Die Subjektivität der Wahrnehmung
ist wohl das größte Problem eines intelligenten Lebewesens und
dies zu erkennen, wohl gleichzeitig seine größte Stärke.
Denn dies ist das größte Hindernis auf der Suche nach Erkenntnis bzw.
Wahrheit -dies ist für mich kein Widerspruch, sondern Einheit.
Bei einem gesellschaftlichen Wesen liegt das erste "Werkzeug" zur Überwinddung
dieses Hindernisses auf der Hand: Das Individuum vergleicht die eigene
Wahrnehmung mit der anderer.
Beispiel:
Dieser November ist ungewöhnlich warm. Kommt es mir nur so vor, oder geht
es dir ähnlich?
Bald kommt das zweite Werkzeug hinzu, die Buchführung. Denn auch das
Erinnerungsvermögen ist subjektiv unterschiedlich-
in diesem Fall werden also werden also die Wetteraufzeichnungen hinzugezogen.
Aufzeichnungen dienen jedoch nicht nur der Gedächtniserweiterung und dessen
Objektivierung, sondern sie denen auch das Erinnerungsvermögen über die
Lebensdauer eines Individuums hinaus.
Dies erweitert den Blickwinkel erheblich.
Trotz der subjektiven Wahrnehmung ist es also möglich, zu der objektiven
Erkenntnis zu gelangen, daß der November ungewöhnlich warm ist.
Nun könnte auf meine Frage ein starkpigmentierter Zeitgenosse antworten:
Der November ist arschkalt!
Aufgrund der anderen klimatischen Verhältnisse in seiner Heimat und den dadurch
gemachten Erfahrungen eine verständliche Antwort.
Ist der ungewöhnlich warme November also nur eine subjektive Wahrheit?
Nein, denn Erkenntnisse sind an Zeit und Raum gebunden, abhängig von
Bedingungen.
Muß nun ein Kompromiß gefunden werden (womöglich damit beide recht haben)?
Nein -für mich ist der Kompromiß erkenntnisfeindlich (so wichtig er auch in der
Politik sein mag -da geht es auch nicht um Erkenntnis).
Das ist für mich wesentlich in der Wissenschaft.
Die Philosophie ist für mich besonders:
Sie sucht nicht einfach "nur" nach Antworten Was ist und was war?
(Naturwissenschaft, Geschichte), sondern auch Antworten auf die Frage nach
dem, was sein wird und was sein sollte (als Gesellschaftswissenschaft).
Dabei bedient sie sich der anderen Wissenschaften als Werkzeug,
stellt also gewissermaßen ein verbindendes Element der Wissenschaft
insgesamt dar.
Das macht sie gleichzeitig schwierig und interessant.
Dies ist (wie meist) meine ganz persönliche Ansicht, angeregt durch vorige Beiträge.
Eine professionelle Definition überlasse ich, was womöglich einige überrascht, gern
den Profis.