Paarberater hat Öffnung angeregt
Seit 33 Jahren lebe ich mit meiner Frau zusammen, 28 Jahre verheiratet.Schon von Anfang an war unser Sex sehr brav und ebenso selten. Trotz extremem Verlangen meinerseits und wirklich vielen und langen geschäftlichen Auslandaufenthalten hatte ich aus moralischen Gründen nie eine Aussenbeziehung.
Seit gut einem Jahr ist mir klar geworden, dass ich dies nicht mehr länger so haben möchte.
Verschiedene Versuche, etwas zu ändern, sind gescheitert. - Unzählige Bücher liegen ungelesen oder zumindest ungenutzt auf dem Nachttisch. Immerhin haben wir in einem Buch über 'Sexuelle Passung' gefühlte tausend Fragen zu sexuellen Interessen beantwortet, um herauszufinden, dass wir eben nicht sehr gut passen. Meine Frau ist sehr gehemmt und kann sich schlecht öffnen. Ihr Appetit war schon immer recht zurückhaltend, die Experimentierfreudigkeit bei -3 von 10 Punkten.
Ich bin seit jeher das pure Gegenteil.
Das habe ich immer von ihr unbemerkt durch reichlich Handwerkskunst kompensiert.
Letzten Herbst hat sie mich einmal (!) zu einem ungünstigen Moment dabei erwischt und war total empört. (Es störte sie eher der Zeitpunkt als die Tatsache, dass ich mir einen runterholte. Das kam/kommt auch immer mal wieder ihrer Anwesenheit vor, wenn sie keine Lust hat.)
In einer allgemeinen WAS-NUN-Krise (3 erwachsene Töchter ausser Haus, etc.) brachte dieses Erlebnis das berühmte Fass zum überlaufen. Man sprach von WG, etc...
Ich konnte sie davon überzeugen, zusammen zu einem Paarberater zu gehen, was sie zunächst vehement verweigerte. Sie stimmte zu, wenn es eine Frau ist. Sie meinte dazu, Frauen seien nicht so hormongesteuert. (Sie hatte noch keinen Einblick in JC.)
Letztlich sassen wir dann doch bei einem Mann, einer Koryphäe. Sie hatte ihn selber ausgewählt, weil wir ihn bereits als Coach kannten, als wir Pflegekinder hatten.
In dem 'Buch der Tausend Frage' beantwortete sie die Frage, ob ein Fremdgehen eine Trennung zur Folge habe, mit einem fetten JA.
Und dann sassen wir beim Berater, und der brachte nach einiger Zeit auch dieses Thema auf den Punkt:
Wenn der sexuelle Appetit so unterschiedlich ist, wie bei uns, dann hat das zur Folge, dass die Frau entweder dauernd durch den Mann bedrängt wird oder dass der Mann sich permanent durch die Frau kastriert fühlt.
Beides ist auch für eine sonst noch so schöne Partnerschaft, wie wir sie bisher übrigens hatten, hoch toxisch.
Seine Empfehlung: Wenn man die Erwartungen (quantitativ und qualitativ) nicht anderweitig zufriedenstellend ausgleichen kann, macht die Öffnung Sinn.
Seine langjährige Erfahrung bestätigt, was in einem anderen Thread hier, den ich gerade nicht mehr finde... auch beschrieben wird: Dass nämlich die Kernbeziehung gewinnt. In dem Thread wurde sogar mehrfach bestätigt, dass das Sexleben der Kernbeziehung meist an qualitativ und quantitativ gewinnt.
Als uns das präsentiert wurde, hatte meine Frau sofort gemerkt, dass mir das Konzept passt und hat sich erstaunlicherweise nicht dagegen geäussert. Zu dem Zeitpunkt waren wir aber noch in einer Probephase, in der wir neben unseren Kommunikations-Skills auch an der Intimität gearbeitet hatten.
Wir sind durch viel Gespräche inzwischen soweit, dass unsere tägliche Beziehung wieder eine gute Qualität erreicht hat.
Im Bett (woanders gibt's bei uns keinen Sex) hat sich aber wenig verändert.
Die Überraschung
Sie hat mir nun kürzlich ans Herz gelegt, dass ich vielleicht doch ins Puff gehen sollte, wie sie es schon mal gesagt hatte. Unser Berater fand das aber damals noch zu früh...
In dem Gespräch vor einigen Tagen meinte sie dann aber noch einmal, dass es vielleicht doch besser wäre, wenn ich mir eine Lösung überlege, damit ich meinen Druck losbekäme, eine Freundin oder so...
Sie nahm also den Vorschlag des Beraters konkret auf. Das Puff ist mir allerdings zu unpersönlich. Mir schwebt wirklich F+ vor und nicht nur ONS oder ähnlich.
Aber sie hat ihr grundsätzliches OK gegeben. (Wieviel sie letztlich davon wissen will und wie wir das gestalten, ist noch offen.)
Nun komme ich - endlich - zu meiner Frage 🙈:
Meine Frau gesteht mir also zu, dass ich auswärts essen gehen darf. Es ist offensichtlich, dass sie dazu weit über ihren Schatten springen muss. Sie macht das mir und unserem entspannteren Zusammenleben zuliebe.
Aufgrund ihrer Hemmungen ist eher nicht zu erwarten, dass sie sich dasselbe Recht auch nehmen wird.
Ist das eine Offene Beziehung?
Was hat das für Konsequenzen auf die Umsetzung?
Was sind Eure Erfahrungen/Empfehlungen?