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Die gefühlten Grenzen zur Polyamorie

*******d133 Frau
751 Beiträge
Themenersteller 
Die gefühlten Grenzen zur Polyamorie
Mit dem Thema Polyamorie beschäftige ich mich schon recht lange und kam bisher immer zu dem Schluss: Ich bin nicht poly. Trotzdem frage ich mich, wo Polyamorie denn beginnt? So rein gefühlstechnisch.

Der Grund dafür, dass ich sage "ich bin nicht poly" ist folgender: Ich bin mir sicher, dass ich für mehrere Menschen gleichzeitig sehr viel fühlen kann, dass ich sogar mehrere Menschen irgendwie lieben kann. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mit zwei Menschen gleichzeitig eine gleichwertige Partnerschaft führen kann. Genau diese gleichwertige Partnerschaft verbinde ich jedoch mit dem Begriff Polyamorie. Und noch viel wichtiger: ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Partner mit jemand anderes eine gleichwertige Beziehung führt.

Ich weiß, dass es auch in der Polyamorie Modelle zur "Beziehungswertung" gibt. Mir geht es hier allerdings nicht um Begriffe und Defitionen, um richtig oder falsch, sondern ausschließlich um die Gefühlsebene. Da ich davon ausgehe, dass die meisten hier in offenen Beziehungen nicht einfach nur den schnellen Sex mit anderen suchen, sondern durchaus auf MEHR Wert legen, z.B. dass eine schöne Freundschaft dabei entsteht, frage ich mich wo bei euch gefühlsmäßig die Grenzen zur Polyamorie liegen? Ist es tatsächlich die Hauptpartnerschaft, die es ausmacht? Oder gibt es hier Menschen, die sich trotzdem als polyamor fühlen, auch wenn sie eine Hauptpartnerschaft mit dem Status "Offene Beziehung" führen?

Ich frage mich auch, woher dieses Bedürfnis nach der Hauptpartnerschaft und der dementsprechenden Partnerschaftsexklusivität überhaupt kommt. In meinem Umfeld habe ich zwei Fälle mitbekommen, wo sich der Mensch außerhalb der Hauptpartnerschaft getrennt hat, weil er für den anderen nicht die Nr. 1 sein konnte. Das war beide Male für alle Beteiligten sehr traurig und man könnte leicht sagen, warum gibt der Mensch das auf was man hat, wenn doch alles schön ist und es "nur" der Status der Nr.1 ist der fehlt? Vom Kopf her würde ich genau SO argumentieren, jedoch sagt mir mein Herz genauso, dass ich für meinen Partner ebenfalls die Nr. 1 sein will. Deshalb versteht mein Herz durchaus, dass es sehr schwer ist die Nr. 2 zu sein.
**********hen_7 Paar
1.124 Beiträge
Und da liegt nach meiner meinung der fehler.
Es gibt kein erster zweiter usw

Es gibt mehrere Menschen zu dehnen man eine Beziehung hat. Ob körperliche oder emotionale ist unerheblich.
Naturlich hat man irgentwo seinen lebensmittelpubkt aber das ist es auch schon.
Wir sind in einer polyamoren Beziehung mit einem anderen Paar und das einzige was uns von einander trennt ist die meldeadresse
********er62 Mann
2.406 Beiträge
nun, ich lebe in einer offenen LAT- (living apart together)-Beziehung und sympathisiere mit Polyamorie.
Für mich ist also durchaus vorstellbar, neben meiner Partnerin auch andere Menschen zu lieben. Ranking spielt dabei für mich keine Rolle, aber was genau heißt, gleichwertige Beziehungen zu führen?
Ich bin der Meinung, jede Person auf eine ganz individuelle Weise lieben zu können, was nicht heißt, mit allen diesen Personen unter einem Dach zu leben oder mit jeder Person gleich viel Zeit zu verbringen. Dies ist m.E. sehr von den individuellen Rahmenbedingungen abhängig und es geht dabei m.E. nicht um die Frage, wen ich "mehr" oder "weniger" liebe... ich liebe nur: anders.
*******d133 Frau
751 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ********er62:
Für mich ist also durchaus vorstellbar, neben meiner Partnerin auch andere Menschen zu lieben. Ranking spielt dabei für mich keine Rolle, aber was genau heißt, gleichwertige Beziehungen zu führen?
Ich bin der Meinung, jede Person auf eine ganz individuelle Weise lieben zu können, was nicht heißt, mit allen diesen Personen unter einem Dach zu leben oder mit jeder Person gleich viel Zeit zu verbringen. Dies ist m.E. sehr von den individuellen Rahmenbedingungen abhängig und es geht dabei m.E. nicht um die Frage, wen ich "mehr" oder "weniger" liebe... ich liebe nur: anders.

Das ist sehr schön beschrieben mit der Individualität. Die Liebe zu anderen (bei mir und meinem Partner) kann ich mir ebenfalls sehr gut vorstellen. Allerdings kann ich mir nicht mit jedem Menschen vorstellen ein gemeinsames Leben aufzubauen. Man liebt eben anders, das empfinde ich auch so. Jedoch komme ich immer wieder gedanklich dabei auf den einen zentralen Punkt im Leben zurück. Weshalb ich mich frage, wo die Polyamorie beginnt?
********er62 Mann
2.406 Beiträge
da gibt es verschiedene Meinungen.
die einen meinen, es beginnt mit dem Fühlen. Wenn du fähig bist, mehrere zu lieben (und es auch niemandem gegenüber zu verheimlichen)... und dies auch dem anderen zuzugestehen, bist du poly.
andere meinen, poly bist du, wenn du tatsächlich mehrere offen liebst.
Insofern wärst du schon poly.
*******d133 Frau
751 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von **********chen7:
Und da liegt nach meiner meinung der fehler.
Es gibt kein erster zweiter usw

Das ist toll, dass es bei euch so ist. Mir geht es jedoch nicht darum, wie es ist, wenn keine Wertigkeit mehr herrscht, sondern genau um die Grenzen, wenn eben diese Wertigkeit existiert.

Als Fehler würde ich das nicht bezeichnen, ich bin ganz zufrieden damit, wie es ist. Und ich möchte das auch nicht unbedingt ändern. Ich setze mich nur sehr gerne mit mir und meinen Gefühlen auseinander und deshalb habe ich diesen Thread eröffnet, um über diese Grenzbereiche zu diskutieren. Nicht darum wie etwas sein soll, oder nicht sein soll.

Ich freue mich aber dennoch sehr über Meinungen klar polyamorer Beziehungen, weil sie eben genau das beschreiben, was ich (zurzeit) nicht kann/möchte.
********er62 Mann
2.406 Beiträge
die Grenzen kannst du nur im Ergebnis von Gesprächen mit den betroffenen Partner stecken und daraus ergibt sich dann natürlich die Machbarkeit. Mir ist durchaus bewusst, dass es Rankings in polyamoren Netzwerken existieren (man spricht da von primary, secondary etc.), was sich vermutlich daraus ergibt, wie eng man mit den jeweiligen Partnern zusammenlebt. So halte ich es durchaus für denkbar, dass ein Paar zusammenlebt, die dritte Person aber an einem anderen Ort lebt und dann auch nicht täglich präsent ist.
*******d133 Frau
751 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ********er62:
da gibt es verschiedene Meinungen.
Ja, das ist mir auch schon aufgefallen *lach*

die einen meinen, es beginnt mit dem Fühlen. Wenn du fähig bist, mehrere zu lieben (und es auch niemandem gegenüber zu verheimlichen)... und dies auch dem anderen zuzugestehen, bist du poly.

Demnach wäre ich schon poly, das stimmt. Ich finde gerade auch den Teil "es dem anderen zuzugestehen" sehr wichtig. Selbst mehrere zu Lieben ist mitunter einfach. Wenn man zulassen kann, dass der Partner jemand anderen liebt, dann ist das Polymodell irgendwie komplett.
*********79_71 Paar
3.372 Beiträge
Sie von Sinister schreibt..

Es ist nicht einfach zu sagen wo Polyamorie beginnt. Mit Liebe entsteht natürlich auch Eifersucht. Keine Beziehung kann behaupten komplett eifersuchtsfrei zu sein. Liebe empfinden ist der Kern für Polyamorie. Allerdings empfindet nicht jeder gleich Liebe. Zumindest mein Empfinden.

Das Problem ist meistens, wenn der eine liebt, aber der andere nicht oder ganz anders..eher freundschaftlich. Ein Ungleichgewicht entsteht. Der eine möchte Nummer 1 sein, ist es aber nicht. Es wird zu viel investiert, aber der Gegenüber ist dafür nicht bereit. Einseitige Polyamorie würde ich es aus meiner Sicht benennen.

Wo beginnt Polyamorie?
Wenn zumindest eine Person für mehrere Personen Liebe empfindet.

Ob alle gleichwertig sind?
Denke ich nicht. Nur wenn eine Person schon das Gefühl hatte Nummer 1 zu sein, dann ist es für diese Person eine herbe Enttäuschung, wenn sie es dann nicht mehr ist. Aber die Hintergründe sind natürlich sehr individuell. Aber es kann durchaus eine Hauptbeziehung geben und alle anderen Verbindungen sind zwar gleichwertig was die Emotionen angeht, aber in manchen Punkten eben nicht. Was natürlich zur Verschiebungen und Konflikten führen kann.

Eigentlich zu kompliziert... selbst in einer offenen Beziehung.
*********79_71 Paar
3.372 Beiträge
Zitat von *******d133:
Ich finde gerade auch den Teil "es dem anderen zuzugestehen" sehr wichtig.

Natürlich, aber man kann seine Gefühle nicht wirklich steuern. Aber es gibt Menschen, denen gestehe ich zu und es gibt welche da bin ich absolut dagegen, für meinen Partner. Und leider kann ich es nur emotional begründen.
********er62 Mann
2.406 Beiträge
kommt es wirklich darauf an, die Nummer 1 zu sein? Meines Erachtens ist dies bereits ein Besitzanspruch und kontraproduktiv in einem polyamoren Netzwerk. Deshalb stellt sich für mich auch die Frage des Ungleichgewichts nicht. Worin sollte dieses bestehen?
*******d133 Frau
751 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********79_71:
Sie von Sinister schreibt..

Das Problem ist meistens, wenn der eine liebt, aber der andere nicht oder ganz anders..eher freundschaftlich. Ein Ungleichgewicht entsteht. Der eine möchte Nummer 1 sein, ist es aber nicht. Es wird zu viel investiert, aber der Gegenüber ist dafür nicht bereit. Einseitige Polyamorie würde ich es aus meiner Sicht benennen.

Das ist in erster Linie eine ziemlich bescheidene Situation, ist aber eher unabhängig vom Thema poly. Unglücklich verliebt sein, ist immer doof und kann auch ohne poly passieren. Aber rührt dieses unglückliche verliebtsein nicht auch aus genau dem Thema der Wertung? Weil die Liebe nicht in dem Maß erwidert wird?
Als ich noch Single war, konnte ich sehr gut tiefe Gefühle für andere Menschen zulassen und ich konnte auch sehr gut damit leben, wenn sie nicht erwidert wurden. Ich habe einfach meine Gefühle genossen. Jetzt ist die Situation auf einmal, dass ich unbedingt möchte, dass meine Gefühle auch erwidert werden...
*******d133 Frau
751 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ********er62:
kommt es wirklich darauf an, die Nummer 1 zu sein? Meines Erachtens ist dies bereits ein Besitzanspruch und kontraproduktiv in einem polyamoren Netzwerk. Deshalb stellt sich für mich auch die Frage des Ungleichgewichts nicht. Worin sollte dieses bestehen?

Ja, es ist irgendwie ein Besitzanspruch. Aber da ich nicht poly bin, kann ich damit leben *zwinker*

Wie gesagt: Es geht nicht um die Frage "Wie werde ich poly und was muss ich dafür ändern" oder so ähnlich. Ich möchte wissen, ob sich Menschen als poly fühlen, die in einer Hauptbeziehung leben und trotzdem Gefühle für andere haben *g*
****to Mann
216 Beiträge
Ich lebe in einer wunderbaren Beziehung.

Und ja ich habe innige Gefühle zu anderen, als Poly fühle ich mich dadurch nicht.
********er62 Mann
2.406 Beiträge
ja, das denke ich schon.... und weit darüber hinaus wird der Begriff "polyamor" sehr inflationär gebraucht und zum Verdruss der Hardcore-Polyamoristen auch in einem Sinne, der diesen suspekt ist.
Hin und wieder bezeichnet sich jemand als poly, der einfach nur promisk ist (also mit vielen Partnern Sex hat), denen er aber nicht wirklich Gefühle der Liebe entgegen bringt, darüber hinaus in einer Hauptbeziehung lebt und diese gar nichts von seinen "polyamoren" Aktivitäten weiß.

Ich fühle mich z.B. auch als poly, da ich neben meiner "Hauptbeziehung" noch eine andere Frau liebe, zu der ich leider in den letzten Jahren immer mehr den Kontakt verloren habe... ich liebe sie trotzdem immer noch.
****ZH Frau
3.273 Beiträge
Spannendes Thema, danke!
****_88 Mann
84 Beiträge
Zitat von *******d133:
Die gefühlten Grenzen zur Polyamorie
Mit dem Thema Polyamorie beschäftige ich mich schon recht lange und kam bisher immer zu dem Schluss: Ich bin nicht poly. Trotzdem frage ich mich, wo Polyamorie denn beginnt? So rein gefühlstechnisch.

Der Grund dafür, dass ich sage "ich bin nicht poly" ist folgender: Ich bin mir sicher, dass ich für mehrere Menschen gleichzeitig sehr viel fühlen kann, dass ich sogar mehrere Menschen irgendwie lieben kann. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mit zwei Menschen gleichzeitig eine gleichwertige Partnerschaft führen kann. Genau diese gleichwertige Partnerschaft verbinde ich jedoch mit dem Begriff Polyamorie. Und noch viel wichtiger: ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Partner mit jemand anderes eine gleichwertige Beziehung führt.

Ich weiß, dass es auch in der Polyamorie Modelle zur "Beziehungswertung" gibt. Mir geht es hier allerdings nicht um Begriffe und Defitionen, um richtig oder falsch, sondern ausschließlich um die Gefühlsebene. Da ich davon ausgehe, dass die meisten hier in offenen Beziehungen nicht einfach nur den schnellen Sex mit anderen suchen, sondern durchaus auf MEHR Wert legen, z.B. dass eine schöne Freundschaft dabei entsteht, frage ich mich wo bei euch gefühlsmäßig die Grenzen zur Polyamorie liegen? Ist es tatsächlich die Hauptpartnerschaft, die es ausmacht? Oder gibt es hier Menschen, die sich trotzdem als polyamor fühlen, auch wenn sie eine Hauptpartnerschaft mit dem Status "Offene Beziehung" führen?

Ich frage mich auch, woher dieses Bedürfnis nach der Hauptpartnerschaft und der dementsprechenden Partnerschaftsexklusivität überhaupt kommt. In meinem Umfeld habe ich zwei Fälle mitbekommen, wo sich der Mensch außerhalb der Hauptpartnerschaft getrennt hat, weil er für den anderen nicht die Nr. 1 sein konnte. Das war beide Male für alle Beteiligten sehr traurig und man könnte leicht sagen, warum gibt der Mensch das auf was man hat, wenn doch alles schön ist und es "nur" der Status der Nr.1 ist der fehlt? Vom Kopf her würde ich genau SO argumentieren, jedoch sagt mir mein Herz genauso, dass ich für meinen Partner ebenfalls die Nr. 1 sein will. Deshalb versteht mein Herz durchaus, dass es sehr schwer ist die Nr. 2 zu sein.

Schön beschrieben, danke dafür! 😘
Für mich geht es nicht nur um Gefühle. Sondern auch um Verantwortung.

Polyamor ( fähig Liebe für mehrere Menschen zu empfinden) sind wir meine Meinung nach, alle. Denn das Herz ist nicht wie ein Stück Kuchen den man teilen muss, sondern ehe wie ein Baum, der wächst mit jedem Menschen den man liebt.
Aber in einer Polyamorie zu leben, ist etwas anderes und nicht für jeden. Es fordert von ALLE Beteiligten große Verantwortungsbewusstsein für sich und für anderen. Es ist organisationell, logistik, finanziell eine andere Hausnummer. Wenn ich sage ich bin in einer Liebe/erotischen Beziehung, dann habe ich nicht nur Gefühle, sondern bin auch bereit für diese Mensch zu sorgen auf alle ebene und zwar langfristig.

Ich bin in einer festen Beziehung, die sich gerade vielleicht zu einer Polyamorie entwickeln wird. Das ist unsere aktuellen Reflektion Stand... to be continued...;-)
Zitat von *******d133:
Zitat von *********79_71:
Sie von Sinister schreibt..

Das Problem ist meistens, wenn der eine liebt, aber der andere nicht oder ganz anders..eher freundschaftlich. Ein Ungleichgewicht entsteht. Der eine möchte Nummer 1 sein, ist es aber nicht. Es wird zu viel investiert, aber der Gegenüber ist dafür nicht bereit. Einseitige Polyamorie würde ich es aus meiner Sicht benennen.

Das ist in erster Linie eine ziemlich bescheidene Situation, ist aber eher unabhängig vom Thema poly. Unglücklich verliebt sein, ist immer doof und kann auch ohne poly passieren. Aber rührt dieses unglückliche verliebtsein nicht auch aus genau dem Thema der Wertung? Weil die Liebe nicht in dem Maß erwidert wird?
Als ich noch Single war, konnte ich sehr gut tiefe Gefühle für andere Menschen zulassen und ich konnte auch sehr gut damit leben, wenn sie nicht erwidert wurden. Ich habe einfach meine Gefühle genossen. Jetzt ist die Situation auf einmal, dass ich unbedingt möchte, dass meine Gefühle auch erwidert werden...

Unabhängig von irgendwelchen Gefühlen kann es gemeinsame Projekte geben (Kinder, Haus ...) oder einfach Erwartungen anderer (Familie, Freunde, Finanzamt), welche eine engere Beziehung zwischen nur zwei befördern oder nahe legen. Auch der erreichte Status der aktuellen Beziehung kann ein Grund sein, nicht - scheinbar - rückwärts zu gehen beim Beziehungsaufbau und dem derzeitigen 'Hauptpartner' den Status als 'Haupt' wieder zu entziehen.

Aber es ist mMn die Frage, ob es tatsächlich ein aufwärts oder abwärts bei der Beziehungsentwicklung gibt oder eher ein Weiterentwickeln und ob es sinnvoll ist, einen Status (er)halten oder auch nur erreichen zu wollen, wo Offenheit für die Beziehung bereichernde und belebende Impulse und lebendige Veränderung nötig sind? Ganz einfach, weil Menschen sich verändern, wenn sie sich weiter entwickeln und diese Veränderungen dementsprechend Veränderungen in der Beziehung erfordern bzw. Veränderungen in der Beziehung Veränderungen der darin verwobenen Menschen anstoßen.
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Vielen Dank für dieses Thema! Ich habe in letzter Zeit sehr viel über genau diese Dinge nachgedacht. *g*

LG
Poly_Cyan
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Zitat von *******d133:
Und noch viel wichtiger: ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Partner mit jemand anderes eine gleichwertige Beziehung führt.

  • Wie definierst du "gleichwertig"?
  • Welche Exklusivitäten sind dir wichtig, damit sich die andere Beziehung nicht gleichwertig anfühlt?

*****uja Frau
2.471 Beiträge
Ich gehöre auch zu denen, die erleben, dass ich mich immer mal wieder verlieben kann. Aber ich bin verheiratet, seit über 35 Jahren lebe ich mit diesem Mann, habe Kinder und lebe ein äußerlich "klassisches Familienleben" - allerdings haben wir eine sexuell offene Beziehung. Mir selbst liegt schon daran, dann auch eine emotionale Beziehung mit den "Außenmännern" zu entwickeln. Mein Mann hat kein Bedürfnis nach weiteren Lieben. Und er kann auch nicht gut ertragen, wenn ich eine sehr nahe intensive Beziehung zu einem anderen Mann habe (einmal hat sich eine Außenbeziehung in dieser Richtung entwickelt.) Diese Beziehung mit meinem Mann hat für mich absolute Priorität, daher lebe ich meine zusätzlichen Liebesgefühle nur sehr begrenzt aus. Zu dieser Begrenztheit gehört auch, dass ich eben nicht absolut offen mitteile, was in mir vor sich geht. Daher entspreche ich nicht so recht dem, wie ich es hier in der Gruppe "gelernt" habe, und auch ich selbst als optimal ansehen würde. Ich weiß auch nicht, ob ich völlig so leben könnte, wie ich selbst mir Polyamorie als Ideal vorstelle. Diese Absolutheit... ist mir in gewisser Weise zu anstrengend und kompliziert.
Ich gebe zu, ich habe mich in meiner "Nische" ganz gut eingerichtet und so lebe ich.

Auf die Frage der TE liege ich quasi auf der anderen Seite der Polyamorie-Grenzen - aber eben auch nicht auf der absoluten Monoamorischen Seite.
Zitat von *****uja:
Ich gehöre auch zu denen, die erleben, dass ich mich immer mal wieder verlieben kann. Aber ich bin verheiratet, seit über 35 Jahren lebe ich mit diesem Mann, .... Und er kann auch nicht gut ertragen, wenn ich eine sehr nahe intensive Beziehung zu einem anderen Mann habe (einmal hat sich eine Außenbeziehung in dieser Richtung entwickelt.) Diese Beziehung mit meinem Mann hat für mich absolute Priorität, daher lebe ich meine zusätzlichen Liebesgefühle nur sehr begrenzt aus. Zu dieser Begrenztheit gehört auch, dass ich eben nicht absolut offen mitteile, was in mir vor sich geht. Daher entspreche ich nicht so recht dem, wie ich es hier in der Gruppe "gelernt" habe, und auch ich selbst als optimal ansehen würde. ....
Ich gebe zu, ich habe mich in meiner "Nische" ganz gut eingerichtet und so lebe ich.

Auf die Frage der TE liege ich quasi auf der anderen Seite der Polyamorie-Grenzen - aber eben auch nicht auf der absoluten Monoamorischen Seite.

Ob es immer eine 'Reinkultur' geben kann, bezweifle ich. Das Leben ist bunt. Es lässt sich ja auch nicht in eine Monogamie-Schablone für alle Menschen pressen.

Es gilt mMn nicht nur:

"Der Geist weht, wo er will!"

sondern auch:

"Die Liebe wirkt, wo sie will!"
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Zitat von ****_88:
warum gibt der Mensch das auf was man hat, wenn doch alles schön ist und es "nur" der Status der Nr.1 ist der fehlt? Vom Kopf her würde ich genau SO argumentieren, jedoch sagt mir mein Herz genauso, dass ich für meinen Partner ebenfalls die Nr. 1 sein will. Deshalb versteht mein Herz durchaus, dass es sehr schwer ist die Nr. 2 zu sein.

In der Polygruppe hab ich gelesen, dass manchmal gar kein Ranking gemacht wird. Diese Sorte von Polys denken und fühlen nicht in Nr.1 und Nr.2 sondern sie machen gar keine Reihenfolge. Wie soll ich es beschreiben... *nachdenk*....Für sie ist es vielleicht ähnlich wie die Frage, ob für sie Essen wichtiger ist als Schlafen.

Sie sehen schon Unterschiede. Mit dem einen Partner haben sie zum Beispiel Haus und Kinder und 20 Jahre Ehe, und das ist was sehr erfüllendes und exklusives. Mit dem anderen Partner verbindet sie wieder etwas ganz Anderes, aber vielleicht genauso Wichtiges und vielleicht auch wieder exklusives. Eine tiefe BDSM-Beziehung oder was weiss ich. Oder sie lieben die zweite Person ganz einfach, weil sie der Mensch ist, der sie ist.

Zudem scheinen sich viele Polys bewußt zu sein, dass ihre Beziehungen selten gleich wichtig sind. In der Verliebtheitsphase liegt der Fokus zum Beispiel oft auf der neuen Liebe. Oder die eine Person braucht grad mehr, also kriegt sie vorübergehend
mehr. Oder einer der Partner lebt weit entfernt und deswegen sieht man ihn seltener als den Anderen.

Diese Polys machen also kein Ranking, weil sie finden, dass ihre Beziehungen gar nicht untereinander vergleichbar sind und weil die Wichtigkeit ihrer Partner sowieso von unzähligen, ständig wechselnden Faktoren abhängt und daher immer im Fluss ist.

Dann gibts noch ganz andere Arten von Polys, die z.B. in Haupt- und Nebenbeziehung unterteilen.

Unterm Strich gibt es so viele Formen von Polyamorie, wie es Polys gibt. Jeder richtet es sich so ein, wie es für ihn stimmt.
Ich bin da ganz bei meinen Vorschreibern. *g*

Nachtrag: Für mich persönlich ist es wichtig, dass ich AUCH wichtig bin, insgesamt. Ich muss nicht Nr. 1 sein aber will auch nicht das Gefühl haben, nur die Krümel zu kriegen, die jemand anders übrig läßt.
****to Mann
216 Beiträge
Ich bezeichne mich genau deshalb nicht als Poly, WEIL ich Unterschiede mache.
Meine Partnerin ist mir die wichtigste Person, selbst wenn ich auch Gefühle für eine andere habe.
Poly empfindet und bezeichnet offensichtlich jeder anders.
In meiner Vorstellung zum Begriff Poly haben alle im Polykül den selben Status und es gibt keine unterschiedlichen Gewichtigkeiten zwischen den Partnern.

Aber das ist nur meine Sicht.
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