Welche Möglichkeiten haben wir eigentlich?
Vorweg eben die etwas verwunderte Frage: Verstehe ich es richtig, dass "offene Beziehung" ausschließlich in Sachen Sex als "offen" ausgelegt wird? Dann bin ich hier möglicherweise falsch.Ich bin in meiner Beziehung teils ziemlich unglücklich. Und das färbt auch immer mehr auf meine Freundin ab. Zwar bin ich wie vor Jahr und Tag ihr "ein und alles" und ein Wort von mir genügt um ihre Augen leuchten und sie die ganze Welt um sich vergessen zu lassen. Natürlich ist das schön, nicht etwas fürs Ego, sondern ... schwer zu beschreiben, das sind dann einfach unheimlich tiefe, liebevolle Momente. (auf ein "zwar" folgt ein) ABER meine "unzufriedene" (nicht-aggressive, sondern in mich hineinkehrende) Stimmung zieht sie mit runter.
So, das Problem besteht nun darin, dass ich meine, in der Beziehung nicht auf meine Kosten zu kommen, und das bezieht sich nur zu 50% auf Sex. Unser Sex ist eigentlich gut, nicht bombastisch, aber gut. Sie sieht aber, wie ich darunter leide, dass ich mich nach Dingen sehne, die sie mir nicht geben kann. Das ist erst mal mein Problem, wird in einer Beziehung aber ein Problem für beide. Es hat ewig gedauert, bis ich das ihr gegenüber irgendwie in Worte fassen konnte... ich bin selbst so ein Sensibelchen, sie auch... und sie reagierte genau so, wie ich es erwartet hatte: Ratlos. Ja, wie auch sonst?
Ich brachte ihr extrem schonend (und nicht direkt in den folgenden Worten) bei, dass wir im Alltag immer wieder schnell an Grenzen stoßen, wo wir nicht auf einer Augenhöhe sind. Ich bin mit der (eigentlich sehr nützlichen) Gabe gesegnet, auf einem relativ breiten Gebiet schnell Dinge zu verstehen, im Kleinen wie im Großen. Normalerweise gehe ich damit nicht hausieren, verhalte mich sozial und setze überschüssige Energien schon zeitlebens hilfsbereit ein, um "schwächeren" zu helfen. Hier jedoch "muss" ich das Thema jetzt ansprechen, weil meine "Intelligenz" mir hier indirekt zum Problem wird, wenn man von seiner Partnerin ein gedankliches Austauschtempo erwartet, welches statistisch keine 2% erfüllen können.
Die einfache Frage bis zu diesem Punkte wäre:
Ja, warum ziehst du dann keinen Schlussstrich und suchst dir ne andere.
Die Antwort ist so banal wie gefährlich:
Wir haben uns wirklich sehr lieb, und es existiert sogar eine gegenseitige Abhängigkeit voneinander. Wir brauchen einander bei ganz konkreten aber auch allgemeinen emotionalen Dingen. Wir kennen eben (nach nun 6 Jahren Beziehung) sehr, sehr private Dinge voneinander und haben dafür gegenseitig ein sehr seltenes Verständnis und geben uns gegenseitig so viel Geborgenheit, wie man es selten findet.
Ich könnte es mir ohne sie auch gar nicht vorstellen. Jedoch ist sie immer "wie eine kleine Schwester" für mich. In irgendwie allen Bereichen "weiß" ich einfach mehr als sie oder verstehe schneller und immer bin ich derjenige, der dann helfen oder sagen muss, wo's lang geht. Für mich wird das irgendwann "langweilig" und für sie ist es sicher auch nicht schön.
Wir hatten uns vor einem Jahr mal probehalber getrennt, sind aber befreundet geblieben - weil wir eben beste Freunde und uns einander so wichtig sind... Da sie von ihrer Seite ein großes Bedürfnis nach körperlicher Nähe hat, und es ihr das Herz zerriss, dass ich mich mit Zärtlichkeiten nun etwas zurückhielt... gab es irgendwann wieder "mehr"... gab es irgendwann wieder Sex... nachdem ich mich erst geweigert hatte (obwohl unser Sex ja gut war), weil ich das in der neuen Situation einfach nicht gut fand.
Da wir beide aber sowieso durch fast jedes gesellschaftliche Raster fallen, überredete sie mich, dass das doch "nur Sex" sei... das ging irgendwie 2, 3 wochen gut... aber irgendwann waren wir dann doch wieder "zusammen".
Vor einigen Wochen hatten wir dann zum x-ten Mal eine offene ruhige aussprache darüber, die uns natürlich jedes mal ziemlich an die Nieren geht... und hatten uns jetzt mal auf "offene Beziehung" geeinigt. Wohlgemerkt, stets mit meiner Unzufriedenheit als Auslöser. Ich möchte ihr 100% dieselben Freiheiten geben, sich auch mit anderen Männern zu vergnügen, aber ich könnte sie nichtmals dazu "ermutigen". Sie hat dieses Bedürfnis einfach überhaupt gar nicht.... Gaaaaanz evtl. MMF, aber nie ohne mich, und wirklich nur 100% auf Sex bezogen.
So, und das liegt bei mir eben anders. Ich hab sexuelle Bedürfnisse, die in meiner Beziehung nicht ganz erfüllt sind und ich hab alltägliche/platonische Bedürfnisse, die mir noch viel, viel mehr fehlen als das Sexuelle.
Welche Optionen hat man denn da?