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Kultur - Natur

Der Nutzen der „Fragerei nach den Begriffen“ (die Abwertung entgeht mir nicht) ist ein vielfacher. Unter anderem befähigt sie dich zur Kommunikation, und wenn du deine Begriffe nicht von Zeit zu Zeit in Ruhe prüfst, fällst du aus der Kommunikation heraus.
****ta Frau
2.135 Beiträge
@oberarm
o.k.
Habe zu kurz gedacht.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
natürliche sichtweise.........
..............auch ein kulturgut.

calm*namd*
natur im sinne der jäger
**e Mann
2.565 Beiträge
Themenersteller 
und wenn du deine Begriffe nicht von Zeit zu Zeit in Ruhe prüfst, fällst du aus der Kommunikation heraus.

Schön gesagt und mehr noch: wenn wir sie nicht von Zeit zu Zeit prüfen, kann es sein, dass wir an überholten Denkweisen festhalten, nur weil wir die Begriffe aus Gewohnheit noch weiter benutzen.

Gerade das stellte ich ja in meinem ersten Posting aus: Kann es sein, dass wir früher stolz auf unsere Kultur waren, sie der Natur entrissen haben, um selber die Lorbeeren zu ernten, heutzutage aber eher verschämt darauf schauen, was wir für einen vermeindlichen Scheiß mit ihr bauen. Beide Gedanken sind geprägt von der Trennung der Begriffe Natur und Kultur. Ich zeige auf sie in der Absicht, uns selber (vorerst rein gedanklich) wieder in die Natur zu integrieren.

Warum sollte man Natur und Kultur voneinander abgrenzen? Oder mögliche Schnittmengen bilden?
Wem nutzt das?

Es ändert den Blickwinkel und verhindert, s.o., dass ich in alten Denkstrukturen verharre. Es bringt mich persönlich in Fluss. Ganz wie bei Ihnen, verehrte Frau Nalanda, ist es meine Art, bewusst die Denk- oder Blickrichtung zu wechseln. Es ist meine Art.
Mal ganz unter uns: Mein Denkansatz, Kultur zur natürlichen Evolution zu zählen, ist stark durch die Ihnen eigenen Ideen geprägt.

Nochmal zu Mazita: die Absicht hängt ja stark mit der Diskussion um einen freien Willen zusammen. Mein Lieblingszitat dazu, das ich bei Schopenhauer fand, heißt:

"Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will."

Das sagt eigentlich alles über den so hoch geschätzten 'freien Willen' aus. Ich halte ihn, wenn nicht für vollkommen erfunden, so doch vollkommen überschätzt.

Ät Brynjar:

Ich sehe mich noch nicht als wir. Für mich gehört die Idee selbstverständlich zur Natur.
Ich sehe keinen Erkenntnisgewinn bei dem Vorhaben, alles unter Natur zu fassen. Es ist einzusehen, daß alles in einer zeitlichen Folge als Geschichte zu fassen ist, und meinetwegen kann man das Evolution nennen, nur folgt daraus eine eigentümliche Umdeutung von „natürlich“. Wenn alles Natur ist, dann ist alles natürlich – unter anderem Symbole. Wie aber lässt sich eine natürliche Verbindung der Symbole mit den Dingen erkennen, die sie bedeuten?
**e Mann
2.565 Beiträge
Themenersteller 
Es ist kein Vorhaben, es drängt mich alles dahin.

Was sagst du denn dazu:

Wäre die Kultur nicht eine Teilmenge der Natur, so müsste ich jegliches Wirken des Menschen als unnatürlich ansehen.

„Wäre die Kultur nicht eine Teilmenge der Natur, so müsste ich jegliches Wirken des Menschen als unnatürlich ansehen.“ setzt voraus, daß alles Wirken des Menschen kulturelles Wirken ist. Wäre dem so, dann wäre jegliches menschliche Wirken unnatürlich.
**e Mann
2.565 Beiträge
Themenersteller 
setzt voraus, daß alles Wirken des Menschen kulturelles Wirken ist.

So sehe ich es definiert. Folgt:

Jegliches menschliche Wirken ist unnatürlich.

Unterschreibst du das?

Ich kann nicht sehen, dass selbst die 'niedersten Triebe' des Menschen nicht längst von ihm kulturell geprägt sind. Kochkunst, Kunstpornos, Kölsch, selbst das Sterben. Alles macht er in seiner ihm eigenen kultivierten Weise.

Vielleicht doch nur eine Laune der Natur.
Du bewegst dich argumentativ auf der lebenspraktischen Ebene, und da lässt sich Natur und Kultur nicht ohne weiteres auseinanderhalten. Das Bedürfnis nach Nähe ist natürlich, wird aber deshalb nicht notwendigerweise unkodiert befriedigt.
*********anda Frau
577 Beiträge
**e:
Ich kann nicht sehen, dass selbst die 'niedersten Triebe' des Menschen nicht längst von ihm kulturell geprägt sind.

Wenn ich es poetisch an mir fühle, so würde ich sagen: Es zieht immer eine Kraft rauf und eine zieht runter. Gleichzeitig.

Es gibt in einer Situation immer zwei Möglichkeiten, zu reagieren: Die einfache, triebhafte, oder die "höher kultivierte."

Wenn ich nicht aus dem Affekt mit meinen animalischen Instinkten handele und dem Feind keines auf die Fresse haue und dann laut Scheiße schreie, sondern wenn ich nachdenke, womit der Feind es verdient hat, mir nahe zu sein und dann laut Scheiße schreie, so bin ich näher an der höher kultivierten Kultur.

(An der Kultur, die aktuell als höher definiert ist. Lebte ich nämlich in einer argen Hungersnot und schlüge ich meinen Feind tot, so könnte ich sein Fleisch gewinnbringend verkaufen und wäre damit für die Gesellschaft eine kulturelle Bereicherung.)
Die kulturelle Leistung für die Gesellschaft bzw. Gemeinschaft wäre dann die Einführung des Mordes und des Handels mit Menschenfleisch als Kulturtechniken. Das kann es aber nicht sein.
*********anda Frau
577 Beiträge
Doch. Hab ich grad gelernt: Während der Belagerung Roms wurde der Bevölkerung weiter Kultur geboten: Wettkämpfe in Stadien, Pferderennen, Hinrichtungen etc. Nur waren die Menschen so ausgehungert, dass sie meistbietend Geld für die toten Menschenkörper boten.

Okay, liegt ein bisschen zurück, zeitlich.
Das kulturelle Angebot in Rom hatte nichts mit Mord und Menschenfleischhandel zu tun, dein Beispiel sehr wohl.
*********anda Frau
577 Beiträge
Bei wiki findest du unter "Kannibalismus" folgendes Zitat: "Im alten Rom wurde frisches Gladiatorenblut gegen Epilepsie gereicht." Gerne schicke ich dir auch den Link zu der Doku über das alte Rom, in der gezeigt wird, wie das Fleisch verschachert wurde.

Ich will nur sagen: Der Zweck heiligt die Mittel.

Und da Kultur sich selbst von der Natur abgelöst betrachtet, kann es durchaus auch einem anderen Diener gehorchen, zum Beispiel der Armut, der Hungersnot, dem Faschismus, dem Großkapital, dem Edelmut, dem Hehren.

Um nur einige zu nennen.
Das ist mit deinem Beispiel nicht vergleichbar. Dort beschreibst du eine kulturelle Regression, nennst sie aber eine Bereicherung. Blut gegen Epilepsie zu reichen; das klingt eher nach einem medizinischen Wissensstand, der wie vieles andere in dem Bereich Geltung hatte und revidiert wurde im Laufe des Fortschritts. Wenn Menschfleisch verschachert wurde, dann war es möglicherweise auch eine kulturelle Regression, doch wurde das Fleisch offenbar nicht zum Verkauf hergestellt; es fiel ja bei Vorgängen an, die allesamt zum kulturellen Bestand der Gesellschaft zählten.

Deine Formulierung mit der Kultur, die sich betrachtet und jemandem dient finde ich unangemessen. Kultur kann sowas nicht, es sei denn, man spricht mit "Kultur" von einer bestimmten Gesellschaft.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Natürlich ist es wichtig zum Zweck einer verbalen Kommunikation Begriffe und Symbole zu schaffen um sich annähernd verständigen zu können.
Das Hauptproblem beim Begriff Kultur besteht m.E. darin, dass zusätzlich und ähnlich wie mit dem Kunstbegriff, der Begriff bewertet wird. Gut und schlecht, die typisch menschliche Dialektik. Solange es nicht gelingt aus dieser dualen Bewusstseinsebene zu entkommen ist der Streit vorprogrammiert.
Nicht nur dass der Großteil der Menschheit, die 'zivilisierte', die philosophisch aufgeklärte, den Begriff Kultur verwendet um sich vom Übrigen, vom Rest der Anderbewusstheit, der Natur zu differenzieren, es werden auch kulturelle Bezirke innerhalb der eigenen Gattung geschaffen.Man spricht sogar heute noch von einem Kulturschock, der einem Nativ widerfährt, wenn er in eine 'zivilisierte' Großstadt, meinetwegen Los Angeles, kommt. Noch gravierender manifestieren sich und das zeigt sich durch die ganze Geschichte, als auch durch die Aktualität, die Demonstrationsversuche der eigenen kulturellen Überlegenheit gegenüber der anderen Kultur. Dabei bleibt es beim Streit leider nicht nur bei 'blauen Augen'.
@uncle
Lieber Onkel,

Dank Deinem Beitrag. ---- Ich glaube, eine Einigung über die Bedeutung von Wörtern muss nicht mit ihrer Bewertung einhergehen. Über die Bedeutung des Wortes "Onkel" wird fran sich ohne Bewertung einigen können.
(fran = man)

Ähnlich wie die Wortschöpfung fran, habe ich in meinem vorhergehenden Beitrag "Philosophinen" geschrieben, bewußt nur mit einem "n" und ohne großes "I".

Deine Frage in Deinem ebenfalls vorhergehenden Beitrag, weshalb ich das Wort "Reaktor" verwende kann ich nur beantworteten, indem ich versuche, meine damalige Gedanken zurückzurufen und mich an meine Assoziationen zu erinnern. --- Es war ungefähr so: Ich wollte so rasch wie möglich zur Teilchenphysik kommen. -- Mit Mann-Frau hatte das nichts zu tun.

*sonne*
Julius
**e Mann
2.565 Beiträge
Themenersteller 
Das Bedürfnis nach Nähe ist natürlich, wird aber deshalb nicht notwendigerweise unkodiert befriedigt.

Stellt sich die Frage, ob man ein kodiertes Bedürfnis nach Nähe als einen von der natürlichen Evolution abgetrennten Prozess sieht oder es in einen erweiterten Evolutionsbegriff einbezieht.
Ich stelle hier nicht die Frage, nach dem, was ist, sondern nach dem, wie wir es sehen wollen. Besser noch, welche Sichtweise die angemessenere ist.

Die getrennte Sichtweise von Natur und Kultur erzeugt eine Spannung, die ich gerne überwunden sähe. Wie uncle schreibt, unterliegt Kultur immer der Wertung. Die Natur hat sich da bisher immer fein raushalten können, denn sie war ja vor uns da. Sie hat es geschafft, ihre Jungfräulichkeit bis in unsere Hochkultur zu erhalten. Vielleicht haben wir ihr gerade die Jungfräulichkeit erhalten, in dem wir unsere Machenschaften Kultur nannten und sie abkoppelten von den natürlichen Prozessen.

Ich würde der Kultur gerne etwas von dieser Jungfräulichkeit abgeben. Ich glaube nicht, dass die Menschheit ihre Geschicke nach freiem Willen gestalten kann. Ich glaube an evolutionäre Strukturen, die auch den Kulturen zu Grunde liegen und dass diese die Entwicklung viel stärker bestimmen, als wir wahr haben wollen.
So will ich die Aufmerksamkeit eher auf diese Strukturen richten, als auf den einzelnen Menschen, der beim Kauf eines T-Shirts dessen gesamten Entstehungsprozess berücksichtigen soll, um zu beurteilen, ob er dabei nun gut oder böse handelt.
Ich hatte vom natürlichen Bedürfnis nach Nähe gesprochen, nicht von einem kodierten Bedürfnis nach Nähe. Der Weg zur Befriedigung dieses Bedürfnisses ist kodiert, das heißt, daß durch Zeichen eine Lösung angestrebt wird. Ein natürlicher Weg wäre, die Nähe auf küzestem Weg herzustellen und zu demjenigen hinzugehen, ohne jegliches Zeichen, das über die bloße Bewegung hinausginge. Aber das ist bereits so gut wie unmöglich; der Zeitpunkt dieser Bewegung, die Art der Annäherung, der Blick in den Augen usw. werden als Zeichen angenommen und gedeutet.

Auch hier sehe ich eine irreführende Art der Darstellung; was haben wir davon, Kultur Jungfräulichkeit zuzuschreiben oder sie wie eine agierende Person zu verhandeln, die „vor uns“ da war?
**e Mann
2.565 Beiträge
Themenersteller 
Pardon, du hast natürlich Recht, es sollte "kodierte Befriedigung des Bedürfnisses" heißen.



Die Jungfräulichkeit ist ein Bild. Wir sehen Natur als unschuldig an, als außerhalb unserer Moral stehend.
Ebenda sehe ich die Irreführung; Natur kann nicht unschuldig sein, weil sie nicht schuldig sein kann. Dasselbe gilt für Kultur, wobei Kultur so oder so sein und so oder so reagieren kann. Das ist bei Natur anders.
*****one Frau
13.323 Beiträge
Arno Holz:

"Ich erschuf die Formel

KUNST = NATUR - X

wobei x, das Material der Kunst, die Gestaltungsmöglichkeit ist. Es sollte möglichts nach Null tendieren um das Leben so darzustellen, wie es ist."
*********anda Frau
577 Beiträge
**e:
Wir sehen Natur als unschuldig an, als außerhalb unserer Moral stehend.

Ein Blick zurück in die Kulturgeschichte beweist: Das war nicht immer so.
Die Natur hat erst seit Beginn der Romantik einen Werteaufschwung erfahren.
Früher hatten die Menschen Angst vor der Natur, vor den "Urgestalten", dem Wald, das Meer und der Wildnis.

Heute ist jeder Baum kartografiert und jeder Bär gechippt.
Die meisten Katastrophen sind verhersehbar und die größten Katastrophen menschgemacht.

Und plötzlich ist die Natur gut?
Zudem jungfräulich?
Was muss ich mir darunter vorstellen?
**e Mann
2.565 Beiträge
Themenersteller 
Nein, sie ist eben nicht gut, sondern wird als jungfräulich angesehen. Jungfräulich im Sinne von naiv, unschuldig, sie kann ja nicht dafür, wie sie ist, sie ist unverbraucht, nicht missbraucht (den missbrauchten Teil der Natur nennen wir ja den kultivierten). Sie kann wild und sanft sein aber wir werten sie nicht im Sinne von guter oder schlechter Natur. Selbst wenn sie mit einer Katastrophe daher kommt, höre ich keinen sagen: "Die böse Natur". Die damalige Angst vor ihr machte sie auch nicht schlecht.

Unser menschliches Wirken dagegen bewerten wir immer in moralischem Kontext. Und darum ging es mir. Der einzelne Mensch steht heute mehr denn je vor der unmöglichen Aufgabe, jegliches Tun mit dem gesamten Geschick des Planeten abgleichen zu sollen.

Ich denke, dass die Natur sich hier auf Erden den Versuch erlaubt, eine neue Variante des Lebens auszuprobieren. Wenn nicht überhaupt den Versuch, Leben zu probieren. Eine Variante, die vielleicht einzigartig im All ist. Wer weiß das schon? Der Mensch scheint mir eine konsequente Entwicklung zu sein, auch wenn sie einen qualitativen (bitte nicht wertend zu verstehen) Sprung in der Evolution darstellt. Aber die gab es öfters.

Und wenn der Versuch in die Hose geht? Was macht das schon!
Man sagt, die Natur wurde durch die Kultivierung vergewaltigt ...

Schönen Abend bei was auch immer ....
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