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Trennungsschmerz und zeitgleich Offenheit

*********_Goat Mann
59 Beiträge
Themenersteller 
Trennungsschmerz und zeitgleich Offenheit
Folgende kleine Vorgeschichte:

Ich lebe poly, hatte 4 mir sehr nahestehende Menschen. Eine Person davon hat sich plötzlich, würdelos und mit sehr unklaren Gründen vor knapp zwei Monaten aus dem Polykül entfernt.
Meine Beziehung zu diesem Menschen war sehr intensiv und ich habe kräftig gelitten nach der Trennung. Der Kontakt ist blockiert und wir kommen nicht an diese Person heran, es wird auch keine Klärung geben, so wie es jetzt scheint.
Die Entscheidung wurde von uns akzeptiert und wir verarbeiten das nun unterschiedlich schnell.
Mein Polykül hat mich emotional aufgefangen und sehr unterstützt, wie ich die anderen in Krisen auch bereits gestützt habe. Dankbar bin ich dafür.
(Weitere Details spare ich mir jetzt einfach mal.)

Folgende merkwürdige Beobachtung stelle ich nun in meiner Gefühlswelt fest:
Ich bin noch nicht ganz über die Trennung weg.
Diese zu verarbeiten braucht noch Zeit, keine Frage, ohne letztes Gespräch ohnehin noch länger.

Zugleich fühle ich mich sehr geliebt, verstanden und seit etwa zwei Wochen wieder sehr erholt und sogar offen für neue Menschen.

Insgesamt fühle ich mich sowohl emotional durchwachsen wie auch sehr gewachsen.
Ich fühle mich nun mehr geliebt denn verlassen.
Und ich bin irritiert, das alles bereits jetzt so gut wegzustecken.

Jetzt meine Fragen an Euch zu diesen (intrapersonell) entgegengesetzten Gefühlen:
Wie geht ihr mit sowas um?
Habt ihr sowas auch schon bewusst erlebt?
Gab es einen bestimmten Punkt, an dem ihr euch von dem Trennungsschmerz ausreichend geheilt gefühlt habt?
Das, was Du schreibst, empfinde ich als nachvollziehbar und logisch.

Trennungsschmerzen innerhalb eines Polyküls haben den "Vorteil", dass Du von den Anderen aufgefangen wirst.. Dadurch wird das Leid geteilt und gemeinsam verarbeitet. Darüber hinaus hat Jede(r) die Chance, an der Liebe der "Mitpolys" zu wachsen.

Positiv aufgefangen zu werden bewirkt einen starken emotionalen Schub.
Endorphine werden frei gesetzt und schaffen eine Basis, das Erlittene besser zu verarbeiten.

Es ist wie eine Art "Gruppendynamik", an der Du wächst und lernst.
*******sses Frau
2.816 Beiträge
Ähnliches habe ich auch gerade erlebt. Auch ich hatte 2.5 Jahre eine intensive Beziehung, wo er sich ohne Stress und Streit sang und klanglos immer weniger gemeldet hat und dann gar nicht mehr geantwortet, oder angerufen hat. Das nennt man "ghosting", wenn der Partner ohne Worte einfach verschwindet und sich dann entweder einfach nicht mehr meldet und auf nichts mehr antwortet, oder den anderen blockiert und jeglichen Kontakt ohne Vorankündigung abbricht. Er hat mich mit unendlichen Fragezeichen zurück gelassen. Es fühlt sich irgendwie an, als hätte man mein Kind entführt und ich weiß nicht, ob es noch lebt, oder schon tot ist................ es wird besser mit der Zeit und auch ich bin sehr froh, dass mein Mann und mein Polypaar mich so aufgefangen haben. Du kannst ansonsten nichts weiter tun, als Zeit vergehen und "Wunden" heilen zu lassen. Sieh die schöne Zeit, die ihr miteinander hattet und vergifte deine Gedanken nicht mit Hass und Groll. Damit schadest du dir nur selbst und das ist es nicht wert. Du gehörtest nicht ganz oben auf seine Prioritätenliste und warst vermutlich nur eine Option. (Spekulation, trifft aber meist zu)
Es wird besser mit der Zeit *zwinker*
*******See Frau
1.072 Beiträge
Es ist sehr schön und sehr wertvoll, daß du in dieser Situation so aufgefangen wurdest. So stell ich mir das trotz des Kummers in einer idealen Welt vor. Du hast tolle Menschen um dich. 💜🎁🎄
******Fox Mann
2.202 Beiträge
Genau, Stümmt!
Eine schmerzhafte Trennung muss nicht ewige Klausur bedeuten, zuerst mal ist diese Vorstelllung hollywoodreif. Und ja, ich hab das ja selber auch erlebt, das ich Ewigkeiten in dieser freudlosen Rückbesinnung blieb. Aber dann war ein Wesensbestandteil, das ich mich alleine damit fühlte.

In dieser Dramaschleife scheinst du ja nicht fest zu stecken. Du hast Zuspruch und Trost, offene Herzen. Dann fällt es leichter Gefühle fühlen zu dürfen. Und das ist alles was sie wollen, dann können sie Frieden finden.

Ich finde es eine gesunde Vorstellung wenn neben den Aua's auch gleichzeitig Lebensfreude erlaubt ist. Beides gibt es so oder so.

Du scheinst dich gut aufgefangen zu fühlen, ich finde es verständlich wenn du dich dann auch lebendig erleben kannst und offen bist.
Hallo,

als noch nicht erfahrene Person in Polybeziehungen stellt sich mir die Frage der Ebene, auf der sich eine Trennung abspielt. Trotz einer Vernetzung (wie ich es verstanden habe) geht es letztlich doch um die Bindung zwischen jeweils zwei Menschen, die sich trennt. Wäre das nicht aber letztlich unabhängig von einer Gemeinschaftsform?
Das Auffangen und Bestätigen durch anderen Partnern entspricht dann möglicherweise Familie und Freunden in einer zweier Beziehungstrennung. Verständnis und Aufmerksamkeit lenkt von Schmerz ab. Man findet verbündete, um sich wieder zu stärken und sich zu lösen. Man muss sich nicht mehr mit der Situation auseinandersetzen, ist abgelenkt und die Frage, nach dem WARUM, kann abgegeben werde. Möglicherweise ist das ein guter Weg. Möglicherweise überspielt es aber auch einen wichtigen Prozess. Nämlich die Auseinanderzusetzen mit dem, was passiert ist.
Ich persönlich bin mir da nicht sicher, meine aber aus dem Text herausgelesen zu haben, dass es Vorwürfe oder zumindest offene Fragen gibt. Jeder ist in seinen Entscheidungen frei. Das zu akzeptieren, ist wohl die größte Aufgabe in einer oder mehreren Beziehung. Und jemanden ziehen zu lassen mit offenen Herzen und offenen Amen, ist wohl die größte Liebe, die ich geben kann.

Ich bedanke mich für diesen Denkanstoß und natürlich ist wieder einmal alles auf meinem eigenen Mist gewachsen und erhebt keinen Anspruch darauf richtig zu sein.

Damaste

VanLo
Namasté natürlich *knicks*
*********nde71 Mann
19 Beiträge
Zu Deinen Fragen: ich erlebe gerade etwas ähnliches und ich nehme mir Zeit die aufkommenden Gefühle zu fühlen und auszudrücken (!). Letzteres hilft bei der Verarbeitung. Und wenn ich die Gefühle zulasse und mir die Zeit dafür nehme ist das was auftaucht/da ist durchaus sehr divers. Für mich ist das Erlebte und von dir geschilderte genau das Wesen von Polyamorie: ich glaube daran mehrere Menschen parallel lieben zu koennen. Das bedeutet (mir) : ich kann mit allen diesen Menschen einen unterschiedlichen Beziehungsstand und emotionalen Momentzustand haben und es bedingt sich nicht. (Beispiel : mit/zu einer Person Schmerz, mit/zu einer anderen Person Liebe,.. Weiteren Person Ärger...) das ist jetzt sehr plakativ ausgedrückt und in der Praxis, wenn ich die einzelnen Situationen und Gefühle nicht gut durchleben und verarbeiten kann sich natürlich was mischen und gegenseitig bedingen und Einfluss haben, im Grunde stelle ich mir das aber so vor. So wundere ich mich auch nicht wenn dein Herz sich auch nach neuem Verbinden sehnt. Insofern und insgesamt
also kein "merkwürdig" - Urteil von mir meiner Seite 😊 ich stelle mir vor dass dein Polykül dir gerade hilft bei den Gefühlen zu bleiben und diese gut zu durchleben und zu verarbeiten, mehr/besser als du es vielleicht von früher kennst. Frohes Fest
Ein Durcheinander der Gefühle - Schmerz auf der einen Seite, Geborgen sein auf der anderen Seite ist nicht ungewöhnlich.

Vergleichbar mit der Situation eines plötzlichen Todes, wo die Angehörigen enger zusammen rücken aber zugleich zur Trauer und dem Schmerz mitunter auch Wut auf den Toten (und dem Tod)) verspüren, weil er sie viel zu früh allein zurück gelassen hat.

Deiner Situation näher käme jetzt mehr ein Vermisstenfall. Jemand verschwindet ohne Vorwarnung ins Nirgendwo.
Obwohl, eine Vorwarnung (unklare Gründe) gab es ja noch.
*********_Goat Mann
59 Beiträge
Themenersteller 
Danke für die ersten Rückmeldungen!
Auch, dass der parallel-gemeinsame durchlebte Wust von Gedanken und Gefühlen anscheinend bei anderen ebenso gut verarbeitet wird, wenn sie sich helfen und helfen lassen.
Ist schon eine tolle Beziehungsform. 😊

Noch ein kleiner Zusatz:
Der Lebewohl-Brief war vermutlich versöhnlich gemeint, hat aber das meiste (alles?) der Beziehung in Frage gestellt und mehr Fragen aufgeworfen als einen erträglichen Abschluss zu bieten. Die einst geliebte Person zuvor war darin kaum zu erkennen.

Daher ist mir ein echtes Abschlussgespräch noch immer extrem wichtig. Und das nicht zu bekommen,
wurmt mich vermutlich noch am längsten an der ganzen Sache. Würde gern die Zweifel an mir, uns und der anderen Person ausräumen.
Aber wie sagt man so schön treffend: Tja.
****on Mann
16.112 Beiträge
Zitat von ****by:
Daher ist mir ein echtes Abschlussgespräch noch immer extrem wichtig. Und das nicht zu bekommen,
wurmt mich vermutlich noch am längsten an der ganzen Sache. Würde gern die Zweifel an mir, uns und der anderen Person ausräumen.

Da die Person insoweit nicht mitspielt, hilft mir in solchen Fällen dieses:


******_68 Frau
170 Beiträge
Wenn sich innerhalb eines Polykül jemand daraus zurückzieht, ist das wie in allen anderen Beziehungsformen (aus meiner Sicht) einfach eine Trennung. Man kann dieses leider nur wenig verarbeiten. Vor allem, weil in diesem Fall man ja gar nicht wirklich weiß warum. Da ist es in der Tat so, dass man wohl länger an dem zu knabbern hat.
gut finde ich das Auffangen von den anderen beteiligten Polyküls, zeigt es doch, dass darin der Zusammenhalt und das Aufarbeiten solcher Dinge, gut funktioniert.

Für mich gesprochen, ist es schon ein Vorteil, dass man in Polyamoren gut funktionierenden Beziehungen, dann noch jemand hat, mit dem man es besprechen, reflektieren und im Anschluss auch verarbeiten kann. Natürlich hängt es dann auch von jedem selbst ab, wie er mit Trennungen umgeht. Manche stürzen sich ja gleich in die nächste, andere wollen von allem nichts mehr wissen und in deinem Fall, hast du es für dich so hingenommen, dass er oder sie nun nicht mehr Teil von eurem Polykül ist.

Wichtig finde ich auch, dass man sich dann bei so unklaren Geschichten nicht die Schuld selbst gibt. Sondern manchmal ist es eben so. Vielleicht bist du deshalb auch wieder für was neues offen? Aber du bist eben nicht alleine.
Alles um uns herum ändert sich ständig, ich finde es super, dass du einen Weg gefunden hast, dem ganzen nicht den Rücken zu kehren und auch wieder offen für neue Partner zu sein.

Ich denke, nur wenn man altes verarbeitet hat, ist man am Ende offen für neues.
*******enig Mann
8.383 Beiträge
eine "plötzliche und würdelose Entfernung aus dem Polykül", wie du dich ausgedrückt hast, deutet in meinen Augen darauf hin, dass der entsprechende Teilnehmer (m/f/d) sich eigentlich nie so recht als Teil des Polyküls empfunden hat und vielleicht nur zu dir eine Beziehung aufbauen wollte und nachdem die ganzen störenden Satelliten nach x Wochen, Monaten oder Jahren trotzdem noch da waren, sein bzw. ihr Heil in der Flucht gesucht hat.

Ganz im Gegensatz zu dir glaube ich keinesfalls, dass ein letztes klärendes Gespräch irgend einen Sinn für dich hätte, geschweige denn irgend etwas besser machen würde. Ein solches Gespräch wäre in meinen Augen vermutlich nur die Fortsetzung der schon zuvor über x Wochen, Monate oder Jahre kultivierten Lügengeschichten und falschen Vorstellungen. In diesem Sinne: "nunc est bibendum!" - hoch die Tassen auf eine neue Zeit und lass dich vom Christkind reich beschenken. Der Vergangenheit nachzutrauern bringt dich keinen Schritt weiter in deine Zukunft. Und der sollten wir doch zugewandt sein, nicht wahr?
*********_Goat Mann
59 Beiträge
Themenersteller 
@*********nde71 :
Ja. Dennoch liefen die Gefühle bei mir mehr oder weniger parallel zueinander.
Zwischen enttäuscht/wütend/traurig und liebevoll/fröhlich hin und her zu wanken, war der fieseste Sturm nach Empfang des Briefes. Ersteres flacht mittlerweile ab und wird durch "mein übliches" zuversichtlich/offen ersetzt.

@****on:
Ein ähnliches Ritual kannte ich schon, Danke für das Teilen hier.
(btw.: Die Vortragende sagt "Unkonditionierte" Liebe. Das ist falsch in der Übersetzung: "Bedingungslos" ist richtig. Dennoch passt das.)

@******_68: Ja! Ich fühle mich mit den anderen nun umso mehr verbunden und vor allem habe ich einzwei Dinge draus gelernt. Insgesamt bin ich nur merkwürdig optimistisch...

@*******enig: Ja, da war definitiv eine Menge Unaufrichtigkeit von der Person im Spiel. Was ich sehr bedaure, da wir uns alle offen gezeigt haben.
Das letzte klärende Gespräch würde mir vielleicht einiges mehr an Wertschätzung für die Zeit ermöglichen, die Gegenseite von Schuld und Ängsten befreien.

@**le anderen:
Schöne ruhige Tage euch!
*********asmus Mann
2.159 Beiträge
Habe seit Monaten auch gerade das Erlebnis und fühle mit dir...
****on Mann
16.112 Beiträge
Zitat von ****by:
(btw.: Die Vortragende sagt "Unkonditionierte" Liebe. Das ist falsch in der Übersetzung: "Bedingungslos" ist richtig. Dennoch passt das.)

Genau. Vielleicht ist es etwas viel "verlangt", aber es könnte natürlich sein, dass bedingungslose Wertschätzung in diesem Fall hilft:

Zitat von ****by:
Das letzte klärende Gespräch würde mir vielleicht einiges mehr an Wertschätzung für die Zeit ermöglichen

Wertschätzung ohne die Bedingung des finalen Gesprächs. Nicht einfach immer, aber das Herz befreiend.
*******See Frau
1.072 Beiträge
Ich bin ja von Hause aus (zu) gutmütig, und glaube daran, daß die Leute (zumindest die, in die ich mich verliebe) im Herzen gut sind - mir wohlwollend gegenüber eingestellt sind (oder waren) - und sich aus ihrem persönlichen aktuellen Kontext und ihrer Historie heraus so gut wie es gerade ging (oder eben nicht) mir gegenüber verhalten haben.
Bedeutet: manchmal verhalten sich Menschen am Ende wie Arschlöcher, sagen und tun idiotische Sachen - sind aber deswegen sind sie noch lang keine "professionellen" Arschlöcher, sondern waren in dem Moment halt überfordert, wütend oder was weiß ich.
********Poly Frau
3.197 Beiträge
@*******See Sehr schön geschrieben, danke!
*********_Goat Mann
59 Beiträge
Themenersteller 
@*******See : Danke! Und ja. Um die Sichtweise bemühe ich mich, nur mein Unverständnis bzw. der "Gerechtigskeitsstarrsinn" sind mir noch im Weg.

Hab auch deinen Thread von Ende April durchgelesen.
Das Leben könnt so einfach sein... Würde man auf Knopfdruck loslassen können.

@**le: Das Thema hat sich ein in Richtung "Verarbeitung der Trennung" verschoben. Danke und alles und kein Drama, aber:
Hat noch jemand was zu entgegengesetzten Gefühlslagen? 😉
******Fox Mann
2.202 Beiträge
Zitat von ****by:
Hat noch jemand was zu entgegengesetzten Gefühlslagen? 😉
Ich verstehe die Frage nicht, also was für dich entgegen gesetzt zum Trennung verarbeiten ist.

Apropos Gerechtigkeitstarrsin, Gerechtigkeit ist nicht wenn jeder einen Apfel haben kann, sondern wenn mensch dem Zwerg eine Leiter gibt.

Gerechtigkeit hat nichts mit gleich machen zu tun. Ehr mit dem Geschenk, Möglichkeiten eröffnen zu können. Und für Geschenke ist nicht immer Raum, Platz, Kraft. Also gibt es sie nicht per se.

Das ganze Leben, jeder Tag ist eine Folge von Aufgaben und Übungen mit dem Leben klar zu kommen, große und kleine. Trennung ist für uns Menschen ne große Aufgabe mit einer Tendenz länger zu dauern und schmerzhafter zu sein. In Wirklichkeit geht es aber nicht um etwas da draußen (die Trennung), sonden um mein Problem damit, also um meine Gefühle. Die Trennung da ausserhalb meines inneren zu verarbeiten klingt für mich nicht danach meine Gefühle zu fühlen. Das wäre in meinem Verständnis Verarbeitung und Heilung.

Im Zusammenhang mit Trennung fällt klassischer Weise die Idee des Loslassens, die ich kritisch sehe. Loslassen impliziert mir ein vorheriges Halten bis hin zum Haben und fest halten. Ich finde es entscheidend sehr genau hin zu schauen, was da losgelassen sein will. Mensch findest da immer was, aber wenn es Mittel zum Zweck ist, schneller drüber hinweg zu kommen, wird das emotional irgendwo zurück hauen.

In meinen Augen gibt es nichts los zu lassen, ausser vielleicht den Widerstand gegen das Doofe. Der Mensch gehörte zu meinem Leben und meinen Erfahrungen für die Vergangengeit. Auch wenn er ab heute physisch weg bleibt, was ich durch ihn bin, nehme ich mit bis ins Übermorgen. Der Mensch gehört also auch weiter zu meinem Leben, nicht nur in Erinnerungen, auch im sein.

In der klassischen Idee des Loslassens sehe ich den Versuch eines Abschneiden meiner selbst, für den Preis meinen Schmerz nicht so genau ansehen zu müssen.

So ein fehlendes (hoffentlich) mehr klärendes Gespräch kann in zwei Jahren oder so passieren. Manchmal ist es für die Aufrichtigkeit besser wenn Zeit vergeht. Das es jetzt anscheinend nicht geht ist doof und macht inneren Frieden mit der Sache nicht leichter. Das es heute nicht geht bedeutet nicht, das es nie geht.
*********_Goat Mann
59 Beiträge
Themenersteller 
@****ow
Mein Starrsinn hängt noch an der Vorstellung, ein Ende herstellen oder einfordern zu müssen, das der Beziehung, der anderen Person, dem Polykül und mir gerecht wird. Die Person bedauerte ihre Wahl selbst in dem Brief. Ein offenes gemeinsames Verabschieden wäre toll, aber die war in dem Moment für die Person nicht möglich. Das das so nicht funktioniert, wissen wir alle, nur mein Starrsinn sieht das noch anders. Aber er wird leiser.

Du nennst es "den Widerstand gegen das Doofe". Passt auch gut.
Entschuldige bitte meine missverständliche Sprachfigur.
Ich behaupte mal ganz feist, wir sind uns da einig.
*****al4 Mann
797 Beiträge
Trilby, meiner Erfahrung nach brauche ich irgendwelche Konstruktionen nur dann, wenn ich aus welchem Grund auch immer nicht wirklich hinfühlen möchte, dh schon allein dem Gefühl oder den Gefühlen ausweichen möchte. Und in diesen Ausweichmanövern kann ich auch starrsinnig werden - ja.
Und ja, andere können mich da supergut trösten und mir bei dem o.g. Manöver ziemlich gut zur Hand gehen.
Von daher verstehe ich deine Eingangsfrage ziemlich gut. Oder halt so wie ich sie verstehe;-)
******ore Frau
4.526 Beiträge
Ich würde genau beim Starrsinn mal einhaken und ihn fragen, was der braucht, um ihn aufzulösen.
Spontan als Anregung: Wut? Bewegung? Aktion?

Ich kenne den Wunsch nach gemeinsamer Auflösung. Ich habe damit immer inneren Frieden, einen guten Abschluss, manchmal auch egoistischere Dinge wie Gerechtigkeit, Gehörtwerden und so etwas verbunden.
Mit Abstand würde ich sagen, dass es meistens nicht das bringt, was man sich erhofft.

Den eigenen inneren Frieden schließen, das geht immer, wenn man sich konsequent den eigenen Gefühlen stellt.
Brauchts vermeintlich noch den anderen, ist es Ego- Sache.

Was die entgegengesetzten Gefühlslagen angeht: sie sind es in der Wellenform, wie die Verarbeitung der Trennung voran geht. Nach jedem wichtigeren Schritt ist es leichter, trotz allen noch vorhandenen Schmerzes. In Abständen kommen aber oft nochmal Schmerzwellen und dann fühlt es sich wieder angemessener an. So ist es bei mir...
******ore Frau
4.526 Beiträge
Wenn Du von ihr schreibst, scheint der Starrsinn ja schon aufzuweichen...

*love3*

Oder switchen Deine Gefühle mit den Gedanken an die Menschen?
Ist es das, was Dich irritiert?
Das fällt normalerweise nicht so auf, wenn es typischerweise näher beieinander liegt, aber im Polyleben habe ich manche ganz neue Gefühlsphänomene erlebt.
*********_Goat Mann
59 Beiträge
Themenersteller 
@*******beth:
Ja, die Verarbeitung ist in vollem Gang,
die Wellen, die du beschrieben hast, werden flacher.

Anfangs schrieb ich ja selbst, dass ich mich jetzt schon "merkwürdig frei" fühle. Ich hatte dieses Gefühl erst in ein paar Wochen oder Monaten erwartet.

Und ja, das eigentliche Thema dieses Threads sollte eine lockere Erfahrungssammlung von Poly-Gefühlsphänomenen werden.

Bitte erzähl uns von deinen, wenn Du magst.
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