Das ("Man kann nur Eine(n) lieben.") scheint eine weit verbreitete Meinung zu sein - die Praxis sieht bei nicht wenigen Menschen aber anders aus.
Nur weil du solche Thesen stetig behauptest, steigern diese nicht den Wahrheitsgehalt.
Ich glaube, ich muss da mal ein wenig gerade rücken.
1. Meine Feststellung war keine These, sondern das Ergebnis von Beobachtungen. Eine These dagegen ist "Man kann nur Eine(n) lieben."
2. Es war die Rede vom Können (also der Möglichkeit), nicht vom Wollen. Selbst die meisten Menschen, die polyamor ticken, rennen nicht durch die Gegend, um ständig noch eine weitere Liebe zu finden. Ich kann auch mit einer Liebe ganz gut leben - aber ich kann und will mich nicht darauf beschränken müssen, wenn sich eine weitere Liebe entwickelt. Und noch weniger kann ich es meiner Partnerin untersagen
.
3.
Und es ist ein Unding, diesen Menschen, die daran glauben, mit solchen Thesen etwas Falsches vorzuwerfen!!!
Ich werfe doch monoamor lebenden Menschen nicht vor, falsch zu leben. Ich rege bestenfalls dazu an, die eigene Einstellung zur Ausschließlichkeit der Liebe zu überdenken, wenn denn eine weitere Liebe mit ins Spiel kommt und man geneigt ist oder sich gar genötigt fühlt, eine Entscheidung zu treffen.
Das sollte man übrigens immer vor einer wichtigen Entscheidung machen: möglichst alle Aspekte (selbst-)kritisch hinterfragen.
Ich spreche niemandem seine Liebe ab, der sagt: "Ich will nur Eine(n) lieben." Das ist eine gute und schöne Einstellung, weil auch eine einzige, tiefe Liebe sehr erfüllend und erschöpfend sein kann.
Wenn jemand sagt: "Ich kann dies oder jedes nicht", ohne es je versucht zu haben (und andere können es offenbar), so ist das auch OK. Man muss nicht alles können. Wenn so jemand dann aber vor der Entscheidung steht, es vielleicht tun zu müssen (zum Beispiel eine tiefe, verbindliche Liebe zu zwei Menschen zu leben, um nicht einen von beiden vor den Kopf zu stoßen oder sich selbst eines der schönsten und innigsten Gefühle teilweise zu versagen), so ist es gut zu wissen, dass man es vielleicht auch könnte.
Und wenn man es dann trotzdem nicht
will, so ist es auch OK - man hat ja so entschieden.
4.
Das kommt aber wahrscheinlich nur von denen, die eben nie wirklich lieben wollen, da sie nicht bereit sind, die Verantwortung von Liebe wahrzunehmen .... Sicher ein einseitiger polemischer Vorwurf, aber gemessen an der oben genannten Aussage, nicht minder falsch ...!!!
Dieser Vorwurf ist nun sowas von daneben - nicht nur polemisch. Er ist schon geradezu beleidigend.
Denn die Liebe, die polyamore Menschen leben, ist nicht minder von gegenseitiger Verantwortung, einem einfühlsamen Miteinander und einer tiefen Verbundenheit geprägt - eher im Gegenteil. Denn ohne dies wäre es gar nicht lebbar, in polyamoren Liebesbeziehungen wird im Gegensatz zu nicht wenigen monoamoren Beziehungen wesentlich offener und ehrlicher miteinander umgegangen (nein, keine These - Ergebnis von Beobachtungen, z.B. die vielen Ehepartner (Männer wie Frauen), die eine(n)
heimliche(n) Geliebte(n) haben).
5.
Ich will niemanden missionieren oder irgendeine Form der Liebe schlechtreden. Ich möchte nur, dass jeder Mensch so frei sein sollte, sein Leben selbstbestimmt und frei gestalten zu können. Eine konservativ-moralische Keule in der Form einer völlig irrigen These, man könne nur einen Menschen wirklich und aufrichtig lieben und alles andere wäre keine "wahre Liebe", ist da nicht gerade förderlich
Und um den Bogen zum Thema zu schlagen: Gerade diese Moralkeule scheint es zu sein, die den "Monogamisten" ihre Angst beschert. Die Angst, der Partner könnte eine weitere / andere Liebe finden und sich deshalb trennen (weil: "Es kann nur ...").
Wenn sich der Partner aber in so einer Situation wirklich von einem trennt, dann meist aus einem dieser beiden Gründe (ist eine These - weil mir andere relevante allgemeine Gründe nicht einfallen
):
- die "alte" Liebe war eh schon am bröckeln, die "neue" Liebe hat nur den Anstoß gegeben, dass das morsche Gerüst der Beziehung endgültig zusammenbricht. Und mal ehrlich - eigentlich sollte man in so einer Situation in der Regel dankbar sein, dass das Ende sich nicht noch qualvoll hinzog.
- der Partner glaubt fest an die These, dass man zu einer Zeit auch nur einen Menschen lieben kann - und entscheidet sich. Das ist tragisch, weil er dadurch eine der beiden Lieben aufgibt und zerstört.