Die gefühlten Grenzen zur Polyamorie
Mit dem Thema Polyamorie beschäftige ich mich schon recht lange und kam bisher immer zu dem Schluss: Ich bin nicht poly. Trotzdem frage ich mich, wo Polyamorie denn beginnt? So rein gefühlstechnisch.Der Grund dafür, dass ich sage "ich bin nicht poly" ist folgender: Ich bin mir sicher, dass ich für mehrere Menschen gleichzeitig sehr viel fühlen kann, dass ich sogar mehrere Menschen irgendwie lieben kann. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mit zwei Menschen gleichzeitig eine gleichwertige Partnerschaft führen kann. Genau diese gleichwertige Partnerschaft verbinde ich jedoch mit dem Begriff Polyamorie. Und noch viel wichtiger: ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Partner mit jemand anderes eine gleichwertige Beziehung führt.
Ich weiß, dass es auch in der Polyamorie Modelle zur "Beziehungswertung" gibt. Mir geht es hier allerdings nicht um Begriffe und Defitionen, um richtig oder falsch, sondern ausschließlich um die Gefühlsebene. Da ich davon ausgehe, dass die meisten hier in offenen Beziehungen nicht einfach nur den schnellen Sex mit anderen suchen, sondern durchaus auf MEHR Wert legen, z.B. dass eine schöne Freundschaft dabei entsteht, frage ich mich wo bei euch gefühlsmäßig die Grenzen zur Polyamorie liegen? Ist es tatsächlich die Hauptpartnerschaft, die es ausmacht? Oder gibt es hier Menschen, die sich trotzdem als polyamor fühlen, auch wenn sie eine Hauptpartnerschaft mit dem Status "Offene Beziehung" führen?
Ich frage mich auch, woher dieses Bedürfnis nach der Hauptpartnerschaft und der dementsprechenden Partnerschaftsexklusivität überhaupt kommt. In meinem Umfeld habe ich zwei Fälle mitbekommen, wo sich der Mensch außerhalb der Hauptpartnerschaft getrennt hat, weil er für den anderen nicht die Nr. 1 sein konnte. Das war beide Male für alle Beteiligten sehr traurig und man könnte leicht sagen, warum gibt der Mensch das auf was man hat, wenn doch alles schön ist und es "nur" der Status der Nr.1 ist der fehlt? Vom Kopf her würde ich genau SO argumentieren, jedoch sagt mir mein Herz genauso, dass ich für meinen Partner ebenfalls die Nr. 1 sein will. Deshalb versteht mein Herz durchaus, dass es sehr schwer ist die Nr. 2 zu sein.