Liebe Marlis,
bei Deinen Worten: "Da ist sie wieder diese heimliche Sehnsucht nach der Kinderzeit..." ist mir gerade klar geworden, warum ich mit dem Weihnachtsfest nichts mehr anfangen kann.
Als Kind habe ich wirklich herrliche Advents- und Weihnachtstage in Erinnerung. Wir haben um Nüsse gespielt, der Duft von Tanne und Obstschalen auf dem Ofen hab ich heute noch in der Nase. Durch die Tatsache, daß meine Mutter Konditorin war, war dies eine Zeit, die ihr sehr viel abverlangte, weil sie auch wirklich alles selbst gemacht hat. Da war es eine Ehre, wenn wir Kinder (mehr ich wie meine ältere Schwester) Mandel pulen und sonst auch bei den Vorbereitungen helfen durften. Meine Mutter hat riesige Stollen nach verschiedenen Rezepten gefertigt und dabei alle Wünsche der ganzen Familie berücksichtigt. Sie machte Pralinen und Gebäck in allen möglichen Varianten, da läuft mir heute noch das Wasser im Mund zusammen.
Mein Vater hat uns wunderschöne Möbel für die Puppenstube gebaut, einen Kaufmannsladen. Meine Mutter hat die Räume des Puppenhauses tapeziert und da fehlte nichts, Gardinen, Teppiche, alles in winzig klein war vorhanden. Die Kleider für die Puppen waren mit Spitze aufgemotzt. Noch heute bin ich tief traurig, daß es dieses Haus nicht mehr gibt....
Was machte also den Unterschied zu den Festen als Erwachsene?
Damals standen die Kinder im Vordergrund und es wurde wirklich Monate vorher schon mit Basteln begonnen. Selbst wenn das Geld knapp war, wurden doch die meisten Wünsche versucht irgendwie zu erfüllen und meine Eltern haben das wirklich immer geschafft.
Doch dann hatte ich selbst Kinder und gleich drei. Meine Schwester hatte nur eine Tochter und trotzdem riß sie die Feierlichkeiten an sich.
Alles mußte bei ihr statt finden. Den Streß hatte ich schon dadurch, daß ich ja immer anreisen mußte, mit Sack und Pack und den Kindern, die sich genauso das Fest so gewünscht haben, wie ich damals als Kind. Da waren auf einmal nicht mehr die Kinder der Mittelpunkt, sondern man saß stundenlang beim Fondue, ein Essen, daß nun auch nicht für Kinder gedacht ist......
Die natürlich viel lieber ihre Geschenke ausgepackt und damit gespielt hätten, aber bei der offenen Bauweise bei meiner Schwester mußte man immer die Gefahrenquellen im Auge haben, die ungesicherte Treppe nur mit Seil statt mit Geländer, das Wohnzimmer was auf einer Art Podest 30 cm zum Eßzimmer abfiel.
Das sorgte auch nicht für ein geselliges Zusammensitzen. Immer mußte man schauen, daß kein Kind die Kurve nicht schaffte und in das tiefere Eßzimmer fiel.
Alle meine Bedenken, späterer Unwille, halfen nichts. Erst als ich meine Verweigerung kund tat und mit meiner Familie in Urlaub gefahren bin, brachte dies meine Mutter zum Nachdenken.
Dies war wohl der Ursprung für die Tatsache, daß ich dem Fest nichts mehr abgewinnen kann, selbst jetzt nicht, wo meine Kinder erwachsen sind.
Früher war Weihnachten in erster Linie ein Fest für die Kinder und die Erwachsenen haben das auch bewußt so angelegt. Heute ist es nur noch Streß und Angeberei, wer wo am meisten hat und schenkt.
Gestern war ein so herrlicher Heiligabend, denn er war von morgens bis spät in die Nacht ohne jeglichen Streß, harmonisch und liebevoll.
Und auch die nächsten Tage werden so, wie ich hoffe und wozu ich auch alles tun werden.
Mögen alle User und Userinnen solche Tage erleben.
Liebe Grüße
Rene mit Lars an ihrer Seite