same works for anyone who joins too, they can be sure to not be displaced as well
[16:30] R: hmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm
[16:31] R: I think we're getting deeper than necessary into this. Interesting as an intellectual thing - but the differences in our terminology do not reflect much by way of difference in outlook and understanding.
[16:34] Venice: hm, I understand for you "hierarchical" is not a bad thing as you see the possibilities, right?
[16:34] Venice: for me it is a bad term in my perception as we try to make sure that we are not hierarchical at all, every relationship has the same chances
[16:35] R: yes. I mean I see it as something in the architecture more than something in the function.
[16:35] Venice: yes, the first one could develop freely without having any external partner to count in, that is true
[16:36] Venice: but "complaining/focussing" on that makes no sense at all
[16:36] Venice: but I get that you don't do that as well?
[16:37] Venice: I think it doesn't matter if there are limitations by a job, location or because another partner is there for time
[16:37] R: yes. Someone who feels second because of that shot himself in the foot.

danke
dannyherb *g*

du sprichst mir aus der seele

Worte wie "Anspruch", "Erfüllung", "Gemeinsamkeiten", "Gleichheit" usw. bilden letztendlich Begriffe, die hinsichtlich der Gefühle und vor allem hinsichtlich ihres Potentials, bei konkret erlebten Enttäuschungen projektiv auf einen Partner geworfen zu werden, kontraproduktiv sein können - weil sie den perfekten Einstieg in nächtelange Diskussionen darstellen können.

ich finde, das wort "klarheit in der kommunikation" könnte damit nicht besser beschrieben werde. danke

alles liebe
schokozwerg
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