Wie viele? Genug...
...um das Gefühl zu haben "erkannt" zu sein in der eigenen Vielfältigkeit, würde ich sagen.
Die Poly-Welt ist für mich ja ein neues Feld. (Nebenbei bemerkt ist es ungemein auf- und anregend nicht mit einem inneren "Parken Verboten"-Schild herumzulaufen).
Es ergeben sich neue Begegnungen, ich knüpfe an alte Beziehungen an, mit neuen Vorzeichen. Fühlt sich gut an.
Doch an welcher Stelle wird mir das zuviel? - werde ich den neuen "Lieben" zu wenig? Dazu komme ich gleich noch.
@********rina: Das Thema Ambivalenz wurde mir in letzter Vergangenheit auch verstärkt entgegengebracht. Das war noch während einer der letzten monogamen Gehversuche. Die zwei Botschaften meines Partners waren:
1. Ich will Dich für mich allein und es würde mich verletzen, wenn da noch andere im Spiel wären. und
2. Sei doch so frei und suche Dir noch andere Liebschaften.
2. wurde ausdrücklich gesagt und 1. implizit.
Völlig verwirrt, weil auch kaum darüber zu sprechen möglich war (Abwehr und so) habe ich mich dann für Botschaft Nr. 1 entschieden und abgewartet, was passiert. Schließlich kam heraus, dass hinter der Ambivalenz eine große Angst vor Nähe stand. Die wurde so massiv, dass ich mich entschloss, zu gehen, um meinem Freund seinen Seelenfrieden zurückzugeben. Darüber war er
1. sehr froh und erleichtert und
2. unglaublich traurig (ich auch).
Naja, die Geschichte hat ein Happy-end. Da ich jetzt ja poly bin, und daher keine so große Bedrohung mehr, sind wir uns wieder näher gekommen. Weggehen um anzukommen funktioniert auch manchmal.
Ich denke solche oder ähnliche Prozesse wird es immer wieder geben, mit den Lieben, die einen umgeben. Je nachdem, wo die Gemeinsamkeiten und die unterschiedlichen Bedürfnisse liegen, wird sich die Anzahl der Beziehungen und die jeweilige Qualität bzw. Nähe oder Distanz mit der Zeit zurecht rücken. Damit dabei nicht allzu viel Flurschaden entsteht, sind mir ein paar Dinge wichtig:
1. von großer Bedeutung halte ich es sehr achtsam und wach zu sein, damit ich wirklich wahrnehmen kann, was ist. Auch die Zwischentöne. (Soweit das überhaupt geht).
2. Versuche ich, wahrhaftig zu sein, um mir nicht selbst in die Tasche zu lügen.
3. Liegt mir viel an einem behutsamen und liebevollen Umgang. Das kann bedeuten, jemanden, gerade weil man ihn so gern hat loszulassen oder auch um wahrhaftig zu sein, sich durchzuringen, dass man an seine Grenzen gekommen ist und deshalb mehr Freiraum braucht oder ganz gehen muss (was für mich persönlich die schwierigere Übung ist). Und dabei darauf zu achten, den anderen nicht ins Bodenlose fallen zu lassen. Und
4. versuche ich Gefühle wie: verletzte Eitelkeit, Neid, Eifersucht und Ärger erstmal an mir vorbeirauschen zu lassen, bis ich wieder klar denken und fühlen kann, bevor ich agiere.
Das alles gelingt mir mehr oder vielleicht auch eher weniger gut.
Aber es ist eine Orientierung, Richtschnur, Kompass. Ziel: Freiheit, Liebe.
Die Anzahl der Verbindungen ergibt sich danach ganz von selbst. Ich sehne mich nach Entsprechungen meiner selbst auf den unterschiedlichsten Ebenen. An irgend einer Stelle hoffe ich, mich mit meinen Lieben derart im Gleichgewicht zu fühlen, in lebendigem Geben und Nehmen, so dass eine stabile aber nicht starre Situation entsteht.