@zement (Nickname ähnlich)
Das Raucherverhalten gegenüber Dritten ist wohl auch eine Frage der Erziehung, des Charakters und der Sozialkompetenz.
Dem ist nicht zuzustimmen, das würde Raucherverhalten individualisieren. In Wirklichkeit ist es aber ein Ausfluss gesellschaftlicher Normen und gesellschaftlicher Praxis.
Rauchen genoss lange Zeit den Status, Zeichen gehobener Lebensart zu sein. Rauchen wurde als sozial distinguierend gekennzeichnet und in der Werbung und den Medien entprechend thematisiert. Rauchen als Zeichen verfeinerten Lebensgenusses. Diesem Selbstbild hängen die meisten Raucher auch heute noch an. Und selbst im Joy finden sich Relikte dieses Images. Im Joy-Profil-Klischee-Generator werden solche Formulierungen angeboten: "Auf eine gute Zigarette möchte ich nicht verzichten".
Nichtraucher wurden als Spießer, kleinbürgerlich und genussfeindlich gebrandmarkt. Und wer Rauchern das Rauchen untersagen wollte, als spießig und intolerant eingestuft. Es galt als unfein, sich über Raucher zu beschweren, als gesellschaftlicher Faux-pas, wenn man sich gewehrt hat. Und Nichtaucher, die schweigende 3/4-Mehrheit hat sich unterdrücken lassen.
Es war selbstverständlich, dass in Lokalen, am gleichen Tisch, bei gesellschaftlichen Anlässen nicht nur im Familienkreise, geraucht wurde. Aschenbecher gehörten selbstverständlich zur Tischausstattung, teilweise wurden auch Streichhölzer und Feuerzeuge bereitgelegt. Raucher mussten nie fragen, sondern haben sich so selbstverständlich eine Zigarette angezündet, wie sie sich eine Serviette umgebunden haben. Nichtraucher wurden bespöttelt und zum Rauchen animiert. Wenn Raucher schon mal gefragt haben, ob es stört, dann haben sie selbstverständlich ein "Nein, das stört mich nicht" erwartet. Zu sagen "Ja, es stört mich, bitte unterlassen Sie es", wäre als grobe Ungezogenheit getadelt worden. Wehe, der Nichtraucher, der sich das unterstanden hätte.
Diese pervertierte Norm, die die Körperverletzung in den Stand des Normalen und das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht nicht belästigt zu werden zum Anormalen erhebt, haben viele Raucher auch heute noch verinnerlicht. Und verhalten sich dementsprechend.
Und der heute Stand des Nichtraucherschutzes ist nur ein Scheinschutz. Rauch hält sich nicht an Sitte und Anstand und respektiert keine Grenzen. Wo geraucht wird, werden immer Nichtraucher belästigt. Deshalb können wir Dir in dem Punkt nur zustimmen:
Und kurz meine Meinung in diesem Zusammenhang: das Rauchen sollte generell verboten oder durch geeignete Maßnahmen unterbunden werden.
Nur ein generelles Rauchverbot sorgt für ein Mindestmaß an Nichtraucherschutz. Rauchen kann nicht "toleriert" werden, weil Rauchen ein Akt der Intoleranz an sich ist. Null Toleranz für Intoleranz.
Bis dahin ist natürlich noch ein weiter Weg. Raucher werden nicht freiwillig klein beigeben, sondern weiterhin versuchen, ihren Willen der Mehrheit aufzuzwingen. Und Nichtraucher beschimpfen und diffamieren. Das muss man halt aushalten. In New York ist man da ja schon weiter und diskutiert derzeit ein generelles Rauchverbot in der Öffentlichkeit. Bis das bei uns soweit ist, werden sicher noch Jahrzehnte vergehen.